Latein Konjunktiv Begründung?
Hi,
Ich wollte fragen ob mir irgendjemand helfen kann und zwar warum die Konjunktive nicht ins Deutsche mitgenommen werden. Die Stellen stammen aus Livius Werk ab urbe condita.
- Eo es finitimis populis turba omnis sine discrimine, liber an servus ESSET, avida novarum rerum perfugit, idque primum ad coeptam magnitudinem roboris fuit.
- In quo cum parum praesidii VIDERETUR dictatoremque dici PLACERET, qui rem perculsam restitueret, L. Quinctius Cincinnatus consensu omnium dicitur.
- Mirum est, quantum illi viro nuntianti haec fides FUERIT, quamque desiderium Romuli apud plebem exercitumque facta fide immortalitatis LENITUM SIT
Die Sätze stammen nicht aus den selben Texten also gehören nicht zusammen. Vielleicht kann mir ja jemand eine kurze Begründung geben
1 Antwort
Beispiel 1
Eo es finitimis populis turba omnis sine discrimine, liber an servus ESSET, avida novarum rerum perfugit,
Dorthin floh die ganze Menge, die begierig nach Umstürzen war, aus den benachbarten Völkern - ohne Unterschied, ob es ein Freier oder Sklave war.
Durch "an" (Dt. "ob") wird im Lateinischen ein indirekter Fragesatz eingeleitet. (Es gibt eine Fragewort, aber kein Fragezeichen). Deswegen steht Konjunktiv. Im Deutschen verzichtet man auf den Konjunktiv, weil es keine indirekte Rede einer realen Person ist.
Dass Konjunktiv Imperfekt gleichzeitig zum HS-Tempus (Perfekt) ist, ist klar, oder?
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Beispiel 2
In quo cum parum praesidii VIDERETUR dictatoremque dici PLACERET, qui rem perculsam restitueret,
Weil in diesem zu wenig Schutz erschien und weil es gefiel, dass dieser Diktator genannt wurde, der den erschütterten Staat (die erschütterte Sache) wieder einsetzte / einsetzen würde,...
• videretur = Konjunktiv weil es ein cum-Satz ist. Da wird der Konjunktiv nie übersetzt.
• placeret = siehe oben
• restitueret = wird übersetzt, weil abhängig vom AcI.
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Beispiel 3
Mirum est, quantum illi viro nuntianti haec fides FUERIT, quamque desiderium Romuli apud plebem exercitumque facta fide immortalitatis LENITUM SIT
Es ist sonderbar, wieviel Vertrauen jener Mann, der diese Nachrichten verkündete, hatte und wie die Sehnsucht nach Romulus bei Volk und Heer gelindert wurde, nachdem das Vertrauen in (seine) Unsterblichkeit hergestellt worden war.
Die Begründung ist wie in Beispiel 1: Nach mirum est folgt im Lateinischen eine indirekte Frage. Diese braucht aber im Deutschen keinen Konjunktiv, weil es sich nicht um ein Zitat einer realen Person handelt.
VG
