Liefen in der Alt-BRD die Wessis früher alle in "Knickerbocker" herum?
Wir bekamen immer mal Westbesuch aus Hildburghausen. Jedenfalls fiel mir als Kind auf, daß der Onkel Dagobert immer mit Knickerbocker in die DDR einreiste und fürchterlich über die starken Kontrollen am Grenzübergang schimpfte. Damals kannte ja niemand mehrere Westdeutsche und so war ich überzeugt, daß alle Wessis im Musterländle "Knickerbocker" trugen, um sich hervorzutun, sich abzusetzen.
War dem so? Woher rührte diese Knickerbocker-Affinität?
16 Antworten
Ich glaube, Du mißt dieser Hosenmode eine Bedeutung zu, die ihr nicht zukommt.
Auch vor 30 und mehr Jahren, als die DDR noch real existierte, trugen solche Hosen hier nur noch "sonderbare Sonderlinge".
Bei Knickerbockern denke ich an Heinz Rühmann und den Film "Die drei von der Tankstelle" (1929/1930). In jener Epoche liefen viele Männer damit herum.
Ja, es gab gar keine anderen Hosen. Zusätzlich musste jeder ein Monokel tragen und eine Reitpeitsche dabei haben.
Auf jeden Fall. Siehst auf jedem alten Foto und auch in Filmen.
Den Onkel Dagobert kenne ich aus den Walt-Disney-Comics, Knickerbocker kenne ich auch, aber ich habe auch an den Alt-Wessis allenfalls nur noch Kniebundhosen gesehen, die auch heute noch gerne beim Wandern angezogen werden, wenigstens von älteren Leuten.
Und die Gänsefleisch-Kontrollen an der DDR-Grenze waren berüchtigt. ("Gönnse fleischt mo den Gofforaöum offmachn?"), denn irgendwie schienen alle DDR-Grenzer aus Sachsen zu kommen.
Ja, aus den Vorurteilen der Westdeutschen. Das lag aber daran, daß sie immer die gleichen GÜST's benutzten und somit immer an die gleichen Paßkontrolleure gerieten, die dann sehr flapsig dem "BRD-Büger", wie er in der DDR hieß, betont ablehnend begegnete.Denn die BRD war der Feind, also waren die BRD-Bürger auch die Feinde der DDR.
Du wirst es kaum glauben: selbst mehr als 30 Jahre nach der Grenzöffnung überquere ich die Landesgrenze nach Thürigen immer noch mit einem gewissen Gefühl der Ehrfurcht und Dankbarkeit. Für mich ist das immer noch ein Geschenk der Geschichte.
Ja. Ohne Helmut Kohl, ohne dieses alte Schlachtschiff und seine Staatskunst wären wir mit Lothar de Misere abgesoffen wie ein alter Tanker, denn nur die USA haben Kohl unterstützt, zwar am Katzentisch, aber immerhin. Die Briten und die Franzosen liebten bekanntlich Deutschland so sehr, daß sie froh waren, daß es zwei davon gab.
Die aus England stammenden Knickerbocker, also sehr weit geschnittene, wadenlange Hosen, in der Ursprungsversion zumeist aus Tweed gefertigt, waren vor allem in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts sehr beliebt. Das ging dann immer weiter zurück, bis man die Dinger in den 70er und 80er Jahren eigentlich nur noch an niederländischen Urlaubern gesehen hat, hier zumeist aus Baumwolle. Zu dieser Zeit wurden bei uns weit überwiegend lange Hosen getragen, wobei spätestens ab den 80ern Dreiviertelhosen im Straight Cut immer beliebter wurden. Onkel Dagobert war insofern wohl eher eine Ausnahme.
Nee, die alten Wessis trugen im Gegensatz zu den damaligen Ossis Jeans 👖
Ach .... ist ja interessant. Ehrlich?