Medizin, Jura oder Pharmazie?

6 Antworten

Ich denke das Problem ist, dass es in den seltensten Fällen ohne einschlägige Praktika möglich ist, vor Aufnahme eines Studiums ein realistisches Bild von einem Beruf zu bekommen. Der Beruf des Mediziners selbst ist derart heterogen, dass es keinen Sinn macht, ein pauschales Bild der täglichen Arbeit zu schaffen. Aber ja, um eine Weiterbildungszeit im Krankenhaus kommt man (nach nicht zu vernachlässigen langer Studienzeit) meist nicht herum (manche Fachgebiete bieten auch die Möglichkeit einer Weiterbildungszeit in einer Praxis). Und ja, wenn einem das Gehalt an der Spitze der Tabelle wichtig ist, ist Medizin vielleicht ebenfalls nicht das Richtige. Ich muss jedoch sagen, dass das Gehalt auch nicht derart schlecht und unverhältnismäßig ist, wie man das ganz gerne darstellt, ich bin jedenfalls ganz zufrieden damit. Ist halt immer die Frage, mit welchen perversen Managergehältern man Vergleiche zieht. Familienplanung ist klar so ne Sache, aber irgendwie überall machbar. Und allein vor dem Hintergrund der zunehmenden Verweiblichung der Medizin (die man jetzt beurteilen kann wie man will), wird man in Zukunft nicht darum kommen, immer mehr Möglichkeiten für eine ausgeglichene Work-Life-Balance und zu schaffen und seinen AN die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf zu ermöglichen.

Und klar bietet die Medizin mannifaltige Möglichkeiten, anderen Tätigkeiten nachzugehen, als der unmittelbaren Patientenversorgung. Das ist ebenfalls ein Faktor, der das Studium m.M.n. so attraktiv macht, im Gegensatz z.B. zu Lehramt o.ä. Sei es in die Wirtschaft oder den Journalismus, es gibt diverse Möglichkeiten nach dem Medizinstudium zu arbeiten, ohne ärztlich tätig zu sein. Ich persönlich fände das zwar im höchsten Maße unbefriedigend, aber das ist ja eine ganz individuelle Angelegenheit.

Was deine Alternativstudiengänge anbelangt, sollten sich Leute äußern, die aus diesem Bereich kommen. Jura war vor langer Zeit auch mein Plan, wäre mir aber letztlich viel zu trocken und unbefriedigend gewesen, mal davon abgesehen (da Geld ja eine Rolle zu spielen scheint) dass du als durchschnittlicher Jurist, die es wie Sand am Meer gibt, echt auch nicht prickelnd verdienst.

Zuerst würde ich mir die einzelnen medizinischen Fachrichtungen genauer ansehen. Als niedergelassener Allgemeinmediziner oder generell als niedergelassener Arzt, hast du beispielsweise keinen Schichtdienst. Auch im Krankenhaus gibt es Bereiche, mit weniger bis keinem Schichtdienst. Als Facharzt für Anästhesie zum Beispiel, hast du weitgehend feste Arbeitszeiten, zum Beispiel täglich von 7.00 bis 16.00 Uhr, denn die Operationen, werden im Voraus geplant. Klar, kann eine OP mal länger sein als geplant, aber du arbeitest nicht regulär in Schichten. Natürlich, muss immer einer in Bereitschaft sein, falls es zum Beispiel nachts zu einer Not- OP kommt, aber du hast nicht den "typischen" Schichtdienst und hetzt die ganze Zeit auf den Stationen rum.

Jurist, ist viel trockene Theorie, gut im Medizinstudium auch, aber im Berufsalltag nicht mehr. Zudem, verdienen manche Juristen schlechter als Ärzte. Auch als Jurist, muss man während der Freizeit viel berufliches erledigen, nochmal die Akten lesen, Gesetze nachlesen und ähnliches, als Arzt hat man frei, sobald man zuhause ist.

Anästhesisten sind die, die die Betreuung der Patienten auf Intensivstationen übernehmen. Sie stehen bei jedem reinkommenden Notfall parat. Sie müssen vor den Chirurgen im OP sein und dort auch noch bleiben, wenn der Chefchirurg schon lange gegangen ist und seinen Assistenzarzt "zumachen" lässt. Anästhesie ist einer der Fachbereiche in der Medizin, in dem man das absolute Gegenteil geregelter Arbeitszeiten hat, steht zusammen mit Chirurgie ganz oben auf der Liste der stressigsten Fachrichtungen überhaupt ;).

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@HappyMe1984

Also ich hatte ein Praktikum in der Anästhesie und da war es in der Regel so, das die Operationen pünktlich um 16.00 Uhr abgeschlossen waren und der Anästhesist pünktlich um 16.00 Uhr Feierabend hatte. Ebenso war ich auch in der Notaufnahme und es stand nicht bei jedem eintreffenden Notfall auch ein Anästhesist bereit, sondern der Chirurg und der Internist sowie ein Gesundheits- und Krankenpfleger. Auf der Intensiv, war glaube ich nacht's nur ein Anästhesist, die Intensiv hatte aber auch nur 8 Betten. Zugegeben, es war ein kleines Krankenhaus und in die Notaufnahme kamen jetzt keine polytraumatisierten oder so, da wäre ein Anästhesist natürlich unverzichtbar. Wie es in einem großen KH ist, kann ich aufgrund mangelnder eigener Erfahrung nicht sagen.

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Ja, natürlich. Die verschiedenen Fachrichtungen habe ich mir schon weitestgehend angeschaut. Jedoch muss ich ja dennoch in meiner Zeit als Assistenzarzt im Krankenhaus arbeiten und kann nicht sehr schnell in eine niedergelassene Praxis.

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Wie meinst du das mit "zu wenig Menschenkontakt" im Zusammenhang mit der Pharmazie?

Der Studiengang ist sehr Chemie-lastig, das erst einmal vorne weg. Beruflich bietet er jedoch viele Möglichkeiten, von der Arbeit in der Apotheke bishin zur Entwicklung von Arzneimitteln oder Arbeit im Verwaltungsbereich.

Wenn du viel mit Menschen arbeiten möchtest, wäre der Gang in die öffentliche Apotheke ideal. Als Apotheker ist man sowas wie ein Bindeglied zwischen Arzt und Patient. Die meisten Menschen, die vorher beim Arzt waren, kommen hinterher als Kunden in die Apotheke, um dort das Rezept einzulösen. Als Apotheker (oder auch PTA) ist es nicht nur deine Aufgabe, Arzneimittel zu verkaufen. Häufig hat man in der Apotheke einen größeren Überblick über die Medikamente, die sich ein (Stamm)Kunde selbst gekauft oder von einem zweiten oder dritten Arzt verschrieben bekommen hat. Besonders, wenn Menschen mehrere Arzneimittel bekommen, die sich ggf, untereinander stören, kann man als Apotheker in solchen Fällen ebenfalls Rücksprache mit dem Arzt halten. Außerdem arbeitet man in einer Apotheke nicht alleine, sondern als Team mit PTA, PKA, Boten usw.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man als Pharmazeut viel mit Menschen und den Problemen in Kontakt kommt. Dies Menschen sind sehr individuell, genau wie ihre Probleme, daher wird es nie langweilig.

Danke für den Erfahrungsbericht!

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"in der Wirtschaft" landet man als Arzt auch, wenn man eine eigene Praxis eröffnet - da ist man dann selbstständig. Immer mehr Krankenhäuser sind privatisiert, gehören also Aktiengesellschaften und nicht der öffentlichen Hand. Und das sind nicht nur so Nummern wie die Bodenseeklinik, wo Reiche sich die Haut wieder glattbügeln lassen, sondern immer öfter auch ganz normale städtische Häuser. Wirtschaft und Medizin schließen sich also nicht aus, ganz im Gegenteil ;).

Der Verdienst als Arzt ist, wenn man mal die Verantwortung dieses Berufs betrachtet, echt nicht so prickelnd. Davon leben kann man aber schon, insbesondere, wenn man erst mal den Facharzt in der Tasche hat und vielleicht noch die eine oder andere Karrierestufe in Angriff nimmt.

Aber wenn es dir vor allem auf fette Kohle ankommt, dann studier BWL und geh in Richtung Unternehmensberatung. "Kontakt zu Menschen" hast du da dann auch (sie werden dir nur überwiegend nicht gerade dankbar für deine Tätigkeit sein, das wäre der Unterschied zur Medizin ;)).

Bei Jura werden meiner Ansicht nach immer die komplett falschen Eigenschaften genannt, die man mitbringen sollte. Jura ist Mathe mit Worten! Gern lesen, gut reden können - ziemlich irrelevant, zumindest im Studium. Was viel eher zutrifft und vorhanden sein sollte: logisch-analytisches Denken, ein Auge und Ohr für sprachliche Fein(st)heiten und einen Kopf, der schnell viel versteht und sich das Verstandene auch noch so exakt wie nur möglich merken kann. "Trocken" ist allerdings relativ, denn wenn man so ein Köpfchen mitbringt, ist das, ähnlich wie Mathe für Mathefans, eher "hochkomplexes Knobeln" :).

Danke für die Antwort! Ich denke jeder hat das Interesse gut zu verdienen, aber bei BWL wäre ich ziemlich falsch. Also, in Mathe bin ich zwar ziemlich gut und Wirtschaft hatte ich auch mal in der Schule, aber leider bin ich nicht so fasziniert davon. Da finde ich Sprachen oder Bio und Chemie um einiges besser.

Und, ich meinte mit dem "in die Wirtschaft" eher, ob es Unternehmen gibt wie Pharmakonzerne, die Ärzte einstellen.

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@Appleu123

Ja, solche Stellen gibt's schon.

Ich finde aber, wenn man Medizin bereits mit dem Gedanken angeht, danach nicht in diesem Beruf hier zu arbeiten, ist das auf gewisse Weise schon etwas "schmarotzerisch" und unsozial. Medizinstudienplätze kosten pro Studenten richtig viel Geld. Geld, was die gesamte Gesellschaft bezahlt. Das ist okay, weil wir ja gut ausgebildete Ärzte brauchen und wollen, wenn wir krank werden.

Aber wenn diese teuer ausgebildeten Ärzte danach eben irgendwo für Pharmakonzerne arbeiten oder in's Ausland gehen, dann läuft diese Investition der Gesellschaft eben irgendwie in's Leere. Und umso schlimmer wird das dadurch, dass es aktuell ja an Ärzten überall massiv mangelt.

Natürlich ist es auch blöd, dass rund um Bezahlung und Arbeitsbedingungen zu lang gepennt wurde und dort nicht rechtzeitig darauf geachtet wurde, die Jobs auch attraktiv für Anfänger zu machen, ganz im Gegenteil. Aber ich denke, als Studienanfänger sollte man sich dennoch genau überlegen, ob man da wirklich jetzt einen auf Retourkutsche machen muss und das Fach trotzdem in dem Bewusstsein studiert, auf gar keinen Fall in diesem Beruf zu arbeiten - und damit vielleicht einen der ohnehin schon viel zu knappen Plätze jemandem "wegschnappt", der da etwas altruistischer und somit für die gesamte Gesellschaft "nützlicher" wäre...

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Wenn du Pharmazie studierst hast du als Apothekerin in einer öffentlichen Apotheke sehr viel Menschenkontakt. Hier ist der Verdienst aber nicht berauschend. Gehst du anschließend in die Industrie, hast du nur zu deinen Kollegen Kontakt, vedienst abwr deutlich mehr. Das Pharmaziestudium ist allerdings sehr verschult. Als Jurist mußt du schon ein sehr gutes Examen ablegen und dich darüberhinaus auch noch engagieren um eine vernünftige Stelle zu bekommen. Das Studium ist absolut überlaufen und Juristen gibts wie Sand am mehr.

Danke für die schnelle Antwort. Also als Apothekerin würde ich ungern arbeiten. Dann kann ich auch Kassiererin werden und muss nicht so lange studieren..

Wenn, dann würde ich in die Industrie bzw. Forschung gehen, um auch mich selbst weiterzuentwickeln.

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@Appleu123

Als Apotheker ist man kein studierter Kassierer, sonst könnte ja jeder in der Apotheke arbeiten!

Einen Apotheker oder PTA macht aber gerade das Fachwissen über die Medikamente aus. Man gibt nicht einfach etwas ab, sondern hat die Pflicht zur Beratung der Patienten, muss ihnen ggf. die Anwendung von Medikamentem erklären oder Dosierungen raussuchen und bei Problemen Rücksprache mit dem Arzt halten (oder den Arzt ggf. sogar auf eigene Fehler hinweisen).

Interessant wird der Beruf auch durch die immer wichtiger werdende Arzneimitteltherapiesicherheit. Dort hat man nicht nur den Kontakt zum Patienten, sondern kann mit den behandelnden Ärzten zusammenarbeiten und gemeinsam die Arzneimitteltherapie des Patienten verbessern.

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Wenn du in die Forschung oder ins Qulitätsmanagment von Pharmakonzernen willst, mußt du zwingen einen Dr. Titel machen, sonst hast du schlechte Chancen. Übrigens haben Apotheker in Apotheken erheblich mehr und komplexere Aufgaben, als eine Kassiererin. Aber in der Industrie verdienst du erheblich besser und hadt länger Urlaub und geregelte Arbeitszeiten.

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Wissen Sie auch wie das ist als Mediziner in einem Pharmakonzern zu arbeiten?

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