Trauma verarbeiten?

7 Antworten

Sport kann zwar gesund sein und vielleicht auch von Problemen ablenken, das hat aber mit der Verarbeitung eines Traumas nichts zu tun.
In der Traumatherapie versucht man die Erinnerung an das traumatische Ereignis in einer vertrauensvollen "Wohlfühlatmosphäre" oder während einer Ablenkung zu wecken. Das ist eine Gratwanderung. Denn im ungünstigen Fall kann die Erinnerung an das traumatische Geschehen die gleiche Wirkung haben wie dieses vergangene Geschehen selbst, so dass sich das Trauma dadurch noch tiefer in die Erinnerung eingräbt. Man nennt dieses dann einen Backflash.
Hinweis: Trauma ist die Fachbezeichnung für Wunde. Bei traumatischen Ereignissen entsteht eine Wunde im Gehirn. Diese kann man manchmal sogar im MRT sehen. Die Traumatherapie soll es dem Gehirn ermöglichen die Wunde zu schließen.

Nachtrag: Nicht alles, was im Sprachgebrauch als traumatische Erfahrung bezeichet wird, entspricht tatsächlich diesem Begriff. Durch die quasi inflationäre Verwendung des Begriffs ist die eigentliche Bedeutung inzwischen stark zurückgedrängt.

Woher ich das weiß:Hobby – Beim Psychologiestudium der Tochter habe ich mitgelernt

Mit Sport kann man verdrängen oder seine Laune bessern, aber garantiert kein Trauma lösen. Wie sollte das möglich sein?

Ein Trauma verarbeitet man, indem man sich damit beschäftigt, der Ursache auf den Grund geht, es mit professioneller Hilfe aufarbeitet.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe einen bunten Blumenstrauß an psychischen Erkrankungen.

Über Sport zur Verarbeitung von Trauma ist auch mir nichts bekannt. Es gibt aber sehr gute und erprobte Verfahren zur Bearbeitung von Trauma in der Psychotherapie. Es ist also möglich ein Trauma zu verarbeiten und auch mögliche Symptome, die mit dem Trauma zu tun haben, zu behandeln.

Wenn du Fragen zum Thema (Trauma-)Therapie hast oder vielleicht auch Unterstützung bei der Therapieplatzsuche brauchst, kannst du dich auch gerne bei mir melden. Ich bin von Digital Streetwork Bayern, wir bieten professionelle Online-Beratung an, kostenlos, anonym und unverbindlich. Wir sind immer Mi/Do/Fr online. Weitere Infos findest du auf unserem Profil oder unter www.digital-streetwork-bayern.de

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Digital Streetworkerin

Bei einem Trauma hilft nur ein Gegensteuern. Du musst dich eine Zeit lang intensiv mit einer anderen, aber sinnvollen Sache, gedanklich beschäftigen. Je nach Interesse kannst du dir vornehmen Das Gedicht "Das Lied von der Glocke" von Friedrich Schiller, es hat 19 Verse, auswendig lernen. Wenn du diese 19 Verse auswendig aufsagen kannst, wirst du nicht mehr an dein Trauma denken können. Oder du nimmst dir vor das große Einmaleins von 11 bis 19 auswendig zu lernen. Ich wünsche dir viel Erfolg.

LG von Manfred


Toni2023  22.05.2025, 14:15

Sorry Manfred, aber das wird nie im Leben funktionieren. Keine Ahnung, wie du auf diese "Methode" kommst....

Android654  22.05.2025, 13:22

Ich respektiere Ihre Lebenserfahrung! Aus heutiger Sicht kommt Ihre Beschreibung zur Traumabewältigung einer Verdrängung gleich und kann daher latentes Unwohlsein sowie Maladaptionen auf emotionaler, somatischer oder Beziehungsebene zur Folge haben. Man heilt nachhaltig durch Traumaintegration.

Vertrau dich einem Traumatherapeuten an.

Meine Psychologin arbeitet nach der Polyvagaltheorie. Traumaheilung läuft viel somatisch (Körper) nicht bloß kognitiv (Geist). Emotionsregulierung ist ein Kernbestandteil. Ziel ist es dem Bewusstsein Sicherheit zu bieten und das Trauma gegen den Widerstand zu integrieren und dadurch aufzulösen. Bei mir lief es begleitend mit Meditation und Yin-Yoga. Sport unterstützt immer und baut Stress ab. Viel löst auch die Psyche für sich durch Abstand und Zeit. Man sollte im Rahmen einer Traumatherapie immer verständnisvoll zu sich selbst sein und keinen Druck aufbauen. Z.B. bin ich über eine Form von Schocktrauma mit starken somatischen Erscheinungen (Schlaflosigkeit und neurogenes Zittern) durch Therapie auf mein Bindungstrauma gestoßen. Wir reden dann nicht von Monaten, sondern von Jahren bis sich die Gefühlswelt, das Innenleben, das Erleben, die Beziehungsebenen, Selbstwert, etc. auf einen sicheren Zustand entwickeln. Vorausgesetzt man ist dazu bereit. Hängt alles somit stark von deinen Umständen ab.

Du wirst auch nicht umhin kommen begleitend Psychoedukation zu betreiben, dich tiefer in der Materie zu informieren und einzulesen. Schön zu sehen, dass du damit ja bereits startest.

Viel Kraft auf deinem Weg!


Littlethought  22.05.2025, 13:27

Die Existenz und die angenommenen Funktionen der in der Polyvagal-Theorie postulierten „vagalen Systeme“ sind weitgehend widerlegt.
In einem Artikel aus dem Jahr 2021 gibt Porges an, seine Theorie sei nicht dazu gedacht, belegt oder falsifiziert zu werden. Dies widerspricht grundsätzlich dem wissenschaftlichem Prinzip, dass alle Thesen empirisch überprüfbar sein müssen.

Android654  22.05.2025, 15:52
@Littlethought

Danke für die Information! Ich kenne die Kritik von Wikipedia. Die Anwendung der Theorie in meiner Therapie erlebe ich in Form von somatischen Grundsatzübungen wie Atemübungen, Achtsamkeitsmeditationen, emotionale Selbstregulation ergänzt durch Gesprächstherapie. Ich stimme Ihnen zu, dass ein unmittelbarer Zugang zu neurologischen Konzepten schwer fassbar sein mögen. Letztlich spielt das im Rahmen der durchgeführten Maßnahmen bedingt für mich als Klient eine Rolle sofern die Neuroplastizität getriggert wird. Wirkungen auf Neurozeption haben jedenfalls positiv zu meiner Besserung beigetragen. Aus dem von Ihnen genannten Punkt wird auch Psychoedukation immer begleitend empfohlen. Am Streit zur Vermarktung von Therapiekonzepten will ich mich nicht beteiligen.

Verwiesener Artikel stößt in dasselbe Horn.

https://malwina.coach/artikel/polyvagaltheorie/

Littlethought  22.05.2025, 16:42
@Android654

Nach deiner Beschreibung hast du auch kein Trauma im Sinne einer Wunde im Hirn durch ein plötzliches Ereignis sondern eher eine langfristige Schädigung. Das ist etwas anderes. In diesem Fall sind die entsprechenden ganzheitlichen Methoden wohl auch zu empfehlen.

Android654  22.05.2025, 17:25
@Littlethought

Wie geschrieben wurden die Symptome die ich ausgehend von der akuten Belastungsreaktion entwickelt hatte im Rahmen eines Schocktrauma einer PTBS zugeordnet. Was mein Bindungstrauma betrifft spricht man ja von CPTBS. Die Benennung des Symptomclusters ist wiederum letztlich irrelevant für die Heilung. Ich will keine Identifikation mit der Krankheit aufbauen sondern aus der Symptomatik Heilungsstrategien abgeleitet bekommen. In der psychiatrischen Diagnostik ist allein aus dem IDC-10 ziemlich grobe Unschärfe vorhanden. Ihre Ferndiagnose darf ich ihnen demnach grundsätzlich absprechen.