Sind Behindertenwerkstätte Ausbeute?

7 Antworten

Nein. Die Behinderten bekommen wohl wenig Geld, die Werkstatt darf aber keinen Gewinn machen. Die Firmen, die der Werkstatt Arbeit geben, müssen dafür keine Behindertenabgabe bezahlen. Wenn hier jemand von stupider Arbeit spricht, stimmt das so nicht. Natürlich sind es häufig einfache Arbeiten, die von den Behinderten verrichtet werden (können). In unserer Werkstatt gibt es aber auch komplexere - anspruchsvollere- Arbeit. Wir haben eine Schreinerei, Schlosserei, Gartenbau, sowie eine Malergruppe. Jeder kann sich entscheiden, welche Arbeit ihm gefällt u. wo er arbeiten möchte. Außerdem wird, anders als auf dem Freien Arbeitsmarkt, Rücksicht genommen. Man kann sich ausruhen wenn es zu viel wird, oder man einen schlechten Tag hat. Es gibt arbeitsbegleitende Maßnahmen, in denen man entscheiden kann, ob man Reiten, Dart- oder Billard spielen oder z.B. Basteln möchte. Verschiedene Therapien können auch wahrgenommen werden.

Auch behinderte Menschen wollen Arbeiten - wie jeder andere auch. Wenn ein behinderer Mensch nicht arbeiten möchte, bekommt er ja dennoch die Grundsicherung.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn man zum ersten mal hört, wie wenig die dort im Monat bekommen, kann man wirklich zuerst mal an Ausbeutung denken. Aber wenn man sich damit befasst, ist es das nicht.

Solche Werkstätten werden von gemeinnützigen Vereinen betrieben, die keinen Gewinn machen dürfen. Die Arbeit die dort verrichtet wird, ist nicht wirklich ökonomisch einträglich. Es geht dort nicht um Produktivität.

Die Arbeitsplätze die in solchen Werkstätten angeboten werden, muss man eher als Beschäftigungstherapie sehen und nicht als Erwerbsarbeit. Es geht nicht wirklich um die Arbeit. Es geht um Tagesstruktur, Teilhabe an der Gesellschaft, und soziales und motorisches Training.

Xerxes11 
Fragesteller
 17.05.2019, 18:30

Sie bekommen ja meist eine Rente, und zusammen mit dem ist es kaum weniger als Mindestlohn, oder doch?

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HaudeginAlexa  17.05.2019, 18:35
@Xerxes11

Was da jetzt der einzelne an Geldern noch bekommt, ist sehr unterschiedlich und hängt am Grad der Behinderung.

Allerdings ist Hilfe für Behinderte, der größte Posten bei den Sozialhilfeausgaben. Von daher könnte man seinen Lebensunterhalt auch nicht mit Mindestlohn bestreiten, wenn man in solch einer Werkstatt arbeiten würde.

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Also ich kenne Behindertenwerkstätten die sehr wohl Lohn bezahlen allerdings staatlich gefördert werden (in Österreich). Ich war auch schon bei ein paar solcher Werkstätten auf Besuch, und hatte immer den Eindruck, dass die Mitarbeiter dort sehr fröhlich, und hilfsbereit waren. Klar hätten sie die Wahl mit einer Art Invaliden-Rente daheim zu bleiben,... solche Werkstätten sind aber eine gute Chance das nicht zu müssen.

Die Behinderten, die in den behüteten Werkstätten arbeiten, verrichten zum einen sehr einfache Arbeiten von geringer Fertigungstiefe -die Arbeiten sind therapeutisch beschaffen- und können zum anderen eben aufgrund ihrer Behinderung nicht mit nicht eingeschränkten Arbeitnehmern verglichen werden.

Den Mindestlohn würden die Einrichtungen nicht verkraften und daher reihenweise schließen müssen.

Xerxes11 
Fragesteller
 17.05.2019, 18:29

Was ist wenn man ihnen Jobs geben würde, mit mindestens Mindestlohn?

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Nein sind es nicht. Auch große Unternehmen kaufen von Behindertenwerkstätten um diese zu unterstützen.

Dank der Firmen oder der Kunden die dort einkaufen, haben diese Behinderten erst einen Job.

Oft ist es dort sogar ein wenig teurer, aber es zeigt von gutem Engagement dort zu kaufen.

Der geistig Behinderte Bruder von einem Freund arbeitet in einer Werkstätte und wird relativ gut bezahlt