Sokrates Dialog: Was haltet ihr von diesem Zitat?

Geheymrath  12.06.2023, 15:41

In einem Dia-log sprechen zwei Personen miteinander. - Wer also von den beiden soll das gesagt haben? -

HoIIy 
Fragesteller
 12.06.2023, 15:47

Der sokratische Dialog bezieht sich auf die sokratische Methode. Im Titel ist lediglich ein Ausschnitt dargestellt, ...von Sokrates.

Geheymrath  12.06.2023, 15:54

Besser für die Interpretation wäre natürlich der Gesamttext...

HoIIy 
Fragesteller
 12.06.2023, 16:22

Ich habe mich bewusst dazu entschieden, diesen Ausschnitt zu isolieren, da er einen provokativen Charakter hat.

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Begriffe „wertvoll“ und „wertlos“ hängen mit Sokrates‘ / Platons Auffassung zusammen, dass die Seele mit dem Göttlichen, der Körper hingegen mit dem Sterblichen verwandt sei (siehe Dialog ‘Phaidon‘). Weil die Seele nach dem Tod des Menschen wieder in das Unsichtbare, Göttliche eingeht, wie es ihrer Wesensart entspricht, ist es von entscheidender Bedeutung, vorher schon ihre Herrschaft über den Körper zu fördern. Die im Leben erlangte Reinheit der Seele wird auch deren Dasein nach dem Tod bestimmen. Nur aus einer reinen Seele wird bei der späteren Wiederverkörperung ein Mensch, weniger reine hingegen, die Sklaven ihres Körpers waren, werden bei der Wiedergeburt zu Tieren. Ein geglücktes Leben besteht daher in der Loslösung der Seele von der Sinnlichkeit des Körpers. Der Weg dahin ist die Tugend. Ein Mensch, der tugendhaft gelebt hat, braucht den Tod nicht zu fürchten. (Dieser Dialog hat maßgebenden Einfluss auf das Christentum gehabt)

Anders ausgedrückt: Derjenige Mensch, der seine Seele nicht rechtzeitig vor dem Tod von der Sinnlichkeit des Körpers gelöst hat, sondern nur den Begierden des Körperlichen gehuldigt hat, wird via Seelenwanderung nur eine Wiederverkörperung als Tier erreichen. Demgegenüber wird der Mensch, der sich von den Begierden des Körpers ferngehalten und seine Seele rein erhalten hat, nach dem Tode in guter Gesellschaft mit den Göttern oder anderen guten Seelen leben, eventuell aber auch auf die Erde als Mensch zurückkehren. Insofern meinte Sokrates, die als Tiere wiedergeborenen Seelen seien weniger wert als die Seele in einem wiedergeborenen Menschen bzw. die Seele, die in Gesellschaft der Götter und anderer guter Seelen im Jenseits weiterexistiert.

So kann Sokrates also gemäß seiner Jenseitsvorstellung sagen, dass derjenige, der nur lebt, um zu essen und zu trinken, ein wertloses Individuum ist. Zumal er nach seiner Wiedergeburt ein Tier sein wird.

Woher ich das weiß:Recherche
Suboptimierer  13.06.2023, 07:58

Zu der Zeit gab es wohl noch keine Veganerlobby. ^^'

Ich wusste gar nicht, dass damals schon alles so religionsdurchtränkt war.

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Haldor  13.06.2023, 23:21

Danke für den Stern!

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"Wertlose Menschen leben nur, um zu essen und zutrinken; Menschen von Wert essen und trinken nur um zu leben."

Die Richtigkeit der Aussage hängt davon ab, wie man Wert definiert und was man Wert gibt
Die Frage ist, ob es objektiven Wert gibt
Man kann Menschen von Wert definieren als solche, die größere Ziele verfolgen als ihr Überleben, mehr Interesse zeigen, die Welt verstehen wollen, sich entwickeln wollen, nicht nur an sich denken, irgendeinen Nutzen für Natur/Lebewesen bringen, etc

Das zweimal verwendete, winzige Wort "nur" ist entscheidend.

Nur zu leben, um zu essen und zu trinken. Wer würde da widersprechen? Wer lebt nur, um zu essen und zu trinken? Welche Qualität hätte so ein Leben?

Der zweite Teil deklariert Nahrung als Treibstoff, der nur die Voraussetzung fürs Leben ist, aber nicht das Leben.

Was ein bisschen fehlt ist Platz für den Genussmenschen. Essen nur um nicht zu verhungern? Essen kann ein geschmackliches Erlebnis sein. Ein Hobby. Man kann im Essen "aufgehen".
Das würde zum ersten Satz passen, aber das meint der erste Satz nicht.

Zweiter Kritikpunkt ist die Unterscheidung von Menschen in wertvoll und wertlos. Würde man heute nicht mehr so sagen, aufgrund des nationalsozialistischen Hintergrunds, den wir haben.

Suboptimierer  12.06.2023, 15:50

Es gibt einen ähnlichen Spruch. Passt glaube ich als kleine Randbemerkung hier gut hin:

Manche leben um zu arbeiten.
Andere arbeiten, um zu leben.
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Klingt ganz nach dem modernen, täglich zu lesenden und zu hörenden, absichtlich schwachsinnigen Journalismus:

Philosophische Gedanken bewusst kürzen, den Autoren damit diffamieren, wie wenn dieser doof wäre, und dadurch selbst intellektuell und herausragend klug zu erscheinen versuchen!

Sokrates verwendete einen Vergleich für die Wertigkeit eines Menschenlebens durch dessen Lebensinhalt: Leute, die nur fressen und saufen, statt etwas Soziales im antiken Staat zu tun, seien nicht nur für ihren Staat, sondern auch für das Menschsein wertlos, also sogar für sich selbst.

(vgl. Aussagen von Sokrates´ Schülern wie Plato und Aristoteles).

HoIIy 
Fragesteller
 12.06.2023, 17:00

Du hast die Intention meiner Frage missinterpretiert, Schade.

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Was..soll man davon "halten"?

Je nach Interpretation kann es sich hier um den faulen und den tüchtigen Menschen handeln.

Oder um den dummen und dem klugen etc. Pp.

Oder arm und reich.

In diesem Kontext ist die Aussage ja durchaus sinnvoll. Und vielleicht auch ein klein wenig beleidigend für manche 🤭