Unterforderung im Kindergarten?

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Hallo Angsthase,

ich bin überzeugt davon, dass ihr ihm damit keinen Gefallen tut! Wann wird er denn fünf? Das würde für ihn ja dann bedeuten, dass er nächsten September in die Schule kommt oder? Habt ihr mit den Erziehern in seinem Kindergarten darüber schon einmal gesprochen? Ich bin selbst Erzieherin und arbeite in einem großen Kinderhaus. Ich hatte schon einige Kinder, bei denen der Fall ähnlich war. Sie langweilen sich im Kindergarten, sind interessiert an Buchstaben, Wörtern, Zahlen, Rechnen und wollen ständig etwas Neues lernen. Dafür sind sie oft in einem anderen Bereich (sozial, motorisch, emotional, ...) noch nicht so weit. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder, wenn man ihnen die Zeit gibt, noch einen wahnsinnigen Sprung in ihrer Entwicklung machen. Aber dafür benötigen sie dieses eine Jahr, wenn auch zum "Langweilen"... Richtig langweilen wird er sich mit Sicherheit nicht, denn es wird immer etwas geben, das ihn fesselt, fasziniert und zum Spielen anregt. Er sucht sich das, was er gerade für seine Entwicklung braucht.

Ich verfolge deine Fragen schon länger und weiß deshalb auch, dass der Junge aus etwas schwierigen Verhältnissen zu euch gekommen ist. Ich denke, ihr solltet ihm noch die Zeit geben, bei euch anzukommen, sowie feste Freundschaften zu entwickeln und ihn noch ein Jahr Kind sein lassen, ihn spielen lassen und ihm auch mal langweilig werden lassen. Aus Langeweile entwickelt man Ideen! Klar ist er, wenn er in die Schule geht, auch noch ein Kind, aber spielen kann er in der Schule nicht mehr so viel.

Bei meinem Bruder hatten wir ein ähnliches Problem. Er ist im November geboren und wir haben auch lange überlegt, ob wir ihn mit fünf Jahren einschulen lassen und er dann im November sieben wird. Letztendlich wollten wir nicht, dass unser Sonnenschein der "Kleinste" in der Klasse ist und ihn vor allen Dingen noch ein Jahr Kind sein lassen. Ohne Verpflichtungen... Diesen September wurde er mit sechs Jahren eingeschult, mittlerweile ist er sieben Jahre alt. Das Jahr im Kindergarten hat ihm auf keinen Fall geschadet! Er hat nochmal einen riesigen Sprung in seiner Entwicklung gemacht und kann mit allen aus seiner Klasse mithalten.

Sorry für den langen Text, ich hoffe, du verstehst was ich meine und worauf ich hinaus will. Ich persönlich bin der Meinung, man sollte die Kinder so lange wie möglich Kinder sein lassen, ohne Druck und Lernstress!

Wenn du noch Fragen hast, kannst du mir gerne eine Nachricht schreiben.

Ganz liebe Grüße und alles Gute euch Vier!


Brugmansie  26.11.2013, 00:07

Super!
Aber auch schade, denn nun brauche ich nicht mehr zu antworten ;-)

boeseSchwester  27.11.2013, 19:58

Gerade ist mir ein Schreibfehler in meinem Text aufgefallen, der evtl. für Verwirrung sorgen könnte. =))

"Bei meinem Bruder hatten wir ein ähnliches Problem. Er ist im November geboren und wir haben auch lange überlegt, ob wir ihn mit fünf Jahren einschulen lassen und er dann im November sieben wird."

Natürlich meinte ich, dass er dann im November sechs Jahre wird. =)

Sorry...

Wichtiger als das Kognitive ist für die Schulfähigkeit die emotionale, soziale Reife. Das können am ehesten die Gruppenleiter beurteilen. Suche mit ihnen das Gespräch. Wie verhält er sich im Stuhlkreis- kann er still sitzen, sich über einen längeren Zeitraum konzentrieren? Ist er verspielt, lässt er sich leicht ablenken? Nur weil er sich bei dir, also in einem sicheren, kleinen Rahmen interessiert zeigt und schnell lernt, heißt das noch lange nicht das er in einem großen Rahmen, also dem Klassenzimmer, nicht überfordert wird. Je älter/reifer die Kinder bei der Einschulung sind, desto größer ist die Chance, das ein höherer Schulweg eingeschlagen wird und keine ,,Ehrenrunden gedreht werden müssen. Das spätere Einschulen vermindert auch die Anzahl der Schulverweigerer! Langeweile zu haben ist nichts negatives! Wie Großen müssen hier, wie in vielen anderen Dingen auch, umdenken - was unsere Maßstäbe/Einschätzungen betrifft. Gönnt den Kleinen ihre Kindheit solange es geht. Sie haben das Recht dazu- der Raubtierkäfig Schule kommt noch früh genug. Ich kenne genug Kinder die mit 6J. eigentlich noch nicht Schulreif sind- hier habe ich als Erzieherin so gut wie keine Handlungsmöglichkeiten, weil die Gesetze so streng ausgelegt sind. Die Schulprüfung beim Gesundheitsamt sind ein Witz. Wie soll jemand, der das Kind nicht kennt, beurteilen ob eine Schulreife vorliegt. Ihr habt noch die Entscheidungsfreiheit, also handelt mit Bedacht und zum Wohle des Kindes. Wünsche euch viele gute Einsichten und holt die Erzieher mit ins Boot!

Du tust ihm damit sicher keinen Gefallen, solche Kinder haben noch ganz andres zu lernen als nur schuliche Dinge, das soziale Untereinander, Sicherheit und Ruhe müssen ebenso geübt und gefestigt werden. Das Kind stürzt mit Sicherheit ein, wenn man es überfordert, denn es braucht auch Zeit das Vergangene zu verarbeiten. Das Schulische zu stark zu betonen dient dem Ausweichen der belastenden Verarbeitung. Langeweile ist nicht unbedingt schlecht, sie fördert die Kreativität.

das thema solltet ihr mit den fachkräften im kiga besprechen. wenn es möglich ist, könnte die erz. den jungen entspr. seiner ansprüche besser und individueller fördern.

nur eine zu große gruppe könnte die erziehein daran hindern, aber ihre ausbildung müsste es erlauben, dass sie sog. differenzierter arbeitet bei ihrer Bildungs-Begleitung der Kinder.

Übrigens: Rechnen muss der Junge nicht im kiga lernen, aber z.B. das Verstä#ndnis ür Symbole, wie Zahlen es auch sind.

Auch ich würde von einer verfrühten Einschulung abraten. Stattdessen könntest Du vielleicht darüber nachdenken, Deinem Kind nachmittags besondere Förderung zu bieten. Natürlich nicht in schulischen Dingen, aber vielleicht in Bezug auf andere Themen. Es gibt beispielsweise Forschergruppen für Kindergartenkinder, in denen die Kleinen nicht nur interessante Themen auf spielerische Art bearbeiten, sondern gleichzeitig auch soziales Verhalten gefördert wird. Vielleicht solltest Du Dich zunächst mal nach einem solchen Programm umschauen.