Hund als Studentin halten?

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Den Wunsch nach einem Hund kann ich immer gut verstehen. Wer so hundelieb ist, dem ist es aber ganz wichtig, dass die Bedürfnisse des Hundes Prio 1 haben. Und das Hauptbedürfnis eines Hundes liegt ganz klar in der Zeit. Er möchte, als hochsoziales Rudeltier, nicht alleine sein. Natürlich muss ein Hund lernen, auch mal alleine zu sein, das geht oft gar nicht anders. Aber dazu braucht es viel Zeit und noch mehr Geduld und der Hund muss mind. ein halbes Jahr alt sein, bevor dieses Training beginnen kann.

Dann sollte auch ein gut trainierter Hund nie länger 4 - 5 Stunden höchstens alleine bleiben. Kann man das in einem Studium gewährleisten? Auch während der erforderlichen Praktika? Immer? Gibt es das soziale Netz für den Fall der Fälle? Was ist nach dem Studium? Der Hund lebt dann immer noch - kann aber nicht 9 - 10 Stunden einer normalen Berufstätigkeit alleine bleiben!

Nur, wer wirklich gewährleisten kann, dass er die ausreichende Zeit hat, den Hund über Wochen und Monate an ein ruhiges, stressfreies Alleinesein gewöhnen zu können, wer dann garantieren kann, dass der trainierte Hund nicht mehr als 4 - 5 Std. alleine bleibt, dass es IMMER die helfenden Hände gibt und dass er Hund auch später unter der Berufstätigkeit nicht leiden muss, der kann Ja zum Hund sagen.

Natürlich müssen auch die anderen Faktoren wie Vermieter, Geld etc. passen - aber fast immer ist es der Zeitfaktor, der eine verantwortungsvolle Hundehaltung unmöglich macht.

Ich würde im Studium davon abraten aus folgenden Gründen:

  • Zeit: Du wirst einen Großteil des Tages nicht daheim sein und Du kannst nur bis zu einem bestimmten Grad Deine Vorlesungen beeinflussen. Es ist ärgerlich zwischen Studium und Haustier abwägen zu müssen und vielleicht Wesentliches zu verpassen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Du den Hund in Vorlesungen mitnehmen darfst, daher wird das Tier daheim auf Dich warten müssen. Das sollte man bei Hunden nicht machen.
  • Geld: Hunde kosten (wie alle Haustiere) nicht wenig Geld. Wieviel genau hängt von vielen Faktoren, etwa Größe des Hundes, Futter, mögliche Tierarztkosten usw ab. Diese Webpage listet typische Kosten und kommt auf 900 € pro Jahr als absolutes Minimum https://www.deine-tierwelt.de/magazin/anschaffung-grundausstattung-was-kostet-ein-hund/). Was ich so von Hundehaltern höre, sollte man eher mit mehr rechnen. Ich hätte mir das nicht leisten können im Studium.
  • Wohnung: es ist oft wirklich schwer als Student überhaupt eine Wohnung zu finden. Mit Hund wird das noch wesentlich komplizierter. Wenige Wgs erlauben Hunde, schon weil man ja immer mal Mitbewohner mit Allergien haben könnte. Und dann hat der Hund gerade mal ein Zimmer, das ist nun wirklich nicht ideal. Wohnungen für Dich allein sind von vorneherein teurer, dazu eine die Haustiere erlaubt - schwierig. Eventuell wirst Du dann weiter draußen wohnen müssen und hast dann weitere Anfahrten zur Uni und noch weniger Zeit für den Hund.
  • Je nach dem was Du studierst kann es mal Seminare/ Veranstaltungen/ Praktika geben, die erfordern, dass Du über Nacht und ggf für mehrere Tage weg bist. Hast Du Möglichkeiten da Deinen Hund in der Zeit unterzubringen? Wieviel Zeit musst Du rechnen um zB den Hund zu Deinen Eltern zu bringen?
  • Alle gehen mittags in die Mensa - Du wirst heim müssen zum Hund. Direkt nach der Vorlesung kurz in die UB und dann zu einem Vortrag - nicht für Dich. Ausschlafen nach langer Party-Nacht - Du bist früh mit dem Hund Gassi... Du schränkst Dein studentisches Leben halt stark ein.

Und dann weißt Du nicht wie Dein Leben weitergehen wird und welche Einschränkungen und Chancen damit einhergehen. Und wie der Hund da dann eben reinpasst oder auch nicht. Ich würde mit Haustier warten. Damals hatte ich mal überlegt eine Katze aufzunehmen, mich aber dann zum Glück dagegen entschieden. Viele Dinge die mir im Leben besonders viel gebracht haben wären mit Haustier im Studium nicht oder nur sehr schwer möglich gewesen.

Ich denke das studium ist nicht das grosse Problem. Das wirst du schaffen. An viele Unis sind Hunde ja erlaubt.

Dein eigentliches Problem ist die Zukunft, denn nach dem Uni Abschluss gehts auch für dich ans Arbeiten.
Was machst du dann mit dem Hund?

Und auch schon während dem Studium musst du Praktika absolvieren. Was passiert da mit dem Hund?

Wenn man eine Familie hat die mithilft ist das ja schön und gut. Aber will die Familie auch 15 Jahre lang auf den Hund aufpassen wenn du keine Zeit für ihn hast?

Einen Hund sollte man sich dann anschaffen wenn man genau weiss, dass in den nächsten Jahren keine grosse Veränderung ansteht.
Und man sollte sich auch nur einen Hund anschaffen, wenn man selbst in der Lage ist ihn 24/7 zu betreuen.

Natürlich verläuft das Leben nicht gradlinig und natürlich weiss man nicht was die Zukunft bringt. Man findet schlussendlich für alles eine Lösung.
Aber 1. ist bei dir bereits ganz klar dass sich dein Leben verändert und 2. ist nicht jede Lösung die der Besitzer für gut erachtet auch wirklich gut für den Hund und sein Umfeld.

Warte bis du deinen Abschluss gemacht hast und 1-2 Jahre in der selben Firma arbeitest. Dann kannst du dir das immer noch überlegen.

Eine Freundin studiert und hat sich vor kurzem einen Hund zugelegt. Es funktioniert ganz gut. ABER: Sie hat einen Freund der sich mit um das Tier kümmert und Familie, die im Notfall einspringen kann.

Der Hund ist nie länger als eine Stunde alleine und der Freund kann seine Arbeitszeiten ihrem Stundenplan anpassen. Momentan arbeitet sie an ihrem Master, ist also viel zu Hause.

Das Problem sind die Seminare und Praktika. Mein Mann war an seinem längsten Tag von 06:00 bis 21:00 Uhr an der Uni. Das macht einen Hund unmöglich, wenn man nicht einen Partner hat, der gewillt ist, die Verantwortung mitzutragen. Dazu kommt ja auch noch Hundeplatz/Hundesport, oder was man sonst so macht.

Wenn der finanzielle Hintergrund einen Hund erlaubt, ist der Rest "nur" Planung und Organisation. Wenn die Lebensunstände das hergeben ist ein Hund auch als Student möglich. Ob das bei Dir zutrifft, musst Du für Dich selbst entscheiden. Bedenke, dass es dabei nicht nur um die nächsten 2 bis 3 Jahre geht, sondern so ein und auch schon mal bis zu 14 und mehr Jahre leben kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 20 Jahren im Bereich Rettungshunde tätig und Tierhalter

Kommt drauf an wie dein Studium jetzt aussieht, wie dein voraussichtlicher Berufsalltag aussehen wird und v.a. was du zu tun bereit bist, falls das nicht passt.

Studium geht von den ganzen Tag in der Uni und dann noch bis Mitternacht in der Bib bis hin zu ein-, zweimal die Woche 1,5 Stunden weg und das wars. Ersteres würde sich nicht mal mit Katzen vertragen, zweiteres ginge sogar sehr gut mit Hund (eigene Erfahrung). Nur muss halt dein ganzes restliches Studium so viel Zeit beinhalten und du musst wissen was du danach machen willst und ob das hundeverträglich ist... und ob die einen Sitter zahlen kannst wenn nicht. Übrigens solltest du dann auch nicht planen irgendwo im Ausland zu arbeiten oder wo, wo der Wohnungsmarkt sehr umkämpft ist.

Ich persönlich war fast nur zu Praktika anwesend, weil ich alleine besser lerne und in Vorlesungen eh nicht zuhöre. Die Hunde waren ein toller Ausgleich zum Lernen. Trotzdem hatte ich Tage an denen ich geflucht habe, an denen ich froh um meine hundeaffinen Freunde und Gassibekanntschaften war oder eben der Hund wirklich mal einen harten Tag hatte und habe auf einiges verzichtet was ich gerne gemacht hätte.