Interessen anders nach trans outing?

3 Antworten

Naja, es kann ja durchaus sein, daß Du jetzt nach deinem Outing mit einem anderen Blickwinkel und reflektierter denkst, als vorher. Das ist ja erstmal nichts ungewönhliches.

Ich hätte jetzt auch keine Lust mich mit den mir bekannten Jungs über Saufen, Rauchen, Koksen oder mit wem sie in welchem Hotel dieses Wochenende Sex hatten zu unterhalten - abgesehen davon, daß ich da selbst vor meinem Outing nie das große Interesse dazu hatte :D

Vielleicht bist Du auch einfach etwas ehrlicher geworden zu Dir als Du selbst, bzw. erkennst halt durch dein Outing daß deine Interessen doch ganz anders sind als dort, wo di8e Gesprächsthemen bspw. durch "Gruppenzwang" oder den allgemeinen Gesprächs-Flow der Peer-Group gelandet bist.

Es ist ja bei Gesprächsrunden manchmal so, daß ein bestimmtes Thema das Gespräch dominiert und sich dann Leute dran beteiligen, obwohl es einen gar nicht itneressiert.

Beispiel bei uns z.b.
Person 1 sagt: "Boah, der Fridolin ist voll scheiße"
Person 2: "Ja, gell, ich find den auch blöd"
Person 3: "Ja, wie der immer guckt. Wie so ein Kobold!"
Person 4 hat eigentlich nichts gegen Fridolin, aber um beim Gespräch teilzunehmen, haut er auch noch einen Kobild-Witz auf Fridolins Kosten raus, den er sonst eigentllich nicht machen würde. Eigentlich wollte Person 4 über die Bundestagswahl reden, doch das Gespräch hat sich durch Person 1-3 schon in Richtung "Über Fridolin lästern" gedreht.

Also vielleicht so Gespräche gar nicht so Ernst nehmen. Es ist nichts falsch, wenn man andere Interessen hat als die Peergroup oder die Clique.
Bei uns war z.b. Videospiele immer das dominierende THema - und damit konnt ich überhaupt nichts anfangen. Da kann man zwar nett lächeln, aber über Stunden hinweg, bei etwas zuzuhören, was einen null interessiert, ist dann auch irgendwan ermüdend.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Selly655 
Beitragsersteller
 26.12.2024, 14:09

Vor allem im letzten Jahr, habe ich sehr stark damit begonnen viele Witze zu machen und Gespräche zu führen, die zwar bei meinen Freunden gut angekommen sind, mich aber immer unwohler werden ließen. Vorallem weil sie auch teilweise auf Kosten anderer gingen.

Es hat gut getan endlich dazu zu gehören aber ich wollte es nicht wirklich.

Mit Frauen ist es umgekehrt. Mir fällt es einfacher mit Frauen zu reden. Es ist einfach viel offener und freier. Aber ich habe keine Freundinnen mit denen ich viel zu tun habe.

Was hälst du denn für wahrscheinlicher?

Das sich durch eine Äußerung von dir deine Interessen geändert haben

oder

das das sich durch die Äußerung von dir dein Umgang mit deinen Interessen geändert hat.

Kann es nicht eher sein, da du ja auch sagst 'dass sie von dem Geschlecht sind, mit dem ich mich nicht mehr identifiziere', dass du bis zu deinem Outing versucht hast deine Interessen an die Klieschees zu deiner Geschlechtsidentifikation anzupassen und nun, da du geoutet bist, diese Täuschung nicht mehr nötig hast, sondern dich wieder auf die eigentlichen Interessen fokussieren kannst?


Selly655 
Beitragsersteller
 22.12.2024, 13:40

Es war eigentlich eine blöde Frage von mir, weil die Antwort offensichtlich ist. Ich bin schon immer etwas abseits gewesen und dementsprechend haben mir die Themen nie wirklich gefallen.

Ich habe diese Frage auch sehr emotional gestellt, weil ich zum ersten Mal, bei diesem Treffen saß und ich mich wirklich gefragt habe:

Was soll ich hier? Ich kann ja garnicht mehr mit ihren Reden.

Ich weiß, dass nächste ist jetzt ziemlich Klischee haft. Aber es ist das erste Mal, dass ich wirklich raus komme, mich zeigen kann und dementsprechend z.b. neue Kleidung gekauft hab oder Hobby Wünsche, die ich versteckt hab. Über diese Sachen kann ich natürlich nicht mit ihnen reden, weil es sie nicht interessiert.

Hm, bei meiner Frau (mtf) habe ich festgestellt, dass sie mir viele Interessen nie mitgeteilt hat, weil sie ihr Gesicht als Mann wahren sollte.

Ich (ftm) habe nie etwas geändert, ich war schon immer ich. Auch wenn meine Mutter ja meint, dass sich das mit HRT ändert... Klar. 🤣

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – verheiratet mit einer trans Frau, selbst nonbinär/trans masc

Selly655 
Beitragsersteller
 22.12.2024, 00:10

Ich habe viele Interessen unterdrückt/ einfach nie gesagt. (Zum Beispiel Ballet)

Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum jeder, bis auf ein Freund meint, es hätte keine Anzeichen gegeben.

Kugelflitz  22.12.2024, 10:22
@Selly655

Haha, ja, ich hatte bei meiner Frau auch niemals die Vermutung. Sie war zwar durchaus immer femininer als andere Männer, aber dass sie tatsächlich eine Frau ist, hätte ich so nicht gedacht. Gut versteckt... Kann ich aber verstehen, eine burschikose Frau wird akzeptiert, ein femininer Mann leider nicht.

Ich hoffe, du kannst deinen Interessen nun irgendwie nachgehen und endlich du selbst sein. Ich wünsche dir alles Gute und einen unkomplizierten Weg.