Pferd (fast) jeden Tag reiten?
Ich höre/lese/sehe oft dass viele ihre Pferd fast täglich reiten, vor allem Turnierreiter. Ist das denn überhaupt noch gesund für das Pferd? Leute sagen immer "ja das Pferd muss ja jeden Tag bewegt werden" man kann doch auch longieren, Bodenarbeit machen etc? Ich sehe auch oft Pferde zum Verkauf, die einen Hängerücken haben, total "verbeult" sind und einfach anatomisch ungesund aussehen, und die werden dann 6x die Woche geritten? Was ist eure Meinung dazu? Ich persönlich reite meine RB 1-2x die Woche, weil die Besitzerin meist auch nochmal 2x die Woche reitet. Wenn ich aber Urlaubsbetreuung habe reite ich auch nur 2x die Woche. Ansonsten longiere ich oder so.
10 Antworten
Zu wenig reiten ist genauso unsinnig wie zu viel falsches reiten. Die Wahrheit liegt immer in der korrekten Arbeit - und genau da hapert es am meisten.
Was wir uns bewusst machen müssen ist, dass jeder Ritt Kompression in der Sattellage erzeugt - insbesondere dann, wenn der Reiter unausbalanciert ist, nur "rumdümpelt", der Sattel nicht passt, die Zähne nicht optimal sind oder oder oder. Dass die komprimierten Strukturen dann eine gewisse Zeit brauchen um sich zu regenerieren sollte logisch sein. ABER: zu wenig Trainingsreize sind genauso Schwachsinn. Reite ich ein Pferd nur 1 oder 2x pro Woche führt das zu keinem Trainingserfolg - weder muskulär noch in Hinblick auf das Herz-Kreislauf-System, Koordination etc. etc.
In der Praxis sehe ich immer eher Pferde, die zu wenig gearbeitet werden oder eben "ja nur ein bisschen Schritt ins Gelände gehen" und deshalb null tragfähige Muskulatur mitbringen.
Zum Thema Bodenarbeit/Longieren: ich behaupte 90% der Pferdebesitzer haben sich nie mit korrektem Longieren befasst. Longe ran und mit der Peitsche in die Mitte stellen hat halt mit körperlich sinnvoller oder gar gymnastizierender Arbeit nichts zu tun. Insofern weiß ich nicht, ob DAS dann wirklich besser ist, als stattdessen lieber einen Tag mehr zu reiten ;) Auch hier hängt es also wieder am "WIE".
Ich hatte mal einen Artikel in der Sankt Georg gelesen von einem Mann, der seinen 38 j Trakehner noch täglich ritt. Das Pferd war noch pumperlg´sund.
Es gibt im Englischen den schönen Spruch: Use it or lose it
Stimmt.
Das Zauberwort: Bedarfsgerechte Arbeit mit dem Pferd.
Im Leistungssport ist es wie beim Menschen, viele fangen jung an und steigen jung auch wieder aus, weil sie einfach nicht mithalten können oder man sich selbst kaputt bzw. das Pferd macht!
Gerade im Freizeitbereich, fehlt es oft an strukturierteren Trainingsabläufen, das ergibt Pferde mit erheblichen Trainingsmängeln. Je professioneller alles wird, je besser wird es für die Tiere, niemand will sein Nachwuchspferd über die Uhr drehen.
Falscher Ehrgeiz, Fehleinschätzungen und schlicht Unglücksfälle passieren überall!
Longieren und Bodenarbeit ist nicht besser als Reiten. Auch dieses muss fachlich korrekt und fürs Pferd angepasst geschehen.
Alles individuell dem einzelnen Pferd angepasst. So gehen unsere Schulpferd auch zu manchen Zeiten 7 Tage die Woche und 2 oder gar 4 "Reitstunden/Berittstunden".
Dieses aber Abhängig von dem jeweiligen Pferd, der aktuellen Verfassung des Pferdes, der Reitfähigkeiten des jeweiligen Reitschülers, der Leistungsabforderung in den jeweiligen Stunden.
So geht ein Pferd unter Anfängern auch schon mal nur 2 Reitstunden in der Woche , dafür aber 3 Berittstunden, hat zwei Tage frei. Ein anders Pferd, geht die Woche 7 Reitstunden und am WE aufs Turnier.
Wichtig ist immer, das Richtige richtig zu machen, das Gute durch das Bessere zu ersetzen, das falsche erst gar nicht zuzulassen!
Was es bei uns gar nicht gibt, rumeiern mit den Tieren, die Arbeiten oder haben frei. Die Pferde haben nicht unter der Langeweile der Menschen zu leiden. Wenn die Reiter keine Lust auf korrektes Arbeiten am Pferd haben, sollen sie die Pferde im Stall/auf der Weide belassen. Die können sich gut selbst beschäftigen.
Wir haben unseren 20j. Opi im Stall - bis S platziert. Er wurde fast sein ganzes Leben 6x teilweise 7x geritten. Klar gab es Pausen und auch mal weniger programm allerdings war das vorallem in der aktiven phase von ihm Normal. Er ist bisher Top Fit, springt noch und macht alles mit. Er hat spass an der Arbeit. Ich würde es nicht pauschalisieren allerdings wenn man Korrekt reitet, abwechslungsreiches Training hat und man es aufs Pferd abstimmt es wesentlich besser ist, als ein Pferd das 2x Geritten wird und der Rst der Zeit im Kreis geht, am besten noch komplett schlaksig.... Natürlich kann man Bodenarbeit machen allerdings haben die meisten Berufs/Tunierreiter die Zeit nicht dafür und auch keine Lust dauf. Die Pferde genau so wenig. Man sollte es einfach aufs Pferd abstimmen und ich bin mir sicher, dass die meisten Pferde auch geritten werden wollen, aber halt Korrekt und abwechslungsreich. Das erstmal hinzukriegen ist die andere sache. Wir machen keine Bodenarbeit, nur ab und zu Longe mit Halfter/longierhilfe, Freispringen und alle Pferde haben eine Top Arebitseinstellung und laufen erfolgreich.
Tägliches Reiten, auch 7 Tage die Woche und 2 x täglich, sind gar kein Problem.
Wenn dieses Reiten dem Gesundheits- und Trainingszustand des Pferdes angepaßt ist.
Ansonsten ... kann man schauen, wie oft man reiten oder was auch immer mag. Da sind die Vorlieben (auch die der Pferde) halt unterschiedlich.
Und ... kein Pferd bekommt von korrektem Reiten einen Hängerücken, sieht verbeult oder anatomisch ungesund aus ...
Wie viel Erfahrung hast Du mit Pferden, dass Du solche Ideen hast?
Nein, natürlich nicht ... aber Du benutzt so merkwürdige Ausdrücke, die darauf schließen lassen, dass Du nicht viel Erfahrung hast und daher viele Dinge falsch beurteilen könntest.
Ja, mir ist bewusst dass ich nicht viel Erfahrung habe. Deswegen Frage ich ja hier nach...
Und wir können Dir nicht vernünftig antworten, wenn Du keine Links zu den "verbeulten" Pferden einstellst.
Denn unter diesem Begriff kann sich kaum jemand etwas vorstellen.
Es kommt auf die Qualität an. Mindestens 2x in der Woche reiten, oder garnicht, ist in Kurze meine Meinung.
Longieren ist fur das Pferd völlig unnatürlich, und nur bei sehr guten Kenntnissen bei einem gut trainierten Pferd zu empfehlen. Bodenarbeit müßtest du täglich einige Stunden machen, damit das Pferd auf seine .Kilometer kommt - es sein denn eventuell, wenn e sein einem bestens orientierten Aktivstall steht.
Entgegen Deiner Beobachtungen sehe ich Schulpferde, die Hengste der Wiener Hofreitschule sowie einige „Turnierrentner“, die bis Mitte 20 leistungsfähig sind, bis Ende 20 noch nette Freizeitpartner darstellen, und sich mit 30 und darüber ihres Lebens freuen.
Wer allerdings schlecht reitet, und a ist es völlig egal, ob das Turnier- oder Freizeitreiter sind, da hast du recht, sollten sich dem Pferd nicht so häufig zumuten.
„Berbeulte Hängerücken“ kommen nicht durch tägliches, sondern durch schlechtes Reiten, oder durch zu wenig Bewegung. Und irgendwann darf auch jeder alte Mensch und jedes alte Pferd „aus der Form geraten“, ohne dass man da Sklaverei vermuten muß 😉
Sorry, dass nicht jeder Pferde Trainer ist, deswegen frage ich hier ja.