Tipps demenzkranke Person beruhigen bei verändertem Umfeld?
Heute Leute,
kennt ihr noch gute Tipps um Demenz kranken Leute zu beruhigen?
Normalerweise kümmert sich meine Mutter um meine Oma, aber meine Mutter hat seit Tagen hohes Fieber und daher kümmere ich mich. Das ist natürlich für alle Strss pur.
Das Problem: ich kenne natürlich die festen Routinen und Kleinigkeiten meiner Oma nicht, habe ich natürlich früher nie drauf geachtet.
Jetzt gerade wurde ich 3h fast dauerhaft angeschrien, weil ich entweder Dinge "falsch" gemacht habe oder sie mich mal wieder nicht erkannt hat und dachte ich sei ein Einbrecher.
Egal was ich mache, es ist falsch. Nicht mal den neuen Müllbeutel habe ich ihrer Meinung nach richtig in dem Mülleimer getan, bekommt sie mit steifen Fingern aber auch selber nicht richtig hin.
Mein Oma war nie ein einfacher Mensch, wenn auch zu mir als Enkel meist sehr liebevoll, jetzt wird sie ständig zur Furie.
Und wie es so schön ist: sie vergisst warum sie sauer war, spürt aber noch die Wut, denkt darüber nach warum sie sauer sein könnte und wird durch irgendwelchen alten Kram noch wütender... nur durchbrochen wenn sie endlich mal einschläft und dadurch die Gefühle unterbrochen werden. Aber sie geht natürlich nicht schlafen, ehe ich den Haushalt fertig habe und dabei muss sie gut aufpassen, dass ich ja alles richtig mache.
Da es um die Firma wo ich arbeite gerade schlecht steht und wir massig Überstunden schieben um sie zu retten, kommt diese zusatz Belastung natürlich extrem ungelegen. Anders gesagt: ich bin nervlich echt am Ende und hoffe jeden Tag, dass meine Mutter endlich wieder fit genug ist um das zu übernehmen. Zumal ich mich parallel auch noch um sie kümmere, einkaufen, etwas notdürftig den Haushalt und zum Arzt bringen wenn Termine sind.
Durch die Überstunden und den zusätzlichen Fahrtweg zu beiden habe ich natürlich auch keine Zeit tagsüber mal den tagsüber unterstützenden Pflegedienst abzupassen für Tipps und meine Mutter will ich nicht noch mehr belasten, die macht sich sich schon genug Sorgen um ihre Mutter und mich, dabei soll sie sich auf sich konzentrieren.
Habt ihr Tipps, außer zu versuchen ruhig zu bleiben und sie wenn was negativ war abzulenken? Leider klappt ablenken kaum, seit sie mich meist nicht mehr erkennt, davor ging es mit schönen Geschichten aus meiner Kindheit, aber mit einer Fremden will sie nicht über Privates reden, was gehe mich an was sie früher mit ihrer Enkeltochter tat...
Ich bin wirklich für jeden Tipp dankbar.
3 Antworten
Das tut mir sehr Leid, die Situation klingt wirklich sehr belastend.
Wirklich Tipps geben kann ich leider nicht, da meine Großeltern trotz Demenz (noch) sehr lieb sind. Jedoch habe ich häufiger von Studien gehört, laut denen Musik sehr gut helfen soll. Also keine aktuelle, sondern welche aus ihrer Vergangenheit, also als sie zwischen 20 und 40 waren. Am besten etwas wozu sie eine emotionale Verbindung haben. Das Hochzeitslied zb oder ein Hit von früher. Ist nur natürlich nicht so einfach zu finden. Ansonsten könnte es vll helfen sie abzulenken, zb mit Brettspielen. Das funktioniert bei meiner Oma sehr gut.
Dann google ich nach dem Schlafen mal, was so kurz nach dem Krieg beliebt war und probiere das mal aus. Vielleicht gefällt ihr ja was.
Danke für den Tipp
Brettspiele mag soe, aber dafür habe ich leider absolut nicht die Zeit. Ich bin schon froh, dass sie ein Nachtmensch ist und es daher passt, dass ich immer erst ab 20:30 bei ihr ankomme um den Haushalt usw zu machen und ihr die Pläne für den nächsten Tag zu schreiben.
Hi,
da kannst du dich dumm und dusselig reden, mir glaubt meine Mum nichtmals, dass ich ihr Sohn bin, wenn ich mich mit meinem Perso ausweise, wenn sie ihre Phase hat oO Das ist ziemlich belastend und auch traurig. Anfangs musste ich mir erst mal eine rauchen gehen, weil ich dachte, bist hier im Irrenhaus gelandet. Dann begriff ich, dass die Redewendung irgendwie kein Witz mehr ist.
Du darfst dich nicht wütend oder fertig machen lassen. Weil sie hat das alles den nächsten Tag oder kurze Zeit später schon wieder vergessen der/die einzige, an dem es hängen bleibt, bist du. Und das gilt es zu vermeiden.
Du darfst dich nicht laufend nach ihr richten und versuchen, es ihr recht zu machen, erst recht, wenn sie dich für eine völlig andere Person hält. Mit Sanftheit und Ergebenheit kommt man da nicht weiter bzw. wird am Ende beleidigt oder gemobbt. Du gibst den Ton an und übernimmst die Führung, was gemacht wird, so läuft das. Du musst deine Rolle tauschen. Und wenn sie zickt, kriegt sie ne Ansage und wenn sie mault, wird es trotzdem so gemacht, wie du willst. Basta. Ich hatte da zu Anfang auch Manschetten vor, weil ich mir nicht sicher war, ob ich das einfach so machen darf. Mich über den Willen eines Familienmitglieds einfach so hinwegzusetzen. Aber sie ist ja in dem Moment nicht mehr bei Sinnen, daher wird sie zum Kind und du zur Mum. Auch wenn sich das erst komisch anfühlt, du musst sie führen und nicht sie dich rumkommandieren. Und wenn sie's versucht, gibt's direkt ne rote Karte. Du musst lernen konsequent zu werden.
Wenn sie zu widerspenstig ist, solltet ihre euch mal an eine Klinik wenden, die auf sowas spezialisiert ist (psychiatrische Klinik), die können euch vielleicht ein Rezept ausstellen, so dass die Oma umgänglicher wird. Das merkt man sofort. Ich habe da auch 3 Mittel zur Wahl, setze sie aber nur gering ein oder dann, wenn es nötig ist. Aber ich habe das Spiel lange unbehandelt mitgemacht und irgendwann reicht es einem. Jetzt klappt es, den Umständen entsprechend gut. Ich bin zufrieden und Mum auch. Also lasst euch begleitend in einer psychiatrischen Klinik beraten. Der einzig richtige Schritt, den ich aus Eigeninitiative getan habe. LG
o.k. Ja klar, macht das mal zusammen mit der Pflegeperson, mit dem Krankenhaus. Dass du von nem Pflegedienst bist, ist doch eine gute Idee :)
dann wünsch ich euch gutes Gelingen. LG
Ich weiß, dass es schwierig ist, mit Demenz umzugehen. Dazu noch dein Beruf, die Überstunden und deine kranke Mutter.
Kannst du deinen Freund denn nicht zu Hilfe nehmen, falls du einen hast? Wo ist dein Vater? Oder deine Geschwister, wo sind die?
Meine Schwester hatte nie ein gutes Verhältnis zu meiner Mutter oder Oma und wohnt knapp 600km entfernt. Sie hat es nicht so mit arbeiten und meinte nur, sie verstehe eh nicht warum ich mir überhaupt stress wegen eines Jobs antue. Auf den Stress wegen Mutter und Oma hat sie gar nicht reagiert. Außerdem habe sie keine Lust auf die Fahrt (die ich bezahlen müsste, würde ich aber tun) und sei mit Freundinnen verabredet...
Meine Vater hat sich wegen neuer Freundin getrennt und seitdem meldet er sich auch bei mir gar nicht mehr. Keine Ahnung was mit dem ist oder wo er wohnt.
Einen Partner habe ich nicht.
Einzige Hilfe wäre sonst meine beste Freundin, aber auch die wohnt 60km entfernt und ist vor kurzem Mutter geworden, hat also genug eigene Sorgen.
Ich kann dir nur eins raten und zwar, dass du dir Hilfe holst. Gibts bei euch nicht eine Dorfhelferin? Sowas gab es bei uns, wenn Probleme in der Familie auftauchten (sie würde dir wenigstens das Kümmern um deine kranke Mutter abnehmen). Meistens nur für eine kurze Zeit, bis die Probleme beseitigt waren.
Davon habe ich noch nie gehört.
Wo könnte man sowas denn erfragen? Über das Rathaus oder die Kirche?
Ja, entweder übers Rathaus oder der Kirche, das weiß ich leider nicht mehr.
Danke, dann frage ich da mal nach ob es sowas gibt.
Gern geschehen, kann nur sein, dass "Dorfhelferin" eine veraltete Bezeichnung ist
Ihr widersprechen ist schwierig, sie kommt noch aus der Kriegsgeneration und wurde vertrieben, von der roten Arme eingeholt und in Gefangenschaft, sobald man versucht ihr was vorzuschreiben bockt sie entweder (da sie im Haus immer das Sagen hatte) oder bekommt Panikattakten weil sie denkt, man würde sie gleich töten.
Immerhin schreit sie immer nur rum oder fängt im Falle der Panik an bitterlich zu weinen und flehen und wird nicht handgreiflich oder so.
Sie hat die alten Traumata von damals immer nur verdrängt und gerade seit der Demenz kommen sie nun immer häufiger und stärker zum Vorschein.
Das war auch das erste mal laut Aussage meiner Mutter, dass sie überhaupt mal was von der Zeit erzählt hat und es sind nur grausame Erzählungen.
Bei meiner Mutter läuft das sonst ja (noch?) ganz gut, weil sie durch nun schon längere Pflege und nach und nach Fortschreiten der Demenz weiß, was wann wie zu tun ist. Und die Arthose und Gicht in den Fingern wird zunehmend schlimmer, bis vor einigen Monaten hat meine Oma wohl unter Anleitung viel noch selber gemacht, was jetzt nicht mehr geht.
Das gute ist, sie will Dinge im Haushalt auch wirklich immer gleich haben, wenn man erstmal weiß wie es sein soll (teils wenn sie wütend ist schwer raus zu bekommen, da sie nur meckert wie inkompetent ich sei und mein Geld nicht wert, dass sei ja klar wie es sein sollte und ich solle mal nachdenken statt dumm fragen), kann man es zukünftig richtig machen. Aber akut hilft das ja auch wenig, da es wirklich auf Feinheiten ankommt.
Ich bin jetzt dazu über gegangen ihr zu erzählen, dass ich vom Pflegedienst bin wenn sie mich nicht erkennt. Und dass ich wegen ihrer Fingern nun auch etwas im Haushalt helfe, woe viel ich mache vergisst sie ja direkt. Damit ist die Einbruch Angst dann immerhin meist weg. Und wenn sie nach anfänglicher Fremde dann im Gespräch mal kurz klarer wird und mich doch erkennt, dass ich mich wohl missverständlich ausgedrückt habe und ich vorübergehend bei einem Pflegedienst arbeite (hatte als Jugendliche oft Nebenjobs, daher glaubt sie das dann). Minuten wo sie mich direkt erkennt und mit meinen (oder einem anderen Namen aus der Familie) anspricht sind leider jetzt schon sehr selten, aber das kennst du dann leider ja auch.
Das mit den Medikamenten muss ich mal mit meiner Mutter besprechen, sie ist die offizielle Betreuerin, wenn sie wieder fitter ist. So akut werde ich da vermutlich auch keinen Termin bekommen.