Schüchterne Menschen in der Politik?

7 Antworten

Die würden Dich sogar sehr gerne aufnehmen, weil es hinter den Kulissen viel zu tun gibt. Diese Arbeit muss auch getan werden, denn allein vom große Reden schwingen passiert ja nichts.

Stelle es Dir vor wie bei einem Sportverein: es braucht keinen exzellenten Sportler um eine Kasse zu führen, ein Protokoll zu schreiben, eine Homepage zu aktualisieren oder eine Veranstaltung zu organisieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ehemaliger Kommunalpolitiker und Mandatsträger
Glaubt ihr eine Partei würde mich wie oben beschrieben aufnehmen?

Eindeutig ja. Häuptlinge gibt es genügend, man braucht auch Inidianer um etwas zu bewirken. Nicht jeder muss ja Funktionär werden und durch die Versammlungen hättest du womöglich auch eine Chance, langsam deine Schüchternheit zu überwinden.

Die Hauptfrage in deiner Frage wäre doch, wieso bist du eigentlich schüchtern.
Erstens müsstest du das nicht lebenslang bleiben, du könntest einiges ausprobieren, verbessern oder gar Kurse besuchen.

Ich könnte dir nun pro Forma eine Partei empfehlen, die gerade erst seit 21 April gegründet wurde, somit noch im Aufbau ist und somit noch kaum Landesvertretungen existieren, oder erst im Aufbau sind. Diese Partei nennt sich Widerstand2020 und hat eine Webseite, auf der dich dich informieren und Kontakte knüpfen könntest. Noch ist deren Parteiprogramm nicht ganz formuliert, dürfte demnächst erledigt sein.

Übrigens, schüchtern war ich vor Generationen auch mal. Bin ich lange nicht mehr, das heißt, auch für dich könnte es Reformen geben. ;-)

Ich habe als Introvertierter so eine "Karriere" hinter mir - das kann schon gehen, ich versuche dir ein bisschen aus meiner kommunalpolitischen Ära zu berichten und hoffe ich kann dir helfen.

War mir anfangs auch unsicher, aber es hieß damals (ich wurde mit 21 oder 22 Jahren angesprochen, ob ich nicht kandidieren/mitmachen wolle und sagte ich sei doch ungeeignet), dass in den Gremien auch ruhigere und ausgleichende Leute wichtig sind, die sachlich denken und im Hintergrund organisieren/beruflich gute Kenntnisse haben. Wurde dann vor allem als Sprachrohr von Russlanddeutschen/Spätaussiedlern nach dem Motto "wir wählen den Viktor, das ist einer von uns" gewählt und habe eine Periode lang mitgemacht - vorwiegend für die Bedürfnisse von Landsleuten und "Nicht-Akademikern". Ich hatte einigen Erfolg, aber ich hörte auf eigenen Wunsch auf, weil die Kommunalpolitik in meiner Heimat ein einziger Abgrund ist und ich mit den Leuten auch irgendwie nix mehr zu tun haben wollte, die da sonst so mitmachen. Ich sah da keine "Schnittmengen" mehr. Nach oben buckeln, nach unten treten, das ist meins nicht - ich will dir das nicht madig machen und finde es super, dass du was bewegen willst, aber ich habe letztlich aufgehört, weil ich die Kommunalpolitik als Spielwiese neurotischer Besserwisser wahrgenommen habe, die zuhause nix zu melden haben, und mich zu denen nach wie vor nicht zähle.

Man hat es zudem nie allen recht machen können und irgendwann hatte man auch Feinde, weil man denen nicht nach dem verwöhnten Mund geredet hat - ich war einfach froh, als ich da nichts mehr zu tun hatte. Egal welche Entscheidung man traf oder welche man nicht traf, es war falsch und gemeckert haben immer die, die es gar nicht betraf ... wenn ich irgendwas zugunsten meiner Landsleute und anderer Osteuropäer oder meines Viertels vorgeschlagen und durchgebracht habe, waren irgendwelche 65-jährigen Stadträte böse, weil "der Ausländer" Gehör fand oder man gegen die Idee gewesen war. Mir war das egal, aber andere zerschellen an so etwas vielleicht. Je ländlicher es ist ist und je dichter eventuell "Alteingesessene" untereinander klüngeln, je mehr Vertreter von Landwirtschaft/Grundbesitzer, bekennende "Katholiken" und CDU- oder FWU-Akteure im Boot sitzen, umso schlimmer ist es. Von daher ging es mir eigentlich noch ganz gut.

Man muss aber tatsächlich aufpassen: Oft werden ruhige Charaktere ausgenutzt und müssen im Hintergrund allerlei "Drecksarbeiten" erledigen ------> zum Beispiel ungeliebte organisatorische Dinge, Homepage-Betreuung, Facebook, allgemeiner Mitgliederservice, Wahlstandsbetreuung, was auch immer ... und gedankt wird einem dafür in aller Regel nicht. Das ist in Vereinen aber generell so, nicht nur in Parteien.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn du bei Sitzungen Verpflegung bringen oder Plakate aufhängen willst und das in einer Kleinstadt, dann lass dir gesagt sein, wird das entweder kaum oder gar nicht vergütet und als ehrenamtliche Arbeit gewertet.

In einer Partei richtige Parteiarbeit zu leisten, also hin und wieder mal öffentlich Stellung zu etwas nehmen, ist denke ich auch nicht unbedingt ratsam, wenn du sehr schüchtern bist.
Das war zum Beispiel damals auch mein Grund eben nicht in die Politik zu gehen, obwohl ich gut im Argumentieren bin und mir sowas Spaß macht. Wenn ich das was ich sagen will, nicht überzeugend rüber bringe, werde ich umso Höher ich komme irgendwann abgesägt und mit Standhaftigkeit und Überzeugung abgeschmettert. Und das wollte ich nicht.