Physik im Eigenstudium als Laie?
Schönen guten Tag zusammen,
Ich M/25 interessiere mich seit Jahren sehr für Physik.
Ich würde mir gerne die Physik im Eigenstudium beibringen, weil ein Nachholen des Abiturs und ein anschließendes Studium in meiner Situation und Alter nicht infrage kommt.
Meine Vorkenntnisse sind sehr beschränkt: Hauptschulabschluss ⇨ Ausbildung im Bereich der Elektrotechnik und ab 09.2025 beginne ich mit meiner Technikerausbildung im Fachgebiet Angewandte Künstliche Intelligenz.
Mein Ziel ist es, irgendwann ein berufliches Themengebiet zwischen der Physik und KI zu finden.
Habt Ihr Tipps für Bücher oder einen Leitfaden, wie ich mir die Physik im Eigenstudium selbst aneignen kann und vorab die dazugehörige Mathematik, in der ich natürlich auch nicht ansatzweise auf dem Niveau bin, das dafür benötigt wird.
Ich würde mich extrem über Antworten freuen!
Vielen Dank im Voraus.
2 Antworten
Wenn du tatsächlich beruflich etwas ändern möchtest, dann rate ich dir stark von einem Selbststudium ab.
Beruflich trittst du dann immer mit Leuten in Konkurrenz, die tatsächlich genau das richtig und anerkannt studiert haben. Wenn du mit ihnen mithalten möchtest, dann musst du im Endeffekt doch auch so viel leisten wie für das Nacharbeiten des Abiturs und ein Studium. Der Unterschied ist nur, dass du auf dem Papier noch immer nichts hast und "vertrau mir, ich hab mir das alles selbst beigebracht" im Bewerbungsgespräch einfach nicht so viel Gewicht wie ein Abschlusszeugnis hat.
Mein Rat ist also: Wenn es dir nicht um persönliches Interesse sondern tatsächlich deine berufliche Zukunft geht, dann solltest du irgendetwas belegbares und vergleichbares machen. Ich weiß nicht, wie dein Leben organisiert ist, aber ist ein paar Jahre arbeiten und dann mit der Berufserfahrung ein berufsbegleitendes (Fern-) Studium an einer FH wirklich keine Option? Und bist du dir sicher, dass es wirklich Physik und nicht z.B. etwas in der Ingenieursrichtung sein soll? Physik selbst kann wirklich sehr trocken sein, so trocken, dass man sich das kaum vorher wirklich vorstellen kann.
Die Frage ist, in wie tief willst du das lernen. Es gibt viele Bereiche, die man im Selbststudium gut lernen kann.
Es gibt aber auch Bereiche, da wird das schwer möglich sein. Die Mathematik zu verstehen, ist ein wesentlicher Bestandteil, um später aufzeigen zu können, wieso bestimmte Phänomene so sind, wie sie sind. Um das zu lernen, benötigt man aber auch einen gewissen Austausch. Sprich, du wirst nicht einfach, wie in der Schule, irgendwelche Formeln lernen können, um sie anzuwenden.
Das Beweisen von Fragestellungen ist für eine wissenschaftliche Ausbildung zentral und die kann man i.d.R. nicht alleine lernen, weil es auch etwas Kreatives hat, was man am besten mit anderen lernt.
Es existieren jedoch Buchreihen wie die von Torsten Fließbach, die man durchackern kann.
Auch Vorlesungen, die es online auf youtube gibt, kann man zusammen mit Büchern durcharbeiten und nicht zuletzt hast du ja heute ChatGPT, welches dich anleiten, dir helfen oder dir Tipps geben kann.
Auch die Bücher von Wolfgang Nolting sollen sehr gut sein.
Vielen Dank für deine schnelle Antwort.
Grundsätzlich will ich die Mathematik soweit lernen um die Physik zu verstehen.
Es kann auch erstmal grob sein, jedoch wäre es schön, die Wichtigsten Gebiete der Mathematik soweit zu durchschauen um Sie auf das verstehen der Physik anwenden zu können.
Naja. Aber wenn du damit anfängst, brauchst du ja jemanden, der dich an die Hand nimmt. Schon allein einfache Beispiele mit Primzahlen oder eine vollständige Induktion wird man in den wenigstens Fällen als Autodidakt so lernen, dass man sich auch später erfolgreich an größere Probleme wagt.
Kenne eigentlich niemand, der das vollkommen in Eigenregie hinbekommen hätte. Wir haben teilweise früher zu sechst oder zu siebt an Übungsblättern geknobelt, die wir gerade so hinbekommen haben. An ein alleiniges vorgehen, speziell in den ersten Semestern, wäre da nie zu denken gewesen.
Es soll auch erstmal ein einfacherer Einstieg als das Niveau von einem Studium sein.
Wie ich in meiner Frage ja formuliert habe, ist mein Kenntnisstand aktuell noch nicht besonders hoch und ich muss erstmal darauf aufbauen und nicht direkt 3 Ebenen überspringen.
Dazu hätte ich aber gerne einen groben Leitfaden bzw. Buchreihen, an die ich mich halten kann und die Physik und Mathematik fokussiert sind.
Ich selbst bin maximal ein halber Physiker, aber grundlegende Beweise sollte ich trotzdem können. Bei mir gab es (aufgrund der Größe des Studiengangs) keine Übungsblätter als Zulassungsvoraussetzung, demnach hat die auch nicht wirklich jemand gemacht. Aber wenn man in der Übung genügend Beispiele vorgerechnet bekommt, dann passt das auch irgendwann. Einfache YouTube-Videos/Aufzeichnungen sollten Vorlesungen und Vorrechenübungen auch gut ersetzen können.
Also ich kann dir da nur raten, dich vllt mit chatGPT mal zu beraten. Es ist jetzt nicht einfach zu sagen: Lern das, lern das und das und dann kannst du das alles. Es sind oft Puzzelteile, die man lernt und die sich irgendwann zusammensetzen.
Welche Puzzelteile du benötigst, musst du selber wissen. Hast du aber mal daran gedacht, vllt nach der Ausbildung an einer FH irgendetwas in der Richtung zu studieren oder so? Ich meine, wenn du da jetzt wirklich einer der wenigen sein solltest, die das richtig durchziehen, dann könnte deine Energie da vllt später in einem Studium besser aufgehoben sein, oder?!
Ansonsten kann ich dir nur nochmal sagen: Tausch dich am besten mit chatGPT aus. Der erstellt dir sogar Lehrpläne, wenn du das wirklich möchtest.
Du könntest alte Abiturprüfungen rechnen und schauen, wo es dir da fehlt. Mathe selbst würde ich erstmal komplett ignorieren und nur themengebunden nacharbeiten, wenn du es brauchst.
Das klingt nicht schlecht danke.
Ein Studium habe ich mir immer nicht zugetraut daher jetzt der Techniker aber evtl. danach wer weiß.
Einfache YouTube-Videos/Aufzeichnungen sollten Vorlesungen und Vorrechenübungen auch gut ersetzen können.
Meiner Erfahrung nach ist das keineswegs so.
Sehr hilfreich fand ich das Lesen von Büchern, in denen emeritierte Hochschullehrer für Physik einzelne Teile der Physik auf populärwissenschaftliche Weise erklären. Siehe als Beispiel Bücher von Helmut Satz (Astrophysiker) oder Brian Greene (Theoretischer Physiker mit Erfahrung in Stringtheorie: Erst durch ihn habe ich z.B. den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik so verstanden, wie er wirklich gemeint, aber sonst nirgendwo erklärt ist).
Also ich kann dir nur nochmal empfehlen
- Tausch dich mit chatGPT aus
- der Vorschlag von @J0T4T4 finde ich gut
- Du kannst dir auch Bücher oder PDFs aus dem Internet (gibt es auch zu Hauf) oder sowas durcharbeiten, bei der es um Mathematik speziell für Physiker geht. Die Bücher, Skripts etc. heißen dann oft sowas wie "Mathematik für Physiker (zum Einstieg)" oder "Brückenkurs Mathematik für Physiker". Als Bsp. sowas hier https://wwwth.kph.uni-mainz.de/files/2018/10/vorkurs_slides_PhysChem.pdf
- Physikstudiengänge sind i.d.R. sehr ähnlich aufgebaut. Meist geht es mit Mechanik, Wärmelehre und Elektromagnetismus los. Du könntest dir da mal Vorlesungen anschauen und schauen, wie viel du verstehst bzw. da die Bücher aus den Buchreihen durchackern, die ich dir ja schon genannt hatte.
Letztlich bleibt es eben dir überlassen, wo du wie anfängst, so lange du es tust.
"Also ich kann dir da nur raten, dich vllt mit chatGPT mal zu beraten."
Ich habe doch sehr, sehr erhebliche Zweifel, ob einem eine (angebliche) künstliche Intelligans für eine so wichtige Entscheidung bessere Tipps geben kann als ein Mensch, der sich in dem Bereich tatsächlich (beruflich) auskennt.
Das würde ich so nicht unbedingt unterschreiben. Es braucht Erfahrung, aber die kann man auch alleine sammeln.