Studentin: ungeeignet als Lehrerin?
Hallo zusammen,
ich werde bald mein Grundschullehramtsstudium beginnen. Aus Interesse habe ich einen Test gemacht, ob ich mich überhaupt für diesen Beruf eigne, nachdem ich 1 Jahr ein Praktikum an einer Grundschule gemacht habe.
Der Test fiel schlecht aus. Laut Test eigne ich mich nicht als Lehrer und soll meinen Berufswunsch nochmal überdenken. Ich bin total am Ende. Heute hatte ich eine Unterrichtsstunde (ich muss alleine Stunden halten), die nicht gut lief. Die 1. Klasse hat ständig andere verpetzt und aus den Arbeitsblättern Papierflieger gebastelt. Ich habe alles versucht, dass sie aufhören und musste sogar einen Jungen vor die Tür setzen. Es war zudem ziemlich unruhig. Trotzdem macht mir der Beruf Spaß, aber dieser Test, der von einer Universität ausgestellt ist, hat mich total verunsichert.
Auch habe ich Angst, dass ich mich nie so wirklich durchsetzen kann bei den Kleinen. Die Klassenlehrerin fehlte, also war es meine Aufgabe die Klasse zu vertreten.
Habt ihr Erfahrungen mit dem Lehramtsberuf ? Oder habt ihr Aufmunterungen? Ist es normal, dass es mal drunter und drüber läuft?
6 Antworten
Ich bin aktuell als Teilnehmer in der Erwachsenenbildung. Kam auch schon vor, dass in der Klasse mit Nerf Guns geschossen wurde. Ich glaube aber, dass die Abstellmaßnahmen bei uns einfacher sind, da wir einen Kostenträger haben, der notfalls die Maßnahme aufhebt.
Teste sind, auch wenn sie von Universitäten kommen, nicht immer aussagekräftig, eher richtungsweisend. Bist Du Dir Deinem Wunsch sicher und arbeitest daraufhin, wird das schon was.
Ohne die Klasse zu kennen, fällt es schwer, den Grund zu filtern. Mglw waren sie nicht ausgelastet.
Du bist noch ganz am Anfang.
Du hast noch Zeit, dich im Laufe des Studiums zu entwickeln.
Die meisten Lehrer, die ich in meiner schulischen Laufbahn kennengelernt habe, haben erzählt, dass sie anfangs sehr unsicher waren und erst mit den Jahren so richtig in den Beruf gewachsen sind.
Nach einem Jahr Berufspraxis mit Grundschulkindern finde ich es schon sehr bedenklich, dass du vom eigenen Gefühl her die Stunde so schrecklich fandest. Möglicherweise sagt der Test mehr aus als du möchtest
Es ist absolut keine Schande, wenn man einen Berufswunsch ändert.
Ja, dass am Anfang (auch bei Berufseinstieg) alles "drunter und drüber läuft", ist völlig normal. Sehen wir den Tatsachen mal ins Gesicht: Lehrer sind im Grunde genommen keine Pädagogen - ja, das Lehramtsstudium hat einen pädagogischen Aspekt, aber der ist so winzig klein und so viel mehr auf Didaktik ausgelegt, da ist es kein Wunder, dass die Lehrer in den Klassen zu Beginn überfordert sind (und im Laufe der Zeit meist schlechte pädagogische Handlungsweisen entwickeln).
Es ist unsinnig und kontrafaktisch bei einem Grundschulstudium zu behaupten, dass der pädagogische Aspekt nur winzig sei.
Ich habe sowohl Grundschullehramt als auch Sozialpädagogik studiert und kann daher aus eigener Erfahrung berichten, dass der Pädagogikanteil im Grundschullehramtstudium ein Witz ist, gerade im Hinblick darauf, von welcher Bedeutung die Schulzeit für das Leben eines Menschen ist, welche weiteren Bildungs- und Entwicklungschancen damit verknüpft sind.
Würdest du darunter auch das Raussetzen eines Schülers zählen ?
Danke für die Antwort!
Hm, ich mag einzelne Interventionen bzw. Maßnahmen jetzt gar nicht bewerten, da das Problem im gesamten Schulsystem liegt; allein schon, dass wir es als selbstverständlich hinnehmen, den Schülern das beizubringen, was wir/die Gesellschaft als wichtig erachten und meinen, irgendwie an ihnen "herumerziehen" zu können, ist ein völlig falscher Ansatz. Das weckt keine Begeisterung, keine intrinsische Motivation; ohne die kann ein Kind nicht lernen, deshalb ist es auch fragwürdig, es dafür zu bestrafen.
Wenn du mal Zeit hast, empfehle ich dir dieses Interview von Gerald Hüther, einem Neurobiologen, der sich auch viel mit dem Schulsystem auseinandergesetzt hat. Man kann ihm sehr gut zuhören und das Interview hilft dabei, zu verstehen, was falsch gemacht wird und wie man Kinder und Jugendliche inspirieren kann, ihre Lust am Lernen wiederzufinden.
Hütter ist weder ein Pädagoge noch ein Psychologe. er vertritt wissenschaftliche Meinungen, die nicht von anderen wiederholt oder geteilt werden. Hütter ist ein Phänomen in der selbstvermarktung aber in der wissenschaftlichen Diskussion komplett unwichtig bzw widerlegt.
Das kannst du dir sparen, das ist einfach nur populistischer stammtisch.
Er ist promovierter Neurobiologe, der lange Zeit an einer psychiatrischen Klinik tätig war. Das ganze als "Stammtischgerede" abzutun, ist anmaßend.
Hüthers Aussagen fügen sich problemlos in andere (sozial-)pädagogische Konzepte, wie beispielsweise das Konzept der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch oder Janusz Korczaks Werken zur Pädagogik ein, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Du hast offenbar absolut keine Ahnung und möchtest nur an deiner "alten Ordnung", wo den Kindern fragwürdige Werte und sinnloses und unbrauchbares Wissen eingeprügelt wird. Kein Wunder, dass viele Genies unserer Zeit, von Turing über Einstein, nie wirklich damit zurecht kamen...
Das Ziel ist eine Einheitgesellschaft, wo keiner besonders gut, sondern alle gleichsam mittelmäßig sind. Beinahe kommunistisch abgewälzt auf den Bildungssektor.
Hütter ist keine pädagogische Kapazität ganz anders als der verehrenswerte janus korczak. Er ist weiter von entfernt der menschenfreund zu sein
Naja bei Vertretungslehrern wird gerne mal eskaliert.
Zudem hast du bei den Kleinen einfach noch nicht das Standing. Das kann man aber mit der Zeit bekommen.
Danke dir!