Blickwechsel 03. Februar 2023
Deine Fragen an einen jungen Jäger
Alles zum Blickwechsel

Ist die Jagd wirklich ökologisch notwendig?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Glaub nd

In der Nähe von uns hat die Gabriele Stiftung einen risiegen Wald und dort wird nicht gejagt.

Und es werden auch keine Bäume gefällt oder so.

Und bisher ist noch nichts irgendwie schlimmes passiert

Pomophilus  23.03.2023, 19:51

Naja, sich dabei auf eine Sekte zu berufen (Gabriele- Stiftung, Universelles Leben) die so radikal ist, dass sie selbst von heftigsten Tierschützern verdammt wird:

https://www.tierbefreiungsoffensive-saar.de/literatur/emil-franzinelli-hauptsache-f%C3%BCr-die-tiere/kritik-am-ul/

Ob das dann ein überzeugender Beleg ist, dass Jagd überflüssig wäre?

Ich denke ich kenne die Gegend - Umfeld Würzburg? So groß ist der Besitz des Universellen Lebensbaum Glück auch nicht, dass er unbeeinflusst von der bejagten Nachbarschaft ist, und dennoch ist der Unmut in der Nachbarschaft dort groß.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 01:53
@Pomophilus

Jede Tierschutzorganisation wird heute diffamiert, das geht z.B. PETA genau so wie der oben benannten Stiftung. Schlimm, gerade Organisationen, die sich für Werte wie Tierschutz, Naturschutz etc. einsetzen, werden heute durch Fake News und Desinformation starker Lobbyverbände angegriffen, das ist eine traurige Entwicklung.

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Pomophilus  24.03.2023, 08:35
@Rennegent

Ich habe als Quelle die "Tierbefreiungsoffensive Saar" gewählt, es hätte auch zahlreiche andere gegeben. Ist das nun einer dieser "starken Lobbyverbände", die mit "Fake News und Desinformation" Tierschutzorganisationen diffamieren?

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 13:31
@Pomophilus

Was ich als Hintergrund im Netz gelesen habe ist, dass die Gabriele Stiftung versucht, in der Szene der Tierschutzbewegung Fuß zu fassen, was vermutlich nicht jeder anderen Tierschutzorganisation passt. Da gibt es sicher auch Konkurrenz untereinander wie in jedem anderen Sektor. Schließlich geht es um Themen wie Spendenausstattung, Renommee usw.. Wer jetzt recht hat, kann und will ich nicht beurteilen, dazu fehlen mir weitergehende Informationen. Aber eins ist sicher. Desinformation und Stimmungsmache werden heute von vielen Playern genutzt. Du weißt nie, wem du glauben kannst.

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Die Argumentation ist tatsächlich berechtigt. Man muss bedenken, dass sich die Art und Weise und vor allem auch die Gründe der Jagd im Laufe der Zeit deutlich geändert haben. Sicher, der Wolf etc. wurden durch menschliche Jäger ausgerottet. Aber meines Wissens wird ab zirka 1850 das Nichtvorhandensein des Wolfes beschrieben - das ist nun doch einige Jahre her.

Die Notwendigkeit der Jagd hat mehrere Gründe. Die Raubtiere, die fehlen, sind durchaus ein Grund dafür. Das allerdings kann man heutigen Jägern nicht vorwerfen, denn Raubtiere wie Wolf oder Luchs werden nicht bejagt - und die Wilderer, die sie bejagen, sind selbst bei den Jägern verachtet. Tatsächlich findet man gerade bei jungen Jägern - natürlich auch je nachdem, welcher Interessensgruppe sie angehören - durchaus viele Befürworter von Wolf und Luchs.
Es gibt aber auch noch einen anderen Grund. Und der liegt in unserer Kulturlandschaft. Jederlei Wild findet auf unseren landwirtschaftlichen Flächen derart viel Nahrung, dass die Populationen rasant ansteigen. Dazu kommt der Klimawandel, der dafür sorgt, dass es so gut wie keine Notzeiten im Winter mehr gibt, dafür aber die Vegetationszeiten verlängert.

Dass der Wolf alles selbst regulieren könnte, ist eine Fehlannahme. Denn auch der bedient sich nebenbei an Tieren der Landwirtschaft zum Beispiel. Damit der Wolf die aktuelle Rehpopulation, die übrigens auch nur schätzbar ist, in Schach halten könnte, bräuchte es eine massiv hohe Wolfspopulation, die einerseits unnatürlich wäre und andererseits längst vor Erreichen ihrer Stärke durch die Angst der Gesellschaft über eine Wolfsbejagung eingeschränkt werden würde. Man beachte bereits jetzt das Klagen über Wolfsbegegnungen dort, wo sich einzelne Rudel wieder ansiedeln. Wenn dann mal wieder ein Bär auftaucht, ist das Chaos und die Angst perfekt. Hatten wir alles schon.

Wir haben gleichzeitig gerade in den Wäldern selbstverständlich ein Problem, was Verbiss- und Schälschäden angeht. Dadurch, dass auch bestimmte Baumarten beim Verbiss bevorzugt werden, kann es zur Entmischung von Beständen kommen, was bei unserem momentanen Waldumbau-Ziel gar nicht förderlich ist. Gleichzeitig sind die vielen Schadflächen mit Wiederaufforstung oder Naturverjüngung idealer Lebensraum fürs Wild. Da ist es eine Frage der Jagdstrategie. Es darf nicht das klassische "Wald-vor-Wild"-Denken sein, das dabei gilt. Wald und Wild gehören zusammen. Man schafft aber den Schutz von Verjüngungsflächen, indem man gezielt diese bejagt und damit einen Vergrämungseffekt erreicht. An anderen Orten im Wald aber lässt man die Tiere in Ruhe und lenkt sie damit räumlich. Man nennt das auch Schwerpunktbejagung.

Bei der Jagd reden längst nicht nur die Jäger mit und es sind auch längst nicht nur schießgeile Typen, die sie befürworten. Frag mal Landwirte, denen Wildschweine Schäden in den Feldern anrichten oder die Angst vor Afrikanischer Schweinepest in ihrem Betrieb haben müssen. Oder die zahlreichen Waldbesitzer, die mit ihrem Geld oder Steuergeld Wälder aufforsten und dann vor Bonsaitannen stehen. Frage die Verkehrsteilnehmer, die Wildunfälle haben. Frage die Leute, die Angst haben, weil ein Wolf gesichtet wurde oder weil sogar ein ganzes Rudel da wäre.
Und sicher, auch die Jäger reden mit. Es gibt einige, die tatsächlich Angst vor dem Wolf als "Konkurrenz" haben. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass der Wolf das Verhalten der zu bejagenden Tiere ändert und man seine Jagdmethoden ändern muss. Es gibt aber längst auch viele Jäger, die dem Wolf und seinen Freunden ganz positiv gegenüberstehen und sich darüber freuen. Ersetzen wird er uns Jäger nie.

In einer Gesellschaft, die auf Waldumbau, Walderhaltung, Wieder- oder Erstaufforstung und naturnahe Landwirtschaft schwört, kommt man ohne Jagd nicht aus. Da müssen wir zwischen unseren Zielen abwägen - und naturwissenschaftlich basiert die Entscheidung treffen, auch was die Art und Weise der Jagd angeht. Die Emotionen, die da mitspielen, sind selten rational zielführend - leider. Es gibt vieles, was in Jagd und Fischerei falsch läuft (die immer noch existierende, sinnlose Trophäenjagd zum Beispiel), aber das ist kein Grund die Jagd an sich abzuschaffen.

Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 00:47

Der deutsche Jagdverband macht bereits jetzt Stimmung gegen den angeblich exponentiell steigenden Bestand des Wolfes und fordert durch die Blume, wieder über die Lockerung des Schutzstatus des Wolfes nachzudenken. Dass man, wie du schreibst, angeblich bei einigen jungen Jägern eine andere Einstellung findet, ändert daran gar nichts. Die Jäger wollen den Wolf als Konkurrenten beim Beutemachen nicht dulden, das ist der wahre Grund. Du hast sehr viele wohlklingende Argumente aufgerufen, typisch für Jagdlobbyisten, die schließlich außerordentlich gute Gründe vorweisen müssen, um ihr blutiges Handwerk, das bei vielen Menschen nauf Ablehnung stößt, zu rechtfertigen. Ich stehe dagegen mehr auf der Tierschutzseite und will dazu nur eines sagen. Wie wollen wir mit der notwendigen Glaubwürdigkeit dafür werben, dass Löwe, Tiger und Co. in armen Ländern nicht ausgerottet werden, wenn wir hierzulande mit unseren vielfältigen Möglichkeiten und unserer Finanzausstattung nicht einmal ein für den Menschen vollkommen harmloses Wildtier wie den Wolf dulden können.

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ichbinich2000  23.03.2023, 23:31
@Rennegent
Die Jäger wollen den Wolf als Konkurrenten beim Beutemachen nicht dulden, das ist der wahre Grund.

Die Verallgemeinerung ist eben falsch und allein subjektiv deine Meinung. Denn selbst der große DJV spricht längst nicht für alle Jäger.

Ich nehme an, du beziehst dich auf diese Publikation des DJV:

https://www.jagdverband.de/deutscher-jagdverband-positioniert-sich-zum-wolf

Das Problem an der Diskussion ist, dass du die dort auch angesprochenen Probleme einfach beiseite wischst, ohne annähernd auf sie einzugehen. Beziehungsweise sie ja als vorgeschoben und nur als falsche Begründung einstufst. Nun, die Sache hat einen Haken: Die Jäger sind da nicht die einzige Interessensgruppe, die diese Probleme sieht. Vielmehr ist das eine Zusammenfassung all der Stimmen, die Contra-Wolf sind. Und die kommen vor allem aus der Landwirtschaft oder auch von ganz normalen Bürgern, die Angst haben - ob begründet oder unbegründet.

Womit der DJV vollkommen recht hat, ist dass wir längst einen Management-Plan brauchen. Das bedeutet keine Ausrottung, nicht einmal annähernd. Von daher weiß ich nicht, was der herbeigezogene Vergleich mit Löwe und Tiger soll. Die Aufhebung des bisherigen Schutzstatus bedeutet nicht automatisch, dass vollständige Abschusserlaubnis herrscht, sondern regelt die Sonder- und Grenzfälle, für die wir bisher gar keine Regelung haben. Aktuell darf man auch keinem Wolf helfen, der an Räude erkrankt ist. Ist das denn Tierschutz? Oder man muss vor Gericht streiten, wenn man einen Wolfsangriff auf Hunde abwehrt.

Warum ist der Wolf so streng geschützt? Weil er über weite Teile ausgerottet oder zumindest gefährdet war. Wenn die Population größer wird (und damit auch Folgen wie Konflikte mit der menschlichen Besiedelung eintreten), dann muss man auch über die Rechtfertigung des extremen Schutzstatus nachdenken dürfen.

Tut mir leid, aber ich finde aktuell die Stellung der Jagd in meiner Antwort oben und auch viele Punkte (nicht alle!) des DJV durchaus wesentlich besser - nämlich durchaus wissenschaftlich - begründet, als deine Meinung, mit denen du all das zu entkräften versuchst. Denn bei dir steckt viel Verallgemeinerung und Verharmlosung drin - damit ist sie nicht weniger ideologisch als die Haltung, die du dem DJV vorwirfst.

Du kannst mich gern Jagdlobbyist nennen. Auch wenn du das tust, ohne meine Grundhaltung und mein Grundwissen zu dem Thema zu kennen. Oder mir sagen zu können, was es mir denn bringt, für die Jagd den Lobbyisten zu spielen. Allerdings bin ich aktuell der von uns beiden, der seine Haltung begründen kann. Und das sogar, obwohl wir grundsätzlich beide auf der Pro-Wolf-Seite stehen.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 01:00
@ichbinich2000

Natürlich hast du Recht damit, dass die verschiedensten Interessengruppen, Jäger, Landwirte, Schäfer, Pferde- und sonstige Tierhalter, Eltern, die Sorgen um ihre Kinder haben, reges Interesse an dieser Problematik haben. Die Liste könnte man noch beliebig fortsetzen. Mein besonderes Interesse daran ist der Naturschutz. Außerdem ist mein Interesse daran die Ethik. Wissenschaftliche Grundlagen des Themas sind auch interessant, aber ich betrachte das Thema nicht vorrangig vom pragmatischen Standpunkt aus, sondern vom moralischen Standpunkt. So wie ich den Standpunkt der Jägerschaft verstehe, ist man der Meinung, in Deutschland sei es nicht möglich, ein natürliches Gleichgewicht herzustellen. Die Wildtiere haben im Sommer viel zu viel Futter, im Winter viel zu wenig. Deshallb müsse im Winter zugefüttert werden. Rotwild darf seine Bezirke nicht verlassen, sonst wird es abgeschossen. Raubtiere sind keine da, es würde aber auch nichts bringen, sie ihre Arbeit machen zu lassen. Auch Wölfe müssen geschossen werden, da sie evt. Gefahren mit sich bringen könnten. Der Jäger müsse selbst die Bestände regulieren mit enormen Jagdstrecken der zuvor gemästeten Tiere. Dies alles ist kein natürliches Gleichgewicht, sondern reine Jagd- und Hegeindustrie. Die Wildtiere werden nicht ihrem natürlichen Schicksal überlassen, sondern in jeder erdenklichen Form vom Jäger reguliert. Dieses System soll beibehalten werden, um die Pfründe der Jägerschaft zu sichern und zu zementieren. Dies halte ich nach meinen Eindrücken, die ich hier gewonnen habe, für zutiefst unmoralisch und tierfeindlich. Die Natur wird von den Jägern nicht als soche gesehen, sondern als Raum, der "gemanagt" werden muss, das ist dad Grundproblem.

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ichbinich2000  24.03.2023, 02:27
@Rennegent

Nun, eine einseitige Betrachtung macht aber gerade in Themen mit Natur- und Ökosystembezug wenig Sinn. Und es ist nicht so, als würde man sich als Jäger nicht durchaus selbst Gedanken um Moral/Ethik machen.

Wir müssen uns nichts vormachen, es läuft sicherlich nicht in allen Bereichen der Jagd immer alles prima. Und ja, gerade im Rotwildbereich gipfelt sich da einiges. Die von dir beschriebenen Fütterungen findet man nämlich hauptsächlich in den Rotwildgebieten.
Dass Rotwild außerhalb von Rotwildgebieten abgeschossen wird, ist auch nicht nur der Willkür der Jägerschaft zuzuschreiben, sondern immer noch gesetzlich vorgeschrieben (z.B. §17 Abs. 2 AVBayJG) - nicht das einzige Element eines etwas veralteten Jagdrechts.

Die Wildtiere haben im Sommer viel zu viel Futter, im Winter viel zu wenig. Deshallb müsse im Winter zugefüttert werden. 

Jeder Jäger, der mit Rotwild gar nichts zu tun hat, sondern in seinem Revier mit Rehwild und Schwarzwild zu tun hat und dort einen gewissen Abschuss erfüllen muss, wird sich hüten, die Tiere auch noch zu füttern. Denn als Jagdpächter zahlst du unter Umständen auch für Schäden, die Wild in deinem Revier anrichtet.
Die Abschusshöhe wird ggf. ebenfalls nicht von der Jägerschaft selbst entschieden, sondern u.a. von der zuständigen Behörde (unter anderem auf Basis von Verbissgutachten).

Das vollständige Ausrotten des Wolfes ist Unsinn - und das fordert auch der DJV nicht. Man fordert gut organisiertes Management und dagegen spricht auch nichts - denn Beispiele in der Vergangenheit haben schon gezeigt, zu welchem Unsinn ein fehlendes Management führt, denn im Ernstfall muss dann eines aus dem Boden gestampft werden.

Die Natur wird von den Jägern nicht als soche gesehen, sondern als Raum, der "gemanagt" werden muss, das ist dad Grundproblem.

Das ist keine Ansicht der Jägerschaft, das ist eine Ansicht der Gesellschaft. Denn wir haben jeden Quadratzentimeter dieses Landes genauestens verplant und kategorisiert und irgendeinem Status unterworfen. Es gibt kein vom Menschen unbeeinflusstes Stück Land. In der Art und Weise, wie der Mensch die Landschaft durchsiedelt hat, sind Konflikte mit Wildtieren seit jeher vorprogrammiert. Letztendlich haben die Eskalationen dieser Konflikte früher zur Ausrottung von Wildarten geführt - siehe Wolf. Das geforderte Management soll eben das verhindern. Es braucht, wie in jedem Konflikt, einen Kompromiss. Und da sprechen eben viel mehr Interessensgruppen mit - wie du ja selbst sagst, könnte man aus den Interessenten eine ewige Liste verfassen.

Dein Standpunkt dessen, was im Kopf eines Jägers so vorgeht, ist etwas sehr klischeehaft. Denn weder sind wir flächendeckend herzlose Mordlustige, noch können wir in den Landschaften treiben, was wir wollen. Das kann nur der, der Geld hat - aber das ist dann kein Problem der Jägerschaft mehr, sondern ein Allgemeines - in dem Bereich fußt übrigens auch einiges der Rotwildthematik.

Der ganz normale Jäger ist in der ganzen Management-Thematik ein unbedeutendes, kleines Licht zwischen verschiedensten Interessensgruppen, auf die er sich nicht verlassen kann. Im Endeffekt wie ein Metzger... alle lieben dich, solange alles funktioniert und du deine Funktionen erfüllst, ohne dass sie dich sehen müssen. Aber alle hassen dich, wenn sie daran erinnert werden, dass zu der Aufgabe eine blutige Seite gehört. Und du kannst mir glauben... es gibt Schöneres, als diese blutigen Sachen zu machen. Aber - apropos Ethik - man ist es dem Tier schuldig, es nicht einfach wegzuwerfen oder irgendwo zu verscharren, sondern es auch zu verwerten.

Ich kann dir nur raten, die wissenschaftlichen Aspekte nicht ganz außer Acht zu lassen. Die Zusammenhänge zwischen Wild, Landschaft und Mensch sind wesentlich komplizierter, als man das in einem Kommentar auf gutefrage überhaupt oberflächlich diskutieren könnte. Da kannst du eher einige Semester studieren. Ich war ehrlich gesagt bis vor sechs oder sieben Jahren ziemlich genau deiner Ansicht, weil ich es nicht besser wusste. Ich hätte mir damals nie vorstellen können, einmal Jäger zu sein.
Mit der Gesellschaft wandelt sich auch die Jägerschaft. Mehr junge Leute, mehr Frauen, mehr Jäger allgemein, mehr zu lösende Probleme. Aber: Auch mehr Vielfältigkeit. Und damit möchte ich dich erneut bitten, nicht zu verallgemeinern.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 19:16
@ichbinich2000

Ich danke dir für deine sehr ehrlichen Worte. Der verantwortungsvolle Jäger sollte sich nicht als etwas darstellen, das er in Wahrheit gar nicht ist, nämlich z.B. als Naturschützer, Tierschützer, Tierfreund oder Umweltschützer, sondern lediglich als ausführende Person, die das umsetzt, was der Staat und die Mehrheit der Gesellschaft gegenwärtig für den besten Interessenausgleich zwischen den betroffenen Subjekten und Rechtsgütern erachten. Und dann stellt sich aus ethischer Sicht die Frage, ob diese gegenwärtige Interessenabwägung richtig ist. Sich lediglich darauf zu berufen, dass Dinge der gegenwärtigen Rechtslage entsprechen, reicht dafür nicht aus. Eine bestehende Rechtslage kann nicht per se den Anspruch auf moralische Tragfähigkeit erheben. Der Unterschied zwischen einem Tierschützer oder Tierfreund und einem Jäger ist, dass der eine das Tier als Subjekt betrachtet, dem er moralisch eigene Rechte zuweist, während der Jäger oder auch Landwirt das Tier als Objekt betrachtet, mit dem anhand gesetzlicher und gesellschaftlicher Zweckmäßigkeit, beim Landwirt auch anhand kommerzieller Gesichtspunkte entsprechend verfahren wird, was auch die Tötung mit beinhaltet. Ein Tierfreund oder Tierschützer kann nicht Jäger sein und umgekehrt. Ein Jäger oder Landwirt kann auch nicht gleichzeitig Naturschützer sein. Denn dann wäre sein Ziel, die Natur sich möglichst ohne künstliche Eingriffe entfalten zu lassen und der Landwirt würde seine durch Schalenwild bedrohten Äcker sofort in ein naturnahes Biotop umwandeln. Die Frage ist immer, welchem Prinzip Staat und Gesellschaft den Vorrang gewähren sollten. Kommerziellen Interessen und der Unversehrtheit des eigenen Vorgartens oder den Interessen von Natur und Tierwelt.

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ichbinich2000  26.03.2023, 17:30
@Rennegent
nämlich z.B. als Naturschützer, Tierschützer, Tierfreund oder Umweltschützer

Da sind wir unterschiedlicher Meinung. Ein Jäger, der "richtig" jagt, hat in der Regel ein wirklich umfangendes Wissen über Ökosystem und die Zusammenhänge darin und auch über die Interaktionen nach außen.
Und da zum einen die Jagd wesentlich mehr umfasst als nur einen Abschuss nach dem anderen, ist dein Urteil etwas zu pauschal. Denn es gehört ja auch ein Wildmonitoring dazu und ebenso auch der Blick darauf, dass die Umwelt für das Wild ein gutes Habitat bleibt. Tierfreund und Tierschützer sind trotzdem auch das Töten von Tieren zur Aufgabe gehört, durchaus erfüllt.
Auch Natur- und Umweltschutz sind Teil der Jagd und auch Hintergrund und Begründung. Ohne strategisch gute Jagd wäre beispielsweise ein vernünftiger Waldumbau nicht möglich, da hohe Wilddichten mit starkem Verbiss und anderen Schäden zur Entmischung von Beständen führen und die Verjüngungsentwicklung über Jahre verzögern können. Wenn die Erhaltung von Wäldern oder die Hilfe zur schnellen Wiedererholung kein Naturschutz ist - was denn dann?

Es braucht für die Jagd eine Billigung durch Staat und Gesellschaft, das ist einerseits richtig. Aber andererseits braucht es auch meinen Einsatz, mein Wissen und meine Überzeugung dafür - und damit auch meine Gewissensentscheidung. Der Jäger ist keine Marionette...

Man kann alles extrem definieren. So wie du, der Naturschutz mit der völligen Aufgabe jeglicher menschlichen Aktivität und Lebensgrundlage gleichsetzt - oder man kann es auch realistisch definieren und einen "so gut wie möglich"-Status als bestmöglichen Naturschutz und realistisch erreichbares Ziel nehmen.
Für mich ist Naturschutz darin erfüllt, den menschlichen Einfluss bestverträglich zu gestalten und insgesamt auch zu reduzieren. Aber man kann ja nicht annehmen, es wäre möglich, den menschlichen Grundbedarf komplett auf null zu setzen und die Landwirtschaft aufzugeben. Also kann man schon, aber es bringt einen nicht weiter.
Ich verstehe jeden Wunsch nach natürlicherer Wald- und Landbewirtschaftung und setze mich auch selbst dafür ein - ich hab auch beruflich den Weg in diese Richtung eingeschlagen. Aber eben: Der Fokus liegt auf der Verbesserung, denn das ist realistisch erreichbar.

Und nachdem die Leute, die tatsächlich mit der Natur arbeiten und etwas in Wald und Feld ändern können - seien es Förster, Jäger, Landwirte, entsprechende Behörden usw. - demnach auch den meisten direkten Beitrag zur Verbesserung leisten können, sind das eher Naturschützer als manch einer aus der Stadtbevölkerung, der sich selbst so bezeichnet.

Die Extremdefinitionen sind nicht zielführend - denn nach diesen gäbe es sowas wie einen Naturschützer gar nicht. Überhaupt nicht. Vielleicht Ureinwohnervölker...

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Hirsche oder Rehe z.B. könnten auch durch ihre Fressfeinde, Wolf, Bär, Luchs, wirksam reguliert. 

Selbst wenn es so wäre: Da redest Du von einer unberührten, sich selber überlassenen Natur.

Die haben wir hier aber nicht. Weil Du hier lebst und über 80 Millionen weitere Menschen. Und die wollen alle essen, ein Dach über dem Kopf...

Also nutzt der Mensch die Natur, es ist jetzt alles Kulturlandschaft auf deren Erzeugnisse Du angewiesen bist um zu leben.

Und da passen gar nicht genug von den oben von Dir genannten Fressfeinden hinein, um das wirkungsvoll zu regeln. Zumal die Regelkreise in der Kulturlandschaft ohnehin nicht mehr da sind, denn es wird ja in die Natur eingegriffen, dafür kann aber ja der Jäger nichts.

Diese Raubtiere wurden aber durch Jäger ausgerottet.

Nein durch die gesamte Gesellschaft die damals hier gelebt hat. Durch ihre (heute und jetzt auch Deine) Bedürfnisse, die die Tiere immer weiter zurückgedrängt hat. Schiebe es nicht den Jägern (und schon gar nicht den Jägern heute und jetzt) in die Schuhe, während Du seelenruhig Deine Nahrung zu Dir nimmst die auf ebendiesen Flächen angebaut wird und in einem Haus wohnst dessen Dachstuhl ebenso Holz benötigt.

Es sind nicht "die Anderen". Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und das schliesst Dich persönlich mit ein.

Jetzt argumentiert die Jägerschaft, sie müsse diese Pflanzenfresser mangels vorhandener Fressfeinde selbst regulieren, um z.B. Bäume vor übermäßigem Befraß zu schützen. Ist diese Argumentation nicht infam?

Die Jägerschaft "argumentiert" da gar nicht. Die Jägerschaft richtet sich nach dem Gesetz. Das ist ihre Pflicht. Und da steht in §1 Bundesjagdgesetz:

"Die Hege hat zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes (…)"

Das heisst die Jäger haben auf die Bedürfnisse z.B. von Landwirtschaft und Waldbau Rücksicht zu nehmen und den Wildbestand dementsprechend zu regulieren.

Und:

Bist Du persönlich an den Verbrechen Schuld, die im Kaiserreich begangen wurden? Nicht? Weil Du da noch gar nicht gelebt hast? – OK, dann werfe den heutigen Jägern auch nicht vor, das irgendwann damals irgendwelche Tiere aufgrund der damaligen Entscheidungen und Handlungen nicht mehr flächendeckend hier ansässig sind…

Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 01:15

Nein, ich bin persönlich nicht an den Verbrechen der Kaiserzeit schuld oder eines noch dunkleren Kapitels der deutschen Geschichte. Ich bin aber selbstverständlich sehr entschieden dagegen, diese Verbrechen noch einmal zu wiederholen. Die Jäger dagegen machen bereits wieder Stimmung dafür, den Wolfsbestand zu regulieren und den Schutzstatus zu lockern.

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Waldmensch70  23.03.2023, 08:44
@Rennegent

Du scheinst nur schwarz und weiss zu sehen (entweder "alle schützen und frei ausbreiten lassen" oder "alle ausrotten"). Dem ist aber ja nicht so.

Das hat also ganz andere Hintergründe, da geht es nicht um "wieder ausrotten".

Nicht vergessen:
Der Jäger hat laut §1 Absatz 2 des Bundesjagdgesetzes vom Gesetzgeber die Pflicht(!) zur "Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Wildbestandes ". Daran wird sich auch von den Jägern (teils mit sehr viel Mühe und persönlichem Aufwand, auch finanziell) gehalten. Das würde für den Wolf dann genauso gelten, wenn er wieder in das Jagdrecht aufgenommen würde. Sie dürften ihn also gar nicht ausrotten. Und als Jäger weiss man das auch.

Es geht um die Regulierung des Bestandes, denn inzwischen gibt es Stellen in Deutschland die die höchste Wolfsdichte in ganz Europa (oder gar der Welt?) haben.

Und es geht z.B. auch darum, das Du als Jäger keine (z.B. bei einem Verkehrsunfall - der derzeit häufigsten Todesursache der Wölfe) tödlich verletzten Wölfe erlösen darfst. Du wirst als Jäger zu einem Wildunfall gerufen, da liegt ein tödlich verletzter Wolf der sich quält und Du musst dabei stehen, siehst zu wie er leidet und sich vor Schmerzen windet und darfst ihn trotzdem nicht erlösen. Wie tierschutzgerecht ist das?

Glücklicherweise haben erste Bundesländer da inzwischen Regelungen auf den Weg gebracht, den Tieren zuliebe.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 10:03
@Waldmensch70

Ja, damit argumentieren die Jäger gerne, es gebe ja eine Pflicht zum Jagen. Aber niemand ist gezwungen Jäger zu sein. Es gilt in Deutschland das Grundrecht der freien Berufswahl. Außerdem kann jeder Grundstückseigentümer seinen Teil des Jagdreviers aus ethischen Gründen nach 6 a Bundesjagdgesetz befrieden. Wer Jäger ist oder sein Revier nicht befriedet, ist aus meiner Sicht kein Tierfreund.

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Waldmensch70  23.03.2023, 10:25
@Rennegent
Ja, damit argumentieren die Jäger gerne (…)

Genau.
Ich habe Argumente (mit Begründungen).
Du gehst darauf nicht ein und weichst auf "Meinungen" ohne Argumente aus.

Aber niemand ist gezwungen Jäger zu sein.

Warum sollte ich Dir zuliebe etwas anderes machen (und die Tiere in meinem kleinen Teil der Welt in der ich zuständig bin nicht hegen, damit es ihnen trotz der Welt in der wir leben besser geht)?

Wer Jäger ist oder sein Revier nicht befriedet, ist aus meiner Sicht kein Tierfreund.

Ich bin ein großer Tierfreund. Und ich bin auch Jäger.

 

Generell:

Du hast hier eine Frage gestellt. Die habe ich Dir (aus meiner Sicht) beantwortet. Das heisst nicht, das Du der gleichen Meinung sein musst wie ich. Aber das heisst, das Du damit klarkommen musst, denn Du hast kein Anrecht darauf nur Antworten zu bekommen die dir persönlich auch "zusagen", wenn Du öffentlich fragst.

Ich habe mir die Zeit für Dich genommen, weil Du eine Frage hattest.
Bitte, gerne geschehen.



2
Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 11:15
@Waldmensch70

Natürlich danke ich dir für deine Antwort. Ich akzeptiere auch deinen Standpunkt. Zu einer Diskussion gehört es nun einmal, dass Argumente mit unterschedlichen Standpunkten und Meinungen ausgetauscht werden. Du sagst, dieses Land gehört eben dem Menschen, das passt kein Wolf herein, weil es keine unberührte Natur ist. Aber warum können hier dann so viele wildlebende Beutetiere des Wolfes leben, dass sie laut Jägerschaft wirksam reguliert werden müssen? Selbst ein Kind erkennt sofort, dass an dieser Logik etwas nicht stimmen kann. Warum gebt ihr nicht einfach zu, dass ihr den Wolf hier nicht haben wollt? Du sagst, der Wolf wurde nicht durch den Jäger, sondern durch die Gesellschaft ausgerottet. Aber ein Mensch ohne Waffe schafft es nicht, einen Wolf zu töten und Beutetiere waren immer genügend da. Der Wolf ist anpassungsmäßig, er kann in jedem Lebensraum überleben, der Beutetiere anbietet. Entweder waren es Jäger oder Wilderer, jedenfalls Menschen mit einem Gewehr. Die Gesellschaft hat es sicher mitgetragen, aber Jäger haben es ausgeführt.

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Waldmensch70  23.03.2023, 14:42
@Rennegent
Natürlich danke ich dir für deine Antwort. Ich akzeptiere auch deinen Standpunkt. Zu einer Diskussion gehört es nun einmal, dass Argumente mit unterschedlichen Standpunkten und Meinungen ausgetauscht werden.

Danke Dir, das Du das verstehst!
Das Problem ist dabei nur, das ich dann eine Diskussion "an der Backe habe" um die ich im Zweifel ja nicht gebeten habe. Das ist hier eine Frage-Antwort-Plattform. Kein Diskussionsforum. 😉

Aber ich gehe natürlich auch gerne nochmal inhaltlich darauf ein:

Du sagst, dieses Land gehört eben dem Menschen, das passt kein Wolf herein, weil es keine unberührte Natur ist.

Nein, genau das sage ich ja nicht. Du siehst wieder nur Schwarz und Weiss.

In Deiner Frage stand die These, dass die Großraubtiere das zukünftig hier regeln könnten:

Hirsche oder Rehe z.B. könnten auch durch ihre Fressfeinde, Wolf, Bär, Luchs, wirksam reguliert [werden].

Und darauf habe Folgendes gesagt:

"[in unsere heutige genutzte und benötigte Kulturlandschaft] passen gar nicht genug von den oben von Dir genannten Fressfeinden hinein, um das wirkungsvoll zu regeln."

Das ist etwas ganz Anderes als zu sagen "der Wolf soll hier (wieder) komplett verschwinden" oder "der Wolf sollte ausgerottet werden". Das habe ich nie gesagt und das ist auch nicht meine Meinung.

Du dichtest leider immer noch in jeder Aussage ein pauschales "alle Wölfe töten" hinein, die Dir nicht bedingungslos zustimmt.

So macht das keinen Sinn.

Hier kannst Du meine Meinung gerne in einem längeren und differenzierteren Text nachlesen, dann muss ich das nicht alles noch einmal tippen:

Zuerst diese Antwort: sohlte-der-wolf-zum-abschiss-freigegeben-werden#answer-492319648

Und dann die hier: seid-ihr-fuer-oder-gegen-den-wolf-in-deutschland#answer-472753483

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 19:28
@Waldmensch70

Also, im Hinblick darauf, dass du jedes mal antwortest und sehr lange Texte schreibst, habe ich nicht den Eindruck, dass du ungerne diskutierst. Also statistisch erlegt ein Wolfsrudel in der Lausitz durchschnittlich 400 Rehe, 54 Hirsche und hundert Sauen pro Jahr. Diese Tiere leisten schon ein erhebliches Pensum und nur ca. 20000 Wölfe würden in Deutschland rechnerisch die gesamte Arbeit der Jäger erledigen, jedenfalls bei den Rehen. Und warum sollen die nicht in Deutschland hineinpassen bei 8300000 Menschen und 2500000 Rehen. Der Vorteil wäre außerdem, dass der Wolf als Nahrungsopportunist vorrangig kranke, alte und schwache Tiere reißt im Gegensatz zum Jäger, der das nicht testen kann im Gegensatz zu dem Wolf als Hetzjäger.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 19:59
@Rennegent

Ich bin auch davon ausgegangen, dass schon anhand der Fragestellung für jeden ersichtlich wird, dass es eher auf eine Diskussion hinauslaufen könnte...Sorry, wenn dir das so nicht bewusst war.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 20:03
@Rennegent

Zumal deine Antwort ja auch schon recht konfrontativ war.

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Waldmensch70  24.03.2023, 08:33
@Rennegent
Also, im Hinblick darauf, dass du jedes mal antwortest und sehr lange Texte schreibst, habe ich nicht den Eindruck, dass du ungerne diskutierst. 

Naja, ich versuche halt auch gerne, den Leuten Dinge zu erklären und andere Sichtweisen zu zeigen wo ich den Eindruck habe, das sie es einseitig sehen.

War ja auch nur ein Hinweis mit dem entspr. Smiley dahinter.

Also statistisch erlegt ein Wolfsrudel in der Lausitz durchschnittlich 400 Rehe, 54 Hirsche und hundert Sauen pro Jahr. Diese Tiere leisten schon ein erhebliches Pensum und nur ca. 20000 Wölfe würden in Deutschland rechnerisch die gesamte Arbeit der Jäger erledigen, jedenfalls bei den Rehen. 

Das nützt nur nichts, da die Wölfe eben nicht hegen und nicht dort gezielt eingreifen wo es nötig wäre und dafür an anderen Stellen weniger jagen, wo der Bestand nicht nach unten korrigiert werden muss.

Es geht ja nicht nur um "irgend eine Menge die sie insgesamt schaffen könnten", es geht darum an der richtigen Stelle die richtige Menge zu entnehmen. Denn genau das ist ja der Unterschied zwischen "unberührter Natur" wo es egal wäre (die wir hier aber ja nicht mehr haben) und zwischen der menschgemachten Kulturlandschaft in der wir alle aufgrund unserer Bedürfnisse als Menschen nun einmal leben. Nicht umsonst gibt es Abschusspläne die pro Revier/Bezirk festgelegt werden.

Das ist ja keine "Erfindung der Jäger", das wird uns vom Gesetzgeber so vorgegeben.

Und warum sollen die nicht in Deutschland hineinpassen

Weil das zu viel ist für unsere dicht besiedelte Kulturlandschaft. Dazu verweise ich noch einmal auf die oben bereits von mir verlinkte Antwort zu den "Meinungen" der Leute die selber nicht betroffen sind: sohlte-der-wolf-zum-abschiss-freigegeben-werden#answer-492319648

Du willst Akzeptanz für den Wolf in Deutschland? Das geht nicht über Konfrontation und etwas von Anderen "verlangen" die im Gegensatz zu Dir auch von den Folgen (zu) vieler Wölfe betroffen sind. Zumal wenn es da auch um den Erhalt anderer für den Menschen wichtiger Dinge geht (wie z.b. der Deiche, die wir als Hochwasserschutz benötigen und die man am besten mit frei laufenden Schafen pflegt).

Das geht nur im Konsens, gerade damit es ein langfristig tragbares Konzept wird.

Nochmal: Ich will ja auch , das der Wolf hier langfristig bleiben kann. Aber das geht eben nur, wenn die Gesellschaft (und das sind nicht die Jäger) da auch mitspielt.

Der Vorteil wäre außerdem, dass der Wolf als Nahrungsopportunist vorrangig kranke, alte und schwache Tiere reißt im Gegensatz zum Jäger, der das nicht testen kann im Gegensatz zu dem Wolf als Hetzjäger.

Leider falsch.

Der Jäger spricht das Wild an bevor er es erlegt. Er kann sehr wohl die einzelnen Tiere von einander unterscheiden, Krankheitssymptome erkennen etc. Das machen alle Jäger heute schon bei der Jagd.

Wie dem auch sei, es ist ja OK, wenn es zu einem Thema verschiedene Meinungen gibt. Ich denke, wir wollen eigentlich auch Beide das Gleiche, nur unterscheiden uns unsere Sichtweisen zum Herangehen im Detail.

Ich wünsche Dir ein Schönes Wochenende, ich bin raus, habe im Revier zu tun.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 15:20
@Waldmensch70

Man muss nicht gezielt eingreifen, der Bestand regelt sich durch Wanderung selbst. Bei Überbevölkerung suchen sich die Tiere eigenständig neue Reviere mit geringerer Dichte.

Du sagst es selbst, ihr habt Abschusspläne. Die können nicht nur mit kranken Tieren erfüllt werden. Ganz vorwiegend werden also gesunde Tiere geschossen bei den enormen Jagdstrecken, die ihr im Verhältnis zum Bestand habt.

Wenn das Tier Auffälligkeiten zeigt, muss eine amtliche Fleischuntersuchung her. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Jäger keinerlei Interesse an dem Fleisch hat. Es gehört schließlich ihm und er kann es verwenden, mindestens für den Eigenbedarf, unter Auflagen auch für die Weitergabe. Fleisch von kranken Tieren kann er nicht verwenden, er hat nur Aufwand und Kosten mit der Entsorgung. Somit kann der Jäger kein erhöhtes Interesse am Abschuss von kranken Tieren haben, auch wenn du anderes behauptest. Ich glaube dir sogar, dass viele Jäger dies im Rahmen ihrer Hege trotzdem tun, aber interessanter ist natürlich das gesunde Tier.

Dem Wolf ist es egal, er nimmt sogar lieber das kranke Tier, da er es leichter erbeuten kann. Somit ist er die bessere Gesundheitspolizei, auch wenn du anderes behauptest.

Ich bin kein fanatischer Wolfsschützer um jeden Preis . Es geht mir um das ökologische Gleichgewicht, zu dem der Wolf gehört, ebenso wie Luchs und Bär. Solange die Dichte der Wolfspopulation nicht ausreicht, um die Wildtierbestände wirksam zu regulieren, muss er unter Schutz bleiben. Einzelnen "Problemwölfen" muss man sich dann zur Not zum Schutz der Bevölkerung widmen, das ist dann aber die Aufgabe der Behörden und nicht der Jägerschaft.

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Waldmensch70  27.03.2023, 18:02
@Rennegent
Es geht mir um das ökologische Gleichgewicht, zu dem der Wolf gehört, ebenso wie Luchs und Bär.

Das es aber nicht gibt.

Denn das ist hier keine "sich selbst zum regeln üblerlassene Natur" mehr in der man das einfach "geschehen lassen kann". Das ist hier eine Kulturlandschaft auf deren Erzeugnisse der Mensch (also auch Du) angewiesen ist. Und darum gibt der Mensch dort die Regeln vor um das zu erreichen.

Womit wir wieder bei meiner Antwort wären, Du drehst Dich im Kreis:

Durch Deine Bedürfnisse sind diese Regeln notwendig über die Du Dich jetzt beschwerst. Deine die Bedürfnisse aller hier lebenden Menschen (und damit auch Deiner) haben dafür gesorgt, das es hier keinen geeigneten Rückzugsraum mehr für größere Mengen an Großräubern gibt in dem sie einfach so natürlich leben können ohne das sie mit dem Menschen in Konflikt kommen.

Schiebe es nicht den Jägern in die Schuhe, während Du seelenruhig Deine Nahrung zu Dir nimmst die auf ebendiesen Flächen angebaut wird und in einem Haus wohnst dessen Holz für den Dachstuhl auf ebendiesen Flächen angebaut wurde.

Es sind nicht "die Anderen". Es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und das schliesst Dich persönlich mit ein.

Damit ist die Unterhaltung hier und jetzt beendet.

Schönes Leben noch.

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Rennegent 
Fragesteller
 27.03.2023, 19:04
@Waldmensch70

Vielleicht ist die Unterhaltung für Dich beendet, das kannst Du aber kaum für mich mit entscheiden. Natürlich ist es ein gesamtgesellschaftliches Problem und eine gesamtgesellschaftliche Frage, ob nicht wieder mehr Räume für unberührte Natur, in der auch eine natürliche Raubtier Beute Regulierung stattfinden kann, entstehen sollten. Und es gibt sehr viele Menschen, die genau das befürworten. Ich hoffe, dass sich diese Auffassung durchsetzt. Dafür wäre ich sehr gerne bereit, meine Bedürfnisse zurückzustellen und als Verbraucher auch weit tiefer in die Tasche zu greifen.

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Waldmensch70  27.03.2023, 19:33
@Rennegent
Vielleicht ist die Unterhaltung für Dich beendet, das kannst Du aber kaum für mich mit entscheiden

Doch, das kann ich. Du hast mich nicht gegen meinen Willen vollzutexten, weder auf der Straße nich im digitalen Raum.

Auch das Internet ist kein rechtsfreier Raum, das nennt man Belästigung.

Tschüss

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Nein, ohne aktive Jagd keinen Wald.

Das Wild war noch nie so zahlreich wie heute. Durch ein Nahrungsangebot rund ums Jahr überlebt viel zu viel Wild.

Wird das Wild nicht im Wald gefüttert, drängt es auf die Felder.

Der Wolf, wird nie in der Lage sein, in der modernen Kulturlandschaft, den Wildbestand erheblich zu reduzieren. Den das schafft nicht mal das Auto.

Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 01:06

Natürlich schafft der Wolf das. Er ist eines der anpassungsfähigsten und erfolgreichsten Raubtiere. Kein Hirsch oder Reh entkommt einem jagenden Wolfsrudel. Deshalb will die Jägerschaft den Wolf ja auch auch gerne schon wieder zum Abschuss freigeben.

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StRiW  23.03.2023, 06:14
@Rennegent

Der Wolf kann keine, 500 000 Sauen jedes Jahr erlegen, 300 000 Rehe, 50 000 Hirsche. Wie hoch soll der Wolf bestand den werden?

Ganz zu schweigen, wer will dann noch Schafe, Pferde und Co halten?

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 10:42
@StRiW

Angenommen du hast Recht. Warum wären denn dann die Bestände dieser Beutetiere des Wolfes so hoch? Weil eben jahrhundelang kein Raubtier vorhanden war, das für ein natürliches Gleichgewicht sorgen konnte. Der Wolf schafft es in dieser Situation natürlich nicht von heute auf morgen, eine signifikante Reduzierung herbeizuführen. Das wäre ebenfalls ein langwieriger Prozess. Aber die Jäger wollen diesen Prozess ja gar nicht, sondern lieber die paar Wölfe, die da sind, sofort wieder abschießen. Deutschland lebt nicht von der Tierhaltung. Deutschland ist kein Land der Schäfer und Hirten. Wenn Tiere gemästet werden, dann meistens zu Abertausenden in der abgeschlossenen Massentierhaltung. Wie soll der Wolf denn in den abgeschlossenen Schweinemastbetrieb einbrechen? Da, wo Tiere im Freiland gehalten werden, gibt es Abwehrmechanismen, Herdenschutzhunde usw..Und wenn mal ein Tier gerissen wird, muss es großzügige Entschädigungsregeln geben. Wir haben für alles Geld,aber dafür nicht?

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Pomophilus  23.03.2023, 20:01
@Rennegent

Nein, die Wildbestände sind deshalb so hoch, weil unsere Vorfahren die Landschaft umgestaltet, zwei Drittel des ursprünglichen mitteleuropäichen Waldes gerodet haben. Auf dieser gerodeteten Fläche wird seither Landwirtschaft betrieben, aber sie bietet auch dem Wild eine ganz andere Ernährungsbasis als der Wald, wo die Blätter unerreichbar oben hängen. In der Natur ist es nunmal so: ein höheres Nahrungssngebot führt zu einer höheren Vermehrungsrate und höheren Beständen! Musste etwa im Mittelalter, als es den Wolf noch überall gab, nicht gejagt werden? Haben damals die Bauern etwa nicht gestöht, weil der Adel, der damals alleine jagen durfte nicht genug erlegte, und Rehe, Wildschweine und Hirsche ihre Felder verwüsteten?

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StRiW  23.03.2023, 20:02
@Rennegent

Erzähl das mal dem Kind dessen Pony gerissen wird oder die Ziege aus dem Waldkindergarten.

Und nebenbei, wir hatten schon um 1750 Berufsjäger. Die Wild von den Äckern fernhalten musste.

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Pomophilus  23.03.2023, 20:12
@StRiW

Du diskutiert hier mit einigen Jägern. Seltsam, keiner erhebt die Forderung, den Wolf auszurotten, obwohl du doch behauptest, sie würden es tun!

Ich persönlich kenne einige Nichtjäger, die die Ausrottung des Wolfes fordern, aber keinen einzigen Jäger! Und ich meine, so war das auch damals, als er schon einmal ausgerottet war: durch die Jäger wurde das vollzogen, was die Gesellschaft gefordert hat. Und hinterher waren allein die Jäger schuld.

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Pomophilus  23.03.2023, 20:13
@Rennegent
Kein Hirsch oder Reh entkommt einem jagenden Wolfsrudel

Stimmt, deshalb hat der Wolf ja auch früher, als er noch flächendeckend da war, diese Tiere ausgerottet! Wo kommen die gleich wieder her, die es heute gibt? Wurden die nach der zwischenzeitlichen Ausrottung des Wolfes gezüchtet oder gentechnisch erzeugt?😂🤣

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 20:15
@Pomophilus

Rehe fressen auch auf landwirtschaftlichen Flächen, das stimmt. Aber warum gibt es so viele Rehe? Das Reh wird als Nahrungskonkurrent vom stärkeren Rothirsch verdrängt. Als der Rothirsch noch überall verbreitet war, gab es verhältnismäßig wenige Rehe. Dann wurden die Rotwildbezirke eingeführt. Nur auf ca. 25 Prozent der Landesfläche darf sich der Rothirsch frei bewegen. Außerhalb der Bezirke wird er rigoros abgeschossen. Demzufolge hat sich das Rehwild mangels Nahrungskonkurrent auf den restlichen 75 Prozent ungebremst vermehren können. Wieder ein menschengemachtes Problem.

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Pomophilus  23.03.2023, 20:16
@StRiW

Entschuldigung, das sollte natürlich an den FS gehen!

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Pomophilus  23.03.2023, 20:17
@Rennegent

Du diskutiert hier mit einigen Jägern. Seltsam, keiner erhebt die Forderung, den Wolf auszurotten, obwohl du doch behauptest, sie würden es tun!

Ich persönlich kenne einige Nichtjäger, die die Ausrottung des Wolfes fordern, aber keinen einzigen Jäger! Und ich meine, so war das auch damals, als er schon einmal ausgerottet war: durch die Jäger wurde das vollzogen, was die Gesellschaft gefordert hat. Und hinterher waren allein die Jäger schuld.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 20:28
@Pomophilus

Nein, der Wolf kann keine Beutetiere ausrotten. Wenn die Beutetierbestände sinken, geht auch die Wolfspopulation zurück, typischer Jäger / Beute Zyklus.

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StRiW  23.03.2023, 20:31
@Rennegent

Auch Wölfe haben schon Populationen regional vernichtet und sich danach schwerer Beute gewidmet.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 20:41
@Pomophilus

Nein, ich habe nicht behauptet, dass heutige Jäger den Wolf ausrotten wollen. Nur, dass sie die Jagd damit rechtfertigen, dass das Wild reguliert werden muss mangels natürlichen Feinden, die die Jägerzunft ehedem eigenhändig ausgerottet hat. Und dieser Standpunkt der Jäger wurde mir hier mehrfach bestätigt. Und, dass sie dem Wolf die Fähigkeit absprechen, selbst wirksam das Wild zu regulieren, was ich hier auch schon widerlegt habe. Obwohl es noch kaum Wölfe in Deutschland gibt, will die Jägerschaft den Wolf schon am liebsten wieder dem Jagdrecht unterwerfen und erneut abschießen (n i c h t a u s r o t t e n!) wollen, und diese Positionierung kannst du auf der Website des deutschen Jagdverbandes nachlesen.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 20:50
@StRiW

Sicher ist der Wolf ein begnadeter Jäger. Das ist ja der Grund, weshalb die Jäger ihn jetzt schon wieder regulieren wollen. Aber im Gegensatz zur Jagd durch den Menschen wäre das Erlöschen einer Beutetierpopulation dann ein natürlicher Vorgang. Und der Jäger Beute Zyklus versagt normaler Weise nicht. Das wäre sehr ungewöhnlich. Und wenn eine lokale Population Rehe erlischt, wird das schnell durch Zuwanderung aus benachbarten Regionen ausgeglichen.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 21:00
@StRiW

In Indien werden nicht allzu selten Menschen von Tigern, in Afrika von Löwen und Leoparden getötet. Noch häufiger sind tödliche Unfälle mit Nilkrokodilen, Flusspferden, Im Einzelfall auch Elefanten und Nashörnern. Schlangenbisse sind ein Thema und so weiter. So tragisch das ist, willst du deshalb all diese Tiere abschießen? Was ist dagegen das Pony oder die Ziege eines Kindes. Wölfe greifen keine Menschen an im Gegensatz zu gefährlicheren Tieren in vielen anderen Ländern, die wir trotzdem für schützenswert halten.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 21:03
@StRiW

Natürlich gibt es schon sehr lange Berufsjäger. Schon der Neandertaler war professioneller Großwildjäger. Das war aber noch ein fairer Kampf. Mit dem Speer gegen das Mammut.

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Pomophilus  23.03.2023, 21:13
@Rennegent

Wir können uns gerne auch noch auf den Nebenschauplatz der Rotwildgebiete begeben. Entscheidend finde ich aber in unserem Zusammenhang die Betrachtung in der Summe, über alle Schalenwildarten hinweg. Die Ernährungsbasis ist eben durch die Umgestaltung der Landschaft in der Summe, für alles Schalenwild, exorbitant angestiegen. Daher gibt es in der Summe exorbitant mehr Schalenwild. Und Beutegreifer funktionieren nicht so, dass sie irgendwelche Statistiken hätten, wie hoch die Schalenwildbestände vor Umgestaltung der Landschaft waren, und auf diesen Wert regeln sie das dann genau wieder herunter. Nein, was sie einzig vermögen ist, Bestandesschwankungen zu glätten, temporäre Bestandesexplosionen weniger extrem ausfallen zu lassen, genauso wie den darauf folgenden Absturz. Aber schwanken wird der Bestand der Beute immer um den neuen Wert unter den aktuellen Verhältnissen, nicht um einen Wert, den es in der Vergangenheit gab, als der Wald noch überall stand und das Schalenwild wegen der sehr viel geringeren Äsung in sehr viel geringeren Beständen vorkam.

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StRiW  23.03.2023, 21:14
@Rennegent

Elefanten werden geschossen wenn sie in Farmflächen eindringen.

Raubtiere die Menschen und Nutztieren zu nahe kommen werden auch fast überall beseitigt.

Ob getötet oder umgesiedelt.

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Pomophilus  23.03.2023, 21:19
@Rennegent

??? Zwei Aussagen von dir:

Kein Hirsch oder Reh entkommt einem jagenden Wolfsrudel...
Nein, der Wolf kann keine Beutetiere ausrotten.

Was davon stimmt den nun, wiederspricht sich das nicht ein bisschen?

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Pomophilus  23.03.2023, 21:47
@Rennegent

Ok, dann habe ich dich falsch verstanden, Entschuldigung! Wir sind uns also einig, dass der Wolf nicht ausgerottet werden soll, und dass das auch die Jägerschaft nicht anstrebt.

Ich bin nicht allerdings der Meinung, das du widerlegt hättest, dass der Wolf das Schalenwild nicht "wirksam", also so regulieren könnte, dass Konflikte aufgrund der in unserer vom Menschen umgestalteten Kulturlandschaft sehr viel höheren Schalenwildbestände vermieden würden - ich meine du hast hier noch nicht einmal ein Argument gebracht. Wie stehst du zu dem, was ich geschrieben habe über die Notwendigkeit der Jagd bei uns im Mittelalter, als der Wolf noch flächendeckend da war?

Das mit der Aufnahme in das Jagdrecht würde ich übrigens aus mehreren Gründen befürworten. Ja, einer ist, dass dann das Problem von Abschüssen am einfachsten rechtlich zu regeln wäre, das sich irgendwann stellen wird, wenn die derzeitige Ausbreitung, die die ich als Erfolgsgeschichte bezeichne, so weitergeht. Weitere Argumente sind aber beispielsweise auch, dass illegale Abschüsse dann als Wilderei verfolgt würden, was bisher ja nicht der Fall ist, es wäre also ein zusätzlicher Schutz für die Art. Und nach einer Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht wäre dei Jägerschafz auch zur Hege des Wolfes verpflichtet.

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Pomophilus  23.03.2023, 22:01
@Rennegent
Wölfe greifen keine Menschen an..

Bei uns hier bisher nicht, stimmt! Ich vergleiche das immer mit den Wildschweinen, auch einer intelligenten, starken und wehrhaften Tierart. Dutzende von Usern schreiben sich hier bei diversen Fragen immer wieder die Finger wund über ihre Gefährlichkeit. Ich bin beinahe täglich im Wald, in dem es sehr viele von ihnen gibt und fühle mich in ihrer Gegenwart vollkommen sicher. Allerdings kenne ich sie nur aus Gegenden, in denen sie bejagt werden. Und, ja, dass sie anderswo, wo das nicht der Fall ist, irgendwann lernen, dass die Menschen ihnen nichts tun und ihnen körperlich sowieso hoffnungslos unterlegen sind, das glaube ich schon. Es gibt sicherlich Wildschweingehege, die man nicht betreten sollte!!! Meinst du, Wölfe sind nicht auch intelligent und lernfähig? Was wird passieren, wenn sie über viele Jahre die Erfahrung machen, dass ihnen ein Mensch niemals etwas zuleide tun darf?

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 22:26
@Pomophilus

Erst muss das Rudel die Beute ja aufspüren. Und wenn die Beutetierbestände zu dünn werden, wird die Suche energieaufwändig. Junge verhungern dann mangels Nahrung und der Wolfsbestand sinkt mangels Nachwuchs. Dann können sich die Beutetierbestände wieder erholen. Kein Raubtier kann seine Beutetiere ausrotten, das geht höchstens auf kleineren Inseln ohne Ausweichmöglichkeit und Zuwanderung aus Nachbarregionen.

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Pomophilus  23.03.2023, 22:37
@Rennegent

Bin ich ganz bei dir, und genau deswegen würde ich folgendes nie behaupten:

Kein Hirsch oder Reh entkommt einem jagenden Wolfsrudel
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StRiW  23.03.2023, 22:46
@Pomophilus

Der Wolf greift Menschen an, sei es um Welpen zu schützen oder den Mensch zu überwinden um an Beute oder in Freiheit zu gelangen.

Wichtig ist sich Gedanken um eine effektiv Schadensbegrenzung zu mache, bevor es zu Zwischenfällen kommt. Sonst gibt es nur eine Hexenjagd im Eindruck, im schlimmsten Falle, eines toten Kindes.

Interessanterweise, juckt es niemanden, wenn der Fuchs ein Kindergartenkind im Hühnerauslauf bedroht, da fordern Eltern und Erzieher gleich den Fuchs zu erlegen. Allein schon um die traumatischen Bilder, von getöteten Hühner von den Kindern abzuwenden.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 22:48
@Pomophilus

Wildschweine sind für Menschen wirklich nicht ungefährlich, glaube ich. Einem Keiler möchte ich nicht im Wald begegnen. Der kann im Extremfall fast 200 kg wiegen. Da würde sich nicht einmal ein ganzes Wolfsrudel rantrauen Und wenn die Sau Ferkel führt, ist mit ihr auch nicht zu spaßen. Wildschweine sollen ja scheu sein und den Menschen meiden, aber es kann gefährlich werden, wenn sie sich bedroht fühlen. Sie sind kurzsichtig und können scheinbar nicht so recht einschätzen, ob der begegnende Mensch jetzt eine Gefahr darstellt oder nicht. Begegnungen sind häufiger, weil sie auf den Feldern oder im Abfall nach Nahrung suchen. Der Wolf hat ein ganz anderes Verhalten. Er hat überlegene Sinne, ist viel beweglicher und wir passen überhaupt nicht in sein Beutespektrum. Ich halte es für ausgeschlossen, dass ein Wolf einmal einen Menschen angreifen könnte, jedenfalls, wenn er wild lebt. Zu eingesperrten Wölfen, die nicht ausweichen können, würde ich auch nicht in das Gehege gehen.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 22:57
@StRiW

Das Risiko von Wolfsangriffen auf Menschen geht gegen Null. Achte lieber darauf, dass du nicht von einer Wespe gestochen wirst und an einer allergischen Reaktion stirbst. Und pass auf dass du im Wald nicht für ein Wildschwein gehalten und vom Jäger erschossen wirst. Beides ist weit wahrscheinlicher.

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Rennegent 
Fragesteller
 23.03.2023, 23:10
@Pomophilus

Wenn es viel zu viel Schalenwild duch das veränderte Nahrungsangebot gibt, warum wird es dann trotzdem in der sogenannten Notzeit noch vom Jäger gefüttert? Vielleicht ist das auch eine der Ursachen für die von dir geschilderte "Überbevölkerung".

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Pomophilus  23.03.2023, 23:34
@Rennegent

Ich selbst könnte mir auch vorstellen, diese gesetzliche Verpflichtung zur Fütterung abzuschaffen, die Jäger zu erfüllen haben, aber sei's drum! Das Problem ist die ungleichmäßige Verteilung des Nahrnungsangebot für das Wild übers Jahr. Diese Ungleichmäßigkeit ist ebenfalls erst durch die Umgestaltung de Landschaft entstanden, zumindest enorm vergrößert worden. Die Wildbestände, die sich im üppigen Sommerhalbjahr fortgepflanzt haben, während es Überfluss gibt auf den Wiesen und Feldern, finden nach der Ernte fast nur noch in den wenigen verbliebenen, nicht gerodeten Waldinseln etwas Fressbares. Erst dadurch ist so etwas wie eine Notzeit überhaupt entstanden. Dieser Wechsel zwischen Überfluss und Notzeit, das sind einfach Ausschläge, die es so heftig in der vom Menschen unbeeinflussten Natur nicht gäbe. Deshalb kann ein Mechanismus dieser Natur wie der Wolf die Folgen daraus auch niemals so schnell ausgleichen.

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Pomophilus  23.03.2023, 23:42
@Pomophilus

Man könnte statt zu versuchen, die Notzeit durch Fütterung abzumildern, auch den Abschuss so gestalten, dass die Fortpflanzungsrate gar nicht so hoch ist , dass eine Notzeit entsteht, aber, wir gesagt, momentan ist die Pflicht zur Fütterung Gesetz. Der Wolf kann das nicht schaffen, er kann nicht im Sommerhalbjahr viel mehr Beute machen als er braucht, und dann im Winter davon zehren - er würde dann auch sehr stark durch Hunger dezimiert, und könnte im nächsten Jahr nicht mehr genug jagen.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 00:02
@Pomophilus

Ich habe weiter oben schon dargestellt, dass ein Wolfsrudel in der Lausitz ca. 400 Rehe, 54 Hirsche und 100 Sauen in der Saison erbeutet und somit rund 20.000 Wölfe in D ausreichen würden, um eine effiziente ,wirksame Regulierung z.B. der Rehwildbestände sicherzustellen, weil dies in etwa der Jagdstrecke pro Saison der gesamten Jägerschaft in Deutschland entsprechen würde. Des Weiteren wäre das für die Bestände deutlich gesunder, weil der Wolf vorrangig die kranken, schwachen und alten Tiere erbeutet, der Jäger aber aufgrund der abweichenden Jagdmethode diese Auswahl gar nicht treffen kann. Kannst du oben alles nachlesen. Der Wolf ist eine nach Bundesnaturschutz streng geschützte Tierart und ihr Jäger hättet ihn gerne im Jagdrecht, um ihn "hegen", sprich erschießen zu können, was ich ablehne. Nach Paragraph 71 Bundesnaturschutzgesetz ist die Tötung eines Wolfes ebenfalls strafbar, es muss dann nicht unbedingt noch der Wildereistraftatbestand sein. Euch wäre es lieber, klar, denn der Wildereitatbestand schützt euch als Jagdberechtigte, das BNatSchG dagegen das Tier selbst, das ihr ja viel lieber hegen, sprich erschießen wollt. Und dein letzter Punkt. Nur im frühen Mittelalter gab es in Mitteleuropa noch stabile Wolfsbestände. Im 15. Jahrhundert begann mit der offenen Weidetierhaltung die organisierte Bekämpfung des Wolfes, die in den folgenden Jahrhunderten zum zunehmenden Einbruch und Untergang des Wolfes in Mitteleuropa führte.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 00:16
@Pomophilus

Der Wolf hat als Raubtier im Winter kein Problem. Er macht leichte Beute unter den hungernden Beutetieren und sorgt für ein schnelles Ende statt eines qualvollen Hungertodes. Es ist unnatürlich, Wildtiere, von denen es angeblich sogar zu viele gibt, im Winter durchzufüttern. Wenn sie eh im Bestand bedroht sind, wie viele Singvögel, bin ich dafür. Das mache ich in meinem Garten ebenfalls. Aber nicht um sie demnächst zu schießen und auf den Grill zu legen.

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StRiW  24.03.2023, 06:35
@Rennegent
Es ist unnatürlich, Wildtiere, von denen es angeblich sogar zu viele gibt, im Winter durchzufüttern.

Kannst gern, meinen Nachbarn, den Gemeinden erklären warum das Schalenwild in die Gärten, Äcker und auch Gottesäcker eindringt, wenn wir keine Ablenkungsfütterungen durchführen, wenn das Wetter zuzieht.

Wir hatten im übrigen einen Wolf, bereits auf einer Stallanlage. Einstaller wollten den sofortigen Vollzug der Notwehr, da sie Angst um ihre Fohlen hatten. Einige haben sogar ihre Ponys abgezogen. Im übrigen sind die Herdenschutzhunde auch keine Lösung, die vertragen sich nicht, mit den Hunden der Einstaller.

Was wir an Giftködern und sonstigen Fallen in der Zeit gefunden haben und schlicht entsorgt, damit der Wolf nicht einfach unter die Räder kommt, einiges.

Ja wir wurden von dutzenden von Nachbarn angefeindet, weil wir den Jagdschutz stellen und sie nicht vor dem Wolf schützen, sondern die Fallen abbauen und auch je nach Falle zur Anzeige gebracht haben.

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Pomophilus  24.03.2023, 08:14
@Rennegent

Deine Berechnungen zu dem Rudel in der Lausitz. Ich möchte das gar nicht groß hinterfragen, nur soviel: die Population der Wölfe in Schweden liegt nach zahlreichen Quellen, Beispiele:

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/europa/31523.html#:~:text=Die%20Skandinavische%20Population%20mit%2048,durch%20einige%20W%C3%B6lfe%20im%20Grenzgebiet.

https://www.agrarheute.com/land-leben/schweden-woelfe-systematisch-gejagt-modell-fuer-deutschland-589796

https://wolfbleibtwolf.de/in-deutschland-leben-mehr-woelfe-als-in-schweden-finnland-und-frankreich-zusammen/653/

bei rund 400 Wölfen. Schweden ist rund 1,3 mal so groß wie Deutschland, wir haben aber über den Daumen sieben bis achtmal so viele Einwohner hier. Auch deshalb hat Schweden sicher sehr viel mehr geeigneten Wolfslebensraum. Trotzdem kommst du zu dem Schluss, dass wir hier nur 20 000 Wölfe, das Fünfzigfache des Schwedischen Bestandes bräuchten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir irgendwann einmal, schon gar nicht in Zeiten vor dem Mensch, einen Wolfsbestand gehabt hätten, der auch nur annähernd diesem Wert nahe gekommen wäre. Zwei Funfacts noch: wir haben heute in Deutschland bereits über das Dreifache des Schwedischen Wolfsbestandes, rund 1300 Tiere, und in Schweden hält man, auch wenn das kontrovers gesehen wird, besonders von hier, aus der Ferne, einen geregelten Abschuss von Wölfen für notwendig.

Es geht aber ja eigentlich um andere Dinge: darf ich die Aussagekraft deiner Berechnungen mit meinen Worten kurz zusammenfassen? "Ein Rudel Wölfe macht Beute, viele machen mehr Beute." Tut mir leid, mehr sagt es für mich nicht aus! Welchen Einfluss hat dieses Wolfsrudel in der Lausitz auf die Schalenwildpopulation? Drückt der Wolf die Population unter das was die Landschaft heute hergibt, nämlich auf das Maß, das es im Urwald gegeben hätte, sodass der Wald wachsen kann? Falls ja, wird das dann, wenn wir hier in Deutschland endlich fünzigmal so viele Wölfe wie in Schweden haben, überall auch ganz genauso funktionieren, oder nur dort in der Lausitz, einem der ersten Lebensräume, den sie hier zurückerobert haben, also sicher einem besonders günstigen Wolfslebensraum? Wenn ich deine wildbiologischen Erläuterungen richtig verstehe, dann selektiert der Wolf ja viel mehr als der menschliche Jäger die alten, kranken und schwachen aus. Ich bezweifle das. Aber wenn es so wäre, dann stellt sich eine Frage: Wenn er ohnehin fast nur die Individuen erwischt, die sowieso bald von alleine eingegangen wären und keinen Einfluss auf die Fortpflanzungsrate mehr haben, kann er dann die Population überhaupt wirksam beeinflussen?

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Pomophilus  24.03.2023, 08:27
@Rennegent

Danke, dass du uns bestätigst, dass die Ausrottung des Wolfes im Mittelalter nicht aus so etwas wie Jagdlust passierte, sonders aufgrund des gesellschaftlichen Druckes, es wurde gefordert zum Schutz der Weidetiere!

Und ich bleibe dabei und schreibe das nun zum dritten Mal: auch bevor dieser Ausrottungsprozess gegriffen hat, war die Jagd auf die Schalenwildbestände, die durch die menschlichen Eingriffe exorbitant angewachsen waren, notwendig, sie wurden durch den Wolf in der offenen Landschaft nicht auf das Maß im Urwald gedrückt.

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Pomophilus  24.03.2023, 09:05
@Rennegent

Du schreibst über die Auswirkungen der Aufnahme einer Tierart ins Jagdrecht und bringst das auf die griffige Formel "hegen, sprich erschießen." Eigentlich sollte man man an diesem Punkt jegliche Diskussion beenden. Ich kann das nur als ganz bewusste Hetze und Diffamierung auffassen. Ich werde mich dazu nun doch noch kurz äußern, weil das geht nun doch zu weit als dass ich es einfach stehen lassen kann. Dann aber werde ich jegliche Kommunikation mit dir abbrechen.

Eine Tierart, die dem Jagdrecht unterliegt ist zB das Birkwild. In der Rhön gibt es ein Erhaltungsprojekt, das ganz maßgeblich getragen wird durch die vor Ort engagierte Jägerschaft und durch finanzielle Mittel aus der Jagdabgabe, die jeder Jäger beim regelmäßigen Lösen des Jagdscheines zu entrichten hat.

https://www.wildland-bayern.de/projekte/birkwild-in-der-rhoen-2/

Und das alles nur, damit die Jäger möglichst viele Birkhühner abkmallen können? Wie viele sind das gleich wieder? Ach ja, richtig, gar keine! Das Birkwild ist im Jagdrecht wird von den Jägern gehegt, sieglhe oben, ist aber seit vielen Jahrzehnten ganzjährig geschont, hat keine Jagdzeit.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 12:22
@Pomophilus

Du bist für einen Jäger sehr empfindlich, finde ich. Du kannst doch nicht ernsthaft bestreiten, dass "Hegen" in der Praxis bedeutet, dass ein hoher Anteil der Tiere abgeschossen wird, um auf den angeblich für die Landschaft verträglichen Bestand zu kommen. Der Rehbestand in Deutschland liegt bei 2,5 Mio. Und die jährliche Jagdstrecke bei knapp 1,3 Mio. Die Hälfte wird im Rahmen der Hege jedes Jahr abgeschossen, das sind Zahlen aus dem Internet. Ihr schießt in jedem die Hälfte der Tiere ab und du sagst mir, das sei Hetze? Das sind Tatsachen, sorry.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 13:00
@Rennegent

Bei dem Jagddruck ist es auch kein Wunder, dass Rehe sich so stark vermehren. Ihr sorgt selbst für die Selektion auf besonders fortpflanzungfähige Tiere. Damit verschärft ihr das Problem noch. Auf Dauer überleben nur die Tiere, die in der Lage sind, möglichst viele Nachkommen zur Welt zu bringen.

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Rennegent 
Fragesteller
 24.03.2023, 13:18
@Rennegent

Nur ca. 15 Prozennt der Rehe werden in der freien Wildbahn älter als 3 bis 4 Jahre, obwohl sie eine maximale Lebenserwartung von 20 Jahren, wildlebend 12 Jahren haben. Ohne nennenswerten Druck durch Raubtiere. Das ist hauptsächlich euer Werk, auch das wirst du schwerlich bestreiten können. Allerdings habt ihr ja für fast alles eine "wissenschaftliche" Begründung.

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"Fressfeinde, Wolf, Bär, Luchs, wirksam reguliert."
Wolf ist der einzige Prädator der häufiger mal in Deutschland vor kommt, neben dem Luchs.

"sie müsse diese Pflanzenfresser mangels vorhandener Fressfeinde selbst regulieren"
Nein, das Problem sind Menschen, die durch Fußgänger, Abholzung, intensive Landwirtschaft, Fahrradfahrer das Revier von Wild Kreuzen und das Wild aufs höchste stressen. Dann noch die Hundeführer, die ihren Hund auf Hasen und co. hetzen.

Daher besteht leider kein natürlich-ökologisches Gleichgewicht.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich besitze einen Jagdschein
vanilleschnitte  03.02.2023, 17:38

Und sorry wenn ich so blöd frag, aber denkt ihr ihr würdet das Wild weniger stressen mit eurem Knallen der Gewehre?

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ichbinich2000  04.02.2023, 19:07
@vanilleschnitte
 denkt ihr ihr würdet das Wild weniger stressen mit eurem Knallen der Gewehre?

Das ist tatsächlich eher sogar gewollt - auch wenn der Effekt immer weniger wird, da jeder vernünftige Jäger sich heutzutage beim Neuerwerb einen Schalldämpfer holt, wenn die Gesetze das zulassen. Der Schuss wird dadurch viel weniger verortbar, ist weitaus weniger weit zu hören und selbst die Tiere, die beim Abschuss eines anderen dabei waren, sind viel ruhiger - kommen teils schon nach wenigen Minuten wieder an die Stelle zurück.

Aber man jagt nicht nur über den Abschuss an sich, sondern man erzielt gleichzeitig auch einen Vergrämungseffekt. Eben, um die Tiere zu lenken. Man jagt optimalerweise daher nicht immer flächendeckend, sondern an Schwerpunkten. Verjüngungsflächen, Felder, Infrastruktur usw. Man muss den Tieren aber anderswo auch ihre Ruhe lassen. Zur Jagd gehört auch, unnötigen Stress zu vermeiden und das mit dem Stress für die Tiere immer mit zu bedenken - will ich das? Kann ich das vermeiden? Welche Auswirkungen hat das überhaupt? Eine Maßnahme, die dauerhaften Stress vermeidet, ist beispielsweise eine Drückjagd, die ins Jagdkonzept eingeplant wird.

Ich würde die Bedeutung der Spaziergänger etc. für den Stress des Wildes auch nicht so hoch schätzen, denn daran sind die Tiere regional extrem angepasst. Unvernünftige Hundeführer und unerzogene, freilaufende Hunde sind tatsächlich eher ein Problem. Das kurzfristige Aufscheuchen durch Spaziergänger etc. ist aber kein nachhaltiger Stress, die Tiere flüchten nicht weit und kommen schnell wieder zurück. Die wissen genau, wie sie einen Fahrradfahrer von einem Jäger unterscheiden, allein durch dessen Verhalten im Wald. Das Aufscheuchen ist nur im Winter ein Problem, wenn das Wild durch Flucht im Schnee in sehr hohen Energieverbrauch gezwungen wird.
Den Effekt der Menschen im Wald auf das Wild stellt man aber eigentlich allenfalls mal fest, wenn wochenlang im Herbst Pilzesammler zu jeder hellen Stunde quer durch die Wälder ziehen. Denn dann wird auch das Wild vorsichtig.

Eine Rechtfertigung für die Jagd durch die Anwesenheit von Menschen im Wald, wie hier in der Antwort beschrieben, ist das aber nicht - die Kausalität sehe ich hier irgendwie nicht.

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PlueschTiger  04.02.2023, 11:23
Nein, das Problem sind Menschen, die durch Fußgänger, Abholzung, intensive Landwirtschaft, Fahrradfahrer das Revier von Wild Kreuzen und das Wild aufs höchste stressen. Dann noch die Hundeführer, die ihren Hund auf Hasen und co. hetzen.

An sich würde ich dem schon zustimmen, doch nicht gänzlich, denn die Tiere wie Wildschweine zeigen teils das sie sehr anpassungsfähig sind und so sich an die Gegebenheiten anpassen können, siehe Plagen in einigen Großstädten. Richtig im Wald wo nur gelegentlich so was kommt etwas schwerer, aber nicht unmöglich. Selbst der erste Weltkrieg zeigte das sich Vögel in der hörbaren nähe von Frontlinien aufhielten, das wo dort permanente Artillerie Einschläge waren.

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PaulSam2612  04.02.2023, 17:47
@PlueschTiger

Kann ich nicht so bestätigen. Andere Tiere sind es aber weniger und sind in Deutschland teils vom Aussterben bedroht. Rebhühner, Fasane bei uns nicht vorhanden..

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ichbinich2000  04.02.2023, 19:14
@PaulSam2612

Das liegt aber kaum an Spaziergängern im Wald. Das liegt vor allem daran, dass wir durch unsere Landschaftsgestaltung die Lebensräume gar nicht mehr bieten. Für das Auer- und Birkwild laufen in den eigentlich passenden Waldgebieten zur Zeit Waldumbauprojekte mit speziellen Anforderungen, um den Lebensraum wieder passend zu gestalten. Ebenso verhält es sich mit sehr vielen Tieren, die mit großflächiger Agrarwüste nicht zurecht kommen. Fasane findet man bei uns schon noch, sie werden "lustigerweise" sogar bejagt - man findet sie aber halt da, wo es noch letzte Feldrandgehölze und Zwischengebüsche gibt.

Die strukturlosen, dunklen Monokulturwälder, die wir jetzt gerade mal umbauen und die strukturlosen Feldlandschaften, die man mangels Bäumen und Sträuchern kilometerweit überblicken kann, sind für die Artenvielfalt halt schlecht. Viel schlechter, als Spaziergänger im Wald - daran sind die Tiere tatsächlich gut angepasst. Die Rücksichtslosigkeit mancher Menschen ist zwar sicherlich ein mitspielender Faktor, aber dabei längst nicht der ausschlaggebenste.

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