Ist die Jagd wirklich ökologisch notwendig?
Hirsche oder Rehe z.B. könnten auch durch ihre Fressfeinde, Wolf, Bär, Luchs, wirksam reguliert werden. Diese Raubtiere wurden aber durch Jäger ausgerottet. Jetzt argumentiert die Jägerschaft, sie müsse diese Pflanzenfresser mangels vorhandener Fressfeinde selbst regulieren, um z.B. Bäume vor übermäßigem Befraß zu schützen. Ist diese Argumentation nicht infam?
6 Antworten
"Fressfeinde, Wolf, Bär, Luchs, wirksam reguliert."
Wolf ist der einzige Prädator der häufiger mal in Deutschland vor kommt, neben dem Luchs.
"sie müsse diese Pflanzenfresser mangels vorhandener Fressfeinde selbst regulieren"
Nein, das Problem sind Menschen, die durch Fußgänger, Abholzung, intensive Landwirtschaft, Fahrradfahrer das Revier von Wild Kreuzen und das Wild aufs höchste stressen. Dann noch die Hundeführer, die ihren Hund auf Hasen und co. hetzen.
Daher besteht leider kein natürlich-ökologisches Gleichgewicht.
denkt ihr ihr würdet das Wild weniger stressen mit eurem Knallen der Gewehre?
Das ist tatsächlich eher sogar gewollt - auch wenn der Effekt immer weniger wird, da jeder vernünftige Jäger sich heutzutage beim Neuerwerb einen Schalldämpfer holt, wenn die Gesetze das zulassen. Der Schuss wird dadurch viel weniger verortbar, ist weitaus weniger weit zu hören und selbst die Tiere, die beim Abschuss eines anderen dabei waren, sind viel ruhiger - kommen teils schon nach wenigen Minuten wieder an die Stelle zurück.
Aber man jagt nicht nur über den Abschuss an sich, sondern man erzielt gleichzeitig auch einen Vergrämungseffekt. Eben, um die Tiere zu lenken. Man jagt optimalerweise daher nicht immer flächendeckend, sondern an Schwerpunkten. Verjüngungsflächen, Felder, Infrastruktur usw. Man muss den Tieren aber anderswo auch ihre Ruhe lassen. Zur Jagd gehört auch, unnötigen Stress zu vermeiden und das mit dem Stress für die Tiere immer mit zu bedenken - will ich das? Kann ich das vermeiden? Welche Auswirkungen hat das überhaupt? Eine Maßnahme, die dauerhaften Stress vermeidet, ist beispielsweise eine Drückjagd, die ins Jagdkonzept eingeplant wird.
Ich würde die Bedeutung der Spaziergänger etc. für den Stress des Wildes auch nicht so hoch schätzen, denn daran sind die Tiere regional extrem angepasst. Unvernünftige Hundeführer und unerzogene, freilaufende Hunde sind tatsächlich eher ein Problem. Das kurzfristige Aufscheuchen durch Spaziergänger etc. ist aber kein nachhaltiger Stress, die Tiere flüchten nicht weit und kommen schnell wieder zurück. Die wissen genau, wie sie einen Fahrradfahrer von einem Jäger unterscheiden, allein durch dessen Verhalten im Wald. Das Aufscheuchen ist nur im Winter ein Problem, wenn das Wild durch Flucht im Schnee in sehr hohen Energieverbrauch gezwungen wird.
Den Effekt der Menschen im Wald auf das Wild stellt man aber eigentlich allenfalls mal fest, wenn wochenlang im Herbst Pilzesammler zu jeder hellen Stunde quer durch die Wälder ziehen. Denn dann wird auch das Wild vorsichtig.
Eine Rechtfertigung für die Jagd durch die Anwesenheit von Menschen im Wald, wie hier in der Antwort beschrieben, ist das aber nicht - die Kausalität sehe ich hier irgendwie nicht.
Nein, das Problem sind Menschen, die durch Fußgänger, Abholzung, intensive Landwirtschaft, Fahrradfahrer das Revier von Wild Kreuzen und das Wild aufs höchste stressen. Dann noch die Hundeführer, die ihren Hund auf Hasen und co. hetzen.
An sich würde ich dem schon zustimmen, doch nicht gänzlich, denn die Tiere wie Wildschweine zeigen teils das sie sehr anpassungsfähig sind und so sich an die Gegebenheiten anpassen können, siehe Plagen in einigen Großstädten. Richtig im Wald wo nur gelegentlich so was kommt etwas schwerer, aber nicht unmöglich. Selbst der erste Weltkrieg zeigte das sich Vögel in der hörbaren nähe von Frontlinien aufhielten, das wo dort permanente Artillerie Einschläge waren.
Kann ich nicht so bestätigen. Andere Tiere sind es aber weniger und sind in Deutschland teils vom Aussterben bedroht. Rebhühner, Fasane bei uns nicht vorhanden..
Das liegt aber kaum an Spaziergängern im Wald. Das liegt vor allem daran, dass wir durch unsere Landschaftsgestaltung die Lebensräume gar nicht mehr bieten. Für das Auer- und Birkwild laufen in den eigentlich passenden Waldgebieten zur Zeit Waldumbauprojekte mit speziellen Anforderungen, um den Lebensraum wieder passend zu gestalten. Ebenso verhält es sich mit sehr vielen Tieren, die mit großflächiger Agrarwüste nicht zurecht kommen. Fasane findet man bei uns schon noch, sie werden "lustigerweise" sogar bejagt - man findet sie aber halt da, wo es noch letzte Feldrandgehölze und Zwischengebüsche gibt.
Die strukturlosen, dunklen Monokulturwälder, die wir jetzt gerade mal umbauen und die strukturlosen Feldlandschaften, die man mangels Bäumen und Sträuchern kilometerweit überblicken kann, sind für die Artenvielfalt halt schlecht. Viel schlechter, als Spaziergänger im Wald - daran sind die Tiere tatsächlich gut angepasst. Die Rücksichtslosigkeit mancher Menschen ist zwar sicherlich ein mitspielender Faktor, aber dabei längst nicht der ausschlaggebenste.
Glaub nd
In der Nähe von uns hat die Gabriele Stiftung einen risiegen Wald und dort wird nicht gejagt.
Und es werden auch keine Bäume gefällt oder so.
Und bisher ist noch nichts irgendwie schlimmes passiert
Naja, sich dabei auf eine Sekte zu berufen (Gabriele- Stiftung, Universelles Leben) die so radikal ist, dass sie selbst von heftigsten Tierschützern verdammt wird:
Ob das dann ein überzeugender Beleg ist, dass Jagd überflüssig wäre?
Ich denke ich kenne die Gegend - Umfeld Würzburg? So groß ist der Besitz des Universellen Lebensbaum Glück auch nicht, dass er unbeeinflusst von der bejagten Nachbarschaft ist, und dennoch ist der Unmut in der Nachbarschaft dort groß.
Bei all dem Wissen, das ansonsten hier zu lesen ist, ist diese HA eh ein Witz.
Jede Tierschutzorganisation wird heute diffamiert, das geht z.B. PETA genau so wie der oben benannten Stiftung. Schlimm, gerade Organisationen, die sich für Werte wie Tierschutz, Naturschutz etc. einsetzen, werden heute durch Fake News und Desinformation starker Lobbyverbände angegriffen, das ist eine traurige Entwicklung.
Ich habe als Quelle die "Tierbefreiungsoffensive Saar" gewählt, es hätte auch zahlreiche andere gegeben. Ist das nun einer dieser "starken Lobbyverbände", die mit "Fake News und Desinformation" Tierschutzorganisationen diffamieren?
Was ich als Hintergrund im Netz gelesen habe ist, dass die Gabriele Stiftung versucht, in der Szene der Tierschutzbewegung Fuß zu fassen, was vermutlich nicht jeder anderen Tierschutzorganisation passt. Da gibt es sicher auch Konkurrenz untereinander wie in jedem anderen Sektor. Schließlich geht es um Themen wie Spendenausstattung, Renommee usw.. Wer jetzt recht hat, kann und will ich nicht beurteilen, dazu fehlen mir weitergehende Informationen. Aber eins ist sicher. Desinformation und Stimmungsmache werden heute von vielen Playern genutzt. Du weißt nie, wem du glauben kannst.
Die Argumentation ist tatsächlich berechtigt. Man muss bedenken, dass sich die Art und Weise und vor allem auch die Gründe der Jagd im Laufe der Zeit deutlich geändert haben. Sicher, der Wolf etc. wurden durch menschliche Jäger ausgerottet. Aber meines Wissens wird ab zirka 1850 das Nichtvorhandensein des Wolfes beschrieben - das ist nun doch einige Jahre her.
Die Notwendigkeit der Jagd hat mehrere Gründe. Die Raubtiere, die fehlen, sind durchaus ein Grund dafür. Das allerdings kann man heutigen Jägern nicht vorwerfen, denn Raubtiere wie Wolf oder Luchs werden nicht bejagt - und die Wilderer, die sie bejagen, sind selbst bei den Jägern verachtet. Tatsächlich findet man gerade bei jungen Jägern - natürlich auch je nachdem, welcher Interessensgruppe sie angehören - durchaus viele Befürworter von Wolf und Luchs.
Es gibt aber auch noch einen anderen Grund. Und der liegt in unserer Kulturlandschaft. Jederlei Wild findet auf unseren landwirtschaftlichen Flächen derart viel Nahrung, dass die Populationen rasant ansteigen. Dazu kommt der Klimawandel, der dafür sorgt, dass es so gut wie keine Notzeiten im Winter mehr gibt, dafür aber die Vegetationszeiten verlängert.
Dass der Wolf alles selbst regulieren könnte, ist eine Fehlannahme. Denn auch der bedient sich nebenbei an Tieren der Landwirtschaft zum Beispiel. Damit der Wolf die aktuelle Rehpopulation, die übrigens auch nur schätzbar ist, in Schach halten könnte, bräuchte es eine massiv hohe Wolfspopulation, die einerseits unnatürlich wäre und andererseits längst vor Erreichen ihrer Stärke durch die Angst der Gesellschaft über eine Wolfsbejagung eingeschränkt werden würde. Man beachte bereits jetzt das Klagen über Wolfsbegegnungen dort, wo sich einzelne Rudel wieder ansiedeln. Wenn dann mal wieder ein Bär auftaucht, ist das Chaos und die Angst perfekt. Hatten wir alles schon.
Wir haben gleichzeitig gerade in den Wäldern selbstverständlich ein Problem, was Verbiss- und Schälschäden angeht. Dadurch, dass auch bestimmte Baumarten beim Verbiss bevorzugt werden, kann es zur Entmischung von Beständen kommen, was bei unserem momentanen Waldumbau-Ziel gar nicht förderlich ist. Gleichzeitig sind die vielen Schadflächen mit Wiederaufforstung oder Naturverjüngung idealer Lebensraum fürs Wild. Da ist es eine Frage der Jagdstrategie. Es darf nicht das klassische "Wald-vor-Wild"-Denken sein, das dabei gilt. Wald und Wild gehören zusammen. Man schafft aber den Schutz von Verjüngungsflächen, indem man gezielt diese bejagt und damit einen Vergrämungseffekt erreicht. An anderen Orten im Wald aber lässt man die Tiere in Ruhe und lenkt sie damit räumlich. Man nennt das auch Schwerpunktbejagung.
Bei der Jagd reden längst nicht nur die Jäger mit und es sind auch längst nicht nur schießgeile Typen, die sie befürworten. Frag mal Landwirte, denen Wildschweine Schäden in den Feldern anrichten oder die Angst vor Afrikanischer Schweinepest in ihrem Betrieb haben müssen. Oder die zahlreichen Waldbesitzer, die mit ihrem Geld oder Steuergeld Wälder aufforsten und dann vor Bonsaitannen stehen. Frage die Verkehrsteilnehmer, die Wildunfälle haben. Frage die Leute, die Angst haben, weil ein Wolf gesichtet wurde oder weil sogar ein ganzes Rudel da wäre.
Und sicher, auch die Jäger reden mit. Es gibt einige, die tatsächlich Angst vor dem Wolf als "Konkurrenz" haben. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass der Wolf das Verhalten der zu bejagenden Tiere ändert und man seine Jagdmethoden ändern muss. Es gibt aber längst auch viele Jäger, die dem Wolf und seinen Freunden ganz positiv gegenüberstehen und sich darüber freuen. Ersetzen wird er uns Jäger nie.
In einer Gesellschaft, die auf Waldumbau, Walderhaltung, Wieder- oder Erstaufforstung und naturnahe Landwirtschaft schwört, kommt man ohne Jagd nicht aus. Da müssen wir zwischen unseren Zielen abwägen - und naturwissenschaftlich basiert die Entscheidung treffen, auch was die Art und Weise der Jagd angeht. Die Emotionen, die da mitspielen, sind selten rational zielführend - leider. Es gibt vieles, was in Jagd und Fischerei falsch läuft (die immer noch existierende, sinnlose Trophäenjagd zum Beispiel), aber das ist kein Grund die Jagd an sich abzuschaffen.
Was eine ausführliche und vor allem nachvollziehbare Antwort! 👍
Der deutsche Jagdverband macht bereits jetzt Stimmung gegen den angeblich exponentiell steigenden Bestand des Wolfes und fordert durch die Blume, wieder über die Lockerung des Schutzstatus des Wolfes nachzudenken. Dass man, wie du schreibst, angeblich bei einigen jungen Jägern eine andere Einstellung findet, ändert daran gar nichts. Die Jäger wollen den Wolf als Konkurrenten beim Beutemachen nicht dulden, das ist der wahre Grund. Du hast sehr viele wohlklingende Argumente aufgerufen, typisch für Jagdlobbyisten, die schließlich außerordentlich gute Gründe vorweisen müssen, um ihr blutiges Handwerk, das bei vielen Menschen nauf Ablehnung stößt, zu rechtfertigen. Ich stehe dagegen mehr auf der Tierschutzseite und will dazu nur eines sagen. Wie wollen wir mit der notwendigen Glaubwürdigkeit dafür werben, dass Löwe, Tiger und Co. in armen Ländern nicht ausgerottet werden, wenn wir hierzulande mit unseren vielfältigen Möglichkeiten und unserer Finanzausstattung nicht einmal ein für den Menschen vollkommen harmloses Wildtier wie den Wolf dulden können.
Die Jäger wollen den Wolf als Konkurrenten beim Beutemachen nicht dulden, das ist der wahre Grund.
Die Verallgemeinerung ist eben falsch und allein subjektiv deine Meinung. Denn selbst der große DJV spricht längst nicht für alle Jäger.
Ich nehme an, du beziehst dich auf diese Publikation des DJV:
https://www.jagdverband.de/deutscher-jagdverband-positioniert-sich-zum-wolf
Das Problem an der Diskussion ist, dass du die dort auch angesprochenen Probleme einfach beiseite wischst, ohne annähernd auf sie einzugehen. Beziehungsweise sie ja als vorgeschoben und nur als falsche Begründung einstufst. Nun, die Sache hat einen Haken: Die Jäger sind da nicht die einzige Interessensgruppe, die diese Probleme sieht. Vielmehr ist das eine Zusammenfassung all der Stimmen, die Contra-Wolf sind. Und die kommen vor allem aus der Landwirtschaft oder auch von ganz normalen Bürgern, die Angst haben - ob begründet oder unbegründet.
Womit der DJV vollkommen recht hat, ist dass wir längst einen Management-Plan brauchen. Das bedeutet keine Ausrottung, nicht einmal annähernd. Von daher weiß ich nicht, was der herbeigezogene Vergleich mit Löwe und Tiger soll. Die Aufhebung des bisherigen Schutzstatus bedeutet nicht automatisch, dass vollständige Abschusserlaubnis herrscht, sondern regelt die Sonder- und Grenzfälle, für die wir bisher gar keine Regelung haben. Aktuell darf man auch keinem Wolf helfen, der an Räude erkrankt ist. Ist das denn Tierschutz? Oder man muss vor Gericht streiten, wenn man einen Wolfsangriff auf Hunde abwehrt.
Warum ist der Wolf so streng geschützt? Weil er über weite Teile ausgerottet oder zumindest gefährdet war. Wenn die Population größer wird (und damit auch Folgen wie Konflikte mit der menschlichen Besiedelung eintreten), dann muss man auch über die Rechtfertigung des extremen Schutzstatus nachdenken dürfen.
Tut mir leid, aber ich finde aktuell die Stellung der Jagd in meiner Antwort oben und auch viele Punkte (nicht alle!) des DJV durchaus wesentlich besser - nämlich durchaus wissenschaftlich - begründet, als deine Meinung, mit denen du all das zu entkräften versuchst. Denn bei dir steckt viel Verallgemeinerung und Verharmlosung drin - damit ist sie nicht weniger ideologisch als die Haltung, die du dem DJV vorwirfst.
Du kannst mich gern Jagdlobbyist nennen. Auch wenn du das tust, ohne meine Grundhaltung und mein Grundwissen zu dem Thema zu kennen. Oder mir sagen zu können, was es mir denn bringt, für die Jagd den Lobbyisten zu spielen. Allerdings bin ich aktuell der von uns beiden, der seine Haltung begründen kann. Und das sogar, obwohl wir grundsätzlich beide auf der Pro-Wolf-Seite stehen.
Natürlich hast du Recht damit, dass die verschiedensten Interessengruppen, Jäger, Landwirte, Schäfer, Pferde- und sonstige Tierhalter, Eltern, die Sorgen um ihre Kinder haben, reges Interesse an dieser Problematik haben. Die Liste könnte man noch beliebig fortsetzen. Mein besonderes Interesse daran ist der Naturschutz. Außerdem ist mein Interesse daran die Ethik. Wissenschaftliche Grundlagen des Themas sind auch interessant, aber ich betrachte das Thema nicht vorrangig vom pragmatischen Standpunkt aus, sondern vom moralischen Standpunkt. So wie ich den Standpunkt der Jägerschaft verstehe, ist man der Meinung, in Deutschland sei es nicht möglich, ein natürliches Gleichgewicht herzustellen. Die Wildtiere haben im Sommer viel zu viel Futter, im Winter viel zu wenig. Deshallb müsse im Winter zugefüttert werden. Rotwild darf seine Bezirke nicht verlassen, sonst wird es abgeschossen. Raubtiere sind keine da, es würde aber auch nichts bringen, sie ihre Arbeit machen zu lassen. Auch Wölfe müssen geschossen werden, da sie evt. Gefahren mit sich bringen könnten. Der Jäger müsse selbst die Bestände regulieren mit enormen Jagdstrecken der zuvor gemästeten Tiere. Dies alles ist kein natürliches Gleichgewicht, sondern reine Jagd- und Hegeindustrie. Die Wildtiere werden nicht ihrem natürlichen Schicksal überlassen, sondern in jeder erdenklichen Form vom Jäger reguliert. Dieses System soll beibehalten werden, um die Pfründe der Jägerschaft zu sichern und zu zementieren. Dies halte ich nach meinen Eindrücken, die ich hier gewonnen habe, für zutiefst unmoralisch und tierfeindlich. Die Natur wird von den Jägern nicht als soche gesehen, sondern als Raum, der "gemanagt" werden muss, das ist dad Grundproblem.
Nun, eine einseitige Betrachtung macht aber gerade in Themen mit Natur- und Ökosystembezug wenig Sinn. Und es ist nicht so, als würde man sich als Jäger nicht durchaus selbst Gedanken um Moral/Ethik machen.
Wir müssen uns nichts vormachen, es läuft sicherlich nicht in allen Bereichen der Jagd immer alles prima. Und ja, gerade im Rotwildbereich gipfelt sich da einiges. Die von dir beschriebenen Fütterungen findet man nämlich hauptsächlich in den Rotwildgebieten.
Dass Rotwild außerhalb von Rotwildgebieten abgeschossen wird, ist auch nicht nur der Willkür der Jägerschaft zuzuschreiben, sondern immer noch gesetzlich vorgeschrieben (z.B. §17 Abs. 2 AVBayJG) - nicht das einzige Element eines etwas veralteten Jagdrechts.
Die Wildtiere haben im Sommer viel zu viel Futter, im Winter viel zu wenig. Deshallb müsse im Winter zugefüttert werden.
Jeder Jäger, der mit Rotwild gar nichts zu tun hat, sondern in seinem Revier mit Rehwild und Schwarzwild zu tun hat und dort einen gewissen Abschuss erfüllen muss, wird sich hüten, die Tiere auch noch zu füttern. Denn als Jagdpächter zahlst du unter Umständen auch für Schäden, die Wild in deinem Revier anrichtet.
Die Abschusshöhe wird ggf. ebenfalls nicht von der Jägerschaft selbst entschieden, sondern u.a. von der zuständigen Behörde (unter anderem auf Basis von Verbissgutachten).
Das vollständige Ausrotten des Wolfes ist Unsinn - und das fordert auch der DJV nicht. Man fordert gut organisiertes Management und dagegen spricht auch nichts - denn Beispiele in der Vergangenheit haben schon gezeigt, zu welchem Unsinn ein fehlendes Management führt, denn im Ernstfall muss dann eines aus dem Boden gestampft werden.
Die Natur wird von den Jägern nicht als soche gesehen, sondern als Raum, der "gemanagt" werden muss, das ist dad Grundproblem.
Das ist keine Ansicht der Jägerschaft, das ist eine Ansicht der Gesellschaft. Denn wir haben jeden Quadratzentimeter dieses Landes genauestens verplant und kategorisiert und irgendeinem Status unterworfen. Es gibt kein vom Menschen unbeeinflusstes Stück Land. In der Art und Weise, wie der Mensch die Landschaft durchsiedelt hat, sind Konflikte mit Wildtieren seit jeher vorprogrammiert. Letztendlich haben die Eskalationen dieser Konflikte früher zur Ausrottung von Wildarten geführt - siehe Wolf. Das geforderte Management soll eben das verhindern. Es braucht, wie in jedem Konflikt, einen Kompromiss. Und da sprechen eben viel mehr Interessensgruppen mit - wie du ja selbst sagst, könnte man aus den Interessenten eine ewige Liste verfassen.
Dein Standpunkt dessen, was im Kopf eines Jägers so vorgeht, ist etwas sehr klischeehaft. Denn weder sind wir flächendeckend herzlose Mordlustige, noch können wir in den Landschaften treiben, was wir wollen. Das kann nur der, der Geld hat - aber das ist dann kein Problem der Jägerschaft mehr, sondern ein Allgemeines - in dem Bereich fußt übrigens auch einiges der Rotwildthematik.
Der ganz normale Jäger ist in der ganzen Management-Thematik ein unbedeutendes, kleines Licht zwischen verschiedensten Interessensgruppen, auf die er sich nicht verlassen kann. Im Endeffekt wie ein Metzger... alle lieben dich, solange alles funktioniert und du deine Funktionen erfüllst, ohne dass sie dich sehen müssen. Aber alle hassen dich, wenn sie daran erinnert werden, dass zu der Aufgabe eine blutige Seite gehört. Und du kannst mir glauben... es gibt Schöneres, als diese blutigen Sachen zu machen. Aber - apropos Ethik - man ist es dem Tier schuldig, es nicht einfach wegzuwerfen oder irgendwo zu verscharren, sondern es auch zu verwerten.
Ich kann dir nur raten, die wissenschaftlichen Aspekte nicht ganz außer Acht zu lassen. Die Zusammenhänge zwischen Wild, Landschaft und Mensch sind wesentlich komplizierter, als man das in einem Kommentar auf gutefrage überhaupt oberflächlich diskutieren könnte. Da kannst du eher einige Semester studieren. Ich war ehrlich gesagt bis vor sechs oder sieben Jahren ziemlich genau deiner Ansicht, weil ich es nicht besser wusste. Ich hätte mir damals nie vorstellen können, einmal Jäger zu sein.
Mit der Gesellschaft wandelt sich auch die Jägerschaft. Mehr junge Leute, mehr Frauen, mehr Jäger allgemein, mehr zu lösende Probleme. Aber: Auch mehr Vielfältigkeit. Und damit möchte ich dich erneut bitten, nicht zu verallgemeinern.
Ich danke dir für deine sehr ehrlichen Worte. Der verantwortungsvolle Jäger sollte sich nicht als etwas darstellen, das er in Wahrheit gar nicht ist, nämlich z.B. als Naturschützer, Tierschützer, Tierfreund oder Umweltschützer, sondern lediglich als ausführende Person, die das umsetzt, was der Staat und die Mehrheit der Gesellschaft gegenwärtig für den besten Interessenausgleich zwischen den betroffenen Subjekten und Rechtsgütern erachten. Und dann stellt sich aus ethischer Sicht die Frage, ob diese gegenwärtige Interessenabwägung richtig ist. Sich lediglich darauf zu berufen, dass Dinge der gegenwärtigen Rechtslage entsprechen, reicht dafür nicht aus. Eine bestehende Rechtslage kann nicht per se den Anspruch auf moralische Tragfähigkeit erheben. Der Unterschied zwischen einem Tierschützer oder Tierfreund und einem Jäger ist, dass der eine das Tier als Subjekt betrachtet, dem er moralisch eigene Rechte zuweist, während der Jäger oder auch Landwirt das Tier als Objekt betrachtet, mit dem anhand gesetzlicher und gesellschaftlicher Zweckmäßigkeit, beim Landwirt auch anhand kommerzieller Gesichtspunkte entsprechend verfahren wird, was auch die Tötung mit beinhaltet. Ein Tierfreund oder Tierschützer kann nicht Jäger sein und umgekehrt. Ein Jäger oder Landwirt kann auch nicht gleichzeitig Naturschützer sein. Denn dann wäre sein Ziel, die Natur sich möglichst ohne künstliche Eingriffe entfalten zu lassen und der Landwirt würde seine durch Schalenwild bedrohten Äcker sofort in ein naturnahes Biotop umwandeln. Die Frage ist immer, welchem Prinzip Staat und Gesellschaft den Vorrang gewähren sollten. Kommerziellen Interessen und der Unversehrtheit des eigenen Vorgartens oder den Interessen von Natur und Tierwelt.
nämlich z.B. als Naturschützer, Tierschützer, Tierfreund oder Umweltschützer
Da sind wir unterschiedlicher Meinung. Ein Jäger, der "richtig" jagt, hat in der Regel ein wirklich umfangendes Wissen über Ökosystem und die Zusammenhänge darin und auch über die Interaktionen nach außen.
Und da zum einen die Jagd wesentlich mehr umfasst als nur einen Abschuss nach dem anderen, ist dein Urteil etwas zu pauschal. Denn es gehört ja auch ein Wildmonitoring dazu und ebenso auch der Blick darauf, dass die Umwelt für das Wild ein gutes Habitat bleibt. Tierfreund und Tierschützer sind trotzdem auch das Töten von Tieren zur Aufgabe gehört, durchaus erfüllt.
Auch Natur- und Umweltschutz sind Teil der Jagd und auch Hintergrund und Begründung. Ohne strategisch gute Jagd wäre beispielsweise ein vernünftiger Waldumbau nicht möglich, da hohe Wilddichten mit starkem Verbiss und anderen Schäden zur Entmischung von Beständen führen und die Verjüngungsentwicklung über Jahre verzögern können. Wenn die Erhaltung von Wäldern oder die Hilfe zur schnellen Wiedererholung kein Naturschutz ist - was denn dann?
Es braucht für die Jagd eine Billigung durch Staat und Gesellschaft, das ist einerseits richtig. Aber andererseits braucht es auch meinen Einsatz, mein Wissen und meine Überzeugung dafür - und damit auch meine Gewissensentscheidung. Der Jäger ist keine Marionette...
Man kann alles extrem definieren. So wie du, der Naturschutz mit der völligen Aufgabe jeglicher menschlichen Aktivität und Lebensgrundlage gleichsetzt - oder man kann es auch realistisch definieren und einen "so gut wie möglich"-Status als bestmöglichen Naturschutz und realistisch erreichbares Ziel nehmen.
Für mich ist Naturschutz darin erfüllt, den menschlichen Einfluss bestverträglich zu gestalten und insgesamt auch zu reduzieren. Aber man kann ja nicht annehmen, es wäre möglich, den menschlichen Grundbedarf komplett auf null zu setzen und die Landwirtschaft aufzugeben. Also kann man schon, aber es bringt einen nicht weiter.
Ich verstehe jeden Wunsch nach natürlicherer Wald- und Landbewirtschaftung und setze mich auch selbst dafür ein - ich hab auch beruflich den Weg in diese Richtung eingeschlagen. Aber eben: Der Fokus liegt auf der Verbesserung, denn das ist realistisch erreichbar.
Und nachdem die Leute, die tatsächlich mit der Natur arbeiten und etwas in Wald und Feld ändern können - seien es Förster, Jäger, Landwirte, entsprechende Behörden usw. - demnach auch den meisten direkten Beitrag zur Verbesserung leisten können, sind das eher Naturschützer als manch einer aus der Stadtbevölkerung, der sich selbst so bezeichnet.
Die Extremdefinitionen sind nicht zielführend - denn nach diesen gäbe es sowas wie einen Naturschützer gar nicht. Überhaupt nicht. Vielleicht Ureinwohnervölker...
Nein, sie ist nicht ökologisch notwendig. Jedoch kann sie durchaus wirtschaftlich notwendig sein.
Ein Förster kann kaum was mit einem "buschartigen" Baum anfangen und ein Bauer nichts mit einem zertretenem Feld.
Dass es durch die Veränderung der Landschaft und dem Ausrotten natürlicher Feinde zu einem so großen tatsächlichen ökologischem Ungleichgewicht gekommen ist, dass wir jagen müssten, um es wiederherzustellen, stimmt jedoch nicht.
Ein Baum mit Verbiss wächst übrigens langsamer, aber später ist er einer der bedeutsamsten für ein Ökosystem, da solche buschartigen Bäume voller seltenen Mikrohabitaten sind, die ebenfalls von einigen seltenen Organismen gebraucht werden.
Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass eine (heimische) Population sich nicht "unkontrolliert" vermehrt. Auch Neozoen werden sich nicht bis ins unendliche vermehren. Jede Population hat ihre Kapazitäten und wenn diese erreicht sind, sind diese eben erreicht. Nicht nur natürliche Feinde sind daran beteiligt, dass eine Population ein gewisses Maß nicht überschreitet, sondern ebenso Nahrungsverfügbarkeit und Krankheiten.
Dass es von manchen Tieren sehr viele gibt und von einigen kaum bis gar keine mehr, kann nicht ausreichend durch Jagd verändert werden. So steigen die Zahlen von Wildschweinen trotzdem an, während sich Rebhuhn und Co. kaum erholen.
Die einzigen Maßnahmen, die man ergreifen könnte, um ein Maß ungefähr wie "früher" wieder herzustellen wäre eine Extensivierung der Landwirtschaft. Dies würde aber gleichzeitig einen Rückgang in unserer Wirtschaft bedeuten.
Mit Klimawandel und generell veränderten Umweltbedingungen ist die tatsächliche Natur unmöglich wiederherzustellen.
Hirsche oder Rehe z.B. könnten auch durch ihre Fressfeinde, Wolf, Bär, Luchs, wirksam reguliert.
Selbst wenn es so wäre: Da redest Du von einer unberührten, sich selber überlassenen Natur.
Die haben wir hier aber nicht. Weil Du hier lebst und über 80 Millionen weitere Menschen. Und die wollen alle essen, ein Dach über dem Kopf...
Also nutzt der Mensch die Natur, es ist jetzt alles Kulturlandschaft auf deren Erzeugnisse Du angewiesen bist um zu leben.
Und da passen gar nicht genug von den oben von Dir genannten Fressfeinden hinein, um das wirkungsvoll zu regeln. Zumal die Regelkreise in der Kulturlandschaft ohnehin nicht mehr da sind, denn es wird ja in die Natur eingegriffen, dafür kann aber ja der Jäger nichts.
Diese Raubtiere wurden aber durch Jäger ausgerottet.
Nein durch die gesamte Gesellschaft die damals hier gelebt hat. Durch ihre (heute und jetzt auch Deine) Bedürfnisse, die die Tiere immer weiter zurückgedrängt hat. – Schiebe es nicht den Jägern (und schon gar nicht den Jägern heute und jetzt) in die Schuhe, während Du seelenruhig Deine Nahrung zu Dir nimmst die auf ebendiesen Flächen angebaut wird und in einem Haus wohnst dessen Dachstuhl ebenso Holz benötigt.
Es sind nicht "die Anderen". Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und das schliesst Dich persönlich mit ein.
Jetzt argumentiert die Jägerschaft, sie müsse diese Pflanzenfresser mangels vorhandener Fressfeinde selbst regulieren, um z.B. Bäume vor übermäßigem Befraß zu schützen. Ist diese Argumentation nicht infam?
Die Jägerschaft "argumentiert" da gar nicht. Die Jägerschaft richtet sich nach dem Gesetz. Das ist ihre Pflicht. Und da steht in §1 Bundesjagdgesetz:
"Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes (…)"
Das heisst die Jäger haben auf die Bedürfnisse z.B. von Landwirtschaft und Waldbau Rücksicht zu nehmen und den Wildbestand dementsprechend zu regulieren.
Und:
Bist Du persönlich an den Verbrechen Schuld, die im Kaiserreich begangen wurden? Nicht? Weil Du da noch gar nicht gelebt hast? – OK, dann werfe den heutigen Jägern auch nicht vor, das irgendwann damals irgendwelche Tiere aufgrund der damaligen Entscheidungen und Handlungen nicht mehr flächendeckend hier ansässig sind…
Nein, ich bin persönlich nicht an den Verbrechen der Kaiserzeit schuld oder eines noch dunkleren Kapitels der deutschen Geschichte. Ich bin aber selbstverständlich sehr entschieden dagegen, diese Verbrechen noch einmal zu wiederholen. Die Jäger dagegen machen bereits wieder Stimmung dafür, den Wolfsbestand zu regulieren und den Schutzstatus zu lockern.
Du scheinst nur schwarz und weiss zu sehen (entweder "alle schützen und frei ausbreiten lassen" oder "alle ausrotten"). Dem ist aber ja nicht so.
Das hat also ganz andere Hintergründe, da geht es nicht um "wieder ausrotten".
Nicht vergessen:
Der Jäger hat laut §1 Absatz 2 des Bundesjagdgesetzes vom Gesetzgeber die Pflicht(!) zur "Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes ". Daran wird sich auch von den Jägern (teils mit sehr viel Mühe und persönlichem Aufwand, auch finanziell) gehalten. Das würde für den Wolf dann genauso gelten, wenn er wieder in das Jagdrecht aufgenommen würde. Sie dürften ihn also gar nicht ausrotten. Und als Jäger weiss man das auch.
Es geht um die Regulierung des Bestandes, denn inzwischen gibt es Stellen in Deutschland die die höchste Wolfsdichte in ganz Europa (oder gar der Welt?) haben.
Und es geht z.B. auch darum, das Du als Jäger keine (z.B. bei einem Verkehrsunfall - der derzeit häufigsten Todesursache der Wölfe) tödlich verletzten Wölfe erlösen darfst. Du wirst als Jäger zu einem Wildunfall gerufen, da liegt ein tödlich verletzter Wolf der sich quält und Du musst dabei stehen, siehst zu wie er leidet und sich vor Schmerzen windet und darfst ihn trotzdem nicht erlösen. Wie tierschutzgerecht ist das?
Glücklicherweise haben erste Bundesländer da inzwischen Regelungen auf den Weg gebracht, den Tieren zuliebe.
Ja, damit argumentieren die Jäger gerne, es gebe ja eine Pflicht zum Jagen. Aber niemand ist gezwungen Jäger zu sein. Es gilt in Deutschland das Grundrecht der freien Berufswahl. Außerdem kann jeder Grundstückseigentümer seinen Teil des Jagdreviers aus ethischen Gründen nach 6 a Bundesjagdgesetz befrieden. Wer Jäger ist oder sein Revier nicht befriedet, ist aus meiner Sicht kein Tierfreund.
Ja, damit argumentieren die Jäger gerne (…)
Genau.
Ich habe Argumente (mit Begründungen).
Du gehst darauf nicht ein und weichst auf "Meinungen" ohne Argumente aus.
Aber niemand ist gezwungen Jäger zu sein.
Warum sollte ich Dir zuliebe etwas anderes machen (und die Tiere in meinem kleinen Teil der Welt in der ich zuständig bin nicht hegen, damit es ihnen trotz der Welt in der wir leben besser geht)?
Wer Jäger ist oder sein Revier nicht befriedet, ist aus meiner Sicht kein Tierfreund.
Ich bin ein großer Tierfreund. Und ich bin auch Jäger.
Generell:
Du hast hier eine Frage gestellt. Die habe ich Dir (aus meiner Sicht) beantwortet. Das heisst nicht, das Du der gleichen Meinung sein musst wie ich. Aber das heisst, das Du damit klarkommen musst, denn Du hast kein Anrecht darauf nur Antworten zu bekommen die dir persönlich auch "zusagen", wenn Du öffentlich fragst.
Ich habe mir die Zeit für Dich genommen, weil Du eine Frage hattest.
Bitte, gerne geschehen.
Natürlich danke ich dir für deine Antwort. Ich akzeptiere auch deinen Standpunkt. Zu einer Diskussion gehört es nun einmal, dass Argumente mit unterschedlichen Standpunkten und Meinungen ausgetauscht werden. Du sagst, dieses Land gehört eben dem Menschen, das passt kein Wolf herein, weil es keine unberührte Natur ist. Aber warum können hier dann so viele wildlebende Beutetiere des Wolfes leben, dass sie laut Jägerschaft wirksam reguliert werden müssen? Selbst ein Kind erkennt sofort, dass an dieser Logik etwas nicht stimmen kann. Warum gebt ihr nicht einfach zu, dass ihr den Wolf hier nicht haben wollt? Du sagst, der Wolf wurde nicht durch den Jäger, sondern durch die Gesellschaft ausgerottet. Aber ein Mensch ohne Waffe schafft es nicht, einen Wolf zu töten und Beutetiere waren immer genügend da. Der Wolf ist anpassungsmäßig, er kann in jedem Lebensraum überleben, der Beutetiere anbietet. Entweder waren es Jäger oder Wilderer, jedenfalls Menschen mit einem Gewehr. Die Gesellschaft hat es sicher mitgetragen, aber Jäger haben es ausgeführt.
Natürlich danke ich dir für deine Antwort. Ich akzeptiere auch deinen Standpunkt. Zu einer Diskussion gehört es nun einmal, dass Argumente mit unterschedlichen Standpunkten und Meinungen ausgetauscht werden.
Danke Dir, das Du das verstehst!
Das Problem ist dabei nur, das ich dann eine Diskussion "an der Backe habe" um die ich im Zweifel ja nicht gebeten habe. Das ist hier eine Frage-Antwort-Plattform. Kein Diskussionsforum. 😉
Aber ich gehe natürlich auch gerne nochmal inhaltlich darauf ein:
Du sagst, dieses Land gehört eben dem Menschen, das passt kein Wolf herein, weil es keine unberührte Natur ist.
Nein, genau das sage ich ja nicht. Du siehst wieder nur Schwarz und Weiss.
In Deiner Frage stand die These, dass die Großraubtiere das zukünftig hier regeln könnten:
Hirsche oder Rehe z.B. könnten auch durch ihre Fressfeinde, Wolf, Bär, Luchs, wirksam reguliert [werden].
Und darauf habe Folgendes gesagt:
"[in unsere heutige genutzte und benötigte Kulturlandschaft] passen gar nicht genug von den oben von Dir genannten Fressfeinden hinein, um das wirkungsvoll zu regeln."
Das ist etwas ganz Anderes als zu sagen "der Wolf soll hier (wieder) komplett verschwinden" oder "der Wolf sollte ausgerottet werden". Das habe ich nie gesagt und das ist auch nicht meine Meinung.
Du dichtest leider immer noch in jeder Aussage ein pauschales "alle Wölfe töten" hinein, die Dir nicht bedingungslos zustimmt.
So macht das keinen Sinn.
Hier kannst Du meine Meinung gerne in einem längeren und differenzierteren Text nachlesen, dann muss ich das nicht alles noch einmal tippen:
Zuerst diese Antwort: sohlte-der-wolf-zum-abschiss-freigegeben-werden#answer-492319648
Und dann die hier: seid-ihr-fuer-oder-gegen-den-wolf-in-deutschland#answer-472753483
Also, im Hinblick darauf, dass du jedes mal antwortest und sehr lange Texte schreibst, habe ich nicht den Eindruck, dass du ungerne diskutierst. Also statistisch erlegt ein Wolfsrudel in der Lausitz durchschnittlich 400 Rehe, 54 Hirsche und hundert Sauen pro Jahr. Diese Tiere leisten schon ein erhebliches Pensum und nur ca. 20000 Wölfe würden in Deutschland rechnerisch die gesamte Arbeit der Jäger erledigen, jedenfalls bei den Rehen. Und warum sollen die nicht in Deutschland hineinpassen bei 8300000 Menschen und 2500000 Rehen. Der Vorteil wäre außerdem, dass der Wolf als Nahrungsopportunist vorrangig kranke, alte und schwache Tiere reißt im Gegensatz zum Jäger, der das nicht testen kann im Gegensatz zu dem Wolf als Hetzjäger.
Ich bin auch davon ausgegangen, dass schon anhand der Fragestellung für jeden ersichtlich wird, dass es eher auf eine Diskussion hinauslaufen könnte...Sorry, wenn dir das so nicht bewusst war.
Zumal deine Antwort ja auch schon recht konfrontativ war.
Also, im Hinblick darauf, dass du jedes mal antwortest und sehr lange Texte schreibst, habe ich nicht den Eindruck, dass du ungerne diskutierst.
Naja, ich versuche halt auch gerne, den Leuten Dinge zu erklären und andere Sichtweisen zu zeigen wo ich den Eindruck habe, das sie es einseitig sehen.
War ja auch nur ein Hinweis mit dem entspr. Smiley dahinter.
Also statistisch erlegt ein Wolfsrudel in der Lausitz durchschnittlich 400 Rehe, 54 Hirsche und hundert Sauen pro Jahr. Diese Tiere leisten schon ein erhebliches Pensum und nur ca. 20000 Wölfe würden in Deutschland rechnerisch die gesamte Arbeit der Jäger erledigen, jedenfalls bei den Rehen.
Das nützt nur nichts, da die Wölfe eben nicht hegen und nicht dort gezielt eingreifen wo es nötig wäre und dafür an anderen Stellen weniger jagen, wo der Bestand nicht nach unten korrigiert werden muss.
Es geht ja nicht nur um "irgend eine Menge die sie insgesamt schaffen könnten", es geht darum an der richtigen Stelle die richtige Menge zu entnehmen. Denn genau das ist ja der Unterschied zwischen "unberührter Natur" wo es egal wäre (die wir hier aber ja nicht mehr haben) und zwischen der menschgemachten Kulturlandschaft in der wir alle aufgrund unserer Bedürfnisse als Menschen nun einmal leben. Nicht umsonst gibt es Abschusspläne die pro Revier/Bezirk festgelegt werden.
Das ist ja keine "Erfindung der Jäger", das wird uns vom Gesetzgeber so vorgegeben.
Und warum sollen die nicht in Deutschland hineinpassen
Weil das zu viel ist für unsere dicht besiedelte Kulturlandschaft. Dazu verweise ich noch einmal auf die oben bereits von mir verlinkte Antwort zu den "Meinungen" der Leute die selber nicht betroffen sind: sohlte-der-wolf-zum-abschiss-freigegeben-werden#answer-492319648
Du willst Akzeptanz für den Wolf in Deutschland? Das geht nicht über Konfrontation und etwas von Anderen "verlangen" die im Gegensatz zu Dir auch von den Folgen (zu) vieler Wölfe betroffen sind. Zumal wenn es da auch um den Erhalt anderer für den Menschen wichtiger Dinge geht (wie z.b. der Deiche, die wir als Hochwasserschutz benötigen und die man am besten mit frei laufenden Schafen pflegt).
Das geht nur im Konsens, gerade damit es ein langfristig tragbares Konzept wird.
Nochmal: Ich will ja auch , das der Wolf hier langfristig bleiben kann. Aber das geht eben nur, wenn die Gesellschaft (und das sind nicht die Jäger) da auch mitspielt.
Der Vorteil wäre außerdem, dass der Wolf als Nahrungsopportunist vorrangig kranke, alte und schwache Tiere reißt im Gegensatz zum Jäger, der das nicht testen kann im Gegensatz zu dem Wolf als Hetzjäger.
Leider falsch.
Der Jäger spricht das Wild an bevor er es erlegt. Er kann sehr wohl die einzelnen Tiere von einander unterscheiden, Krankheitssymptome erkennen etc. Das machen alle Jäger heute schon bei der Jagd.
Wie dem auch sei, es ist ja OK, wenn es zu einem Thema verschiedene Meinungen gibt. Ich denke, wir wollen eigentlich auch Beide das Gleiche, nur unterscheiden uns unsere Sichtweisen zum Herangehen im Detail.
Ich wünsche Dir ein Schönes Wochenende, ich bin raus, habe im Revier zu tun.
Man muss nicht gezielt eingreifen, der Bestand regelt sich durch Wanderung selbst. Bei Überbevölkerung suchen sich die Tiere eigenständig neue Reviere mit geringerer Dichte.
Du sagst es selbst, ihr habt Abschusspläne. Die können nicht nur mit kranken Tieren erfüllt werden. Ganz vorwiegend werden also gesunde Tiere geschossen bei den enormen Jagdstrecken, die ihr im Verhältnis zum Bestand habt.
Wenn das Tier Auffälligkeiten zeigt, muss eine amtliche Fleischuntersuchung her. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Jäger keinerlei Interesse an dem Fleisch hat. Es gehört schließlich ihm und er kann es verwenden, mindestens für den Eigenbedarf, unter Auflagen auch für die Weitergabe. Fleisch von kranken Tieren kann er nicht verwenden, er hat nur Aufwand und Kosten mit der Entsorgung. Somit kann der Jäger kein erhöhtes Interesse am Abschuss von kranken Tieren haben, auch wenn du anderes behauptest. Ich glaube dir sogar, dass viele Jäger dies im Rahmen ihrer Hege trotzdem tun, aber interessanter ist natürlich das gesunde Tier.
Dem Wolf ist es egal, er nimmt sogar lieber das kranke Tier, da er es leichter erbeuten kann. Somit ist er die bessere Gesundheitspolizei, auch wenn du anderes behauptest.
Ich bin kein fanatischer Wolfsschützer um jeden Preis . Es geht mir um das ökologische Gleichgewicht, zu dem der Wolf gehört, ebenso wie Luchs und Bär. Solange die Dichte der Wolfspopulation nicht ausreicht, um die Wildtierbestände wirksam zu regulieren, muss er unter Schutz bleiben. Einzelnen "Problemwölfen" muss man sich dann zur Not zum Schutz der Bevölkerung widmen, das ist dann aber die Aufgabe der Behörden und nicht der Jägerschaft.
Es geht mir um das ökologische Gleichgewicht, zu dem der Wolf gehört, ebenso wie Luchs und Bär.
Das es aber nicht gibt.
Denn das ist hier keine "sich selbst zum regeln üblerlassene Natur" mehr in der man das einfach "geschehen lassen kann". Das ist hier eine Kulturlandschaft auf deren Erzeugnisse der Mensch (also auch Du) angewiesen ist. Und darum gibt der Mensch dort die Regeln vor um das zu erreichen.
Womit wir wieder bei meiner Antwort wären, Du drehst Dich im Kreis:
Durch Deine Bedürfnisse sind diese Regeln notwendig über die Du Dich jetzt beschwerst. Deine die Bedürfnisse aller hier lebenden Menschen (und damit auch Deiner) haben dafür gesorgt, das es hier keinen geeigneten Rückzugsraum mehr für größere Mengen an Großräubern gibt in dem sie einfach so natürlich leben können ohne das sie mit dem Menschen in Konflikt kommen.
Schiebe es nicht den Jägern in die Schuhe, während Du seelenruhig Deine Nahrung zu Dir nimmst die auf ebendiesen Flächen angebaut wird und in einem Haus wohnst dessen Holz für den Dachstuhl auf ebendiesen Flächen angebaut wurde.
Es sind nicht "die Anderen". Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und das schliesst Dich persönlich mit ein.
Damit ist die Unterhaltung hier und jetzt beendet.
Schönes Leben noch.
Vielleicht ist die Unterhaltung für Dich beendet, das kannst Du aber kaum für mich mit entscheiden. Natürlich ist es ein gesamtgesellschaftliches Problem und eine gesamtgesellschaftliche Frage, ob nicht wieder mehr Räume für unberührte Natur, in der auch eine natürliche Raubtier Beute Regulierung stattfinden kann, entstehen sollten. Und es gibt sehr viele Menschen, die genau das befürworten. Ich hoffe, dass sich diese Auffassung durchsetzt. Dafür wäre ich sehr gerne bereit, meine Bedürfnisse zurückzustellen und als Verbraucher auch weit tiefer in die Tasche zu greifen.
Vielleicht ist die Unterhaltung für Dich beendet, das kannst Du aber kaum für mich mit entscheiden
Doch, das kann ich. Du hast mich nicht gegen meinen Willen vollzutexten, weder auf der Straße nich im digitalen Raum.
Auch das Internet ist kein rechtsfreier Raum, das nennt man Belästigung.
Tschüss
Und sorry wenn ich so blöd frag, aber denkt ihr ihr würdet das Wild weniger stressen mit eurem Knallen der Gewehre?