Ist Trauer Egoistisch?
Dazu folgender Gedanke:
Beispielsweise ist jemand schwer krank und stirbt etwas später.
Wenn die Person einem wichtig war, ist man traurig, doch was betrauert man eigentlich? Im Prinzip nur den eigenen Verlust. Die Person tut einen keineswegs Leid, alles was man betrauert ist der eigene Verlust der dadurch entsteht, dass eine andere Person weg ist. Würde man wirklich für die gestorbene Person trauern, würde man in Tränen ausbrechen, wenn der jenige noch lebt und vielleicht im Krankenhaus liegt und vor sich hin vegetiert.
Was haltet ihr von dieser Sichtweise? Habt ihr noch andere? Interessiert mich wirklich sehr.
12 Antworten
So ist es. Denn wer tot ist, weiss es selber nicht.
Aber man trauert auch vielleicht darum, dasd dieser Mensch nicht sein volles Leben leben konnte. Dass er gelitten hat etc..
Ich sehe das sehr ähnlich wie du.
Ich habe vor Jahren meine Schwester verloren. Sie war schwerkrank, hat zeitweise im Koma gelegen und es gab auch keine Hoffnung auf Verbesserung. Ich weiß, dass sie nie so vegetieren wollte.
Meine Trauer, mein Leiden war an sich egoistisch. Für sie war es eine Erlösung, für mich ein immenser Verlust, der auch heute noch schmerzt. Aber er schmerzt MICH, nicht sie, ich leide, weil sie MIR fehlt. Wir verarbeiten mit der Trauer UNSEREN Verlust aber nicht ihren Tod.
Es gibt Kulturen, die den Tod als Übergang in ein besseres Dasein feiern. Ist vielleicht die bessere Lösung.
Wie sollte es denn deine Schwester (noch) schmerzen?
Und wieso betrauerst du nicht sie, dass sie es so schwer hatte, das ihr kein gutes Leben vergönnt war, dass sie so leiden musste? Klar trauert du, weil du nun mal noch lebst aber deine Schwester kann auch von dir betrauert werden.
Das ist Blödsinn, natürlich trauert man um ein geliebtes Wesen und dessen Leid und Tod.
Man betrauert auch die Gemeinsamkeiten.
Die gemeinsamen Erlebnisse, die gemeinsame Achtung und Liebe.
Man betrauert die Gefühle nicht mehr teilen zu können.
Das tut mir sehr leid. Ich durchlebe es auch, auch wenn wahrscheinlich anders als du. Aber wirklich, es tut mir sehr leid.
Die Sichtweise ist verständlich. Man will nicht ohne diesen geliebten Menschen sein und fühlt sich verlassen.
Man sagt ja auch, man hätte einen lieben Menschen verloren. (verloren=Verlust)
Wenn man den Verlust betrauert, dann ist es ein egoistisches Motiv.
Wem gegenüber ist man egoistisch? Warum wird das als egoistisch angesehen aber andere Haltungen nicht?
DAS ist die beste Antwort! Danke.