Praktiziert die Mehrheit der Juden die Lehre der Kabbala?
3 Antworten
Was verstehst du unter "Kabalah praktizieren"?
Die Leitlinie für orthodoxe Juden ist die "Halacha", d.h. das jüdische Gesetz, das sowohl rituelle Fragen als auch Fragen des menschlichen Zusammenlebens behandelt. Die Halacha führt z.B. genau aus, wie man den Shabbat einhält, unter welchen Bedingungen Fleisch als koscher zu betrachten ist, etc.
Orthodoxe Juden betrachten die Halacha als verbindlich für ihr Leben und bemühen sich so gut wie möglich, sie einzuhalten. Aber orthodoxe, streng praktizierende, Juden machen wahrscheinlich nur 15-20% aller Juden aus. d.h. die "Mehrheit" der Juden praktiziert wahrscheinlich nicht einmal die Halacha in allen Bereichen, wo sie relevant ist...
"Kabbalah" heisst "Überlieferung", und damit meint man sehr poetische, metaphorische Interpretationen der Torah. Diese "Schicht" der Interpretation nennt man auch "Sod" - "Geheimnis".
Man kann als orthodoxer Juden sehr gut durch das Leben gehen, ohne sich je in diesen speziellen Bereich zu vertiefen, ähnlich wie auch du durch das Leben gehen kannst, ohne Robert Musil oder James Joyce gelesen zu haben. Es gibt Leute, die interessiert es, und andere interessiert es weniger.
Grundsätzlich heisst es, dass man erst ab 40 anfangen soll, sich mit Kabbala zu befassen, d.h. in dem Alter, wo die eigenen Kinder langsam erwachsen werden, wo man weniger familiäre Pflichten hat, während man Halacha schon von Kindes beinen an lernt.
Das hat wahrscheinlich gute Gründe, weil diese ganzen mystischen und metaphorischen Darstellungen der Kabbala einen jungen Menschen auch um den Verstand bringen können. Oder weil Kabbala vielleicht besonders dann interessant ist, wenn man anfängt, sich damit auseinanderzusetzen, was nach dem Leben, nach dem Sterben passiert...
Trotzdem sind auch bruchstücke von Kabbalah in jüdische "Volksbräuche" oder "Minhagim" eingegangen, sowohl als Geschichten, als auch Sachen, die man "wegen der Kabbala" tut oder unterlässt.
z.B. ist die chassidische Bewegung eine Bewegung des Volks-Mystizismus, wo die Kabbala angebrlich eine grosse Rolle spielt und für die breite Masse "popularisiert" wurde. Und so gibt es z.B. Chassidim, die ihren Kindern keine Mickey-Maus-Hefte, keine Teddybären und keine Löwen aus Plastik geben würden, weil es laut Kabbalah für die Seele der Kinder nicht gut wäre, Umgang mit Abbildungen von nicht koscheren Tieren zu haben.
Ist es das, was du unter "Kabbala praktizieren" verstehst?
Das bezweifle ich sehr. Die Kabbala ist eine "Nische" im Judentum.
🤷♀️ Der Wiki-Artikel schweigt sich entweder darüber aus oder ich verstehe es nicht.
Vermutlich. Das Christentum musste sich ja auch schon früh gegen z. B. gnostische Irrlehren wehren.
- Dreieinigkeit: Ja, davon bin ich überzeugt.
- Himmel: ja, aber nicht wie das meistens dargestellt wird. Sondern eine Art weitere Dimension, zu der wir normalerweise keinen Zugang haben.
- Hölle: Gibt es m. M.n., aber ich bin unsicher wie man sich das konkret vorstellen muss. Aber ich muss da eh nicht hin 🙂
- unsterbliche Seele: Ist wohl aus der griechischen Lehre entnommen. Hab ich mir (noch) keine Meinung gebildet.
Okay.
Naja gut also bei Hölle, alles was Gott erschaffen hat, hatt ja einen Sinn, jedes noch so kleine Insekt oder Atomteilchen. Aber ne Hölle wäre dann ja nur dazu da um Leute zu Quälen, das passt irgendwie nicht. Also sie könnten ja auch einfach Tod sein, es beeinflusst andere ja nicht.
Aber bist du dann auch in einer Freikirche, oder machst das einfach nur so privat mit Internet und so?
Ich bin in einer Freikirche, aber vieles weiß ich aus der Bibelschule.
Missionieren muss man mich nimmer 😉
Und das AT hat nichts mit dem Judentum zu tun. Der Tanach wurde von Christen so sehr verändert, daß dieses Resultat "AT" nicht mehr damit zu tun hat.
Die Urschrift ist der Tanach. Den gab's schon, bevor es Christen gab.
Na dann nehme ich es zurück in Bezug zumindest auf einen Teil der Juden. Denn dass es verboten wäre, dies zu lesen, habe ich in einem Artikel über eine ehemaligen Jüdin gelesen.
(Ich hab es ja auch nicht gerne, wenn alle Christen in den gleichen Topf geworfen werden, weil Aussenstehende die Unterschiede nicht kennen)
Nein, die Mehrheit der Juden ist nicht religiös. Und die meisten religiösen Juden lehnen Kabala ab. Die Kabala ist jedoch für uns Chassiden von großen Nutzen.
Praktiziert wird da nichts, wie denn auch? Kann man die Torah und Talmud praktizieren?
"Praktizieren": Man könnte beten, philosophieren, oder Exerzitien machen, die den Geist trainieren.
Ja und im Urjudentum gab es sie auch nicht.
Aber woher kommt sie?