Ist Sextourismus verwerflich?


30.11.2024, 11:51

Für die deutsche Perspektive hier aus den Zielen der Prostitutiertenorganisation Hydra:

  • … dass Sexarbeit als eine Erwerbsarbeit wie jede andere anerkannt wird. Dazu gehören die Anerkennung und Gleichstellung als freiberufliche Tätigkeit
  • … dass in der Gesellschaft Sexarbeit als qualifizierte und anspruchsvolle Dienstleistung anerkannt wird, und dass Prostituierte, Huren, Sexarbeiter*innen, Callboys, Callgirls, Escorts, oder wie sie sich auch immer nennen mögen, für ihre Tätigkeit Respekt, Achtung und Wertschätzung erfahren.
  • Sexarbeit bedeutet, selbst zu entscheiden, wann, auf welche Weise, zu welchen Konditionen und wem sexuelle Dienstleistungen angeboten werden.

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist alles eine Frage der Alternativen.

Nehmen wir mal das Beispiel der Armutsprostitution: Frau, die anschaffen geht, um sich und ihre Kinder durchzubringen. Soll nicht der Sexarbeit nachgehen und lieber verhungern. Ernsthaft?

Oder weil es ja um Sextourismus geht: Die z.B. Thailänderin soll nur noch einheimische Männer bedienen. Die haben sehr viel weniger Geld, und wenn die ganzen Frauen, die bislang für die Sextouristen gearbeitet haben, nur noch einheimische Männer bedienen, dann fallen die Preise ins Bodenlose. Das nutzt ganz bestimmt nicht diesen Frauen.

Oder bleiben wir im Lande: Deutsche Sexarbeiterin in einem FKK-Club, und als Sextourist kommt ein Ami, der aus seiner Heimat ein sehr viel höheres Preisniveau gewohnt ist. Der ist einfach zufrieden zu stellen und gibt ein üppiges Trinkgeld. (Das ist jetzt keine Vermutung meinerseits, sondern Erlebnisberichte der in dieser Branche Tätigen.) Der Ami ist glücklich, der Sexarbeiterin ist glücklich - warum sollte man ein Problem damit haben?


MartinBlank 
Beitragsersteller
 02.12.2024, 12:01

Danke. Das ist alles gut und sehr sinnig gedacht und mal ganz abseits von den üblichen "Reflexpostings"

Natürlich ist diese "Art" von Tourismus verwerflich.

Was soll da "moralisch" richtig sein, dass ein Mensch von den Umständen gezwungen wird, sein Körper an Fremden zu verkaufen (weil ich nie glauben werden, dass es sich um wirklich freie Willen handelt) und andere machen sich dran, weil es günstiger ist, als in Deutschland?


Stumpfhosenmarc  27.06.2025, 10:17

Moral ist nur etwas für die, die alles haben und mit dem Finger auf andere zeigen (siehe die Grünen).

Rudi0948  23.12.2024, 00:57

Mir ist eine Frau bekannt, die vom Jobcenter eine Stelle als Prostituierte vermittelt bekommen wollte. Sie hat ja nichts anderes gelernt und von ihrer vorhergehenden Stelle gutes Geld nach Hause gebracht. Du kannst also glauben, dass es auch solche Frauen gibt, die Spaß an derSache haben und dabei gut verdienen.

MartinBlank 
Beitragsersteller
 30.11.2024, 11:49

Man könnte sagen, dass es trotzdem freiwillig ist und besser als viele andere Jobs vor Ort. Die Menschen machen ja alles mögliche aus Armut. Oder auf - anders gesehen - weil es eine richtig gute kommerzielle Chance ist.

sammyok  30.11.2024, 12:06
@MartinBlank

Ein Mensch der sich selbst "verkauft", verfügt über keinen Willen mehr.

Er leistet nichts, wie in allen anderen Jobs, er objektifiziert sich wie ein Instrument und stellt sich der Gelüsten von anderen zu Verfügung.

"Werkzeuge" haben kein Leben und kein Willen. Das ist der letzte Weg in den Abgrund.

MartinBlank 
Beitragsersteller
 30.11.2024, 12:14
@sammyok

Ich verkaufe mich jeden Tag an meine Kunden als Freelancer. Ganz überwiegend aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Vieles das ich dafür machen muss empfinde ich als unangenehm. (übrigens auch mein Nachbar. Der ist Müllarbeiter)

Sextourismus – ein differenzierter Blick auf eine komplexe Realität

Sextourismus ist – genau wie Prostitution im eigenen Land – kein per se verwerfliches Thema, solange bestimmte Grundbedingungen erfüllt sind: Freiwilligkeit, Volljährigkeit, Sicherheit und gegenseitiger Respekt.

Gerade in Ländern mit großer wirtschaftlicher Ungleichheit stellt Sexarbeit für viele Frauen und Männer eine reale Überlebensstrategie oder sogar eine bewusste Karriereentscheidung dar. Es ist leicht, aus europäischer Perspektive zu urteilen – aber in vielen Regionen dieser Welt ist die Möglichkeit, durch Sexarbeit eigenes Geld zu verdienen, ein Weg zu Unabhängigkeit, Bildung oder dem Aufbau einer Existenz.

Sexarbeit ist Arbeit – überall auf der Welt

Wie auch Hydra e. V. in Deutschland betont, ist Sexarbeit eine Dienstleistung – anspruchsvoll, körperlich wie emotional, und für viele Menschen eine bewusste Entscheidung. Es geht um Selbstbestimmung, um das Recht, über den eigenen Körper zu verfügen – auch im Rahmen eines touristischen Umfelds.

Sextourismus bedeutet nicht automatisch Ausbeutung. Wenn erwachsene Menschen freiwillig sexuelle Dienstleistungen anbieten, sollten sie dafür nicht verurteilt werden – auch nicht, wenn der Kunde aus dem Ausland kommt. Im Gegenteil: Touristen, die respektvoll, einvernehmlich und verantwortungsbewusst handeln, können einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft leisten.

Probleme klar benennen – aber differenzieren

Natürlich gibt es auch Schattenseiten: Armut, mangelnde Bildung, Abhängigkeiten. Aber diese gibt es auch in der lokalen Sexarbeit in Deutschland – und sogar in vielen anderen Branchen weltweit. Die entscheidende Frage lautet nicht: „Ist Sextourismus gut oder schlecht?“, sondern: „Unter welchen Bedingungen findet er statt?“

Wenn die Rahmenbedingungen stimmen – also keine Minderjährigen, kein Zwang, keine Gewalt, kein Menschenhandel –, dann ist Sextourismus nicht verwerflich, sondern Teil der globalisierten Welt und Ausdruck individueller Freiheit.

Doppelmoral vermeiden

Viele Menschen verurteilen Sextourismus pauschal, kaufen aber gleichzeitig Fast Fashion aus Sweatshops oder Smartphones, die unter fragwürdigen Bedingungen produziert wurden. Statt moralischer Überheblichkeit braucht es Empathie, Offenheit und konkrete Unterstützung – zum Beispiel durch Aufklärung, Fairness und Investitionen in soziale Programme vor Ort.

Fazit

Sextourismus ist nicht gleich Menschenhandel. Wer freiwillig, volljährig und selbstbestimmt Sexarbeit anbietet – ob in Deutschland, Thailand oder Brasilien – verdient Respekt statt Verurteilung. Wichtig ist, dass Rechte, Sicherheit und Würde aller Beteiligten gewahrt bleiben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Es ist immer aufregend zu klären was in anderen Ländern läuft in erotischer Beziehung. Ich war zum Beispiel früher gerne Sextourist in Luxemburg. In den 80er Jahren gab es dort Bars mit wunderschönen Mädchen aus der Region Bordeaux. Ich finde daher Sextourismus eher gut und interessant.

Ich finde es gut, dass Prostitution in Deutschland legal ist - schließlich ist es das älteste Geschäft, das es zu allen Zeiten gab.

Doch leider gibt es auch bei und Zwangsprostitution. Dagegen muss mit aller Härte vorgegangen werden.


Rudi0948  23.12.2024, 00:58

Richtig so, schwarze Schafe bringen den ganzen Berufsstand in Misskredit.

Matador6  26.06.2025, 15:02

Ja so sehe ich das auch

MartinBlank 
Beitragsersteller
 30.11.2024, 11:40

Danke. Aber in der Frage geht es um das Ausland

okieh56  30.11.2024, 11:42
@MartinBlank

Sextourismus finde ich abartig und verwerflich. Nicht selten geht es dabei auch um sehr junge Frauen bzw. halbe Kinder.

Aber da es in jedem Land anders geregelt ist, kann man zur Prostitution im Ausland wenig sagen.