Mythologische Themen in barocker Kunst?

2 Antworten

Im Mittelalter gab es praktisch nur religiöse Motive. Säkulare Kunst gab es fast keine. Dann kam die Renaissance mit einer Gegen- und Absetzbewegung zum religiösen Mittelalter. Die Reformation spielte dabei durchaus eine Rolle, weil nun die katholische Kirche nicht mehr die einizge religiöse Macht war.

In jener Zeit entstand der Renaissance-Humanismus. Gelehrte dieser philosophischen Richtung propagierten eine umfassende Bildungsreform, von der sie sich eine optimale Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten versprach. Humanistische Bildung sollte den Menschen befähigen, seine wahre Bestimmung zu erkennen und durch Nachahmung klassischer Vorbilder ein ideales Menschentum zu verwirklichen.

Da es außer religiösen Schriften kaum lehrsame Literatur gab, griffen sie auf die Autoren der Antike zurück. Durch den Buchdruck, der wichtigsten Erfindung der Renaissance, konnten die antiken Autoren vervielfältigt und verbreitet werden. Viele antike Schriften, die bis in die Neuzeit überleben konnten, behandelten die antike Mythologie, sodass diese Themen weit verbreitet wurden. Mit den antiken Autoren lebte auch die Kunst und Architektur der Antike wieder auf und diente sowohl vom Stil als auch vom Inhalt her als Vorbild.

Das Barock ist im Prinzip die Fortsetzung der Renaissance zu einer Zeit, als Europa nach dem 30-jährigen Krieg vom Klima verwöhnt wurde und eine große wirtschaftliche Blüte erlebte. Nun war genügend Geld da, um in eine hemmungslose Prunksucht auszuschweifen und Künstler wie Michelangelo, Berninin, Raffael und die anderen großen Meister und Handwerker des Barock bezahlen zu können.

Nur nebenbei: die hemmungslose Prunksucht hat mich vor drei Wochen zutiefst beeindruckt, als ich im Rahmen einer Romreise die großen Kirchen und deren Kunst und Pracht bewundern konnte.


weena96 
Beitragsersteller
 26.11.2024, 17:48

Danke für die informative und ausführliche Antwort. Wirklich ein sehr interessantes Thema!

In der Renaissance wurde die Antike wieder entdeckt. Wer gebildet war, las ab dieser Zeit wieder antike Werke.

Im Barock war gerade der 30jährige Krieg überstanden, da wollte man besonders opulente Werke schaffen. Dafür eigneten sich neben Legenden und bildliche Darstellungen von spannenden Szenen aus der Bibel ganz besonders die wiederentdeckten mythologischen Werke der Antike.

Woher ich das weiß:Hobby

weena96 
Beitragsersteller
 25.11.2024, 21:32

Danke für die schnelle Antwort! Also ist die Kunst - genauso wie „Carpe diem“ - quasi als Gegenreaktionen darauf zu verstehen? Um dennoch etwas Schönes bewundern zu können sozusagen?

Neugier4711  25.11.2024, 21:41
@weena96

Ja, als Trotzreaktion, jetzt erst recht. Ganz extrem zeigt es sich beim Schloss Ludwigslust. Die Gegend einschließlich Herrscher war durch den Krieg völlig verarmt, also wurde ein prächtiges Schloss errichtet mit billigsten Materialien. Die Instanterhaltung ist teurer als die verwendeten Teile https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2012/2/kaum-zu-glauben-alles-pappe.php

Im Barock will man zeigen was man hat. Ob angebliche Bildung, durch Werke der Antike, durch extreme Prachtentfaltung (Barockkirchen), durch die barocke Mode mit extremen Haarfrisuren mit künstlichen Haarteilen https://de.pinterest.com/ideas/barock-frisur/915032343051/ und nichts ist wirklich echt.