Kühlaufwand um LNG mit Sicherheit flüssig zu halten?
LNG wird bei Temperaturen von –162 °C verflüssigt gelagert. Ich stelle es mir bei einer um 180°C höheren Umgebungstemperatur als sehr aufwändig vor, es kühl zu halten. Als würde man Eiswürfel dauerhaft im gut geheizten Backofen aufbewahren wollen.
Nun sehen die LNG Transport- und Lagerstätten eher unspektakulär auf - die Tanks sind zwar isoliert, aber die Kühlaktivitäten scheinen sich sehr im Rahmen zu halten.
Warum? Und was passiert wenn die Kühlung ausfällt? Wie viel Zeit hat man dann noch, bevor der Druck im Tank so hoch wird, dass man das Gas lieber ablässt?
2 Antworten
Die Kühlung geschieht durch das Gas selbst. (Gas welches sich entspannt kühlt dabei ab; Gesetz von Boyle-Mariotte)
Die Kühlung kann also im Grunde nicht ausfallen, solange noch Gas im Tank ist.
Allerdings haben die Tanker dabei gigantische Verluste...
Nachtrag: Pipelines haben übrigens dasselbe Problem, wenn sie mitten in der Tundra Energie brauchen um den Druck aufrecht zu erhalten; auch Pipelines haben erhebliche Verluste)
Ergänzung: Offenbar wird das Gas (zumindest teilweise) für den Antrieb des Schiffes genutzt).
Wikipedia schreibt dazu:
Trotz der Isolierung (Perlitisolierung) der LNG-Tanker führt der Wärmestrom zu den Tanks zum Verdampfen eines Teils der Ladung, dem so genannten „Boil-Off“. Damit der Druck im Tank keine unzulässig hohen Werte annimmt, muss das Gas entweichen können. Dieses Boil-Off-Gas wird verbrannt und so energetisch zur Dampferzeugung und schließlich mit zum Vortrieb und zur Stromerzeugung genutzt (LNG als Brennstoff für Schiffe). LNG-Tanker sind aus diesem Grund überwiegend als Turbinenschiffe für Schweröl- und/oder Erdgasbetrieb ausgeführt. Bei einem Überschuss an Boil-Off-Gas wird die Überproduktion an Dampf im Hilfs- oder Hauptkondensator gegen Seewasser kondensiert, sodass bei normalem Schiffsbetriebszustand kein Methan (Erdgashauptbestandteil) in die Atmosphäre abgeblasen werden muss. Bei Überschreiten dieser Kapazitätsgrenzen der Kondensatoren wird das Boil-Off-Gas durch einen Mast (vent riser) in die Atmosphäre geblasen, um den Tankdruck im zulässigen Bereich zu halten und um das Deck außerhalb der erstickenden, brennbaren bis explosiven, aufsteigenden[4] Gasfahne zu halten. Methan ist ein starkes Treibhausgas; es verweilt 9 bis 15 Jahre[5] in der Erdatmosphäre.
Einige wenige Neubauten werden mit dieselelektrischem Antrieb ausgerüstet, wobei Erdgas und/oder Dieselkraftstoff bzw. Schweröl in den Motoren verbrannt wird. Auf lange Frist werden in der LNG-Schifffahrt die Turbinenschiffe von Motorschiffen mit Gasrückverflüssigungsanlage verdrängt werden. Dieser Trend findet sich im Neubaugeschäft.
Danke, dann habe ich verstanden, was das Gas kühl hält.
Bleibt zu hoffen, dass diese "Kondensation gegen Seewasser" nie unkontrolliert nach einer Havarie erfolgt und sich so ein LNG-Tanker in eine gigantische Methanwolke auflöst, die dann auch noch explodiert.
Meines Wissens ist das noch nie passiert. (Abgesehen von der Piper Alpha vielleicht.)
Aber selbst wenn, wäre so eine Havarie zumindest für die Umwelt immer noch besser als so eine Sauerei wie mit der Exxon Valdez oder der Amocco Cadiz.
Der Super-Gau wäre natürlich wenn ein LNG-Tanker von somalischen Piraten mit RPGs beschossen wird...
Das zwangsläufig verdampfende Methan wird zum größten Teil zum Antrieb des Schiffes verwendet.
Was bedeutet "Verluste"? Dass man das Gas einfach passiv nach draußen ablässt? Oder dass man das Gas aktiv als Kraftstoff nutzt, um damit eine Kühlung zu betreiben?