Passt der Lehrerberuf zu mir?
Ich mache mir schon seit einiger Zeit Gedanken was ich studieren sollte und gerade bin ich am Grübeln ob das Lehramt was für mich ist.
Allerdings weiß ich nicht ob ich persönlich für den Beruf geeignet bin. Ich habe eine große Passion für Deutsch und für philosophische Dinge. Daher würde ich als Fächer Deutsch und Ethik oder Geschichte oder Mathe nehmen.
Das Problem ist, dass ich halt zwar eine begeisterungsfähige Person bin und ich den Schülern diese Begeisterung weitergeben könnte. Ich würde mega gerne Schüler für Literatur faszinieren und dafür dass unsere Sprache ein großes ganzes Erbe der großen Vordenker Deutschlands ist. Auch möchte ich ihnen beibringen, dass z.b Mathe kein riesiges Hindernis ist, wenn man es richtig vermittelt. Quasi ich möchte der nächsten Generation diese Sternstunden geben, die ich hatte als ich diese ganzen Dinge für mich kennengelernt habe.
Allerdings fehlt es mir so ein wenig an Dominanz. Ich weiß nicht ob man sich das im Studium aneignen kann, aber ich weiß nicht ob ich die Stärke aufbringen kann, um eine Klasse zu führen. Ich würde dabei gerne mit Schülern in der Oberstufe arbeiten. Ich bin zwar eine Person, die witzig und optimistisch daherkommt, doch manchmal bin ich etwas überambitioniert.
Denkt ihr dass das Lehramt was für mich ist?
4 Antworten
Wenn man schon vorab so sehr zweifelt, sollte man es sein lassen - zumal es nicht einfacher wird. Lehrer ist kein Beruf, den man wie meinetwegen Diplom-Kaufmann oder Beamter im höheren Dienst der Verwaltung oder Ingenieur "halt so studiert, weil es sich anbietet und weil es zukunftssicher ist" und auch kein Zuckerschlecken, wo man nachmittags daheim rumhockt, sondern eine Berufung - da gehört viel mehr dazu, als man sieht. Es gibt genug Leute, die völlig falsche Vorstellungen haben, absolut ungeeignet und unreif sind und sich dann noch wundern. Es ist nicht so, dass man mittags heimgeht und dann Däumchen dreht, im Gegenteil - dann geht's erst richtig los mit Unterrichtsvorbereitung, Korrigieren und so weiter.
Meine Mutter war Lehrerin (Grund- und Hauptschule) und ich war mal mit einer Lehramtsstudentin zusammen - von daher kenne ich die Thematik durchaus. Meine Mutter klagte in den letzten Jahren verstärkt über "immer blöder werdende Eltern" (Eigenzitat), entweder Heilkoptereltern oder absolut Teilnahmslose und Bildungsferne, denen alles egal ist und die schon in der Grundschule noch nicht mal zum Elternabend kommen oder an der Einschulung mit dem Smartphone spielen, die Kippe in der anderen Hand.
Vor einiger Zeit hatte ich mich zudem mit einer Realschullehrerin unterhalten, die es sehr bedauerte, dass die verbindliche Grundschulempfehlung weggefallen ist - sie stehe immer häufiger vor Kindern, die dem Unterricht an der Realschule nicht folgen können, denen die Hausaufgaben zu viel sind, die dauernde Misserfolge durch schlechte Noten haben und von den Eltern da durchgeprügelt werden, die sich darüber definieren und ihre Kinder oft sogar auf das Gymnasium schicken - mancher packt das Abitur sogar, aber unter größten Anstrengungen. Solche Kinder wären früher auf der Hauptschule gelandet und dort in der Regel auch gut zum soliden Abschluss gekommen und in eine Ausbildung gelangt.
Die Schüler sind meist noch nicht mal das Problem, aber wenn sie es doch sind, haben die Eltern versagt - und die Schule kann den Erziehungsauftrag nicht übernehmen, weil die Klassen zu groß sind und man sich schon bei 15 Kindern in einer kleinen Klasse nicht vorrangig immerzu um ein, zwei Quatschmacher und Störenfriede kümmern kann. Das geht einfach nicht.
Als ehemaliger Lehrer kann ich dir dazu nur sagen:
Wenn du selbst nicht weißt, ob das was für dich wäre, dann ist es nichts für dich.
Lehrer sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung. Dafür muss man brennen.
Meine Mutter erzählte immer gerne, dass sie schon, als ich sechs war, wusste, dass ich mal Lehrer werde, als sie mich vor dem Garten mit anderen Kindern beobachtete.
Übrigens geht es beim Unterrichten und Begeistern nicht um Dominanz.
Ich habe Schülern vor allem durch mein weitgefächertes Wissen begeistert. Dominanz ergibt sich, falls nötig, aus Kompetenz.
Ich bin zwar selbst nicht Lehrerin geworden, hatte das aber (gaaaanz früher ;) ) auch mal ins Auge gefasst und muss sagen, dass ich eine zeitweise Tätigkeit in der Nachhilfe diesbezüglich erhellend fand.
Ich meine, das hier ist natürlich sehr gut und vorbildlich:
Quasi ich möchte der nächsten Generation diese Sternstunden geben, die ich hatte als ich diese ganzen Dinge für mich kennengelernt habe.
Nur die Frage ist, wie gut du mit denen umgehen können wirst, bei denen das eben, aus welchen Gründen auch immer, nicht funktioniert. Wenn du mit deiner Leidenschaft für das Fach und deinem Ehrgeiz mühevoll den Unterricht vorbereitest und dir extra für Lena-Marie und Achmed und Lennard und Thuy dir einen neuen Erkläransatz überlegst, und dann macht Lena-Marie die vier ihre Hausaufgaben nicht, Achmed schwänzt, Lennard rülpst und furzt, um die Klasse zum Lachen zu bringen und Thuys Eltern drohen dir mit Anwalt, wie groß wird da deine emotionale Resilienz sein?
Allerdings fehlt es mir so ein wenig an Dominanz.
Naja gut, das würde ich durchaus noch auf dein Alter schieben. In deinem Alter hätte ich auch noch nicht das Auftreten gehabt, mich mit Kunden auseinander zu setzen oder vor 80 Kollegen eine Trainingssession zu machen, wie ich es heute tue. Ich glaube, in jedem Beruf muss man erst noch ein bisschen über sich hinauswachsen. Deshalb, ich würde im Moment für die Berufswahl noch nicht so danach gehen, ob du es kannst, eher ob du es können willst.
kann man so pauschal nicht sagen, am besten machst du mal was wo du so mit den kindern dieser altersgruppe arbeitest, zb bei einem sommercamp mitarbeiten, und schaust mal wie es dir gefällt