Pferd geht im Schritt gegen den Zügel - was tun?

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Ich unterstelle jetzt mal, dass dein Pferd kein grundsätzliches Problem im Schritt hat, du weißt, wie man sitzen und treiben musst und du keinen versammelten Schritt reiten möchtest (ansonsten haben meine Vorschreiber ja schon ausführlich erläutert was man tun könnte). Ich denke, dass du beim an die Hilfen Stellen im Schritt das Problem hast, dass das Pferd antrippelt und unruhig wird und du aber eigentlich "nur" Schritt mit korrekter Anlehnung reiten möchtest?!

Ich kenne mehrere Pferde, die damit ein Problem haben und hatten und es ist schwer, da etwas gegen zu tun. Ich versuche die Pferde über eine vorwärts-seitwärts-Bewegung vor die treibenden Hilfen zu bekommen und ins Gleichmaß zurückzubringen und lege aus diesem Vorwärts-seitwärts dann eine Zirkellinie an (egal wo in der Bahn). Meistens bleiben die Pferde dann für einige Zeit vor den treibenden Hilfen und lassen sich reiten. Wenn sie dann wieder hektisch werden geht's direkt wieder für 2-3 Tritte ins vorwärts-seitwärts und das ganze startet von neuem. So kann man zumindest den Schritt relativ schnell wieder geregelt bekommen.

Im Verlauf sieht es so aus, dass die Phasen, die das Pferd auf dieser gebogenen Linie Schritt ruhig gehen immer länger werden sollten. Du wirst merken wie du dein Pferd treiben darfst und musst, damit es nicht wieder hektisch wird. Feingefühl und Minimalismus ist hier ganz wichtig. Trotzdem soll das Pferd sich natürlich an die korrekten Hilfen gewöhnen... es soll ja vor den treibenden Hilfen stehen und sie auch akzeptieren... im Schritt ist die Hilfengebung aber bei empfindlichen Pferden eben insgesamt etwas passiver als vielleicht im Trab und im Galopp.

Im weiteren Verlauf sollten die vorwärts-seitwärts-Tritte mehr und mehr abgelöst werden von einem etwas deutlicheren diagonalen Einrahmen (innerer Schenkel treibt an äußeren Zügel) mit derselben Reaktion: Das Pferd kommt zurück an die Hilfen, lässt sich parieren und geht gleichmäßig geregelten Mittelschritt. All das braucht allerdings seine Zeit und viel Geduld.

Mir ist aufgefallen, dass der überwiegende Teil der Pferde mit dem Problem vor Beginn der Arbeit und nach Beendigung der Arbeit am langen Zügel trotzdem vernünftig Schritt geht. Das ist ganz wichtig um die Gangart zu fördern und sollte ruhig jeweils 10-15 Minuten am langen Zügel geritten werden. Dabei ruhig immer mal die Zügel phasenweise aufnehmen ohne das Gleichmaß zu unterbrechen. Dann klappt es irgendwann auch während der Arbeitsphase... denn in der Prüfung ist der Schritt ja nachher auch mittendrin in der Aufgabe und nicht am Anfang oder Ende.

Wichtig ist und bleibt natürlich das vorsichtige Zulassen der Nickbewegung und ein Bewegen-lassen in der Mittelpositur, die durch ein vorsichtiges Mitgehen und Verstärken der Bewegung den Schritt verbessert. Ganz wichtig: Auch am immer weiter verkürzten Zügel muss die Dehnung zugelassen werden und Stirn-Nasen-Linie bleibt deutlich vor der Senkrechten. Im Schritt natürlich immer noch mehr als in anderen Gangarten.

Heklamari  27.06.2016, 11:06

wunderbare Tipps - DIE werde ich mit meiner hektischen Rennsemmel ausprobieren;

ich denke
DAS kann vielen mit ähnlichem Problem helfen;

ich hab's auch bisher nur mit den bechriebenen  "Einzelteilen"  wie seitwärts oder Volte/Zirkel/Bögen probiert, am besten klappte natürlich Zirkel-vergößern....

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Ponypower 
Fragesteller
 27.06.2016, 20:03

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Mein Pferd fängt allerdings nicht an anzutrippeln. Das Problem äußert sich bei kurzem Zügel auf NICHT gebogenen Linien..

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dap123  27.06.2016, 21:51
@Ponypower

In dem Fall würde ich besonderen Wert auf die diagonale Hilfengebung legen: innerer Schenkel treibt am äußeren Zügel, äußerer Schenkel begrenzt aktiv mit. Und halt das Zügelmaß nach und nach verkürzen so weit bis die Anlehnung und Losgelassenheit erhalten bleibt und dann immer wieder mehr versuchen.

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wusstest du, dass ein getragener schritt über körperspannung, also ein aufgerichtet gehendes pferd, das tief unter den schwerpunkt tritt, zu den anstrengendsten übungen überhaupt gehört?

wenn ein pferd bei lektionen der hohen schule aus der piaffe in die levade übergehen soll, so wird das piaffieren immer mehr verlangsamt. für die extreme versammlung und die hankenbiegung muss das pferd enorme kraft aufwenden. der versammelte schritt erfordert beim pferd genauso viel kraft, wie das piaffieren, weil der schwung der diagonalbewegung nicht mehr da ist.

fast das ganze gewicht des pferdes liegt auf der hinterhand und muss mangels schwebephase bei jedem einzelnen schritt samt reitergewicht gestemmt werden.

die allermeisten pferde können das nicht. entweder sind sie nicht gut genug aufgemuskelt und in die lage dieser tragearbeit versetzt worden, dann muss mit diesem ziel gymnastiziert werden - oder anatomisch gar nicht dazu in der lage.

mit den seitwärtsübungen erreicht man eine bessere biegung. bessere hankenbiegung in der versammlung erreicht man aber am besten vom boden aus. doppellonge oder arbeit an der hand im trab, den man immer mehr versammelt, bis das pferd in der lage ist, an der hand korrekt zu piaffieren.

versammetler schritt ist das schwerste, was es überhaupt gibt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Nicht umsonst wird der Schritt in höchsten Klassen doppelt bewertet - einen guten Schritt tut z reiten ist demnach absolut nicht einfach.

Oft fängt es am Sitz des  Reiters an, das wäre jetzt meine Idee. Der Schritt ist die störungsanfälligste Gangart, so dass sich kleinste Nuancen am ehesten bemerkbar machen können. Die dreidimensionale Bewegung des Pferdes bewußt  mitzugehen, ohne es zu übertreiben und dadurch wieder zum Störfaktor zu werden, ist schon nicht einfach. Vieleicht hakt es da irgendwo? Angedeuteter  Spaltsitz, Hebeln, mangelndes Begleiten der Nickbewegung, etwas  feste Fußgelenke... Könnte zum Beispiel alles sein, und macht sich in der schwunglosen Gangart stärker bemerkbar.

Was meint denn dein Trainer dazu?

Ponypower 
Fragesteller
 26.06.2016, 17:02

Meine damalige RL hat das Problem schlichtweg gemieden, in dem sie sagte ich soll ihn einfach im Schritt länger lassen. Meine jetzige RL versucht das Problem durch Seitwärts zu lösen und es ist auch wirklich schon etwas besser geworden. Bei ihr macht er es allerdings auch. Aber trotzdem, Ich sollte wirklich mal eine professionelle Sitzschulung machen! Danke für die Antwort :)

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Starre Handgelenke (unbewusst)? Resultiert oft aus verspannten Schulter. Vor dem Reiten Lockerungsübungen machen, während des Reitens öfter mal bewusst an feine, weiche Handgelenke denken - hat mir enorm was gebracht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Heklamari  27.06.2016, 11:10

kann ich nur unterstützen

manchmal wünche ich mir nen Merkzettel vorm am Sattel: ruhiger Atem, lockere Gelenke von oben bis unten, saaaanfte Anlehnung, unichtbares Überstreichen usw usw usw

je nach Problem....

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GEhst du die Nickbewegung mit? Das Phänomen hat man gerne bei Pferden, die mit zuviel Hand geritten werden. Und mit zuviel Hand reiten Reiter aller Ausbildungsstufen.

Geht das Pferd Passverschiebung?


Ponypower 
Fragesteller
 27.06.2016, 20:04

Das Pferd geht kein Pass und ich gehe in der Nickbewegung mit. Es passiert halt wenn wir auf der geraden sind und ich keine Biegung bei kurzem Zügel fordere.

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