Müssen Scharfschützen der Bundeswehr auf Menschen schießen, und falls ja sind sie dann Mörder wenn sie jemanden erschießen?

9 Antworten

Ja müssen sie grundsätzlich schon, dafür sind sie ja da.

Jeder Soldat der einen Schuss absetzt mit Todesfolge wird nach deutschen Strafrecht erst ein mal angeklagt. Das wird dann durch die Staatsanwaltschaft geprüft und meistens dann fallen gelassen. Mir ist persönlich kein Fall bekannt wo jemand für schuldig befunden wurde.

Edit: Mit dem anklagen bin ich mir nicht sicher aber zumindest wird es geprüft.

Hrimthur  18.12.2022, 17:35

Angeklagt werden kann jeder. Wenn die Staatsanwaltschaft mitbekommt, dass ein Soldat jemanden erschossen hat, dann liegt es in ihrem ermessen denjenigen Anzuklagen oder eben nicht, Standart ist das aber nicht.

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Sie werden trainiert dazu, auf Menschen zu schießen - und in wenigen Fällen müssen sie es auch tatsächlich tun - aber dieser Fall muss immer eingerechnet werden, denn das ist keine Sache, die man sich aussuchen könnte.

Juristisch sind sie keine Mörder dann, solange es ein Befehl war.

Moralisch: Ja, ich sehe Scharfschützen definitiv als Leute, die Mord mindestens billigend in Kauf nehmen alleine durch ihre Berufswahl - ebenso wie jeden Soldaten. - Aber da gehen die Meinungen auseinander.

Hrimthur  18.12.2022, 16:03

Mord ist ein Straftatbestand und gesetzlich definiert und hat mit Moral nichts zu tun.

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guitschee  18.12.2022, 16:04
@Hrimthur

... wie man gut sehen kann, hast du meine Antwort offenkundig 0 verstanden.

Natürlich ist "Mord" auch immer ein moralisches Thema, gesellschaftlich.

Den juristischen Begriff habe ich in meiner Antwort bereits abgetrennt von dem gesellschaftlichen - beide Bedeutungen existieren, egal ob es dir gefällt oder nicht.

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Hrimthur  18.12.2022, 16:09
@guitschee

Natürlich ist Mord ein moralisches Thema, Mord ist aber eine Straftat und nichts anderes und wer legal Menschen tötet, mordet nicht! Die Frage der Moral stellt sich also nicht!

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guitschee  18.12.2022, 16:17
@Hrimthur

Er mordet juristisch nicht. - Das habe ich im übrigen oben auch schon geschrieben.

Moralisch NENNE ICH DAS MORD - für mich ist es ein MORD!

Ein Wort hat oftmals mehr als eine Bedeutungsebene - und ein solches wie "Mord" ganz sicher.

Ich kann mir schon vorstellen, warum DU es unbedingt nur auf die juristische Ebene reduzieren willst - bist Soldat, oder zumindest Fan, oder? Ich treffe einen Nerv, wenn ich das, was Soldaten potentiell tun Mord nenne, nicht wahr? Das ist dein Problem damit, richtig?

Weißt du, ich kann dich psychologisch verstehen - man muss die Tat entmenschlichen, die Opfer entmenschlichen, sonst kann ein Soldat nicht tun, was er tut. Wenn jemand dann sagt, dass Soldaten Mörder sind, dann könnt ihr das nicht mehr - dann wird aus einen "Ziel" ein Opfer, dann wird aus einem "Schuss" ein "Mord" - und dann müssten Soldaten darüber nachdenken, ob sie etwas falsches tun - und dann könnten sie nicht mehr tun, was sie tun, außer sie sind von vorneherein Psychopathen/Soziopathen.

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Hrimthur  18.12.2022, 16:36
@guitschee

Wenn du das Mord nennst, dann ist das deine Sache und damit bist du für mich sowieso nicht diskussionswürdig, aber hör auf mich vollzulabern von wegen du könntest es psychologisch nachvollziehen und würdest irgend einen Nerv treffen...

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guitschee  18.12.2022, 16:37
@Hrimthur

... Dir ist schon klar, dass DU derjenige warst, der angefangen hat, mich "vollzulabern" oder?

Ich besorge dir dann mal einen Besen, denn dein Glashaus ist gerade kaputt gegangen...

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Jens0048  18.12.2022, 20:05

Von Mord spricht man, wenn das Opfer arg- und wehrlos war. Das ist in einem Krieg nicht der Fall. Jeder Soldat muss jederzeit damit rechnen getötet zu werden. Somit ist es kein Mord.

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guitschee  18.12.2022, 20:09
@Jens0048

... Ein Scharfschütze tötet aus dem Hinterhalt - dann ist das Opfer sowohl arg- also auch wehrlos.

Und auch für dich der Hinweis: Es gibt die juristische Ebene, und die moralische. Moral sehe ich es ganz klar als Mord an. Und ja, ein Soldat muss damit rechnen in Situationen zu kommen, wo er töten muss - und dann sehe ich da Vorsatz und nenne es (moralisch) Mord!

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Jens0048  18.12.2022, 21:08
@guitschee

Töten um nicht getötet zu werden. Das ist etwas völlig Anderes als im zivilen Leben. Im Krieg ist kein Soldat arglos. Das man jederzeit getötet werden kann weiß man im Vorraus. Außerdem ist jeder anständig ausgerüstete Soldat bewaffnet, also nicht wehrlos.

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guitschee  18.12.2022, 21:11
@Jens0048

Der Fehler liegt da auch im System - wofür der einzelne Soldat wenig kann, was er aber billigend in Kauf nimmt. Wenn ich Hunde für Hundekämpfe züchte, darf ich mich auch nicht wundern, gebissen zu werden...

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Jens0048  18.12.2022, 21:22
@guitschee

Da sind wir in der richtigen Richtung. Mörder sind die Politiker die für den Krieg verantwortlich sind und diejenigen, die Kriegsverbrechen begehen. Nicht aber der Soldat, der sauber seine Pflicht tut.

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guitschee  18.12.2022, 21:24
@Jens0048

Doch, denn die Politiker sind zwar die Auftraggeber, aber der Soldat der willige Ausführende, sogesehen der Auftragsmörder. Wenn du Soldat wirst, weißt du das vorher und sofern es deine Entscheidung war, war es eben auch deine Entscheidung, dich willentlich in Situationen zu bringen, wo du moralisch ein Mörder wirst.

Solange es keine Pflicht war, Soldat zu werden, kann sich kein Soldat hinter dem Wort "Pflicht" verstecken.

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Jens0048  18.12.2022, 21:31
@guitschee

Ich bin 1992 als Wehrpflichtiger eingezogen worden und an der Panzerhaubitze ausgebildet. Im V-Fall wäre es wieder Pflicht. Ich schieße dann mit Kaliber 155/52. Bin ich dann Massenmörder?

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guitschee  18.12.2022, 21:33
@Jens0048

Um die Frage zu beantworten fehlt mir ein entscheidendes Detail - dürfte man im Falle einer Generalmobilmachung als Ex-Soldat den Dienst wegen moralischen Bedenken verweigern?

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Jens0048  18.12.2022, 21:38
@guitschee

Wenn es um die Verteidigung des Vaterlandes geht? Es gibt da aber auch Alternativen die genauso kriegswichtig sind aber keine Waffe erfordern.

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guitschee  18.12.2022, 21:40
@Jens0048

Wenn man Alternativen hat, dann nimmt man bei Nichtnutzung der Alternativen billigend in Kauf, in Situationen zu kommen, die nicht mit Notwehr oder Nothilfe zu rechtfertigen sind - und damit moralisch wieder Mord.

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Jens0048  18.12.2022, 21:43
@guitschee

Wie soll das passieren, wenn Du z.B. im Krankenhaus/Lazarett Verwundete betreust? Das zählt auch als kriegswichtig.

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guitschee  18.12.2022, 21:44
@Jens0048

... Das wäre eine der Alternativen die du aufzählst. Ich sage klar: wenn du die Alternativen nicht nutzt.

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Jens0048  18.12.2022, 21:52
@guitschee

Meine Einstellung: Auslandseinsätze klares Nein, Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland ganz klar JA. Darauf habe ich ja schließlich auch den Eid gesprochen.

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guitschee  18.12.2022, 21:55
@Jens0048

Verteidigung sehe ich moralisch auch etwas anders, als Kriegseinsätze ohne diesen Grund - denn eine Verteidigungssituation sucht sich niemand aus, in aller Regel - aber Scharfschützen braucht man kaum zur Verteidigung - zumindest nicht in der Armee, bei der Polizei vielleicht.

Und jeder, der jetzt zum Bund geht, tut es freiwillig, im Wissen, dass es wenn dann eher ein Auslandseinsatz werden wird - und damit m. A. n. billigend in Kauf nehmend, ein Mörder zu werden.

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Jens0048  18.12.2022, 21:57
@guitschee

Scharfschützen braucht es auch zur Verteidigung. Zur Verteidigung gehören auch Rückeroberungen.

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guitschee  18.12.2022, 22:03
@Jens0048

Nun, ich denke, bei dem Thema werden wir uns nicht einig werden :-).

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Jens0048  18.12.2022, 22:05
@guitschee

Man kann Krieg eben nicht mit Zivilleben vergleichen. Darum sollte man Kriege auch verhindern. Sie sind zu nichts nütze. Sie bringen nur Tod, Zerstörung und Verzweifelung.

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guitschee  18.12.2022, 22:11
@Jens0048
Darum sollte man Kriege auch verhindern. Sie sind zu nichts nütze. Sie bringen nur Tod, Zerstörung und Verzweifelung.

Da wiederum stimme ich dir 100% zu. Und ich weiß, das ist eine Utopie, aber ich würde mir eine Welt ohne Armeen wünschen.

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Jens0048  18.12.2022, 22:15
@guitschee

Da stimme ich absolut zu. Ich habe gelernt, mit der Panzerhaubitze zielsicher großen Schaden beim Gegner zu erzielen. Ich möchte diese Fähigkeit aber niemals einsetzen. Ich hoffe, das dieser Kelch an mir vorrüber geht.

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Ja dafür werden sie ausgebildet. Das ist genau ihre Aufgabe. Theoretisch sind die Mörder, genau wie jeder andere der jemanden tötet, egal ob im Militär oder nicht. Aber scheinbar gibt es einen Unterschied zwischen jemandem der der jemand anderes umbringt, und jemand im Militär der jemand anderen umbringt. Aber auf dem Papier haben beide jemanden umgebracht, also sind beide Mörder.

Konstantin17267  18.12.2022, 17:27

Es ist falsch Soldaten die für eure Sicherheit mit ihrem leben bezahlen als mörder zu bezeichnen.

Warum?

Weil sie uns Beschützen.

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TypTim  19.12.2022, 08:39
@Konstantin17267

Ich habe ja auch gesagt "theoretisch" weil am Ende des Tages beide jemanden umbringen. Der Grund ist nur ein anderer und legetimasiert die Tötung.

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Hrimthur  18.12.2022, 17:36

Nein, sind sie nicht. Menschen können unter Umständen auch legal getötet werden, dafür sind sie Kombattanten.

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Nein, sie müssen nicht auf Menschen schießen, aber im Kriegsfall nur auf Hasen und Rehe zu schießen, bringt halt nicht viel.

Im Kriegsfall müssen sie selbstverständlich auf Menschen schießen. Und nein, sie gelten dann, rechtlich, nicht als Mörder.