Mein (EX) Partner der Asperger Autist- wie gehe ich mit ihm um?

6 Antworten

Vorneweg: Mich macht es wütend, wenn ich das Wort "Modediagnose" im Zusammenhang mit Asperger lese.

Dadurch haben es Menschen mit einer Autismusspektrumstörungen noch schwerer als eh schon.
Da heißt es gerne bei manchen "stell dich nicht so an".

Bei deinem Ex scheint es stärker ausgeprägt zu sein und er braucht eine gewisse Routine, um mit seinem Alltag klar zu kommen.
Während ein anderer Aspie vielleicht mit weniger Vorlaufzeit sich auf die neue Situation einstellen kann, bricht bei ihm die Welt zusammen.

Beziehungen - egal welcher Art - sind für uns ASS-Besitzer meistens eine verwirrende Sache.
Stichwort Sozialkompetenz, die es auch hier in unterschiedlicher Ausprägung gibt.

Überlege dir gut, ob dich auf ihn wieder richtig einlassen kannst oder es lieber ganz bleiben lässt.
Eine lockere Freundschaft, in der ihr feste Zeiten ausmacht, wäre auch noch denkbar.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema
mein Ex und ich haben uns vor circa 9 Monaten getrennt

Hier ist schon im 1. Satz alles geklärt.

Kurz zusammengefasst. Ich habe im Ausland gelebt und ihn überrascht und bin zu ihm geflogen er ist dann völlig ausgerastet, dass ich nicht respektiere wenn er was zu tun hat und ich habe mich geweigert wieder zu fahren, da ich nicht verstehen konnte warum er sich nicht freut.

Ich kann schon verstehen, dass er nicht im Freudentaumel ausbricht wenn du unangekündigt aufkreuzt und seinen Alltag durcheinander würfelst. Das mögen manche "gesunde" Leute schon nicht. Für einen Autisten ist das eine Katastrophe. Das geht weit über "ich mag das halt nicht" hinaus. Würde bei mir jemand unangekündigt auftauchen wäre ich völlig aus dem Häuschen. Ich habe meinen eigenen Vater schon rausgeworfen weil er unangekündigt bei uns im Haus stand.

Daraufhin hat er mich fast "drangsaliert", das heißt täglich circa 20 Anrufe und gefühlt 100 Nachrichten, da ich ihm gesagt habe ich kann nicht mehr mit ihm reden, da ich zu verletzt bin.

Auch diese Reaktion kann ich verstehen. Er fühlt sich unter Druck gesetzt und bekommt Angst.

Ich habe selbst AS und wenn ASler sicher eines gemeinsam haben dann ist das ein übermäßig hohes Sicherheitsbedürfnis. Auch sein rationales Denken wird sich nie ändern. Wie willst du das auffangen können mit deinen Auslandsreisen? Was ändert seine Diagnose an deinen Gefühlen für ihn? Die Diagnose ist eine Erklärung für sein Verhalten aber er ist deswegen kein anderer Mensch sondern immer noch derselbe den du einst kennengelernt hast. Das Ende der Geschichte: es hat nicht funktioniert, ihr seid getrennt.

Biancaneve96 
Fragesteller
 28.08.2019, 22:17

Danke für deine Antwort! Natürlich ändert sein Diagnose nichts an meinen Gefühlen - an denen hat es noch nie gelegen, die waren bei uns beiden schon immer und sind immer noch bei 1000%

Was sich geändert hat, ist mein “verstehen-wollen”. Ich konnte einfach nicht nachvollziehen warum er sich so verhält wie er es tat - es kam mir vor als ob sich das verändert hat in den letzten Jahren. Aber was sich verändert hat war einfach meine Geduld und Toleranz.

ivh habe jetzt einfach das Gefühl besser mit der Sache umgehen zu können, jetzt wo ich weiß auf was ich aufpassen muss und das ich nicht mehr alles so persönlich nehmen darf. Wenn das Sinn macht?

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Die Frage ist ja nicht ob es klappen würde oder nicht - das kann dir niemand sagen, keiner von uns hat eine Glaskugel.
Was ich aber bedenklich finde: in einer Beziehungskonstellation wie dieser ist es gewissermaßen vorprogrammiert, dass du dich aufgrund seiner Probleme zurücknimmst und klein machst - ihm quasi freie Hand gewährst, weil er nun einmal krank ist. Das wäre falsch, denn du musst deinen Wert als gesunde Person kennen und verteidigen können. Wenn du dich dazu in der Lage siehst und ihn so sehr liebst, dass du glaubst, genug Kraft aufweden zu können um ihm zu helfen ohne deinen Selbstwert zu verlieren - dann Feuer frei. Ansonsten begibst du dich in eine große Gefahr.

Du solltest zuallererst seine Privatsphäre respektieren und jegliche Überraschungsaktionen unterlassen. Sowas würde mir auch tierisch gegen den Strich gehen. Gib ihm Zeit, wenn er in Ruhe gelassen werden will, frag ihn, ob du ihm helfen kannst. Ansonsten würde ich langsam wieder Kontakt aufbauen.

nicht jeder mag Überraschungsbesuche (ich auch nicht) oder sonstige Arten der Spontaneität und gerade Autisten brauchen ihre Routine und eine gewisse Planbarkeit/Sicherheit in ihrem Leben

wenn du dich darauf einstellen kannst, dann könnt ihr es noch mal miteinander probieren