Ist es ungesund beidhändig zu sein?
Hi,
seit ich 4 bin spiele ich Handball und damals hatte ich in meiner Mannschaft nur Rechtshänder. Ich dachte, man muss halt mit rechts prellen und werfen, weil es halt jeder tat. Nach einigen Jahren als es um Tore, Punkte und Siege ging, merkte ich, dass beim werfen meine linke Hand die dominantere ist aber beim prellen die Rechte. Also gewöhnte ich mir ab da an an mit Links zu werfen und mit rechts zu prellen. Ich spielte immer auf halb links und rechts. Natürlich wenn ich auf halb links spielte, warf ich mit rechts und so fiel das einem Trainer von der Auswahlmannschaft auf. Im Sport hatte dies also nur Vorteile :)
Ich schreibe schon immer mit links zeichne oder Male aber mit rechts und wenn man mich aufruft zur Tafel zu gehen um irgendwas zu rechnen oder aufzuschreiben schreibe ich auch immer mit rechts. Das fiel meiner Lehrerin auf und sie meinte es sei ungesund was ich mir beim Sport und schreiben abgewöhnt hab und das ich mir bloß alles mit links angewöhnen soll
Jetzt frag ich mich, ist das wirklich so ungesund? Es stört mich ja nicht und grade im Sport hat es ja eigentlich Vorteile..
6 Antworten
Das ist in keiner Weise ungesund. Es ist zwar denkbar, dass durch das gleichmäßige Lernen der Bewegungen mit beiden Händen der Lernfortschritt zunächst langsamer ausfällt. Mittelfristig ist der koordinative Vorteil und die gleichmäßigere Muskelentwicklung aber bewegungsmäßig äußerst erstrebenswert. Und du stellst ja selber fest, dass es dir im Sport zum Vorteil gereicht, wenn du für deine Gegner schlechter ausrechenbar bist.
Früher gab es mal die These, dass durch Beidhändigkeit Gehirnareale für bestimmte Denkprozesse blockiert werden könnten. Diese Auffassung ist jedoch überholt, da die Aufgabenverteilung im Gehirn lokal so diversifiziert ist, dass es keine "Blockierungen" gibt. Zudem weist das Gehirn im Bedarfsfall einfach anderen "Speicherplatz" zu.
Es ist keinerweise schlecht! Du kannst beide Hände einsetzten, das ist doch besser als alles nur einhändig erledigen zu können.
Zu dem setzt du deinen Händen/ Handgelenken nahezu gleich starker Nutzung aus - das hat Vorteile!
Selbst wenn du irgendwann mal Gips hast, oder ähnliches - kannst du sicherlich anstatt nur mit rechts zu malen auch die Hand zum schreiben einsetzen. Es ist zwar nicht "die Schrift" aber besser als das Gekrakel was eine ungeübte Hand aufs Papier bringt?!
Du bist vielen voraus, lasse dich nicht verunsichern! Das passt schon so, und ist in keiner Hinsicht schlecht.
LG Krotte
Deine Lehrerin hat sich nicht präzise genug ausgedrückt. Folgendes KANN passieren: Wer gezwungen wird (oder sich selbst zwingt), die nicht dominante Hand zu benutzen, kann eine Reihe psychischer Probleme kriegen; wohl gemerkt: KANN. Welche das sind, kannst Du bei Dr. Barbara Sattler nachlesen. Es gibt ein hochinteressantes Vorwort zu ihrem Buch, "Der umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn". Das Vorwort stammt von einem Psychologen, der sich der von Frau Sattler beschriebenen Phänomene auch nicht bewusst war, als er mit den Krankheitssymthomen seines Schulfreundes komfrontiert war. Der Erkenntnisgewinn zog sich über mehrere Jahre hin.
http://www.linkshaender-beratung.de/deutsch/KnotenBuchVor.htm
Hier die Folgen der Umerziehung. Du musst links oben auf den Punkt Problematik klicken. http://www.linkshaender-beratung.de
Ich bin übrigens ein Betroffener und habe mit einigen der Folgen der Umerziehung zu "kämpfen". Zum Beispiel habe ich, solange ich denken kann, Orientierungsprobleme und weiß erst nach längerem Nachdenken, wo rechts und links ist. Auch mit der Konzentration habe ich Schwierigkeiten. Mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Ich werden ungehalten, wenn ich mich mit etwas oder jemandem beschäftige und ein anderer will etwas von mir. Das nervt mich total.
Das alles lässt sich aber überhaupt nicht verallgemeinern.
Gruß Matti
Ich hätte mal gerne ein paar Studien und Quellen, die das belegen.
Studien und Quellen, die was genau belegen? Die von mir erwähnte Dr. Sattler beschäftigt sich seit vielen Jahrzehnten mit den Folgen der umerzogenen Händigkeit. Sie hat die erste Praxis für Rückschulungen gegründet. Also die Wiederherstellung der natürlichen Präferenz der Händigkeit.
Nicht die Beidhändigkeit ist das Problem, sondern der Versuch, etwas gegen die natürliche Veranlagung zu tun.
Jemand der rechts schreibt, aber alles andere mit der linken Hand macht, ist nicht beidhändig, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach jemand, der gezwungen wurde, mit der rechten Hand zu schreiben.
Die Betonung liegt hier denke ich auf zwang. Mein Vater ist auch ein umerzogener aber nur beim schreiben alle anderen arbeiten macht er so wie er gerade lustig ist. Von einem Handball-Kollegen der Sohn konnte sich noch nicht entscheiden wie er es macht. Dieser ist aber gerade auch erst vier. Es ist aber immer wieder Interessant zu sehen wie er beim schießen hauptsächlich den rechten Fuß nimmt um beim werfen die linke Hand.
Zwang bedeutet auch derZwang gegen sich selbst. Das ist EINE Erkenntnis aus dem von mir erwähnten Vorwort. Der Arzt wollte nach seiner Verletzung der rechten Hand unbedingt genauso gut mit der linken operieren können wie mit der rechten und hat deshalb bewusst im Alltag die linke Hand verwendet.
Dein letzte Satz ist wirklich interessant, weil allgemein gilt, die Dominanz gilt für die gesamte Körperhälfte und nicht nur für die Hand. Wenn wir Linkshänder sagen, meine wir für gewöhnlich die die komplette Körperseite; zumindest das was zwei mal da ist. Und es heißt in so mancher Veröffentlichung, dass auch Beidhänder eine dominante Gehirnhälfte haben, die ja nach heutigem Wissensstand darüber bestimmt, ob wir Rechts- oder Linkshänder sind.
ist nicht ungesund, hat im Gegenteil nur Vorteile.
Die Beidhändigkeit mag im Alltag von Vorteil sein, aber die Verwendung der nichtdominanten Hand kann bei einer klaren Präferenz der Händigkeit zu Schwierigkeiten führen. Zugegebenermaßen ein schwieriges Thema, in dem es nicht eine Wahrheit gibt. Ganz einfach, weil es nicht DEN Rechts- oder Linkshänder gibt.
Es sei in diesem Zusammenhang auf Dr. Barbara Sattler hingewiesen. Sie hat sich des Problems als eine der ersten angenommen und unter anderem ihr ist es zu verdanken, dass heute (fast) niemand mehr in der Schule gezwungen wird, die nichtdominate Hand zu benutzen und das bei Zuwiderhandlung der Tatbestand der Körperverletzung erfüllt ist.
Das ist das beste was dir passieren kann. Jeder Handballtrainer wird sich die Finger nach dir lecken. wenn du gut bist mit links kannst du direkt mal 1-2 Spielklassen höher denken als mit rechts.
Ich hätte mal gerne ein paar Studien und Quellen, die das belegen. Die These, dass durch Beidhändigkeit Gehirnareale für bestimmte Denkprozesse blockiert werden könnten, gilt schon lange als überholt und ist grober Unfug.