Richtet nicht damit ihr nicht gerichtet werdet?

9 Antworten

Hallo Wassermann234,

Paulus hatte viel von der Liebe gesprochen - und sicherlich auch viel davon verstanden (auch wenn so manches eher gegen jegliche Liebe gesprochen hätte).

Wir bekommen die Liebe in universaler Sichtweise glaubensfrei modelliert und können daher frank und frei damit argumentieren. Liebe bedeutet Einheit, und dass von ihr nur etwas ausgehen kann, etwas sie auch erreichen darf (hier der Kürze wegen ohne die Herleitung). In der Wirkung schafft Liebe in Einheit gleichermaßen für alle Fülle und größtmöglichen Freiheitsgrad.

Wenn wir richten, do ordnen wir Menschen ein bestimmtes Label zu. Damit besteht das Risiko, diese Menschen gegeneinander zu diskriminieren. Wir würden hier jegliche Einheit vermeiden oder durchbrechen.

So etwas würde einer eigenen Attitude außerhalb jeglicher Liebe erwachsen - und somit auch einer Entscheidung, diese Attitude im Vergleich zu einer Attitude zur Liebe zu pflegen. Auch das mag eine Art Label sein - aber aus der Sicht der Liebe den Freiraum eigener Gestaltung des Lebens darstellen, keinen Anspruch haben können, auf einer Metaebene zu diskriminieren. Es wäre eine Art Richten - wobei mir uns mit der Wahl der eigenen Attitude selbst "gerichtet", d.h. ein Label angehängt, hätten.

Da mag Paulus einen Hang zur Attitude zur Liebe gehabt zu haben - und doch suggeriert haben, dass irgendwie zwischen den Attitudes im Sinne einer Diskriminierung der Attitude zur nicht-Liebe gerichtet werden könnte.

Ich mag da Paulus ein Stück weit auch verstehen. Doch richten wir liebe nicht, auch wenn wir an der Liebe das eine oder andere betrachten wollen und nur feststellen: etwas sei Liebe, etwas anderes eher außerhalb jeglicher Liebe.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Der Bibeltext stammt von Jesus und ist in Matthäus 7 zu finden.

1Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet! 2Denn mit welcherlei Gerichte ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden. 3Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge? 4Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen! und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? 5Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; danach besiehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest!

Was das mit Paulus zu tun hat, kann ich nicht sehen.

Wir dürfen schon Verhalten beurteilen, sollen aber andere Menschen nicht verurteilen. Beides ist ein großer Unterschied.

Jesus hat gesagt:

  • "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird auch euch zugemessen werden" (Matthäus 7,1-2).

chrisbyrd  20.09.2022, 17:20

Spannend sind auch die Verse danach:

  • "Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen! — und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!" (Matthäus 7,3-5).

Paulus meint damit: verurteilt andere nicht, damit sie euch nicht verurteilen.


Wassermann234 
Beitragsersteller
 20.09.2022, 12:54

man soll sich selbst aber auch nicht verurteilen(!)?

rallerapper799  20.09.2022, 12:55
@Wassermann234

Das steht da nicht. Das meint Paulus auch nicht. Im Gegenteil, er hat sich mehrmals bereits verurteilt. Oder glaubst du etwa, er hat sein Handeln vor seinem Glauben an Jesus nicht verurteilt? Er ließ vorher schließlich jeden verfolgen und umbringen, der an Jesus glaubte.

Takinene  20.09.2022, 13:11

Genau.. Das richten hat Gott seinem Sohn Jesus übertragen (befristet)

Da jeder Mensch unvollkommen ist, soll er nach sich selber schauen

Aber nix von selber richten.? Hast du was falsch verstanden?

Wassermann234 
Beitragsersteller
 20.09.2022, 12:56

ausserdem kann uns NUR gott richten. du hast was falsches gesagt! VORSICHT bitte. "richtet nicht damit ihr nicht gerichtet werdet" bedeutet das wenn wir richten, gott uns richten wird und die nicht die menschen.

rallerapper799  20.09.2022, 12:58
@Wassermann234

Nein. Nicht nur Gott kann uns richten. Auch andere können uns richten. Ich habe nichts falsches gesagt. Warum sonst untersagt Gott uns, andere zu richten bzw. anderen, uns zu richten?

Wassermann234 
Beitragsersteller
 20.09.2022, 13:02
@rallerapper799

weil wir nicht gott spielen sollen und die anderen menschen die uns richten sind keine götter. aber das warum ist egal, wenn es drine steht dann steht das drine (Bibel)

rallerapper799  20.09.2022, 13:05
@Wassermann234

Und wir tun es trotzdem. Die anderen Menschen, die uns richten auch. Auch wenn wir keine Götter sind, tun wir das. Ist ja logisch. Sünder sind wir schließlich alle. Wir richten sogar uns selbst. Eigentlich dürfte Gott uns also so oder so nicht annehmen. Aber er hat uns ja etwas gegeben, womit wir von allen Sünden freikommen.

Paulus zitiert aus den Evangelien

Das geht auf Matthäus 7,1 zurück,

1 Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. 2 Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.

Oder Lukas 6, 37

37 Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben. 38 Gebt, so wird euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überfließend Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird man euch wieder messen.…

Auch interessant, was Paulus im 1. Korintherbrief, Kapitel 4 dazu ausführt:

1 Dafür halte uns jedermann: für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse. 2 Nun sucht man nicht mehr an den Haushaltern, denn dass sie treu erfunden werden. 3 Mir aber ist's ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Tage; auch richte ich mich selbst nicht. 4 Denn ich bin mir nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der HERR ist's aber, der mich richtet. 5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der HERR komme, welcher auch wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rat der Herzen offenbaren; alsdann wird einem jeglichen von Gott Lob widerfahren. 6 Solches aber, liebe Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet um euretwillen, dass ihr an uns lernt, dass niemand höher von sich halte, denn geschrieben ist, auf dass sich nicht einer wider den andern um jemandes willen aufblase. 7 Denn wer hat dich vorgezogen? Was hast du aber, dass du nicht empfangen hast? So du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn, als ob du es nicht empfangen hättest?

Er war halt mal wieder dabei, seine Gemeinden auf Zack zu bringen. Die damals schon zur hinlänglich beklagten christlichen Rechthaberei und Debattiersucht neigten.

Meine Meinung zum Richten der eigenen Person:

Es macht keinen Sinn, sich selbst fertig zu machen, und ständig krasse Selbstbezichtigung zu betreiben. Man selbst ist ja auch ein Mensch. Und ein geliebtes Kind Gottes. Ehrlichkeit ja, sehr wichtig, Reue für Untaten, unabdingbar, aber sinnlose Selbstzerstörung, zwanghaftes Suchen nach Fehlern, das ist sicher nicht der richtige Weg.

Auch da gilt: Glaube und Vertrauen. Wer den Geist ruft, und um Hilfe bittet, der kann auf Gottes Gnade hoffen. Und muss nicht im ständigen Suchmodus dahinvegetieren, in der Angst, vielleicht doch noch irgendwas übersehen, und nicht ausreichend bereut zu haben. Menschen wissen im Allgemeinen, welche Leichen in ihrem Keller am heftigsten stinken. Mit den Problemen sollen sie vor Gott treten, nicht mit irgendwas aus den Fingern gesaugtem, was ihnen vielleicht auch noch andere eingeredet haben.