Patriotismus in Deutschland?

JensingerB  05.10.2022, 20:34
...mich politisch als etwas Rechte-Mitte..., da ich ein paar Züge der rechten Parteien gut finde, aber niemals AfD...

In welchen Parteien würdest du denn mögliche Kandidaten sehen?

MatzDS425 
Fragesteller
 05.10.2022, 20:40

Persönlich bin ich am meisten Fan der SPD oder auch der Grünen, wählbar ist da aber niemand richtig (meiner Meinung nach)

JensingerB  05.10.2022, 20:43

Das sind aber linke Parteien. Warum ordnest du dich dann Mitte-Rechts ein und was macht die unwählbar?

MatzDS425 
Fragesteller
 05.10.2022, 21:06

Ich sehe mich als Mitte-Rechts an, weil ich am liebsten eine solche Partei hätte, die meine Werte vertritt usw. Das gibt's aber nicht, deshalb kommen für mich nur die anderen [...]

6 Antworten

Das Problem des Patriotismus ist die große Nähe zum Nationalismus, und davon haben wir in Deutschland genug.

Ich finde einen regionalen Patriotismus durchaus sogar sinnvoll, man kann das altmodisch als Heimatliebe bezeichnen. Das bezieht sich dann aber sehr stark auf die Landschaft und regionale Eigenarten, auch die Sprache.

Staatsgrenzen als Grenzen eines patriotisch aufgeladenen Gebiets dagegen halte ich für sehr problematisch.

MatzDS425 
Fragesteller
 05.10.2022, 20:19

Das finde ich sehr gut! Danke für deine Meinung. Die Nähe zum Nationalismus ist natürlich immer gegeben, ich hoffe auch, dass es nie wieder zu so etwas in Deutschland kommt.

Ich bin eigentlich voll und ganz deiner Meinung, also nochmal danke :)

LG

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LisaLinux  05.10.2022, 20:21

Klingt fast nach einer AFD Sympathisantin, Frau Weidel wäre sicher stolz auf diesen Kommentar 🤠

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LisaLinux  05.10.2022, 22:03
@Kleidchen2

Ich nicht, aber andere würden das sicher, sobald sie alleine das Wort Patriotismus egal in welchem Kontext lesen würden. Differenzieren ist nunmal nicht mehr Hipp.

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Reinkanation  12.10.2022, 00:39

Patriotismus mit Nationalsozialismus gleichzusetzen wäre wie ein Sozialstaat mit Sozialismus gleichzusetzen

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Also wenn das nicht nach AFD Wähler klingt, dann weiß ich es auch nicht 🤠

MatzDS425 
Fragesteller
 05.10.2022, 20:17

Wie gesagt, ich würde niemals die AfD wählen. Die Politik und die Meinung über mein Land sind 2 paar Schuhe. Ich habe es im Post nur angesprochen, damit es klar wird und man nicht darauf kommt, mich einen AfD-Wähler zu nennen. Nächstes Mal bitte besser lesen :)

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Reinkanation  12.10.2022, 00:40

Nur weil man patrot ist heißt es nidass man der AfD nahesteht

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Gegen etwas Patriotismus ist nichts einzuwenden.

Aber es sind insbesondere die 68er und deren Kinder, die Deutschland nur auf zwölf Jahre reduzieren. Sie haben die Nazizeit nie verkraftet; einige hatten auch Nazis in ihren Familien gehabt und versuchen dies nun zu kompensieren, indem sie etwa auf dem Gebiet der Migration jeden reinlassen wollen und Kritik sofort als rechts abstempeln. "Jeder Migrant ist eine Bereicherung", sagte etwa die Grüne Marieluise Beck.

So waren sie auch entschiedene Gegner der Wiedervereinigung, etwa Joschka Fischer: "Im eigenen Interesse müßte man diese deutsche Karte ... ein für alle mal verbrennen. Das heißt, selbst wenn eine Wiedervereinigung angeboten würde, müßte man sie ablehnen."

Wer sich patriotisch äußert, wird sofort als Nationalist und Rassist bezeichnet, obwohl beispielsweise die Fußball-WM 2006 in Deutschland gezeigt hat, dass die Deutschen keinerlei Probleme mit Spielern mit Migrationshintergrund haben und feierten gemeinsam mit Bio- sowie Migrationsdeutschen. Das war alles kein Problem. Auch beim Titel 2014 waren einige Spieler mit Migrationshintergrund dabei. War das ein Problem? Nein.

MatzDS425 
Fragesteller
 05.10.2022, 20:21

Ich bin genau deiner Meinung! Viele Leute sehen da leider Probleme, wo keine sind. Klar gibt es auch negative Aspekte, aber solange man es nicht übertreibt sollte man da immer offen sein. Ich finde die Migration in Deutschland übrigens auch nicht schlecht, nur schlecht durchdacht.

Vielen Dank für deine Antwort :)

LG

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JensingerB  05.10.2022, 22:22

Ich würde mal andere Bücher lesen, als von dem Verschwörungsfuzzi Torsten Mann lesen. Und wenn du so etwas liest, dann solltest du den Hintergrund und den Wahrheitsgehalt überprüfen. Aber ich denke, dass du noch mehr Bücher von Autoren hast, die vom rechten Kopp-Verlag verlegt werden. Der Rotz, den du von dir gibst, vergiftet lediglich die Weltanschauung eines Jugendlichen hin zu einer völlig bescheuerten und nicht belegbaren These eines rechten Populisten.

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BelfastChild  05.10.2022, 22:25
@JensingerB

Also Joschka Fischer hat es nicht gesagt? Sind auch diese Dinge hier falsch?:

Exakt aus dieser spezifischen Lage heraus gegen Mitte der sechziger Jahre erklärt sich die nachhaltige Wirkung des "magischen" Jahres 1968 in Westdeutschland: Zum ersten Mal wurde eine tiefgreifende Veränderung der sozialen Realität des Landes von unten und im Widerstreit gegen die die überkommenen, vordemokratischen Traditionsbestände durchgesetzt und diese dadurch zurückgedrängt, ja im Laufe der Zeit sogar abgelöst. Der innere "Wilhelminismus" und versteckte, untergründige Nazismus in der westdeutschen Nachkriegskultur wurde 1968 zugunsten einer Demokratisierung von unten - einer inneren Verwestlichung - endgültig historisch zu Grabe getragen. Hinzu kam mit dem Machtwechsel von 1969 die Probe auf die praktische Funktionsfähigkeit der westdeutschen Nachkriegsdemokratie: Würden die Konservativen eine Regierungsbildung ohne und gegen sie nach zwanzig Jahren ununterbrochener Machtausübung akzeptieren? Sie akzeptierten den Wechsel, wie man rückblickend weiß, wenn auch erst nach heftigsten ostpolitischen Stürmen und einer glanzvoll verlorenen Wahl, aber auf dem Hintergrund von Weimar war dieser erste Machtwechsel in der Bonner Nachkriegsrepublik alles andere als selbstverständlich und deutsche Normalität. 1968 war gewiß voller Widersprüche und Ungereimtheiten, ja der Angriff auf die nazistischen Verbrechen der Väter und ihre massenhafte Kollaboration mit dem Verbrechen des linksradikalen Terrorismus, der schließlich in zwanghafter Kopie mit dem Mord an Hans Martin Schleyer selbst der Genickschußmentalität der Nazis lag. Aber das Jahr 1968 war eine historische Zäsur, denn mit diesem Jahr und seinen Folgen begann in Westdeutschland innenpolitisch das Ende der Nachkriegszeit und wurde aus jener "geliehenen Demokratie" der Westalliierten eine eigene demokratische Entwicklung Westdeutschlands, und es begann eine eigene demokratische Traditionsbildung.

Quelle: Risiko Deutschland von Joschka Fischer, S. 191-192

Als ob es vor den 68ern keine Demokraten in Deutschland gegeben hätte.

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JensingerB  05.10.2022, 22:50
@BelfastChild

Dass er es nicht gesagt hat, habe ich gar nicht behauptet.

Ich weiß zwar nicht, von welcher braunen Hetzseite du den zitierten Text hast, aber auf den Seiten 191/192 des Buchs steht

einen wichtigen Weg zur Erklärung, und dieser führt zurück zu Preußen und der preußischdeutschen Reichsgründung. Denn in der geistigen Kapitulation vor Hitler, in der mehr als einfachen Übernahme Preußens und seiner Traditionen durch die braune Diktatur300 offenbarte sich die völlige politische, geistige und moralische Schwäche von Bismarcks Reichsgründung »gegen die Zeit«, denn »das war die Tragödie Preußens und der preußischen Tugenden: dem herrschenden Geist oder Ungeist der Zeit nichts entgegenstellen zu können als den Willen zum Dienst, zur Leistung und zur Pflichterfüllung.«301 Die preußische Kultur der Sekundärtugenden, gewissermaßen die Staatsdoktrin des Kunstgebildes Preußen, war bindungs- und haltlos geworden, als das Reich mit dem Machtprinzip und all den schönen Weltmachtillusionen spätestens mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg gescheitert war. Was Preußen blieb, war der untaugliche Versuch, den alten preußischen Tugendfunktionalismus gegen die verbotenen Primärtugenden der Französischen Revolution in einem anderen, gegenrevolutionären Primärtugendsystem zu verankern, das sich allerdings als wenig dauerhaft, ja äußerst prekär erwies: »Romantik und Christlichkeit waren preußische Versuche, mit der seit 1789 gestellten Herausforderung konservativ fertig zu werden und so über die sterile Unterdrückung nach Art der Karlsbader Beschlüsse hinauszukommen. Aber es waren eben untaugliche, politisch taube Versuche.«302 Bismarck versuchte im Anschluß daran den Übergang von der restaurativen »Ideenpolitik« hin zur »Realpolitik«, die man besser »Machtpolitik« nennen sollte, und setzte so das Bündnis Preußens mit der deutschen Nationalbewegung bis hin zur Reichsgründung durch. Mit der Reichsgründung wurde eine zunehmend verabsolutierte nationalistische Machtpolitik zur Primärtugend, und nach dem Zusammenbruch der Monarchie und der niemals akzeptierten Republik mußte Hitler mit seinen Wahnideen nur zugreifen und den preußischdeutschen Sekundärtugenden seinen nationalsozialistischen Primärsinn - exakter eigentlich »Irrsinn« - geben. Gewiß, Hitler und das Dritte Reich waren unter vielen Gesichtspunkten das direkte Gegenteil der altpreußischen Traditionen, so man diese, wie Sebastian Haffner, sehr eng faßt und lediglich auf das alte, vornationale und territorialstaatliche Preußen bezieht. Aber, wie bereits erwähnt, allein schon die irrwitzige Risikopolitik Friedrichs des Großen im Siebenjährigen Krieg fand bei Hitler großen Anklang und Fortsetzung, und spätestens seit der Verbindung Preußens mit der Nationalbewegung durch Bismarck werden die Kontinuitätslinien hin zu Hitler immer unübersehbarer.303 Ohne die völlig bindungslos gewordene preußische Machtstaatstradition hätte Hitler kaum eine Chance gehabt, und so er sie bekommen hätte, hätte er diese Chance mangels tauglicher Instrumente kaum nutzen können. 

Und da stellt sich mir natürlich auch die Frage, warum Joschka Fischer weder 10 Seiten vorher und 10 Seiten nachher nicht einmal die 68er erwähnt.

Wenn du glaubst, mich mit so billigen Tricks usstechen zu können, dann bist du schief gewickelt. Das klappt bei dämlichen AfD-Wählern, aber nicht bei politisch gebildeten Menschen.

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Hallo MatzDS425 !

Patriotismus unterscheidet vom Nationalismus, die Positivität der Perspektive. Patrioten brauchen keinen Sündenbock, um sich selbst zu produzieren, wie die Nationalisten. Patriotismus ist ein Versuch, die Opfersuggestion, die eine Bedingung moderner Gesellschaften ist, optimistisch, und wenn möglich realistisch anzugehen.

Nationalisten bedienen sich der Opfersuggestion, und definieren Opfer, weil das die "In-Group" der Nationalisten gegenüber der "Out-Group" der Sündenböcke festigt.

Das Bewusstsein der Patrioten also, dass es wen geben muss, der sich für die gemeinsame Sache opfern muss, und das der Nazis, dass es wenigstens jemand gibt, der auf jeden Fall geopfert werden kann, trennt beide voneinander.

Entschuldigen Sie die Ausführlichkeit, weil die Unterscheidung zwischen beidem sehr, sehr wichtig ist, und beispielsweise erklärt, weshalb es in Deutschland keinen solch ausgeprägten Patriotismus gibt, wie in den USA.

Eigentlich will ich Ihnen nur Mut machen, denn Patriot zu sein, ist sehr anstrengend, vor allen Dingen brauchen Sie einen sehr kritischen, und verständigen Blick für das, was die Deutschen in Deutschlands Vergangenheit nicht nur erreicht, sondern vor allen Dingen angerichtet haben.

Das Deutsche Kaiserreich war mitbeteiligt am Hererozid, dem Völkermord, verübt an den südwestafrikanischen Herero, und dem Armenozid, dem Völkermord verübt an den anatolischen Armeniern, darum ist heutzutage kaum noch einer "stolz" auf das Deutsche Kaiserreich im 19. und 20. Jhdt.

Patriotismus ist, um Ihnen die Sache etwas leichter zu machen, außerdem gegenwartsbezogener, und zukunftsgewandter als der Nationalismus. Darum strapazieren auch die Nationalisten eher die Vergangenheit der Nation, während Patrioten sich mehr mit der heutigen Verfassung, und den Möglichkeiten der heutigen Politik, und Gesellschaft befassen.

MatzDS425 
Fragesteller
 17.10.2022, 00:18

Ich stimme dir zu. Klar bin ich keineswegs stolz auf solche schlimmen Sachen, die wir getan haben. Sowas geht nicht, darüber muss man hoffentlich nicht reden. Dennoch finde ich nicht, dass man nicht stolz auf das ganze sein kann, da jedes der Länder damals so etwas getan hat. Klar, das macht das ganze nicht besser, aber das relativiert es meiner Meinung nach.

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort, das beantwortet eigentlich alles was ich wissen wollte.

Ich wünsche dir noch einen angenehmen Abend :)

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Von mir aus ist ein gesunder Patriotismus ganz okay, solange es gelingt, sich vom Nationalismus abzugrenzen. Patriotismus kann durchaus auch Positives mit sich bringen. Ich finde es einfach wichtig, dass Patriotismus nicht dazu führt, dass andere auf irgendeine Weise benachteiligt werden und finde es wichtig, dass man auch Ausländer*innen "mitmachen" lässt und internationale Zusammenarbeit nicht gefährdet.

Meine Meinung dazu wäre also ganz grob (angegeben jeweils die grundsätzliche Einstellung):

In meinen Augen "guter" Patriotismus:

Deutschland ist gut

In meinen Augen problematischer Patriotismus:

Deutschland ist besser.