Leben Erzieher länger weil sie auf Kinder aufpassen?

Bzw. lebt man kürzer wenn man keine evolutionäre wichtige Aufgabe hat?

Im ganz groben kalten Sinne der Evolution ist das Leben ja nur so: Geboren werden, reif werden, Kinder bekommen, auf die Kinder aufpassen bis sie selbst reif sind und dann ist man fertig mit dem Beitragen zum Überleben der Menschheit.

Aber ein Erzieher passt ja so ziemlich fast jeden Tag auf Kinder auf um die groß zu ziehen. Löst das im Gehirn dann irgendwas überlebenswichtiges aus, weil man ja quasi beim Menschheitsüberleben mithilft?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Belliwell

29.05.2022, 17:30

Ich bin Erzieherin und kann ja mal aus meinem Berufsalltag erzählen. Wir sind 60 Kolleginnen und Kollegen. Die jüngeren verabschieden sich nach 2-3 Jahren und suchen sich eine kleinere Kita die weniger Stress bedeutet. Die Kollegen welche die 40 Passieren bekommen Probleme mit Rücken, Schultern und Knien, weil sie all die Jahre auf dem Boden rumgeeiert haben bzw die Kids auf den Wickeltisch hieven. Männliche Kollgen legen ab diesem Alter dann Gewicht zu. Ab dem 50. Lebensjahr tritt sehr oft Burn Out auf. Die Kolleginnen sind durch. Einige suchen sich ab diesem Alter ein anderes Standbein. In die Rente gehen die wenigsten Kolleginnen. Ab 50 treten auch andere psychische Erkrankungen auf, bedingt durch die Begleitumstände der Arbeit. Bei uns gehen jedes Jahr 2-3 Erzieherinnen in die Psychiatrie für 1-3 Wochen weil die einfach mal komplett durch sind. Das zeichnet sich schon Monate vorher ab. Depressionen, Weinanfälle mitten in Teambesprechungen und so weiter. Geht eine von ins in die Klinik gibts einen "netten" Spruch. Wir sagen dann, es wurde wieder eine kaputt gespielt.

Löst das im Gehirn dann irgendwas überlebenswichtiges aus, weil man ja quasi beim Menschheitsüberleben mithilft?

Die Menschheit kann auch ohne Erzieher überleben. Das war schon immer so. Kindergärten gibts erst seit 1840 in Deutschland. In anderes Ländern gabs diese vielleicht erst ein paar Jahre zuvor. Und davor mussten die Kinder früh selber mit anpacken. Da haben schon Kinder mit auf den Äckern geholfen und mussten zum Unterhalt der Familie beitragen. Die Kinder blieben für gewöhnlich bei der Mutter. Also Das Menschheitsüberleben hängt nicht von Erziehern ab.

Aber das Überleben der Wirtschaft hängt von Erziehern ab. Wenns keine Kindergärten gäbe, dann könnten die Mütter nicht arbeiten gehen. Man hats in Coronazeiten gesehen. Nur wer Systemrelevant war durfte seine Kinder in die Kita geben. Alle anderen Kids blieben daheim.

Aber ein Erzieher passt ja so ziemlich fast jeden Tag auf Kinder auf um die groß zu ziehen.

Ich ziehe keine Kinder groß. Ich begleite Kinder im Alter von 3-6 manchmal 7. Krippenerzieher begleiten Kinder von 6 Monaten bis 3 Jahren. Horterzieher begleiten Kinder von der ersten bis zur vierten Klasse. Keine Erzieherin ist am Kind 10 Jahre dran. Sprich vom groß ziehen keine Rede.