Nervt euch das auch?
Hey,
Ich habe meinem Frust jetzt einfach mal freien Lauf gelassen. Gut möglich, dass ihr in all dem kein Problem seht. Ich möchte mit dieser Textwand eigentlich nur sagen, was ich denke. Und sorry für den Titel, mir ist kein besserer eingefallen.
Letztens habe ich mal wieder einen älteren PC mit Windows 7 und eher bescheidener Hardware gestartet. Es handelt sich um einen Standard-Office-PC aus dem Jahr 2010. Und ehrlich gesagt, da ist so einiges in mir hochgekocht. Ich habe mich bei der Bedienung tatsächlich wohler gefühlt als an meinem 3000€-PC mit Windows 11.
Es mag den typischen 0815-Nutzer vielleicht nicht stören, aber mich stört es gewaltig: das zwanghafte Sandboxen von allem und die immer weiter voranschreitende „Webifizierung“ von immer mehr Sachen. Ich rede hier von der Art und Weise, wie Programme heutzutage ausgeführt werden und wie Betriebssysteme insgesamt arbeiten.
Android macht es vor: Alles läuft in ART, also alles wird virtualisiert, nichts läuft nativ.
Windows hat da mit dem Microsoft Store nachgezogen: Programme, die aus dem Store installiert werden, laufen auch virtualisiert. Und jeder Mist ist mittlerweile nur noch ein versteckter Edge-Tab. Für Office muss man heutzutage ein Abo abschließen, obwohl es früher einfach als eigenständige Software genutzt werden konnte. Auch das „Copilot“-Fenster in Windows 11 ist im Grunde nur ein Edge-Fenster. Und bei den Updates wird immer nur mehr auf das bestehende System draufgesetzt. Löscht man bestimmte Dateien unter Windows 11, landet man bei Windows 10 zurück. Einige Teile von Windows 11 stammen sogar noch direkt aus Windows XP.
Ein weiteres Beispiel: Viele Programme laufen mittlerweile in Electron. Discord etwa braucht so schon mal 1 GB RAM, nur weil es in dieser Technik läuft. Chrome virtualisiert jeden Tab einzeln und verbraucht mehr RAM als mancher Computer überhaupt verbaut hat. Spotify ist ebenfalls ein weiteres „Electron-Opfer“. Steam fungiert hauptsächlich als Client, um eine Website darzustellen. Ich könnte da ewig weitermachen…
Linux als Lösung? Leider auch keine wahre Alternative: Linux ist völlig fragmentiert. Es gibt unzählige Ansätze, aber keiner ist wirklich zu Ende gedacht oder umfassend umgesetzt. Das Ändern der Anzeigeskalierung ist ein „experimentelles Feature“ und funktioniert meist einfach nur grausig. Dann gibt es den ganzen X11-Wayland-Albtraum. Wayland wird nur teilweise unterstützt, und so läuft man immer noch mit einem Hybrid aus beiden Systemen. Workarounds für diese Übergangsphase machen alles nur noch schlimmer, als hätte man Wayland einfach weggelassen. Übrigens: Wayland stammt aus dem Jahr 2008 und ist teilweise immer noch kaum implementiert. Noch dazu laufen viele Programme auf Linux nur mit Proton oder Wine. Es gibt unzählige Paketformate (deb, rpm, snap, flatpak, appimage), was die Installation von Software zu einer wahren Herausforderung macht. Und die Nvidia-Treiber? Lass mich damit besser gar nicht erst anfangen…
Und was ist mit Apple?
Apple hat das Thema Optimierung und Effizienz offensichtlich besser im Griff. Alles funktioniert flüssig und ohne ständige Fehler. Und die Spionage durch Drittanbieter-Apps wird zuverlässig eingeschränkt. Allerdings schaut Apple einem selbst dann gerne mal heimlich über die Schulter. Und es gibt nichts, was man dagegen tun kann. Zudem ist man in diesem System sehr eingeschränkt: Kein Sideloading von Apps und man ist komplett im Apple-Ökosystem gefangen.
Ich habe hier jetzt einige Dinge nur kurz angeschnitten oder Aspekte weggelassen, besonders was Linux betrifft. Ich weiß, dass das Thema viel komplexer ist und warum es überhaupt so ist, wie es ist. Aber ich kann hier nicht jedes einzelne Problem genau ausdiskutieren.
Seht ihr das auch so oder ist meine Frustration völlig unberechtigt? Ist es eigentlich egal, wie ein System funktioniert, solange es funktioniert? Oder sollte man auf eine saubere, optimierte Lösung bestehen, selbst wenn sie ein wenig mehr Kontrolle und Flexibilität erfordert?
Lasst mich gerne eure Gedanken dazu wissen. Egal ob ihr mir zustimmt oder nicht.
4 Antworten
Joa nö schließ ich mich zu den meisten Teilen an. Alles ist nur noch ne App, mobile ports, oder in browser. Natürlich dabei auch immer erst Chromium support, Firefox an letzter Stelle.
Selbst ausführen, oder gar selbst besitzen, gibt es immer weniger. "You will own nothing and you will be happy"
Seht ihr das auch so oder ist meine Frustration völlig unberechtigt?
Also, zumindest ich kann mich nicht beklagen. Vielleicht bin ich ja auch nur ein
typischen 0815-Nutzer
aber dennoch: erst neulich habe ich von Fedora Mate mit X11 auf OpenSUSE KDE mit Wayland umgestellt, und das ging erstaunlich reibungslos. Lediglich brauchte ich in den Skripten, die über timer units von service units aufgerufen werden, die Umgebungsvariable von DISPLAY auf XDG_RUNTIME_DIR umzustellen, und schon wurden mir auch wieder alle Benachrichtigungsgrafiken zuverlässig angezeigt.
Probleme mit irgendwelchen Anwendungen konnte ich bisher auch nicht feststellen. Die rpm-Pakete sind auch mit zypper recht problemlos zu handhaben.
Bei der "Webifizierung" gehe ich voll mit dir. Electron iat einfach mist. Ebenso der Datenklau in Windows und Apple. Windows und Konsistenz sind ebenso Gegensätze.
Aber bei Linux muss ich dir stark widersprechen. Die Fragmentierung ist nämlich eine Stärke, da es nicht eine Firma gibt, die dir vorschreibt, wie dein System zu sein hat. Die verschiedenen Projekte befruchten sich oft - auch wenn es durchaus in manchen Abteilungen zu viel gibt. Und unter Linux arbeiten die Programme dank Standards zusammen - bei Windows weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut, und dann gibt es wegen Druckertreibern einen Bluescreen 🤦♂️
Einige "Standards" haben sich aber durchgesetzt:
- Systemd
- Wayland
- Flatpaks
- KDE (oder GNOME, demnächst noch COSMIC) alle mit voller Wayland Session
- LibreOffice
Und mit dem meisten kommt man nie in Berührung, weil es einfach funktioniert.
Dafür darf man aber nicht auf antiquierte Distributionen wie Linux Mint, Debian oder Ubuntu setzen, sondern moderne, aktuelle wie Solus, Fedora oder openSUSE Tumbleweed.
Ich benutze jetzt seit Jahren nur noch Linux auch beruflich und habe keine Probleme - im Gegensatz zu meinen Windows-Kollegen, denen der (nicht vorhandene) Datenschutz auf die Füße fällt.
(Nvidia ist übrigens auch unter Windows dein Feind. Sollte man nicht benutzen.)
Aber aus der Sicht eines normalen Benutzers gibt es keine Probleme. Das sind inner Einzelfälle, wenn man meint, unbedingt ein ganz spezifisches Programm nutzen zu müssen.
Benutze die genannten Distributionen und es gibt einen modernen Stack, der arbeitet. Linux Mint gehört nicht dazu.
Vielleicht ist es auch ein Problem mit meiner PC-Hardware, aber ich habe nun schon wirklich jede auch nur halbwegs bekannte Distribution getestet und es hat jedes Mal Tage gedauert, bis auch nur das geringste funktioniert hat. Wenn man einen Computer mit Hardware für genau diesen Zweck kauft, mag es ganz anders sein. Aber wenn ich kein Interesse für Linux hätte (wie der normale Benutzer), hätte ich das tagelange Tüfteln wohl nur als nervig empfunden.
Kann ich aus der Ferne schlecht beurteilen. Ich prüfe vor dem Kauf immer die Kompatibilität, kennt man mit Android und iOS mit Zusatzgeräten ja schon.
Zu Windows und Apple sag ich nichts, da ich es nicht nutze. Einige der Punkte von dir kann ich aber so mitgehen.
Linux:
Ja, es gibt viele Linux-Distributionen, aber das ist eine der Stärken von Linux, keine Schwäche. Der Nutzer kann eine Distribution wählen, die seinen Bedürfnissen/Vorlieben entspricht. Sowohl KDE als auch GNOME bieten mittlerweile eine sehr gute Skalierung. Wayland ist mittlerweile weit genug entwickelt, um als Standard in vielen Distributionen zu dienen und sollten es mal wirklich irgendwo hängen gibt immernoch X11.
Das Programme nur mit WINE laufen ist Blödsinn, denn das trifft nur auf Programme zu die ausschließlich für Windows geschrieben wurden und keine native Linux Lösung haben.
Moderne Paketformate wie Flatpak (und Snap) haben es einfacher gemacht, Software unabhängig von der Distribution zu installieren. Für klassische Paketmanager (apt, zypper, pacman) gibt es zentrale Repositories, die Softwareinstallation bleibt also einfach. Wer sich an eine Distribution hält, merkt davon kaum etwas.
Nvidia ist in der Tat so eine Sache, da liegt der Fehler aber bei Nvidia und nicht bei Linux, wenn gleich die Treiber wohl so langsam aber sicher auch für Linux erscheinen.
Ja, da stimme ich zu. Natürlich liegt es nicht an Linux, dass Programme von Windows nicht laufen und auch nicht, dass die Nvidia Treiber so schlecht sind. Mit der Fragmentierung meinte ich auch nicht die verschiedenen Distributionen, sondern eher Sachen wie PipeWire, Alsa, Pulse Audio, etc. Eben nicht eine Lösung, sondern viele verschiedene. Linux mag technisch das überlegene System sein, aber für den Endnutzer, für den es einfach funktionieren soll, ist es ein einziger Alptraum. Wie gesagt, ich habe vieles nur angeschnitten und nicht ausformuliert. Was die Skalierung angeht, habe ich leider grundlegend andere Erfahrung gemacht. Das ist bei mir weiterhin ein großes, nicht lösbares Problem.
Nur hat der Endnutzer mit Pipewire oder sonstigen Interna kaum bis nie Berührung. Warum auch?
Übrigens hat sich Pipewire, Wayland und Systemd durchgesetzt. Da gibt es noch ein paar antiquierte Distributionen, die sich aus Gründen abwenden, aber moderne Distributionen wie Solus, Fedora oder openSUSE Tumbleweed setzen darauf.
Na ja, man kommt damit in Berührung, wenn es nicht funktioniert. Und das tut es nach meiner Erfahrung leider nicht.
Dann haben wir sehr verschiedene Erfahrungen gemacht.
vielleicht hast du (wie ich anfangs auch) versucht, Windows in Linux rein zu prügeln - das wirs scheitern, aber das ist auch klar, oder kannst du Android Apps unter iOS starten? Man muss sich zwangsweise umgewöhnen und umstellen, aber das ist in Summe kein Problem.
Was macht bei dir denn Probleme unter Linux?
Kann es sein das dein letzte Erfahrungen mit einer Linux Distro schon sehr lange her sind?
Mit der Fragmentierung meinte ich auch nicht die verschiedenen Distributionen, sondern eher Sachen wie PipeWire, Alsa, Pulse Audio, etc. Eben nicht eine Lösung, sondern viele verschiedene.
Das war früher der Fall, es gab lange verschiedene Ansätze (ALSA für Low-Level-Sound, PulseAudio für erweiterte Features), aber mittlerweile setzt sich PipeWire als einheitliche Lösung durch. Es ersetzt PulseAudio und JACK, bietet bessere Performance und Kompatibilität. Fedora, openSuSe, Ubuntu oder Linux Mint setzen bereits standardmäßig auf PipeWire, und die meisten Distributionen werden folgen.
Linux mag technisch das überlegene System sein, aber für den Endnutzer, für den es einfach funktionieren soll, ist es ein einziger Alptraum.
Linux, gerade sowas wie Mint oder openSuSE, ist heutzutage out of the Box nutzbar. Da ist nichts Alptraum.
Die Installation ist oft einfacher als die von Windows, Treiber für die meisten Geräte sind bereits enthalten, und Software lässt sich bequem über App-Stores wie GNOME Software oder KDE Discover installieren.
Selbst Plug and Play funktioniert mit den meisten Geräten.
Ich sage immer, wenn meine 60 jährige Mutter Linux nutzen kann (weil der PC nichts anderes mehr kann) denn kann das jeder!
Was die Skalierung angeht, habe ich leider grundlegend andere Erfahrung gemacht. Das ist bei mir weiterhin ein großes, nicht lösbares Problem.
Wie bereits erwähnt:
WIe lange ist deine letzte Erfahrung her?
Und vor allem was macht bei dir dann so dermaßen Probleme?
Meine Erfahrung findet gerade statt. Ich nutze gerade Nobara Linux. Habe gehört, die Nvidia Treiber da sollen sehr gut sein. Das sind sie auch. Aber immer noch nicht perfekt. OBS und der Vollbildmodus gehen nicht in Kombination mit fractional scaling.
Ja, habe das mit der Fragmentierung wohl nicht ausreichend ausgeführt. Das war nicht auch die verschiedenen Distributionen bezogen. Linux ist auch meiner Meinung nach das technisch weit überlegene System von allen. Aber ich habe versucht zumindest ein wenig die Perspektive eines einfachen Benutzers einzunehmen, wo es einfach funktionieren soll. Und aus dieser Perspektive ist Linux weiterhin ein absoluter Albtraum. Auch Distributionen wie Mint können ein Albtraum sein, auch wenn sie schon sehr gut sind.