Sind die erreichten Verbrennungsdrücke selbst eines Saug-Dieselmotors mit wenig Leistung deutlich höher als diejenigen eines stark getunten Turbo-Benzinmotor?
Gemeint ist hier nicht der so genannte Mitteldruck, sondern die absoluten, höchsten Druckspitzen nach der Zündung des Kraftstoffs im Brennraum.
Es geht mir um die mechanische Belastung für die einzelnen Bauteile, also für welche Höhe der Belastung sie konstruktiv ausgelegt werden müssen. Hierfür ist der Spitzenwert des Verbrennungsdrucks maßgeblicher als der Mitteldruck.
2 Antworten
Ja, die erreichten Verbrennungsdrücke eines Saug-Dieselmotors mit geringer Leistung sind deutlich höher als diejenigen eines stark getunten Turbo-Benzinmotors. Dies liegt am Selbstzünder-Prinzip des Dieselmotors, bei dem die Luft im Zylinder durch Kompression so stark erhitzt wird, dass der eingespritzte Kraftstoff sich selbst entzündet. Dadurch entstehen hohe Drücke im Zylinder
In den 1970er Jahren gelang es Volkswagen tatsächlich, aus einem Benzinmotor einen schnell laufenden 1,6-Liter-Dieselmotor zu entwickeln. Dieser Motor wurde aus Graugussgefertigt. Es handelte sich um einen robusten Motor mit simpler 8-Ventiltechnik. Im Vergleich zu modernen TSI-Motoren war er zwar nicht sportlich, aber dafür zuverlässig. Die Umstellung auf TSI-Motoren erfolgte später, und diese sind heute angenehm zu fahren, bieten viel Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen und sind insgesamt effizienter.
Der VW 1.6 Saugdiesel hatte eine konstruktive Schwäche: wenn man zu viel Motoröl eingefüllt hatte sog er das Öl über den Luftfilterkasten in die Brennräume.
Die Folge: Diesel runaway, er lief ohne Gas geben mit Höchstdrehzahl. So habe ich meinen Golf 1 Diesel auf der Autobahn gekillt.
Sind die erreichten Verbrennungsdrücke selbst eines Saug-Dieselmotors mit wenig Leistung deutlich höher als diejenigen eines stark getunten Turbo-Benzinmotor?
Nein, sie sind sogar deutlich geringer, selbst im Vergleich mit Saugottomotoren, wie der Link zeigt. 8,5 zu 11,5 bar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mitteldruck#Typische_Werte_f%C3%BCr_den_Mitteldruck
Und sogar wenn man Turbobenziner gegen Turbodiesel vergleicht, besteht kaum ein Unterschied (29,0 zu 31,5 bar).
Die Praxis bestätigt dies - so liegen die drehmomentstärksten Saugdiesel auf deutlich niedrigerem Niveau als die drehmomentstärksten Saugottomotoren, während im Vergleich Turbodiesel VS Turbootto ungefähr Gleichstand herrscht, jeweils auf den Hubraum bezogen freilich.
Ich rede aber nicht vom Mitteldruck. Gemeint ist der absolute Verbrennungsdruck, also der höchste erreichte Verbrennungsdruck
Der maximal erreichbare Verbrennungsdruck ist beim Dieselmotor höher, nur was bringt es, wenn der Mitteldruck dann doch geringer ist (bei Saugmotoren)?
Es geht mir um die mechanische Belastung für die einzelnen Bauteile, also für welche Belastung sie konstruktiv ausgelegt werden müssen. Das habe ich nochmal in der Frage präzisiert
Für die einzelnen Bauteile wie Kolben, Pleuel, Pleuellager, Motorblock sind die Belastungsspitzen durch den Maximaldruck relevanter als der Mitteldruck
Und doch war es z.B. VW in den 70ern möglich, aus einem Benzinmotor einen schnell laufenden 1.6 Liter Dieselmotor zu machen. Mit Grauguss ging das.