Ist die Jagd notwendig für das Ökosystem Wald?

11 Antworten

Im Yellowstone Nationalpark USA wurde deine Theorie umgesetzt.

Problem Wildverbiss durch zuviel Rotwild - Lösung Wölfe angesiedelt Problem gelöst

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Diese Lösung funktioniert in einem sehr großen lückenlosen der Natur weitgehend überlassenem Naturschutzgebeit weitgehend gut.

Nicht aber in dem Flickenteppich das wir "Wald" nennen.

Lassen wir mal die Rehe außen vor. Nehmen wir Wildschweine deren Überpopulation in manchen Regionen Deutschlands große Probleme verursacht. Wölfe sind gegen Wildschweine machtlos allenfalls die Ferkel werden den zum Opfer fallen, was - bei ausreichender Anzahl Wölfe - allerdings auch die Art reduziert.

Auch Luchs und andere Raubtiere könnte man evt vermehren.

ABER IN DEINER THEORIE FEHLT NOCH EIN ENTSCHEIDENDER FAKTOR!!!!!

Viren - Bakterien - Parasitten - Pandemie und co

Die NAtur hat neben den Raubtieren noch ein weiteres Mittel um das Gleichgewicht zu erhalten.

Sobald eine Art zu groß wird können sich Panedemien entwickeln, welche den Bestand wieder auf ein verträgliches Maaß beschränken.

Diese Bakterien/Viren sind teilweise auch auf den Mensch oder unser Nutzvieh übertragbar und beeinträchtigen Maaßgeblich den Arterhalt des Menschen.

Man könnte nun trefflich darüber streiten ob das nicht eine gute Idee wäre den Menschen etwas zu dezimieren aber du wirst nur schwer Befürworter finden.

Insbesondere Fuchsbandwurm und Tollwut haben in der Vergangenheit viele Menschen getötet. Heute gilt die Tollwut in Deutschland als besiegt und auch der Fuchsbandwurm ist eher selten geworden.

Es ist - wenn man den Menschen als lebenswert erachtet - keine schlechte Idee zu verhindern, dass es von einer Art zu einer Überpopulation kommt.

Schönes Anschauungsbeispile ist hier die Parkanlagen in Stuttgart. Hier kommt es in regelmäßigen Abständen zu einer HAsenpandemie durch fehlende Fressfeinde.

Last but not Least, die Natur braucht ein Gleichgewicht. Ob es nun Jäger sind oder Raubtiere ist in dem Falle weniger wichtig.

Anderes Gegenteiliges Beispiel ist Berlin: Überpopulation von Füchsen. Die Stadtfüchse ernähren sich gerne aus Mülltonnen und co und können durch das Übermaaß an Nahrung sich stärker vermehren. Willst du nun Wölfe und Bären in Berlin ansiedeln?

In anderen Bereichen ist das Gleichgewicht der Natur allerdings wesentlich bedrohter:

  • bestimmte Schädlinge z.B. Eichenprozessionsspinner
  • Mäuse Ratten und Co

Die massive Häufung der Schädlinge kommt auch davon, dass deren natürichen Fressfeinde fehlen aber hier kommen noch weitere Faktoren hinzu.

  • Monokultur sowohl im Wald als auf den Feldern
  • Mülltonnen und Lagervorräte damit sich die Arten schneller verhren können
  • geziele Fütterung durch den MEnschen (z.B. bei Tauben, Enten und co)
  • dezimieren von Arten z.B. Raubvögel durch Windkraftanlagen
  • Wildern z.B. bei Zugvögeln
  • ...

Der Mensch ist die eigentliche Bedrohung der Natur. Willst du das Gelcihgewicht wieder herstellen musst du als erstes den Menschen dezimieren.


Myzilist 
Fragesteller
 29.12.2022, 17:50

Danke, die Beispiele sind sehr anschaulich

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Von Experte myotis bestätigt

Hallo,

Eigentlich bin ich der Meinung, dass dieses sogenannte "Gleichgewicht" total überbewertet ist. Und in der Natur ist das immer ein dynamischer Prozess. In manchen Ökosystemen gibt es Rückkopplungen zwischen den unterschiedlichen Faktoren, die den Zustand auch bei Veränderungen, Eingriffen von außen in einem gewissen Rahmen stabil halten, was uns dann wie ein Gleichgewicht erscheinen mag. Gehen die Veränderungen aber zu weit, dann kommt es zu größeren Verschiebungen gegenüber dem Ausgangszustand. Natürlich kann man das dann auch einfach laufen lassen. Im besten Fall stellt sich wiederum ein ziemlich stabiler Zustand ein (ein neues "Gleichgewicht",) der aber ganz anders aussieht. Will man den alten Zustand mehr oder weniger beibehalten, dann muss man weiter massiv eingreifen.

Konkret, in Bezug auf den Wald bei uns wurden schon vor sehr langer Zeit massive Eingriffe vorgenommen. Unsere Vorfahren haben den größten Teil des Urwaldes, der sich nach der letzten Eiszeit in Mitteleuropa ausgebreitet hat, gerodet. So haben sie Flächen zum Ackerbau und zur Viehweide gewonnen. Wir haben heute also nur noch einen ziemlich kümmerlichen Rest des Waldes, dem eigentlichen Lebensraum unserer Wildarten. Allerdings liegen nun zwischen den Waldinseln in der Landschaft Flächen, Äcker und Wiesen eben, die dem Wild sehr viel mehr verwertbare Biomasse bieten als sie im Wald erreichen könnten, wo die Blätter oben in den Kronen hängen. Dieses erhöhte Nahrungsangebot setzen sie in einer ebenso erhöhten Reproduktionsrate um. Gleichzeitig funktionieren die Jagdtaktiken der Prädatoren nicht mehr so wie sie im Urwald funktioniert haben, zB weil ihnen auf dem Acker die Deckung zum Anschleichen fehlt. Allerdings, das Nahrungsangebot endet abrubt im Herbst nach der Ernte. Dann gibt es Wildpopulationen, die deutlich höher sind als das was es im Urwald auf derselben Fläche gegeben hätte, und diese Riesenpopulation drängt dann im Winter in die Reste der Fläche, etwa ein Drittel, die heute noch Wald sind, weil es nur dort dann noch etwas zu beißen gibt. Was passiert wohl, wenn eine deutlich größere Population als früher nicht auf der ganzen Fläche steht, sondern nur auf einem Drittel davon? Bleibt dann noch irgendetwas von den kleinen Bäumchen übrig, die nachwachsen müssten?

Natürlich, du hast Recht, man könnte das auch einfach so laufen lassen. Wie sähe es dann aus? Zunächst einmal käme es zu enormen Schwankungen in der Population zB der Rehe: enorme Anstiege, und dann wieder ein Zusammenbrechen durch Hunger und Seuchen. Dann wieder ein rascher Anstieg, usw. ...Ich meine, das bliebe so, so ist das bei Populationen, die rein oder fast rein über das Nahrungsangebot geregelt werden, und die Prädatoren funktionieren ja nicht mehr so wie im Urwald. Was es auf jeden Fall gar nicht mehr gäbe, das wären Wälder wie wir sie heute noch, wenn auch nur auf kleiner Fläche kennen.

Für mich wäre das kein erstrebenswerter Zustand. Da finde ich es erheblich besser, durch Jagd dafür zu sorgen, dass in dem bisschen Waldfläche, das wir heute noch haben, das Nachwachsen von jungen Bäumen ermöglicht wird.


Myzilist 
Fragesteller
 29.12.2022, 02:00

Ok, vielen Dank für die ausführliche Antwort

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Ein gesundes Ökosystem braucht keine Menschen und somit auch keine Jagd. Wir haben aber kein gesundes Ökosystem. In Mitteleuropa schon seit Jahrhunderten nicht mehr.

Wir haben eine künstlich geschaffene Kulturlandschaft, in der für Wildtiere nur fragmentierte und häufig unnatürliche Lebensräume übrig bleiben. Mit Ausnahme von Teilen der Hochgebirge und ein paar winzigen Schutzgebieten, ist die komplette Landfläche Europas von Menschen umgestaltet worden. Raubtiere wurden und werden in einem solchen Maß verfolgt, das verhindert, dass sie bestandsregulierend auf ihre Beutetiere wirken. Rehe haben zu wenig natürliche Feinde, Wildschweine haben praktisch überhaupt keine natürlichen Feinde mehr. So lange das nicht geändert werden kann, muss der Mensch regulierend eingreifen. Unter diesen Bedingungen geht es nicht ohne Jagd.

Fragwürdig ist allerdings die Art, wie die Jagd organisiert ist. Hier geht es nicht allein um Hege und notwendige Bestandsregulierung, sondern mindestens im selben Maß um Gewinnerzielung und Ballern. Neben der Jagdlobby haben auch selbsternannte Tierschützer, die sich ebenso lautstark wie kurzsichtig in den Medien platzieren, zu viel Einfluss. Eine auf natürlichen Zusammenhängen beruhende Umwelt- und Artenschutzpolitik findet kaum statt, weil man stattdessen diese beiden Interessengruppen bedient. Bedrohte Arten wie der Feldhase sind weiterhin jagbares Wild. Der durchschnittliche Fuchs wird mit 15 Monaten geschossen, obwohl er mehrere Jahre alt werden könnte. Taucht mal ein Wolf auf, wird er oft "irtümlich" geschossen oder verschwindet spurlos. Gleichzeitig geht man vor dem idiotischsten Tierschützer-Mimimi auf die Knie und kriegt es nicht hin, invasive und schädliche Arten wie Nilgänse und Waschbären wieder zu entfernen. Nilgänse wieder komplett aus Deutschland zu entfernen, wäre innerhalb von 2-3 Jahren möglich, wenn es rechtlich möglich wäre sie unbegrenzt zu schießen. Bei Waschbären ist es wegen der versteckten Lebensweise eine langwierigere Sache, aber im Prinzip auch möglich. Man sollte aber nicht jede eingeführte Art wieder ausrotten. Viele gliedern sich ein, ohne Probleme zu verursachen und die Verbreitungsgrenzen der Arten haben sich, an die Klimawandlungen der Vergangenheit gebunden, sowieso schon immer verschoben. Aber gegen offenkundige Schädlinge, die die Artenvielfalt bedrohen statt sie zu bereichern, muss man wirksam vorgehen können.


Myzilist 
Fragesteller
 29.12.2022, 17:58

Danke, mich freut es, dass sie beidseitig die aktuelle Lage erklärt haben. Leider sind die Interessenkonflikte unvermeidlich, während die Bürokratie in Deutschland sehr ausgeprägt ist...

1
Von Experte Pomophilus bestätigt

Das Nahrung in Form von Wildfleisch notwendig zur Versorgung ist, ist bei uns schon lange kein Argument mehr ...

Das Ökosystem wurde auch ohne menschliche Jäger stabil sein, aber eben nicht so wie sich der Mensch das vorstellt...

...das System würde sich nämlich so verschieben dass es bei sehr hohen Wildbeständen auch

  • Sehr viel mehr Wildschaden an Äckern, Wäldern, Wiesen gäbe
  • Viel mehr Verkehrsunfälle gäbe
  • Viel mehr Fallwild gäbe (verhungerte Tiere)
  • Viel mehr Wildkrankheiten gäbe
  • Viel mehr Ansteckungen damit gäbe
  • Viel mehr Konflikte gäbe

Das Problem gegenüber einem natürlichen Ökosystem ist nämlich, dass die verfügbare Nahrung durch Landwirtschaft, Überfluss, Müll etc. ganzjährig viel höher ist als von Natur aus...

Und dass der Mensch das selbst nutzen will, statt es mit Millionen von Wildschweinen zu teilen, dass er möchte dass der Wald den er gesetzt hat wächst und nicht zigmal abgefressen wird und neu gesetzt werden muss...


Das, was man hierzulande Wald nennt, ist tatsächlich zu mehr als 95% Forst. Und für dessen Erhaltung ist die Jagd nötig.

Es wird oftmals gesagt, dass auf Grundlage von Jagd die Überpopulation von bestimmten Lebewesen (zB. von Rehen) verhindert wird und das Ökosystem ins Gleichgewicht gebracht wird.

Das Wirtschaftssystem Forst wird dadurch erhalten.

Bei einer Überpopulation von einer Art, haben die Fressfeinde der Art mehr Nahrung.

Völlig irrelevant. Lotka-Volterra läßt sich nicht auf Überpopulationen anwenden.

Die Zahl der Fressfeinde nimmt zu,

Ebenso wie der Krankheitsdruck innerhalb der Freßfeinde. Der limitiert deren Zahl.

während die der Art in Überpopulation abnimmt.

Nein. Die erhöht sich, solange diese Art genügend Futter hat.

Gleichzeitig ist das Nahrungsangebot der Art konstant,

Ja. Aber auch bei Überpopulation weit mehr als ausreichend.

weshalb es bei zu vielen von der Art zu Nahrungsmangel kommt.

Bei extremer Überpopulation. Und genau dann und erst dann bricht der Besatz zusammen.

Dies führt zum Ausgleich. Die dynamische Entwicklung wird ja auch durch die Volterra Regeln beschrieben.

Völlig unzureichend.

Früher gab es auch noch keine Menschen als Jäger, wobei das Ökosystem stabil blieb.

Nö. Wann wandern die Lemminge?


Myzilist 
Fragesteller
 29.12.2022, 01:52

Ok, danke

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Pomophilus  29.12.2022, 11:57
Das, was man hierzulande Wald nennt, ist tatsächlich zu mehr als 95% Forst. Und für dessen Erhaltung ist die Jagd nötig.

Ich bin der Meinung, dass für den schlimmsten Kunstforst, Nadelbäume in Reihe und Glied gepflanzt, und am Ende der Umtriebszeit im Kahlschlag geerntet, die Jagd am allerwenigsten notwendig ist. Das ließe sich zur Not such noch über Zäunung des jeweils kahlgeschlagrnen und wieder angepflanzten Stückes regeln. Aber für einen naturnahen Waldbau mit Verjüngung auf ganzer Fläche, da ist Jagdt unabdingbar. Und natürlich auch dann, wenn man die stillgelegten, nicht mehr genutzten Wälder in einem waldähnlichen Zustand halten will. Auch und gerade in diese drängen Wildpopulationen, deren eigentliche Nahrungsbasis, die sie anwachsen ließ, außerhalb dieser Wälder liegt.

Ansonsten meine ich, wir sind uns in Vielem einig.

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cg1967  30.12.2022, 00:30
@Pomophilus
Ansonsten meine ich, wir sind uns in Vielem einig.

In fast allem. Vielleicht können wir nach graduellen Abweichungen suchen.

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