Rennrad Speed Geheimnis?

5 Antworten

Ja, oberhalb von ca. 20-25 km/h wird der Luftwiderstand so groß, dass der Rollwiderstand eher unwichtig ist. Das liegt daran, dass der Luftwiderstand mit dem Quadrat der Geschwindigkeit steigt - doppelte Geschwindigkeit bedeutet vierfachen Luftwiderstand. Dem Rollwiderstand hingegen ist egal, wie schnell du fährst.

Und ja, ein Radfahrer ist aerodynamisch eine ziemliche Katastrophe. Erst recht, wenn er aufrecht sitzt und/oder die Arme an einem breiten Lenker ausbreitet. Schon relativ kleine Verbesserungen können einen deutlichen Einfluss haben. Man spürt es auf dem Mountainbike; wenn ich bei 30 km/h (für mich übliches Landstraßentempo) in eine Aero-Position gehe, springt der Tacho mal eben um 2-3 km/h höher... ohne, dass ich schwerer trete.

So gesehen wärst du auf geraden Asphaltstrecken wirklich schneller, wenn du dein Mountainbike auf Rennlenker umbaust.

Allerdings beachtest du dabei einen kleinen Punkt nicht: Mit einem Mountainbike auf Asphalt zu fahren, ist eigentlich nur ein Notbehelf, um ins Gelände zu kommen. Und im Gelände sind andere Dinge wichtig als die Aerodynamik. Zum Beispiel eine gute Fahrradbeherrschung, Wendigkeit, Gewichtsverlagerung... das alles geht sehr viel besser mit einem breiten Lenker und einer aufrechteren Sitzposition. Und da das der Anwendungsfall ist, für den man ein Mountainbike hat, sind aerodynamische Nachteile auf der Straße eben ein notwendiges Übel.

Die Position des Fahrers ist schon wichtiig, aber das Rennrad geht sofort gut ab, nicht erst, wenn der Luftwiderstand einsetzt und das liegt daran, dass man in dieser typischen Körperhaltung besser Kraft abgeben kann. Der Körperschwerpunkt liegt über dem Tretlager und man hat einen Kraftschluss bis hin zum Lenker. Kriegt man beim Mountainbike auch hin, bei jedem Fahrrad, der Lenker muss nur schön tief und der Sattel hoch sein.

Die Kraft wirkt dann auf Räder, die sehr leicht sind, nicht nur die Reifen aber die ganz besonders. Deshalb lässt sich das Rad sehr gut auf Tempo bringen. Das außen am Rad liegende Gewicht muss immer wieder beschleunigt werden. Es zählt doppelt, sagt man so. Schließlich ist auch das Gesamtgewicht des Rads nicht egal. Es ist mal gut 4 kg leichter als ein Mountainbike. Das merkt man beim Beschleunigen und natürlich an Steigungen schon deutlich.

Der Rollwiderstand guter Rennradreifen in guten Rädern ist schon phänomenal. Das liegt weniger an der Dicke oder am Druck, der muss natürlich bei so dünnen Reifen sehr hoch sein, sondern am Gummi, an der fein gewebten Karkasse (der Basis eines Reifens) und den sehr guten Lagern in den Naben. Mit meinem Rennrad rolle ich manchmal Straßen runter, von denen ich gar nicht wusste, dass sie bergab gehen.

Dann erst geht es um den Luftwiderstand, der so ab Tempo 20 eine Rolle spielt und spätestens ab 30 zu einer Herausforderung wird. Dann spielen die schmalen Reifen ihren zweiten Vorteil aus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrung mit Fahrrädern.
segler1968  18.08.2021, 05:49

Mit der Beschleunigung hast Du Recht. Es wurde aber nach Geschwindigkeit gefragt, insbesondere die erreichbare Höchstgeschwindigkeit. Und da kommt es weniger auf das Gewicht an, sondern fast ausschließlich auf den Luftwiderstand. Der steigt ja bei turbulenter Strömung quadratisch mit der Geschwindigkeit.

0
BlueCrab  18.08.2021, 12:57

"Das liegt weniger an der Dicke oder am Druck" so ein Quatsch, der extrem hohe Druck ist ganz entscheidend für den Rollwiderstand

0
FelixLingelbach  18.08.2021, 13:56
@BlueCrab

Der Druck muss so hoch sein, weil der Reifen so schmal ist. Ein 60 mm breiter Reifen hält so viel Druck nicht aus, läuft aber sehr gut mit dem halben Druck oder noch weniger. Der hohe Druck ist also nur eine Folge der geringen Breite und die wiederum dient einem geringeren Gewicht und und einem geringeren Luftwiderstand. Ohne ordentlich hohen Druck machst du Rennradreifen kaputt bzw. die Schläuche darin. Der Druck ist also nicht Selbstzweck um schnell zu sein, er ist einfach nötig.

Der Rollwiderstand wird übrigens nicht umso niedriger, je höher der Druck ist. Das würde nur bei einer ideal glatten Oberfläche zutreffen. Ein üblicher Contireifen mit 25mm ist zugelassen für Drücke von 6 bis 8,5 bar. Den optimal niedrigen Rollwiderstand hast du je nach Straße irgendwo in der Mitte davon. Darüber hinaus geht Energie verloren durch das ständige Auf-und-ab bei Unebenheiten.

0
BlueCrab  18.08.2021, 14:09
@FelixLingelbach

"Ein 60 mm breiter Reifen hält so viel Druck nicht aus" das ist schlicht komplett falsch. Wenn das Gewebe aus dem gleichen Polyamid besteht und die gleiche Dichte aufweist hält es auch dem gleichen Druck stand. Conti prüft im Werk Korbach MTB-Reifen mit 17 bar Wasserdruck. Ich habe selbst versuchsweise einmal den billigsten Kenda 6,90 Euro 26x1.95 auf 10 bar gebracht. Der Reifen hielt, das Laufrad flog auseinander!

0
FelixLingelbach  18.08.2021, 15:20
@BlueCrab

Hast du auch mal einen dicken Reifen mit hohem Druck gefahren? Er fängt an zu hoppeln. Ja, mit billigen Kendas habe ich auch nur gute Erfahrungen gemacht.

0

Es ist wie so oft in der Technik eine Kombination verschiedener Rennrad-Merkmale_

  • extrem hoher Reifendruck. Continental High-End-Mountainbikereifen werden im Werk Korbach zwar mit 17 bar Wasserdruck geprüft, aber MTB-Felgen reißen wenn man sie 7bar Rennraddruck aussetzt, da nicht hierfür ausgelegt. Also max. 4.5 bar gleich höherer Rollwiderstand
  • Rennradreifen sind hauchdünn, sodass nur wenig Material verformt werden muß
  • schmale aerodynamische Stirnfläche durch schmaleren Lenker, schlanken Rahmen, schmalen Reifen, geingeren Q-factor (Pedalabstand), aerodynamisch günstigere Sitzposition
  • Deutlich längee, auf hohe Geschwindigkeit optimierte Übersetzung, beim MTB mit Rennlenker würdest Du Dich im Rennradler-Pulk tot treten.

Übrigens gab es Anfang 90er einen Top-MTB-Fahrer, der zeitweise mit Rennlenker unterwegs war, John Tomac:

https://www.bike-magazin.de/hintergruende/typen_portraet/mtb-portrait-john-tomac

Ja, das liegt fast ausschließlich an der Aerodynamik. Ein paar Kilo Gewicht sind egal. Die Dicke der Reifen übrigens auch, sie sollten nur einen durchgehenden Laufstreifen haben und nicht nur Noppen. Laute Fahrgeräusche bremsen.

Guck Dir Gravel Bikes an. Die sind auch richtig schnell.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physikstudium

Geringe Rollreibung der Reifen, geringer Luftwiderstand von Fahrer/in und Fahrrad, geringe Masse des Fahrrades, entsprechend günstige Übersetzungen der Gangschaltung.