lineare homogene DGL?

2 Antworten

Man kann es via Brute-Force ausprobieren:

x(t) = -2t*exp(t)*cos(3t)

dx/dt = -2 exp(t) ((1 + t) cos(3 t) - 3 t sin(3 t))

d²x/dt² = 4 exp(t) (3 (1 + t) sin(3 t) + (4 t - 1) cos(3 t))

d³x/dt³ = 4 exp(t) ((13 t + 12) cos(3 t) - 9 (t - 1) sin(3 t))

d^4/dt^4 = -8 exp(t) (6 (4 t + 3) sin(3 t) + (7 t - 26) cos(3 t))

Bestimme die Koeffizienten A, B, C, D so, dass gilt:

d^4/dt^4 + A*d³x/dt³ + B*d²x/dt² + C*dx/dt + D*x(t) = 0

Dies können wir einfach über einen Koeffizientenvergleich erreichen. Es gilt bei Betrachtung der Cosinus-Anteile:

(i) (-8)*(7 t - 26) + 4(13 t + 12)*A + 4(4 t - 1)*B - 2(1 + t)*C - 2t*D = 0

--> t (26 A + 8 B - C - D - 28) = -24 A + 2 B + C - 104

Und entsprechend bei Betrachtung der Sinus-Anteile:

(ii) (-8)*6 (4 t + 3) - 36 (t - 1)*A + 12 (1 + t)*B + 6t*C = 0

--> t (6 A - 2 B - C + 32) = 6 A + 2 B - 24

Hieraus erhalten wir insgesamt 4 Gleichungen für 4 Unbekannte:

(iii) 26 A + 8 B - C - D - 28 = 0

(iv) -24 A + 2 B + C - 104 = 0

(v) 6 A - 2 B - C + 32 = 0

(vi) 6 A + 2 B - 24 = 0

Addition von (iv) und (v) liefert

(vii) -18A -72 = 0 --> A = -4

Aus Addition von (v) und (vi) folgt mittels Einsetzen von (vii)

(viii) 12A - C + 8 = 0 --> C = -40

Einsetzen von (vii) in (vi) liefert

(ix) -24 + 2 B - 24 = 0 --> B = 24

Und damit schließlich durch Einsetzen von (vii), (viii) und (ix) in (iii)

(x) 26 A + 8 B - C - 28 = D --> D = 100

Damit ist das gegebene x(t) eine Lösung der Gleichung:

d^4x/dt^4 + (-4)*d^3x/dt^3 + 24*d^2x/dt² + (-40)*dx/dt + 100*x(t) = 0

wie man auch hier gerne zu verifizieren vermark:

https://www.wolframalpha.com/input?i=d%5E4x%2Fdt%5E4+%2B+%28-4%29*d%5E3x%2Fdt%5E3+%2B+24*d%5E2x%2Fdt%C2%B2+%2B+%28-40%29*dx%2Fdt+%2B+100*x%28t%29+%3D+0

-> Siehe dort unter "Differential equation solution" den letzten Anteil der Lösung "c_4 e^t t cos(3 t)", der exakt der gewollten homogenen Lösung entspricht.

Als Alternative hier noch den cleveren Ansatz mit weniger Rechnen:

Führe eine Laplace-Transformation von x(t) durch

--> X(s) = L{ -2t*exp(t)*cos(3t) } = 2* d/ds L{ exp(t)*cos(3t) }

mit L{ exp(t)*cos(3t) } = (s - 1)/((s - 1)^2 + 9) folgt entsprechend

--> X(s) = 2* d/ds ((s - 1)/((s - 1)^2 + 9)) = (-2)* (s^2 - 2 s - 8)/(s^2 - 2 s + 10)^2

Die gesuchte homogene DGL muss somit eine charakteristische Gleichung enthalten, die die Pole aus (s^2 - 2 s + 10)^2 enthält. Wähle also einfach als charakteristisches Polynom genau dieses. Es folgt:

s^4 - 4 s^3 + 24 s^2 - 40 s + 100 = (s^2 - 2 s + 10)^2

wobei die Koeffizienten genau mit denen aus dem Brute-Force Verfahren übereinstimmen. Die zugehörige DGL lautet somit:

d^4x/dt^4 + (-4)*d^3x/dt^3 + 24*d^2x/dt² + (-40)*dx/dt + 100*x(t) = 0

wie wir sie zuvor auch schon bestimmt hatten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der Elektrotechnik (Energie, Automatisierung)
TBDRM  05.04.2024, 18:53

Hey,

du scheinst dich ja auszukennen.

Kannst du mir vielleicht erklären, was ich bei meiner Antwort falsch geschlussfolgert habe?

Wäre sehr nett :)

0
poseidon42  06.04.2024, 00:12
@TBDRM

Du hast lediglich übersehen, dass cos und sin als Summe komplexwertiger e-Funktionen geschrieben werden können. Es gilt zum Beispiel:

e^(i*x) = cos(x) + i*sin(x)

woraus z.B.

cos(x) = 0.5*(e^(i*x) + e^(-i*x))

folgt. Wie du schon richtig erwähnt hast sind alle Fundamentallösungen einer homogenen linearen DGL mit konstanten Koeffizienten durch K*x^r * exp(a*x) gegeben (dabei ist die Vielfachheit der entsprechend Nullstelle a des zugehörigen charakteristischen Polynoms r + 1), wobei man hier nicht vergessen sollte, dass die a auch komplexe Werte annehmen können. Das wohl einfachste Beispiel ist:

x" + x = 0

mit charakteristischem Polynom p(k) gegeben durch

p(k) = k^2 + 1

Es folgt entsprechend k = +/- i und damit die Fundamentallösungen

xh1 = exp(-i*t)

xh2 = exp(+i*t)

Die allgemeine Lösungen für gegebene Anfangswerte x und x' ungleich 0 folgt dann zu

x = K1*xh1 + K2*xh2 = K1*exp(-i*t) + K2*exp(+i*t)

Fordern wir, dass x reell ist (die Anfangswerte für x und x' sind reell, sowie die Koeffizienten der DGL), dann muss gelten:

Im{x} = 0 --> (Re(K2) - Re(K1))*sin(t) + (Im(K1) + Im(K2))*cos(t) = 0

Diese Bedingung ist nur erfüllt, wenn:

(i) Re(K2) - Re(K1) = 0

(ii) Im(K1) + Im(K2) = 0

und damit K1 = conj(K2). Die beiden Größen sind also die komplex Konjugierte voneinander. Damit nimmt die Lösung der DGL folgende Gestalt an

x = Re{ 2*K2*exp(i*t) } = A*cos(t + B)

mit A = |2*K2| und B = arg(K2). Verwenden der Additionstheoreme (oder einfach Ausmultiplizieren von K2 und exp(it) liefert auch die alternative Gestalt

x = A*cos(t) + B*sin(t)

Lange Rede, kurzer Sinn:

Ja, die Fundamentallösungen einer homogenen linearen DGL besitzen die Gestalt x^r * exp(ax). Die a können durchaus komplexe Werte annehmen. Ist die gesuchte Funktion reell, dann folgen die alternativen der Fundamenlösungen zu x^r * exp(Re{a}*x)*cos(Im{a}*x) und x^r * exp(Re{a}*x)*sin(Im{a}*x) für gegebene komplexkonjugierte Lösungspaare x^r * exp(ax) und x^r * exp(conj(a)*x).

Sollten noch Fragen offen sein, dann einfach gerne kommentieren.

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TBDRM  06.04.2024, 00:19
@poseidon42

Vielen Dank!!! :D

Du hast mit sehr geholfen. Den Fall, dass a komplex sein kann, habe ich übersehen.

Danke auch für die anderen ausführlichen Erläuterungen!

Guten Abend noch :)

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[...] die durch
x(t)=-2t(e^t) cos(3t)
gelöst wird und außerdem mindestens eine von der Nullfunktion verschiedene Lösung besitzt.

Naja, dadurch, dass x(t) eine Lösung ist, ist schon eine der Nullfunktion verschiedene Lösung gegeben - der Teil ändert also nichts am weiteren Vorgehen.

Finde eine lineare homogene Differentialgleichung mit konstanten Koeffizienten, die durch
x(t)=-2t(e^t) cos(3t)
gelöst wird [...].

Wir wissen, dass es eine lineare, homogene Differenzialgleichung mit konstanten Koeffizienten sein soll, also können wir den Ansatz

aₙ x⁽ⁿ⁾(t) + ... + a₁ x'(t) + a₀ x(t) = 0.

Leider kann ich keine DGL finden, die alle Bedingungen erfüllt.

Ich vermute, dass man mit dem Satz von Picard Lindelöf (auch wenn keine Anfangswerte gegeben sind) beweisen kann, dass man nur mit dem Ansatz x^r e^(k x) lineare DGL mit konstanten Koeffizienten lösen kann.

Denn diese DGL oben, kann man mit den Substitutionen u₁ = x, u₂ = x', ..., uₙ = ⁽ⁿ⁻¹⁾ zu

u' = A u

mit u = (u₁, u₂, ..., uₙ)^T und A = ((0, 1, 0, ..., 0), (0, 0, 1, 0, ..., 0), ..., (0, ..., 0, 1), (–a₀/aₙ, –a₁/aₙ, ..., –aₙ₋₁/aₙ)).

Hätten wir nun noch einen Anfangswert u(t₀) = u₀ gegeben, dann hätte das System nach dem Satz von Picard Lindelöf eine eindeutige Lösung.

Da man mit dem Ansatz u(t) = x^r e^(k x) w mit Eigenvektoren w und r für die Vielfachheit der Eigenwerte der Matrix A eine Lösung finden kann, wäre sie mit entsprechenden Anfangswerten wegen Lindelöf eindeutig.

Dort kommt also kein Kosinusterm vor wie bei dir oben. Würden wir nun noch Anfangswerte definieren, kann x(t) von oben also keine Lösung sein.

Daher vermute ich, dass auch ohne Anfangswerte keine lineare DGL mit konstanten Koeffizienten findbar ist, die x(t) als Lösung hat - Anfangswerte sind schließlich nur Zahlen, die nur Unbekannte in der allgemeinen Lösung klarstellen, die Lösung aber nicht wirklich verändern.

Ich kann diese Aufgabe nicht lösen und ich vermute stark, wie ich eben begründet habe, dass es auch nicht möglich ist.

Woher ich das weiß:Hobby – Mathematik (u. Physik)