Rolle im Verteidigungsfall?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi,

das Problem ist, dass man eine Einschätzung lediglich auf Grundlage der aktuell gültigen Gesetze erfolgen kann - wie 26Sammy112 bereits erwähnt hat, können diese im Bedarfsfall durchaus an die Lage angepasst werden.

Nichtsdestotrotz einmal meine Einschätzung dazu...

Ich stelle mir derzeit die Frage, was die Rolle der Feuerwehr im Verteigungsfalle, der ja unter Umständen eintreten kann, wäre.

Im gesetzlichen Status quo wäre die Lage für die Feuerwehr eine grundsätzlich günstige: sie macht im Wesentlichen ihre reguläre Arbeit weiter und wird entsprechend der Lage zusätzlich ausgestattet (vgl. § 11 ZSKG). Dass die Feuerwehr am Zivilschutz mitwirkt (als öffentliche Einrichtung), ergibt sich aus § 26 ZSKG.

Das gilt analog auch für Leitstellen und für den Rettungsdienst - Einrichtungen der gesundheitlichen Versorgung haben schlichtweg Priorität (vgl. § 21 ZSKG), die Einsatzbereitschaft ist sicherzustellen kann/soll sogar zusätzlich aufgestockt werden (vgl. § 22 ZSKG).

Zwischenfazit: nachdem die Sicherstellung nach dem Gesetz verpflichtend ist und diese nur mit entsprechend ausgebildeten Personal möglich ist, wird der Feuerwehrmann auch Feuerwehrmann (und der Rettungsdienstler auch Rettungsdienstler) bleiben.

Selbst im Falle einer Wiederaktivierung der Wehrpflicht ist die Wahrscheinlichkeit für die beiden Berufsgruppen gering, an die Waffe zu müssen.

Zum einen wird einfach ein Großteil des Personals unabkömmlich sein (vgl. § 13 WPflG i.V.m. § 22 ZSKG) - zum anderen greifen hier ggf. auch die Befreiung nach §§ 11 und/oder 13a WPflG.

Fazit

Es ist insgesamt als Szenario unwahrscheinlich, dass man "bis zum letzten Mann" Meter um Meter kämpft. Die Zeiten sind vorbei, Kriege werden heutzutage schlichtweg gänzlich anders geführt.

Ansonsten hätte man als Feuerwehrmann oder Rettungsdienstler zweifellos einen "Tätigkeitsbonus" (wenn man es so nennen mag): die Tätigkeit ist unabdingbar, deshalb wird man - auch unabhängig vom Reservistenstatus - im schlechtesten Fall als Ultima ratio, in den meisten anderen Fällen gar nicht "eingezogen".

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Es kann nicht jeder Soldat sein oder werden. Wichtige (zivile) Berufe müssen dann auch weiter ausgeführt werden. Energieversorger, Lebensmitteltranspoert viele andere mehr und auch Feuerwehr...

Es können gefährliche Situationen entstehen bei denen man die Feuerwehr braucht. Dazu finden eventuell ja immer noch normale unfälle und Erkrankungen statt.

iwaniwanowitsch 
Fragesteller
 25.02.2022, 14:14

Dass die Feuerwehr als kritische Infrastruktur weiter betrieben wird, ist mir klar, aber einige Kollegen erwähnten, sie befürchten als Reservisten eingezogen zu werden, deswegen Stelle ich mir solche Fragen. Naja, diese normalen Rettungsdiensteinsätze werden unter Gefechtsbedingungen vermutlich nicht mehr versorgt, VERMUTE ich. Allerdings habe ich davon keine Ahnung, wann was wie geregelt wird.

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Also Leute die bei den Feuerwehren im Aktiven dienst sind würden eher garnicht eingezogen einfach weil die Feuerwehr ja wirklich sehr wichtig ist.

Und für den Fall das wirklich entschieden wird das die Bundeswehr wirklich als Wichtiger als die Feuerwehr betrachtet werden sollte dann sind deine Chancen sehr gut im Sanitätsdienst zu landen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Maschinist /Servicetechniker für Feuerwehr Einsatzfahrzeuge
iwaniwanowitsch 
Fragesteller
 25.02.2022, 14:12

Prinzipiell denke ich das auch, allerdings haben einige Kollegen, die früher gedient haben, erwähnt, sie würden damit rechnen, wieder beim Bund zu landen, deswegen Stelle ich mir solche Fragen.

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Naja... das "Problem" ist, dass wahrscheinlich niemand genau vorhersagen kann, was im Falle des Falles wann passiert. Denn im Verteisigungsfall gelten nun einmal andere Gesetze bzw. Gesetze können sehr, sehr schnell geändert werden, wenn es die Situation erfordert.

Grundsätzlich dürfte die Arbeit der Feuerwehr erst einmal die selbe bleiben. Sie ist und bleibt ein Teil der "kritischen Infrastruktur". Gerade dann, wenn auf dem eigenen Boden mit Auseinandersetzungen zu rechnen ist, sind eine funktionierende Feuerwehr und ein funktionierender Rettungsdienst unabdinglich.

Dann stellt sich eben auch die Frage, wie viele Soldaten in einem "modernen" Krieg eigentlich benötigt werden. Heute werden ja ganz andere, hoch technisierte Waffen eingesetzt. Ein Kampf findet ja seltenst "Mann gegen Mann" statt, Bodentruppen werden eher im Nachgang entsendet, um Gebiete einzuehmen oder auch, um gezielt Ziele anzugreifen. Und das sind dann meist speziell ausgebildete und ausgerüstete Soldaten. Die Frage ist also, ob man im Falle eines Kriegs heute tatsächlich "alles was laufen kann" zur Waffe rufen muss.

Und die Reihenfolge, in der einberufen wird, dürfte auch relativ klar sein...
1. aktive Bundeswehrsoldaten
2. Reservisten der Bundeswehr
3. dienstfähige Männer (und Frauen?), welche den Kriegsdienst nicht verweigert haben - wobei auch hier je nach Personalbedarf sicherlich unterschieden wird, ob jemand einen systemrelevanten Beruf hat oder nicht, zumindest im ersten Moment
4. dienstfähige Männer (und Frauen?), welche den Kriegsdienst verweigert haben
5. alle andere (siehe WK II mit Kindern und alten Männern... da muss die Sch*** aber schon mächtig am Dampfen sein!)

Für Punkt 3 und 4 wäre dann entscheidend, ob tatsächlich ein Antrag auf Kriegsdienstverweigerung gestellt worden ist. Das ist früher meist bei Zivildienstleistenden der Fall gewesen. Ersatzdienstleistende von Feuerwehr, THW usw. bzw. berufliche Polizisten, Zöllner usw. sind hingegen meist keine anerkannten Kriegsdienstverweigerer gewesen, sondern sind lediglich von der Plicht zur Ableistung des Grundwehrdienstes aufgrund der Ausübung einer anderen, staatlichen Aufgabe von diesem freigestellt worden.

Nach aktuellem Recht kann niemand zum Dienst an der Waffe gezwungen werden. Aber wie gesagt: Sollte sich die Situation irgendwann einmal dramatisch ändern, dann wird der Staat die Gesetze entsprechend abändern.

Soweit wird es aber meiner persönlichen Meinung nach in absehbarer Zukunft nicht kommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr
iwaniwanowitsch 
Fragesteller
 25.02.2022, 14:36

Okay, danke dir für diese ausführliche Antwort!

Da habe ich leider andere Befürchtungen, aber ich lasse mich auch schnell verrückt machen.

Ich habe damals verweigert, das heißt, ich würde so lange wie möglich im Einsatzdienst bleiben und dann irgendwas im San- Dienst machen, oder?

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26Sammy112  25.02.2022, 15:49
@iwaniwanowitsch

Wahrscheinlich ja. Als Kriegsdienstverweigerer mit systemrelevantem Beruf würdest Du sicherlich erst relativ spät eingezogen werden. Danach liegt ene Verwendung im SAN-Dienst ja auf der Hand, aber das kommt letztendlich immer drauf an, wo gerade Personal gebraucht wird.

Ich glaube eben nicht, dass man einen modernen Krieg mit denen vergleichen kann, die wir aus der Vergangenheit kennen. Die Technik ist eine ganz andere... stärkere, genauere Waffen, die aus größerer Entfernung gezündet werden können, die weniger Persona, dafür aber eine umfangreiche Ausbildung brauchen. Dazu Cyber-Angriffe anstatt Angriffe mit Waffengewalt auf Industrie, Versorgung, Banken usw. Und wenn irgendwer mal den Kopf verliert und den roten Knopf drückt, dann ist es alles aus.

Dass wie "früher" Millionen von Menschen eingezogen und an der Waffe ausgebildet werden, um sich dann zu Fuß Meter für Meter vorwärts zu kämpfen, das halte ich heute eher für unwahrscheinlich.

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14905403  26.02.2022, 20:07

Wobei du bedenken musst, dass bevor die letzten zwei Gruppen eingezogen werden du die vorherigen Gruppen in jedem anderem NATO Land zuerst einziehst. Heißt dass die letzten beiden eingezogen werden ist sehr unwahrscheinlich

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26Sammy112  26.02.2022, 23:34
@14905403

Korrekt. Ich denke eh, dass wir auf absehbare Zeit nicht über maximal den Einzug von Reservisten hinaus kommen werden. Wie gesagt werden Kriege heute anders geführt - aus größerer Distanz und mit weniger Personal, das dafür aber umso besser ausgebildet sein muss.

Was ich allerdings für möglich halte ist, dass mittelfristig die Wehrpflicht wieder aktiviert wird. Denn die letzten Tage haben ja mal wieder eindrucksvoll gezeigt, dass die Bundeswehr in vielen Bereichen nicht mehr handlungsfähig ist und in den letzten Jahren kaputt gespart wurde. Kann mir durchaus vorstellen, dass man nach den jüngsten Ereignissen da wieder etwas nachsteuern wird und (neben höheren Rüstungsausgaben) auch wieder mehr Menschen grundausbildet und langfristig die Reservisten aufstockt.

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Auch im V-Fall macht die Feuerwehr das was sie jetzt macht. Kann natürlich sein das in letzter Konsequenz ein Teil der Mannschaft zum Wehrdienst eingezogen wird.

Genau dafür gab es ja früher die Möglichkeit, sich ersatzweise bei der FW zu verpflichten anstatt zum Bund zu gehen. Nicht um sich vor dem Wehrdienst zu drücken - sondern um sicherzustellen dass im Falle eines Falle noch ein gewisser Personalstamm vorhanden ist

Fabian835  17.10.2022, 21:21

Ich hätte da eher das Fragezeichen vor'm Kopf ob das für alle -unabhängig ob hauptamtlich oder ehrenamtlich...- weil DE hat zu 95%ja ehrenamtller... Insofern wäre das dunm geregelt wenn sich das auf hauptamtliche bezieht, oder?🙈🤔🤔

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