Kann man als Pazifist Kampfsport betreiben?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Pazifismus und Kampfsport/Kampfkunst können wunderbar miteinander einhergehen. Einige Kampfkünste, allen vorran Aikido, basieren sogar auf dem Gedanken der Gewaltfreiheit und der Friedfertigkeit. Im Aikido gibt es keine Angriffe, sondern nur Verteidigungstechniken. Wie bereits von einem anderen Antwortgeber treffend bemerkt wurde, wird ein Angriff im Aikido als ein Verstoß gegen die Harmonie aller Dinge verstanden. Durch die angewendete Abwehrtechnik wird der Angriff neutralisiert und somit die Harmonie wiederhergestellt.

Vor Morihei Ueshiba, dem Begründer des Aikido, kamen schon andere auf den Kerngedanken, dass die Kampfkünste dem Frieden und nicht dem Krieg dienen. Beispiele aus der jap. Geschichte wären z.B. Tsukahara Bokuden (lebte zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert) und Yagyu Munenori (lebte zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert). Beide vertraten mehr oder weniger pazifistische Ideale und sahen in der Kampfkunst einen Weg den Frieden zu bewahren.

Meiner Meinung nach kommt es jedoch nicht nur auf die Kampfkunst ansich, sondern auch gleichermaßen auf den Menschen an. Wenn jemand eine möglicherweise "aggressive" Kampfkunst/-sport erlernt, dabei aber geordnet und kontrolliert seine Aggressionen abbaut, dann tragen auch solche Kampfkünste zum Frieden bei.

Deine Kernfrage "Wo hört Pazifismus beim Kampfsport an und wo hört er auf?" finde ich sehr gut. Meiner Ansicht nach beginnt der Pazifismus beim Kampfsport/-kunst, wenn der Kampfsportler dadurch seine Aggressionen abbaut, freundlich zu seinen Mitmenschen ist, ausgeglichener wird und friedlicher auf die Welt blickt. Der Pazifismus hört da auf wo der Kampfsportler die Kampftechniken mit dem bewussten Ziel erlernt, Macht und Überlegenheit über andere Menschen zu gewinnen und dies nötigenfalls durch "antrainierte" Gewaltanwendung zu untermauern.

EasyPeasy1903 
Fragesteller
 11.06.2012, 20:43

Vielen Dank für deine Gedanken.

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Nur weil ein Pazifist jegliche Art von Gewalt ablehnt, bedeutet dies nicht, dass er sich im Ernstfall nicht wehren bzw. verteidigen darf ... (bei den Quäkern sieht das anders aus) ...

Deshalb heißt es auch Selbstverteidigung und die treffendere Bezeichung für fernöstliche Sportarten im Bereich der Selbstverteidigung lautet "Kampfkunst" ...

Es gibt da einen sehr schönen Satz, der die Philosphie von Aikido beschreibt:

"Wer angreift, verstößt gegen die Harmonie der Natur - nur wer ausweichen kann, wird auch dauerhaft bestehen können"

Anders gesagt:

"Wenn Du dich selbst und den Gegner kennst, wirst Du in 100 Schlachten nicht verlieren. Kennst Du Dich selbst, aber nicht den Gegner, so wirst mal Du und mal er gewinnen. Kennst Du aber Dich selbst nicht, so ist der Untergang dir gewiß."

(Sun Tsu)

Nein.

Kampfkünste sollten nämlich darauf abzielen dich a) fit zu halten und b) dich im Notfall verteidigen zu können.

Also ist es ohne Aggression und stellt daher keine Probleme mit der pazifistischen Einstellung dar, solange ich nicht an Meisterschaften teilnehme und andere dabei verletze, nur um zu gewinnen.

Ja .. und dass ein Pazifist Kampfsport betreibt, das empfehle ich jeden.

Denn ... Kampf ist nicht gleich Kampf ... der Mensch kämpft seitdem Tag seiner Geburt ... die Geburt selbst ist ein Kampf für jedes kleine Menschenkind.

Und ... im Laufe unseres Leben kämpfen und kämpfen wir gegen die verschiedensten Bedrohungen an ... gegen Krankeit, gegen Hunger, gegen Feuer und Flut, gegen Naturgewalten und Gefahren aller Art ... und wer nicht kämpfen kann oder nicht mehr kämpfen will, der hat nicht mehr lange zu leben.

Und ... bei jedem Kampfsport kommt es immer darauf an, wozu du deine Techniken benützt, wann und wo und vor allem wie du sie einsetzt.

Jeder Kampfsport ist, vergleichbar mit einem Messer, welches du benutzen kannst wozu du immer auch willst.

Du kannst mit einem Messer - einem Skalpell, ein Leben retten indem du einem Menschen von seinem entzundenen Blindarm befreist ... und du kannst einem Menschen mit eben diesem Skalpell seine Kehle durchschneiden und dadurch seinem Leben ein jähes Ende bereiten.

Das Messer ... das Skalpell ... ist weder gut noch ist es schlecht ... das was damit geschieht hingegen ... das kann sehr gut und auch sehr böse sein.

Und ... ganz genau so ist es mit jeder Kampfkunst, mit jedem Kampfsport ...

Shaolin-Mönche - (Fitness, Boxen, Kampfsport) qi-gong - (Fitness, Boxen, Kampfsport) Eine der vielen Kampfstellungen - (Fitness, Boxen, Kampfsport)

Kampfsport ist vor allem eines: Sport. Und Sport sollte jeder Parzifist ausüben dürfen.

Und wie du schon erwähnt hast ist der Begriff Parzifismus sehr weitreichend, und nicht so strenge Formen sagen gar nix gegen eine ordentliche Schlägerei sondern missbilligen nur Waffengewalt und Mord, sowie ungerechte Gewaltausübung.

Das sollte jeder für sich selbst entscheiden, aber grundsätzlich finde ich nicht das das mit den Grundsätzen des Parzifismus widerspricht.

EasyPeasy1903 
Fragesteller
 10.06.2012, 20:58

Vielen Dank für die Meinung :)

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Aszidd  10.06.2012, 21:02
@EasyPeasy1903

Und einen Gegner der dich bedroht, mit gezielten Griffen außer Gefecht setzen zu können ohne ihm gleich massiven Schaden zuzufügen, sollte sich doch mit deiner Einstellung super vereinbaren. Also man kann sogar sehr positive Gründe für Kampfsport als Parzifist finden

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EasyPeasy1903 
Fragesteller
 10.06.2012, 21:24
@Aszidd

Ja das stimmt schon. Wenn du die anderen Kommentare gelesen hast, hast du ja auch gesehen, dass ich die Selbstverteidigung in Gefahrensituationen auf jeden Fall befürworte und auch selbst anwenden würde. Aber es gibt eben auch Menschen, die selbst dies nicht tun, also nicht 'handgreiflich' werden, wenn sie bedroht werden.

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CAlbrecht  11.06.2012, 00:10
@EasyPeasy1903

Nicht böse gemeint aber jetzt hab ich es so oft lesen müssen: Pazifismus und Pazifist.....nicht Parzifismus oder Parzifist

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Suboptimierer  11.06.2012, 00:12
@EasyPeasy1903

Der Meinung zu sein, dass man sich wehren sollte und es dann auch tatsächlich machen, das sind zwei Paar verschiedene Schuhe. In Stresssituationen kann jeder anders reagieren.
Die, die eigentlich niemanden etwas tun wollen, reagieren mit Gegenangriffen und die, die sich eigentlich wehren wollen und auch können, kriegen trotzdem Muffesausen.

Wichtig ist, dass du gewappnet bist. Das heißt, wenn du der Typ bist, der sich wehren würde, dass du dich dann wehren kannst.

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