Lohnt es sich überhaupt das Programmieren zu lernen?

Das Ergebnis basiert auf 11 Abstimmungen

Ja, weil.... 82%
Nein, weil.... 18%

7 Antworten

Ja, weil....

Für den Eigenbedarf programmieren zu lernen, wird immer weniger interessant, weil die meisten Projekte recht überschaubar sind und nicht allzu viel Code brauchen. So etwas können AI-Systeme heute schon recht gut.

Anders ist es, wenn man professionell Software entwickelt. Hier wird auf absehbare Zeit der menschliche Programmierer überlegen bleiben, besonders wenn es darum geht, besonders kreative und effektive Routinen zu entwickeln. Das wird künstliche Intelligenz noch eine ganze Zeit lang nicht hinbekommen.

Und wenn die Projekte komplexer werden, schleichen sich mehr Fehler ein, die auch AI nicht vermeiden kann. Je größer das Programm, desto schwieriger wird die Fehlersuche; das ist ein (auch mein persönlicher) Erfahrungswert.

Hier ist dann ein menschlicher Debugger gefragt, der die Fehler schneller findet; natürlich nur dann, wenn er den Code auch kennt – sprich: Selbst geschrieben hat.

Ja, weil....

Alle in der Schule sollten mindestens mit Blockly/Scratch etwas Programmieren können, also die absoluten Grundlagen beigebracht bekommen. (Was immer noch nicht gemacht wird.)

Warum? Schult die Logik, man wird mündiger, kann eigene Dinge programmieren.

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Datenbanken find ich dann noch nützlich, Netzwerk, Verschlüsselung, etc.

Von Experte Erzesel bestätigt
Ja, weil....

Erst einmal gehört zur Softwareentwicklung mehr dazu als das bloße Coden. Das fängt schon an bei der Kommunikation zum Kunden, Kollegen und anderen Gewerken.

Der Kunde weiß häufig gar nicht, was er eigentlich will und bei den Sachen, wo er glaubt, dass er weiß was er will, bedenkt er nicht die Nachteile, bei anderen sieht er nicht die Vorteile.

Auch kann er häufig gar nicht wirklich formulieren was er möchte, rückt die Details nicht raus usw. Man muss ihn alles haarklein aus der Nase ziehen und im Zweifel sind bei sowas verschiedenste Leute involviert, die verschiedenste Einwände und Probleme haben.

Eines der Hauptthemen neben den Coden ist eben auch Probleme zu verstehen, sie in ihre Teilprobleme zerlegen zu können, sich daran rantasten zu können.

So dann gehen wir an den Code. Ja ChatGPT kann mir einen bekannten Algorithmus schreiben, wenn ich als Entwickler weiß, dass ich diesen brauch und beschreiben kann, was ich haben möchte.

Es ist aber nicht so als könnte ich ChatGPT eben schnell sagen, er soll mir eine Lagerverwaltungssoftware schreiben mit diesen und diesen Dialogen, dazu einen integrierten Materialflussrechner, der mit einer Siemens S7 SPS kommuniziert über diesen und diesen Baustein, eine Palettenfördertechnik anspricht mit Komponenten X, Y und Z, sowie eine Gebindefördertechnik mit A, B, C, dazu verschiedene Pick-By-Light Kommissionierarbeitsplätze und ein webbasiertes Funkleitsystem.

Dazwischen sind nun hunderttausende Zeilen an Code, wenn man externe Abhängigkeiten beachtet mehrere Millionen.

Ich denke sowas wie ChatGPT oder GitHub Co-Pilot wird hier und da ein gutes Assistenzsystem sein. Wir haben aber auch heute schon viele Möglichkeiten. Ich persönlich hätte z.B. kaum einen Nutzen von diesen Tools. Bei Co-Pilot z.B. schlicht weil die IDE keine Integration bietet und zum anderen weil ich viele Sachen ohne hin schon "automatisiere".

Meine IDE ist vollgestopft mit selbst erstellten Snippets und Templates und auch sonst generiere und transformiere ich häufig Daten und Code, ob nun via Regex oder mittels eine SQL Datenbank oder schlicht via Multiline-Editing.

Ich persönlich habe jedenfalls noch nix entdeckt, wo mir diese Tools beim Programmieren was abnehmen könnten.

Und wie gesagt, am Ende sind wir wieder dabei Probleme zu verstehen. Ob du das dann direkt in Code eingibst oder einem ChatBot sagst, welchen Code und Algorithmus du haben willst ist dann egal. Du musst wissen, dass du diesen Algorithmus für das Problem brauchst, du musst das Ergebnis verstehen und kontrollieren können und wenn es dir nicht gefällt, dann musst du beschreiben können, was geändert werden soll usw.

Die AI wird dir ein wenig Tipparbeit abnehmen und ggf. auch hier und da als Nachschlagewerk dienen. Du wirst aber immer noch als Softwareentwickler hinterm Steuer sitzen und dazu eine zusätzliche Tätigkeit übernehmen und Prompt-Engineer sein, dafür gibt es sogar schon explizit Stellenanzeigen. Am Ende wird das einer der Skills sein, die ein Entwickler haben muss, genauso wie heute vernünftig Google bedienen zu können, um sich an unbekannte Probleme ranzutasten.

Oh und von Sachen wie User-Support habe ich noch gar nicht angefangen. Da geht dann ChatGPT um 2 Uhr Nachts an die Hotline, während der Mensch am anderen Ende sagt: "Hallo Problem, Technik haben gesagt dich anrufen, machen heile".

Ja, dann darf ChatGPT erst einmal erfragen, welcher Kunde es ist, was das Problem ist, von der Beschreibung auf ein mögliches Problem kommen, sich Remote via VPN auf die Leitung schalten, wenn da was nicht stimmt und z.B. der Zugang nicht funktioniert den richtigen IT-Support des Kunden anrufen, das Problem bei der Verbindung beschreiben, anschließend die Visualisierung mit der vom Kunden beschriebenen Physik in Einklang bringen und die Daten korrigieren oder dem Kunden sagen, da hinten ist noch die Kiste 123, die du abnehmen musst, dann läuft es weiter.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012
Zyaxz 
Fragesteller
 02.04.2023, 09:05

Danke schön, war sehr hilfreich

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MCuser9230  23.05.2023, 11:57

Was eine tolle Antwort, danke ebenfalls ^^

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Ja, weil....

Selbst mit der ai musst du verstehen was diese programmiert und wie man es einsetzt. Und wenn Fehler auftreten musst du sie beheben

Ja, weil....

Weil du sonst weder die Konzepte von Programmiersprachen verstehst, noch die Codeschnipsel zusammensetzen kannst.

AI wird immer nur Dinge beantworten können die bereits von Menschen mehrfach beantwortet wurden. Es ist also mehr eine weiterentwickelte Suchmaschine, die bestehende Informationen neu aufbereiten kann (was aktuelle Suchmaschinen nicht können).

Neue Problemstellungen wird man immer noch als Menschheit selbst lösen müssen