Ist die Idee des Mindestlohns gut?

8 Antworten

Die wichtigen Unternehmen Deutschlands beschäftigen nur extrem wenige Mindestlöhner. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass BMW oder Siemens auch nur einen einzigen Beschäftigten so wenig bezahlen. Die Schlüsselindustrien sind nicht betroffen.

Mindestlohn spielt nur in sehr wenigen Branchen eine Rolle. Gastronomie, Raumpflege, Kurierdienste. Aber ich kenne keine Gastwirtschaft mehr, die kein Personal sucht. Die finden selbst mit Mindestlohn keine Mitarbeiter. Im schlimmsten Fall kommt es zu leichten Preissteigerungen bei einfachen Dienstleistungen.

Dazu kommen die praktischen Erfahrungen. Die von Lobbyvertretern wie Herrn Unsinn prognostizierte Massenarbeitslosigkeit wurde durch Arbeitskräftemangel in Deutschland ersetzt. Die Verpflichtung zum Mindestlohn auch für Ausländer schützt übrigens viele deutsche Mittelständler vor Preiskonkurrenz aus Billiglohnländern. Dazu kommen Einsparungen bei Sozialleistungen.

Der Mindestlohn schafft Arbeitslosigkeit, da Arbeitnehmern die den Unternehmern weniger wert sind als der Mindestlohn vorschreibt ihren Job verlieren.

Das ist quatsch. Allerdings ist es auch besser Bürgergeld zu beziehen als unter dem Mindestlohn bezahlt zu werden. Der Mindestlohn schafft eine für alle gleiche auch als Unternehmer kalkulierbare Kostenuntergrenze.

Zudem führt ein Anstieg der Produktionskosten aufgrund der Lohnerhöhung zu höheren Verkaufspreisen und somit zu einem Verlust an Kaufkraft der anderen.

Dieses Argument wird immer vorgebracht, lässt sich aber nicht belegen. Als der Mindestlohn 2015 flächendeckend eingeführt wurde kamen diese Argumente ganz oft, besonders aus der rechten Seite des Plenums. Die Entwicklung zeigt aber keine nennenswerten flächendeckenden Preisanstiege in der Zeit.

was haltet ihr von diesen Thesen?

Nichts.

Die Inflation wird nicht von Lohnforderungen der Arbeitnehmer oder der Anpassung des Mindestlohns an die Lebenswirklichkeit befeuert. Pandemiebedingt kaputte Lieferketten und eine Verknappung von Ressourcen u.a. aufgrund des Ukraine Krieges, waren der Hauptauslöser.

Wer Vollzeit arbeitet soll davon auch leben können. Leben heißt nicht dass man seine Ausgaben decken kann.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ich erkenne deine Aufgeführten Thesen als schlicht wiederlegt. Weder die Einführung noch die Erhöhung des Mindestlohns hat irgendwelche Entlassungswellen verursacht. Im Gegenteil die Arbeitslosenqute in D. ist so niedrig wie nie.

Zudem, wenn Arbeitnehmer/innen ordentlich verdienen dann können sie auch mehr ausgeben. Eine erhöhte Binnennachfrage hilft auch und gerade kleineren Betrieben.

Der Mindestlohn ist, wie jeder fixierte Preis, schlecht, da er die Güter fehl allokiert bzw. die Arbeitskraft unnötig teuer macht, was am Ende schlecht für die Verkäufer von Arbeitskraft ist.

Selbstverständlich ist die Idee des Mindestlohns gut - es verhindert schlicht die grenzenlose Ausbeutung und ist auch deshalb notwendig, um die Allgemeinheit zu entlasten. Wenn es jemals einen Skandal gab, dann war es die Sache mit den Hartz IV-Aufstockern, also einen Vollzeitjob haben und dennoch Hartz IV-Leistungen beziehen zu müssen.

Und die Sache mit den Kosten und den Preisen hat immer zwei Seiten - klar, das Zeug wird teurer, aber es gibt potenziell auch mehr Menschen, die sich das leisten können.