Ist die Arbeit von Orts-/Stadtverbänden noch relevant für den Erfolg einer Partei insgesamt?
Bis vor ein paar Jahren hätte ich das nicht in Frage gestellt: Wer nicht vor Ort Präsenz zeigt, wird nicht gewählt. Man kennt die Leute ja dann nicht.
Aber die AfD schafft es, erfolgreich abzuschneiden obwohl sie in vielen Orten/Kleinstädten gar nicht als Orts-/Stadtverband präsent ist.
Spielt das heute keine Rolle mehr?
2 Antworten
Die Basis ist schon wichtig - sie bündelt die Kräfte, sorgt für Identifikation, generiert den Nachwuchs auch für die große Politik (keiner steigt "oben" ein, jeder beginnt im Ortsverband oder evtl. bei einer Nachwuchsorganisation auf Kreisebene, wenn es die nur dort gibt) und lädt zum Mitmachen ein. Auf diese Weise findet man tatsächlich immer wieder mal neue Gesichter für die Parteiarbeit und manche, die z.B. über ein Vorstandsamt immer weiter nach oben rücken.
Aber die AfD schafft es, erfolgreich abzuschneiden obwohl sie in vielen Orten/Kleinstädten gar nicht als Orts-/Stadtverband präsent ist.
Die AfD ist ein Sonderfall, weil die Leute sie nicht wegen der Sympathie für die dortigen Aktiven wählen und auch nicht aus Sympathie zur Partei und deren Programm und Politik, sondern aus Frust und einzig um CDU und SPD einen Denkzettel zu verpassen. Den typischen AfD-Frustwähler interessiert es nicht, ob es einen Kreisverband oder Ortsverband oder einen AfD-Gemeinderat im Wohnort gibt oder nicht, denen geht es ums Prinzip und um den "Großen" zu zeigen, wo der Hammer hängt und wie unzufrieden sie sind.
Die AfD wählen die Leute auf dem flachen Land (auch in den "alten Bundesländern", nur um das gesagt zu haben) aus dem einfachen Grund, weil sie sich von den "Krawattenträgern" der Volksparteien einfach nur im Stich gelassen, nicht ernst genommen, für dumm verkauft und verar... fühlen - sie wissen sich einfach nicht anders zu helfen, zumal die Vertreter der Volksparteien oft zwar Dinge versprechen und vor den Wahlen auf gut Freund machen wollen, aber im Endeffekt nix bewirken und grad so weitermachen wie zuvor.
Die AfD findet den Kontakt zu ihren Wählern in allererster Linie über das Internet. Mit einer stärkeren Präsenz vor Ort hätte die AfD ein ganz erhebliches Potential zur weiteren Steigerung ihrer Wählerschaft, vor allem bei Leuten, die plötzlich merken, wieviele es sind, die so denken wie sie.