Kann der Konflikt zwischen Türkei und Griechenland beendet werden?

3 Antworten

Die kurze Antowrt: Nicht solange die Regierung Erdogans noch im Amt ist.

Die ausführlichere Antwort:

Das Problem hier ist auf mehreren Ebenen zu betrachten aber die zwei Kernpunkte sind: Das Zypernproblem und die ständige Bedrohung des Staatsgebietes mit teils aggressiver Kriegsdrohung.

Beim Zypernproblem ist weiterhin der Fakt, dass die Türkei völkerrechtswiedrig ein Gebiet eines anderen Staates besetzt, ähnlich wie Russland es 2014 mit der Krim getan hat. Zypern ist ein EU-Staat und aufgrund des besetzten nördlichen Teils kann es auch nicht in die NATO, ähnlich wie Georgien oder Moldavien/Moldau es nicht können aufgrund von russischen Separatistengebieten. Das gefällt Griechenland natürlich nicht und kein weiterer Staat der Welt erkennt den besetzten Norden als echten Staat an.

Beim zweiten Problem ist es jedoch nochmal ernster, da Berichten zufolge die Türkei unter Erdogan immer wieder in das Territorium griechischer Inseln, Luftraums und Gewässer eindringt. Dabei misachtet es jegliche internationale Gesetzte [1] und tritt unter anderem ziemlich aggressiv auf [2] gegen Griechenland.

Du meintest ja, wie Erdogan den Kontakt mit Griechenland für fast 10 Monate abgebrochen hat. Zudem wurde auch vom türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu oft aggressiv gegen Griechenland gesprochen. Jetzt umarmt er aber den griechischen Außenminister nachdem dieses sofort zur Hilfe kam.

Der große Konflikt ist hauptsächlich (Ich sage zu etwa 80%) wegen Erdogan so zugespitzt worden, was höchstwahrscheinlich wegen der anstehenden Wahl beabsichtigt war.

Griechen und Türken sind im Wesentlichen miteinander befreundet bzw. kommen miteinander gut aus. Klar gibt es politische Spannungen und auch die Geschichte kann man nicht einfach vergessen, aber der Großteil des Konflikts existiert im Wesentlichen seit 1974 durch die Invasion Zyperns - welcher zugegebenermaßen nicht gerade korrekt von Griechenland war aber eine Invasion dennoch nicht rechtfertigt - und gerade seit 2016 nochmal aufgefrischt wird und diese Extreme erreicht.

Erdogan hat in den letzten Jahren Griechenland immer wieder versucht als Teufel abzustempeln aber mit der sofortigen Hilfe und dem Einsatz bei der Erdbebenhilfe ist es ihm nicht mehr möglich diese Schiene einzugehen.

Mal gucken wie es aussieht, falls Erdogan verliert in den nächsten Wahlen, wann auch immer die stattfinden werden. Die Opposition hat viele Änderungen zum alten parlamentarischen System angekündigt im Falle eines Sieges, da könnte möglicherweise ein Stopp der Aggression und (indirekten) Kriegsdrohungen gegen Griechenland erfolgen.

[1] - Die Türkei mag zwar das UN-Seerechtsübereinkommen von 1982 nicht anerkennen, dennoch darf sie weiterhin nicht in das international anerkannte Territorium Griechenlands oder Zyperns, welche sie übrigens nicht anerkennt, eindringen und unter anderem die Recourcen, welche da vermutet werden/existieren für sich beanspruchen.

[2] - https://greekreporter.com/2023/02/02/greece-turkey-coast-guard/, 15.02.2023, 21:18 Uhr

PS: Ich wünsche deinen Angehörigen/Familie das Beste nach diesem Erdbeben. Hoffentlich kommt es nicht zu einer weiteren Katastrophe.

Woher ich das weiß:Recherche
Kann der Konflikt zwischen Türkei und Griechenland beendet werden?

Natürlich. Warum denn nicht?

Wenn es endlich auf beiden Seiten vernünftige Politiker gäbe, die sich z. B. an der französisch-deutschen Aussöhnung nach konfliktreichen, nicht zuletzt kriegerischen Jahrhunderten ein Beispiel nähmen, dann ließen sich alle Kontroversen belegen. Griechen und Türken sollten sich wieder mehr an ihre gemeinsame Geschichte erinnern, die mit den Stichworten: Byzantinisches Reich und Osmanisches Reich kurz angeschnitten sei. Es war der (übersteigerte) Nationalismus, das Grundübel der Neuzeit bis zum heutigen Tage, der im 19. Jahrhundert eine evolutionäre Entwicklung des Verhältnisses beider Völker zugunsten gewaltsamer Konfrontationen verhindert hat. Damit muss Schluss sein, überall in Europa!

Im Wissen um die Geschichte wäre es beiden Völkern zuträglich, alle Konfrontationen zu beenden und zum gemeinsamen Vorteil zu kooperieren. Sie sind bereits in einer Staatengemeinschaft, der NATO, und je nach Entwicklungen in der Türkei könnten beide Länder eines Tages auch in der Gemeinschaft der europäischen Staaten eine friedliche Nachbarschaft pflegen.

Die Griechen waren eines der ersten Länder, die der Türkei nach dem schrecklichen Unglück Hilfe angeboten und geleistet haben. Der Zeitpunkt wäre günstig, sich endlich die Hände zu reichen!

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Marjon9  15.02.2023, 21:37

Das Byzantinische und Osmanische Reich waren hochverfeindet, das passt nicht als Beispiel zur gemeinsamen Geschichte. Griechen/Byzantiner waren Jahrehundatelang der Besetzung vom Osmanischen Reich ausgesetzt.

Ein besseres Beispiel wäre es, dass man aufgrund der Kooperation in NATO und einem (eigentlich) angestrebten Eintritt Türkeis in die EU mit Hilfe von dritten Parteien wie der USA und der EU sich auf ein Abkommen einigen, welches die Beziehungen untereinander bessert und es nicht zu einem erneuten Erdbeben kommen muss, sodass man nicht immer wieder kurz vorm Krieg steht.

Aber da die Türkei einerseits Griechenland mit Krieg droht und auch immer wieder in das Territorium eindringt, andererseits auch Zyperns nördlichen Teil völkerrechtswidrig besetzt, denke ich nicht, dass es da zu einer kompletten Lösung kommen wird.

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ArnoldBentheim  16.02.2023, 16:21
@Marjon9
Das Byzantinische und Osmanische Reich waren hochverfeindet, das passt nicht als Beispiel zur gemeinsamen Geschichte.

Das spielt keine Rolle. Das Osmanische Reich sah sich als Nachfolger des byzantinischen Reiches, die Griechen waren Jahrhunderte osmanische Untertanen und damit Teil dieses Reiches.

denke ich nicht, dass es da zu einer kompletten Lösung kommen wird.

Es obliegt den Politikern beider Länder, Chancen zu ergreifen oder zu verpassen.

2
Marjon9  16.02.2023, 17:31
@ArnoldBentheim

Das wäre gleich der Besatzung Polens durch Preußen oder der baltischen Staaten durch die Sowjetunion. Die waren Teil davon aber gezwungenermaßen.

Sich einfach so an den Tisch zu setzen wird nicht klappen, solange beide Staaten sich nicht einig sind und da in mehreren Fällen internationale Gesetze gebrochen werden von der Türkei, sehe ich nicht wie die sich da auf einmal eine Kehrtwende durchführen.

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ArnoldBentheim  16.02.2023, 17:58
@Marjon9
Das wäre gleich der Besatzung Polens durch Preußen oder der baltischen Staaten durch die Sowjetunion. Die waren Teil davon aber gezwungenermaßen.

Der Vergleich hinkt. Griechenland wurde nicht "besetzt" wie Polen oder das Baltikum, sondern es wurde nach und nach in die osmanischen Herrschaftsstrukturen eingebunden. Für die meisten Griechen änderte sich kaum etwas, nur dass der "Basileus" nun "Sultan" betitelt wurde - wobei auch das nicht korrekt wäre, denn der osmanische Sultan führte auch den Basileustitel weiter. Viele Geschäftsträger waren Griechen, und wenn sie noch den Islam annahmen, konnten sie in hohe Positionen der Reichsverwaltung aufsteigen. Die Osmanen waren keine Besatzungsmacht wie Preußen oder die Sowjets mit Programmen der Zwangsgermanisierung oder Zwangssowjetisierung!

sehe ich nicht wie die sich da auf einmal eine Kehrtwende durchführen.

Ich sehe das zwar auch skeptisch, aber die Vernunft würde Wege weisen können. Um es zu wiederholen: die Politiker beider Seiten haben ihre Chance, die sie ergreifen oder verpassen können. Das haben sie alleine zu verantworten.

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Marjon9  05.06.2023, 15:26
@ArnoldBentheim

Also die Unterdrückung der christlichen Minderheiten und die hohe Versteuerung und weitere Mittel zur Erpressung der Zwangskonvertierung zum Islam waren normal?

Bitte überlegen Sie sich bei solchen Themen wieso christliche Völker sich gegenüber dem osmaischen Reich verfeindet gegenüberstehen. In griechischen Gebieten musste die Sprache insgeheim gelehrt werden, da sonst Strafen bis hin zur Hinrichtung drohten. Ich würde schon sagen, dass sich für die Griechen was geändert hat.

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ArnoldBentheim  05.06.2023, 15:57
@Marjon9
Also die Unterdrückung der christlichen Minderheiten und die hohe Versteuerungund die hohe Versteuerung

Der osmanische Staat schützte das Christentum und erlaubte die kultische Ausübung. Dafür zahlten die Christen eine Sondersteuer, von der allerdings Kleriker und Mönche befreit waren.

und weitere Mittel zur Erpressung der Zwangskonvertierung zum Islam waren normal?

Im Osmanenreich gab es keinen Zwang zur Konvertierung zum Islam. Wenn im Laufe der Zeit viele Christen zum Islam konvertierten, dann war das ihre freie Entscheidung, um volle gesellschaftliche und berufliche Gleichheit zu erhalten. Die Osmanen waren überwiegend tolerant, haben sogar Missionsversuche der Katholischen Kirche gegenüber anderschristlichen Gemeinschaften in ihrem Herrschaftsgebiet, insbesondere in Syrien, geduldet.

Bitte überlegen Sie sich bei solchen Themen wieso christliche Völker sich gegenüber dem osmaischen Reich verfeindet gegenüberstehen.

Da gibt es nichts zu "überlegen"! Geschichte hat nicht zuletzt mit Wissen zu tun. Dieses Wissen kann man sich z. B. damit aneignen, wenn man sich mit der Expansionsgeschichte der Osmanen in Europa beschäftigt.

In griechischen Gebieten musste die Sprache insgeheim gelehrt werden, da sonst Strafen bis hin zur Hinrichtung drohten.

Wann soll das gewesen sein?

Ich würde schon sagen, dass sich für die Griechen was geändert hat.

"Würde" ist Irrealis!

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Man soll nie nie sagen.

Ich habe mir auch im Leben nicht vorstellen können, dass die Mauer mal fallen würde. ohne kriegerische Auseinandersetzung, ohne einen einzigen Toten.

Aber es ist passiert.

Seit dem Tag halte ich eigentlich alles für möglich.