Sind die Verwendung der GofFish als Haustier, biologisch gesehen, geeinigt?


18.12.2020, 17:27

Ich meine Glo-Fish

Das Ergebnis basiert auf 3 Abstimmungen

Ja 67%
Nein 33%
Pro und Contra 0%

2 Antworten

Ja

Hallo

Glofish ist ein Markenname. Hier ist die Webseite der Marke wo du alle erhältlichen Fische sehen kannst.

Barbs | GloFish®

Die derzeit 5 erhältlichen Arten sind:

  • Sumatrabarbe (Puntigrus spec.)
  • siamesischer Kampffisch (Betta splendens); Schleierform
  • Trauermantelsalmler (Gymnocorymbus ternetzi)
  • Zebrabärbling (Danio rerio)
  • grüner Fransenlipper (Epalzeorhynchos frenatum)

Es handelt sich um 5 auch ohne "Glühgene" sehr übliche Aquarienfische.

Meine Einschätzung dazu ist folgende:

Ist die gentechnische Veränderung schlecht für die Fische oder gefährlich?

Nein, die Bedenken gegen gentechnische Veränderung im Allgemeinen sind irrational. Die Fische unterscheiden sich im Verhalten nicht von ihren nicht gentechnisch veränderten Artgenossen und haben keine Nachteile von der Veränderung.

Dass GloFish in Europa nicht gehandelt werden dürfen ist aus Tierschutzsicht schwer zu begründen.

Ökologische Bedenken mit der Gentechnik sind generell ziemlich seltsam und widersprechen dem wissenschaftlichen Kenntnisstand mittlerweile deutlich.

Sind die von GloFish vertriebenen Produkte und Aquarien angemessen für die hobbymäßige Haltung dieser Fischarten?

Nach europäischen, insbesondere deutschen Standards: Ganz klares nein. Die vorgestellten Aquarien sind wesentlich kleiner als es von Aquarianern empfohlen wird, um eine natürlich wirkende Präsentation der Fische zu begünstigen. Die Dekogegenstände und Kunstpflanzen sind zwar als Strukturelemente geeignet und steril, auch stören sich die Fische nicht an deren Künstlichkeit- es darf aber daran gezweifelt werden ob solcher Kitsch (und man kann diskutieren ob die Fische selber als Kitschgegenstände wahrgenommen werden), zusammen mit den Fischen angeboten, einen Anreiz schafft, sich ernsthaft über die Bedürfnisse der Fischarten zu informieren bevor man sie kauft. Solche Kitschgegenstände sind aber sowieso von vielen Herstellern erhältlich. Zudem sind hässliche Gegenstände im Aquarium nicht verboten.

Die angebotenen Wasserpflegemittel sind überwiegend unsinnig- das ist aber Industriestandard, viele Aquaristikfirmen bieten vergleichbares an.

Verhalten und Ansprüche der vorgestellten Fischarten sowie deren Eignung für die Aquarienhaltung

  1. Sumatrabarbe: Standorttreuer Fisch, der ein hohes Maß an innerartlicher und zwischenartlicher Aggressiviät zeigen kann. Die Behauptung von GloFish, dies sei durch ausreichende Gruppengröße zu verhindern, ist falsch. Sumatrabarben sind Freilaicher und zeigen ein Laichtreiben wie viele Karpfenfische. Dabei erreichen sie hohe Geschwindigkeiten. Ebenfalls werden zeitweise Kleinreviere gebildet. Dies spricht für die Haltung in großen Gruppen (~20) in großen Becken (über 1 m, vielleicht besser deutlich über 1m) mit viel Strukturierung und Sichtsperren. Die Fischart sollte mit einigen Ausnahmen nicht mit anderen Fischen zusammengehalten werden. Eignung für die Aquarienhaltung ist mit Einschränkungen gut.
  2. siamesischer Kampffisch: Die Zuchtformen des siamesischen Kampffisches haben eine für Fischkämpfe angezüchtete sehr hohe Aggressivität gegenüber Artgenossen und potentiell gegenüber allen anderen Tieren. Die Männchen wachsen ohne Sozialisierung in kleinen Behältern auf. Daher ist zur Vermeidung von Verletzungen die Einzelhaltung in kleinen Aquarien üblich. Ob das wirklich artgerecht ist ist umstritten. Für Gesellschaftsbecken ist der Schleierkampffisch nicht gut geeignet.
  3. Trauermantelsalmler: Kenne ich mich nicht mit aus
  4. Zebrabärbling: Der meistgehaltene Laborfisch ist friedlich und stellt keine besonderen Ansprüche. Er bevorzugt die Simulation einer Flachwasserzone fürs Ablaichen durch zum Beispiel ein schräg angebrachtes Gitter. Die Eignung für die Aquarienhaltung ist sehr gut. Die Schnelligkeit legt in der Hobbyhaltung eher Aquarien über 1 m Länge nahe, aber das ist nicht unbedingt nötig.
  5. grüner Fransenlipper: Der grüne Fransenlipper ist innerartlich und zwischenartlich aggressiv und unternimmt in der Natur vermutlich kleine bis mittlere Laichwanderungen. Die Artgerechtigkeit der Einzelhaltung kann bestritten werden. Auch die Größe erschwert es, ein Ausleben des natürlichen Verhaltens in mittelgroßen Aquarien zu erwarten. Dieser Fisch ist für die Aquarienhaltung nur eingeschränkt geeignet.

Also: Durchwachsenes Fazit, aber es liegt nicht an den "Glowgenen". Die sind nicht das Problem. Mit den Fischen sollte gehandelt werden dürfen. Insbesondere mit den gut als Anfängerfischen geeigneten Danios.


eieiei2  19.12.2020, 12:54
Sumatrabarbe: [...] Die Fischart sollte mit einigen Ausnahmen nicht mit anderen Fischen zusammengehalten werden. Eignung für die Aquarienhaltung ist mit Einschränkungen gut.

Das kann man genauso über Guppys sagen und erst recht über Schwertträger. Die Einschränkung ist eigentlich nur, dass sie für Gesellschaftsbecken nur eingeschränkt geeignet sind. Artbecken sind bei geeigneter Größe und Einrichtung völlig problemlos und innerartlich hilft tatsächlich eine größere Gruppe. Sumatrabarben lassen sich gut mit Fischen vergesellschaften, mit denen Waffengleichheit besteht, also vor allem anderen, gleichstarken Barben.

Trauermantelsalmler: Kenne ich mich nicht mit aus

Sie gehören zu den problemlosesten Fischen, die es gibt. Sie sind gesundheitlich stabil und an viele Bedingungen anpassungsfähig und fressen alles das man ihnen anbietet. Die Männchen imponieren fast immer berührungslos. So ähnlich wie Schmucksalmler. Sichtbarrieren sind sinnvoll. Da es keine Streckenschwimmer sind, muss das Becken auch nicht besonders groß sein. Bei geeigneter Einrichtung und als alleinige Freiwasserfischart, reicht schon ein 80cm Becken. Besser ist ein Meterbecken. Auch für erste Gangversuche in der Salmlerzucht sollen sie gut geeignet sein, das kann ich aber nicht aus eigener Anschauung beurteilen.

Ihr einziger Nachteil ist, dass die schöne, dunkle Jugendfärbung wirklich nur eine Jugendfärbung ist. Sie werden mit zunehmendem Alter heller, das kann man nicht verhindern.

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Es gibt keine nachvollziehbaren Hinweise darauf, dass die Genveränderung, die für die Farbe verantwortlich ist, die Fische in ihrem Verhalten anders oder stärker beeinflusst als die mit konventioneller Zucht erzielten farblichen und körperlichen Veränderungen, die seit Jahrzehnten bei einer Vielzahl von Zierfischarten (und bei fast allen Arten von Haustieren) verbreitet üblich sind.

Für eine schnelle, agile Fischart wie Danio rerio sind Schleierflossen eine sehr viel größere Behinderung als eine abweichende Farbe. Zumal die durch Zufallsmutation entstandene Farbmutante "Leopardbärbling" seit Jahrzehnten nachweislich keinerlei Probleme bereitet und die Fische sich ohne zu zögern quer über die Farbvarianten hinweg verpaaren.

Bei Tieren, die in unseren Breiten nur im Aquarium überleben können und hier auch keine kreuzbare Verwandtschaft haben, ist auch das Standardargument gegen Gentechnik hinfällig. Es ist schlicht unmöglich, dass die Genveränderungen in die Natur getragen und mit natürlichen Beständen vermischt werden.

Katastrophal und in jeder Hinsicht ungeeignet ist nur das Zubehör, das angeboten wird. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die genmodifizierten Fische sich anders verhalten und einen anderen Lebensraum brauchen, als die Naturform. Winzige Becken sind für diese Tier völlig inakzeptabel. Beleuchtung in grellen Farben, die die Orientierung beeinträchtigt, ist ebenso inakzeptabel. Völlig künstliche Einrichtung, die die Besiedelung mit den für die biologische Stabilität nötigen Mikrorganismen behindern kann, ist zumindest fragwürdig.

Gerade vor dem Hintergrund, dass das Zubehör unbrauchbar und zu klein ist, ist es absolut inakzeptabel und in Deutschland als rechtswidrig (§2 TierSchG) anzusehen, dass die für solche Haltung völlig ungeigneten Fransenlipper ebenfalls in dieses Sortiment aufgenommen wurden. Das ist, als würde man einen rosa leuchtenden Fuchs in einem Hasenkasten halten und sich dann wundern, dass der durchdreht.