stimmt diese Reportage?
Vor Tagen kam eine Reportage über Schulkinder. Erstklässler, die sitzen bleiben! Sie kommen mit dem Stoff nicht mit, können den Stift nicht halten, usw.
Stimmen diese Aussagen über hiergeborene Kinder? Sind die Kinder trotzdem das die Eltern derart unterstützt werden, die Kinder in Kindergärten gehen, mit ehrenamtlicher Unterstützung neben der Schule wirklich derart überfordert in den ersten Schuljahren?
Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Wir hatten alle dies nicht, keinen Kindergarten, keine Sonderbehandlungen. Und doch waren wir in der Lage mitzukommen und gar den Stift sinnvoll und korrekt zu nutzen. Und man kann doch nicht behaupten, dass die heutigen Kinder in dem Grundschulalter dümmer als die vorherigen Generationen waren, oder? Nein, glaube ich nicht.
Also, woran liegt es, falls die Reportage korrekt recherchiert war?
6 Antworten
Es ist manchmal schon erschreckend, was man sehen kann. Ich stimme dir zu, dass es nicht an der Intelligenz der Kinder liegt. Sie sind in dem Alter noch nicht verbildet. Natürlich gibt es die Schlauen und die weniger schlauen - hat es aber immer gegeben. Auch der Migrationshintergrund sollte keine große Rolle spielen. Du fragst ja nicht nach Rechtschreibung.
Wir sind ohne jegliches Wissen in die erste Klasse gekommen. Lernten die Buchstaben - und das war wirklich mühsam. Lernten die Zahlen und anderes in anderen Fächern. Die meisten finden bei Null an.
Aber wir hatten Lehrer die sich bemühten. Die ein Konzept hatten Wir hatten Eltern die sich die Hausarbeiten ansahen und uns - mir zum Beispiel - halfen. Und einige hatten ältere Geschwister. Heute decken dies die Ehrenamtler an den Schulen ab. Natürlich können sie es nicht zu 100 %.
Wenn ich mir die Rechtschreibung und Grammatik der Jüngeren ansehe, teilweise auch anderes Wissen, dann frage ich mich, ob es noch Lehrer gibt, die unterrichten können. Eltern, die sich kümmern.
Aber für alles hat man ja die gängige Erklärung: Migrationshintergrund :-)
Es gab und wird immer Fälle geben in denen eine Person mal nicht mit Anforderungen zurecht kommt. Dann hilft man eben.
dass die heutigen Kinder in dem Grundschulalter dümmer als die vorherigen Generationen waren, oder? Nein, glaube ich nicht.
Wieso sollte das nicht möglich sein? Das die Lebensbedingungen noch steigend wären kannst du mir nicht erzählen. Die Menschen vernichten die Umwelt, töten andere Lebewesen und... oh Wunder... sogar sich gegenseitig.
So etwas lernt man im Kindergarten, da gehen doch heute fast 99 Prozent hin
Eben nicht. Es gibt in Deutschland keine Kindergartenpflicht. Und da hast du dann halt Kinder, die nie eine Kita von innen gesehen haben, keinen Stift vernünftig halten können und jetzt sollen sie bitteschön schreiben lernen. Und das wird schlimmer...
Viel interessanter ist dann doch die Frage, was diese Kinder vielleicht stattdessen können! Ich mein, jedes Kind ist wahnsinnig neugierig auf die Welt. Nie lernt man so schnell so viel wie in den ersten Lebensjahren. Das war nie anders, ist nicht anders und wird auch in Zukunft nicht anders sein.
Was sich aber ändert, sind Kulturtechniken. Kannst du zum Beispiel mit einem Griffel auf einer Schultafel gut schreiben? Ich nicht, weil das in meiner Kindheit halt schon lang nicht mehr von Bedeutung war. Die "Griffel-Kinder" von früher hätten aber vielleicht ein Problem mit meinem Lamy-Füller gehabt, wer weiß?
Wenn man also feststellt, dass Kinder heutzutage bei der Einschulung Dinge nicht mehr so gut können, die Kinder vor 30, 40 Jahren ganz selbstverständlich noch konnten, dann sollte man meiner Ansicht nach vor allem mal schauen, was sie vielleicht stattdessen viel früher und besser als "wir" damals gelernt haben. Sprich, weniger defizitorientiert aufs Kind schauen, sondern mehr den Blick dahin wenden, wo Kinder ihn heutzutage eben auch haben.
Und dann kann man ja immer noch überlegen, ob und in welchem Umfang Stifte und somit irgendwann Handschrift heute noch eine wichtige Rolle spielen und ob und wie man da bei Kindern in Kita und Elternhaus mehr darauf achten kann, die dafür notwendigen Fähigkeiten vor dem Schulbeginn zu vermitteln.
Die Reportage hieß "Die Schulverlierer". Es ging um eine Grundschule in einer Großstadt, ich glaube Berlin.
Die 1. Klasse war fünfzügig. 98 % (!) Schüler mit Migrationshintergrund. Von 100 Schülern also 2 (!), die von klein auf mit der deutschen Sprache aufgewachsen sind. Die arme Lehrerin tat mir so leid. Viele von den Schülern haben gar nicht verstanden, was sie von ihnen wollte, wenn sie eine Aufgabe gestellt hat.
Das Problem: In Deutschland gibt es keine Kindergartenpflicht. Heißt: Viele Kinder kommen von Mamas Schoß in die Schule und sind erst mal total überfordert. Ein Mädchen war dabei, das konnte den Stift gar nicht richtig halten. Wie soll man dann schreiben lernen.
In meinem Umfeld (meine Kinder damals auch) gehen die Kinder ab 2 oder 3 Jahren in die Kita. Mit 4 gibt es vom Kindergarten aus eine Untersuchung, wo gecheckt wird, ob die Kinder altersgemäß entwickelt sind. Wenn nicht, kann man da noch ansetzen und z. B. mit Logopädie oder Ergotherapie gezielt fördern.
In der Doku war es dann so, dass 40 % der Kinder die 1. Klasse wiederholen mussten.
Ja, ich halte die Doku für sehr realistisch. Auch wenn das nicht dem allgemeinen Bild in allen Bundesländern entspricht.
Und doch waren wir in der Lage mitzukommen und gar den Stift sinnvoll und korrekt zu nutzen
Du bist auch nicht klein auf mit dem Smartphone in der Hand aufgewachsen.
Dein Einwand ist schon verständlich. Doch ich habe mit drei Jahren bereits fragwürdige Bilder gemalt. Haben die heutigen Kinder mit drei schon Smartphones? Ist das nicht auch ein Vorurteil, eine entschuldigende Erklärung? Ich war nie in einer Kita. kam also auch von Mutters Schoß in die Schule und musste Schreiben lernen. Warum konnten wir das und die heutigen nicht? Dafür muss es eine Erklärung geben - ich stimme Waldemar zu: an den Kindern kann es eigentlich nicht liegen.
In der ersten Klasse ist das Problem eher, dass die Kinder sich noch nicht konzentrieren, nicht ruhig auf dem Platz sitzen können. Manchmal können die Eltern was dafür, aber manchmal ist das Kind auch einfach noch nicht so weit. Dass mal ein Kind grobmotorisch ist, ist auch weder neuartig, noch eine Sensation.
Natürlich kommt es auch vor, dass Eltern oder Lehrer überfordert sind. Die Unterstützung ist nicht so perfekt, wie du es dir vorstellst. Einige Eltern sind zu gestresst um noch mit dem Kind zu üben und parken es lieber vor dem Fernseher. Und an manchen Schulen sind die Klassen riesig, es gibt enormen Lehrermangel und dazu je nach Gebiet einen hohen Ausländeranteil. Und ein Lehrer kann schwer 40 kleine, quierlige Kinder unterrichten, bei denen die Hälfte nicht mal dieselbe Sprache versteht.
Ich bin übrigens selbst sitzen geblieben in der Grundschule und mein Bruder ebenfalls. Obwohl unsere Eltern gebildet sind und sich viel Zeit für unsere Bildung nahmen, die Klassen gut waren und die Lehrer auch überwiegend. Nicht jedes Kind lernt in jedem Fach im selben Tempo. Und bei uns ist es 25 bis 30 Jahre her, also nicht gerade ein Zeichen eines aktuellen Problems.
Sind bei dir Mitschüler in den ersten zwei Jahren sitzengeblieben? Bei uns nicht. Da hätte man sich extrem anstrengen müssen. Klar, nicht alle Kinder sind gleich. Darum geht es nicht. Ich kann nur schwer glauben dass 6jährige z. beispiel keine Stifte halten können. So etwas lernt man im Kindergarten, da gehen doch heute fast 99 Prozent hin. Und wenn nicht dort - dann zuhause. Ein Kind malt doch in den ersten Jahren - ganz aus sich heraus.