Hat jeder schonmal darüber nachgedacht trans zu sein?

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Bestimmt nicht jeder, allein deshalb nicht, weil es dann doch einige Leute gibt, die zwar nicht hetero sind, aber trotzdem nicht glauben, das Transidentität überhaupt echt ist. Und die überlegen dann logischerweise auch nicht, ob sie das vielleicht selbst sind, wenn sie nicht mal glauben, dass es das gibt.

Aber, dass Menschen, die nicht hetero sind, ihr Geschlecht häufiger in Frage stellen als Menschen, die hetero sind... Das glaube ich definitiv. Nicht nur, weil sie eher was davon gehört haben, dass das existiert, sondern auch, weil Nicht-Hetero sein automatisch heißt, dass man Stereotypen, Rollenbilder und seine eigene Anatomie in Frage stellt. Weil man eben plötzlich vor diesem riesigen Thema steht... "Ich habe bisher nur gelernt, wie Beziehungen, GV usw funktionieren zwischen Leuten, die geistig und körperlich verschiedengeschlechtlich sind. Aber, was zur Hölle soll ich jetzt machen?"

Ich habe tatsächlich zuerst mein Geschlecht in Frage gestellt mit ca 15, mit der Antwort "Nope, bin 'nur' bi" dann mit 16, aber momentan bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob das korrekt ist. Bin jetzt 22, und bin mir insbesondere nicht mehr sicher, ob ich wirklich auch biromantisch bin und nicht nur bisexuell (Alternative ist Aromantisch), und ob mein Verhältnis zu meinem Körper wirklich nur 'ich wäre gern maskuliner und dünner' ist, oder ob vielleicht doch mein tatsächliches Geschlecht da auch ein Faktor ist. Naja, irgendwie ist das alles mir aber auch ziemlich egal, ich erzwinge da keine Antwort mehr.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin bisexuell und nichtbinär & kenne viele andere 'Queere'.

Ich gehöre nicht der LGBTQ+ Ideologie an, dennoch habe ich schon mal darüber nachgedacht. Das war so Anfang 20. War aber schnell ad acta gelegt... denn ich fühle mich eigentlich ganz wohl in meiner Haut.

ALLAWASISTDAS  25.09.2022, 00:14

LGBTQ+ ist doch keine Ideologie!

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Adf234  25.09.2022, 05:33
@ChronosSOL

Diverse Studien. Beispielsweise sind die neuronalen Vernetzungen im Gehirn bei Trans- und Cis-Frauen ähnlich, genauso wie bei Trans- und Cis-Männern. Das ist einfach deshalb keine Ideologie, weil es mittlerweile recht viele aussagekräftige Studien dazu gibt, dass Trans keine Einbildung oder dergleichen ist und biologisch erklärt werden kann.

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ChronosSOL  25.09.2022, 11:23
@Adf234

Dass eine schließt das andere aber doch nicht aus, sorry.

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Adf234  25.09.2022, 18:21
@ChronosSOL

Nicht direkt, aber Ideologie wird in dem Kontext so verwendet, als sei Trans reine Einbildung. Ja, ich weiß, das hast du nie gesagt, aber der Begriff "Transgender-Ideologie" hat eine solche Konnotation. Ideologie grundsätzlich hat den Aspekt, dass Dinge, die völlig offensichtlich sind, trotzdem geleugnet werden, weil sie dann eben nicht ins Weltbild passen. Und genau das ist der Grund, warum ich mit Studien argumentiert habe.

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ChronosSOL  25.09.2022, 20:23
@Adf234

Das Wort ,,Ideologie" hat für sich erstmal keine nachteilhaft Bedeutung. Es beschreibt lediglich eine Gruppe, die eine spezielle Gesinnung teilt. Diese Gesinnung kann sich auch an Fakten orientieren.

Dieses Wort ist in seiner geberauchsart äußerst vielseitig und unterstellt nicht zwangsläufig eine krude Sinnhaftigkeit des eigenen Denkens.

Es liegt also mehr daran welcher Definition man folgt und wie man es letztendlich interpretiert.

Du beziehst dich hier auf den Begriff, der die Denkweise der einzelnen Individuen angreift, welche sich in dieser community befinden... und da hast du, meiner Meinung nach, auch recht. Denn letztendlich habe ich meine eigene Meinung über besagte Community, denn ihr Handeln ist, meines Erachtens nach, inkonsistent. Was aber ein anderes Thema sein soll.

Du siehst also, dass sie aus jeder Perspektive alle Grundvoraussetzungen einer "Ideologie", für mich, erfüllt.

Folglich verstehe ich den argumentationspunkt nicht. Ich habe nicht die Sinnhaftigkeit wissenschaftlicher Resultate angezweifelt, die du ja schon selbst angemerkt hast, sondern zweifle dieses Konzept der Sinnhaftigkeit, als solches, an.

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ALLAWASISTDAS  01.10.2022, 22:19
@ChronosSOL

Google nennt als Definition von „Ideologie“ zwei Möglichkeiten:

  1. an eine soziale Gruppe, eine Kultur o. Ä. gebundenes System von Weltanschauungen, Grundeinstellungen und Wertungen "eine bürgerliche, demokratische Ideologie"
  2. politische Theorie, in der Ideen (2) der Erreichung politischer und wirtschaftlicher Ziele dienen (besonders in totalitären Systemen) "eine faschistische, kommunistische Ideologie"

Der Begriff LGBTQ bezeichnet weder eine bestimmte Weltanschauung oder Grundeinstellung noch eine Wertung und schon gar nicht eine politische Theorie. Er beschreibt lediglich eine Vielfalt von sexuellen Orientierungen, die kein bisschen mit Meinungen oder Ideen oder Grundeinstellungen zu tun haben, sondern lediglich eine menschliche, sexuelle Gegebenheit sind!

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Zu der Frage: Hat jeder in der LGBTQIA+ community schonmal darüber nachgedacht Trans zu sein?

Bei mir war es weiter gefasst: Ich habe nachgedacht, was mit mir ist. Dabei kam mir vieles in den Sinn. Direkt nach Trans gedacht habe ich nicht, das kam aber im Nachdenken irgendwann vor.

Nein, auch wenn ich nicht Teil der LGBTQ+-Community bin (wobei das vielmehr der Teil ist, über den ich intensiv gegrübelt habe - also, wie hetero ich wirklich bin; Ergebnis: ziemlich sehr ;)). Ich "wusste" irgendwie immer, dass ich ein Mädchen bzw. eine Frau bin. Das stand nie zur Diskussion. Und ich denke, Trans*personen geht's da genau so, nur eben mit einer Abweichung zwischen dem, was sie an ihrem Körper und in ihrem Perso sehen und dem, was sie empfinden.

Das bedeutet aber keineswegs, dass ich nie damit gehadert hätte, als Frau leben zu müssen! Mache ich nach wie vor mindestens alle vier Wochen, wenn mein Uterus freidreht und ich mit Krämpfen zusammengerollt im Bett liege... Oder auch, wenn mal wieder in einem Bewerbungsgespräch vermeintlich "geschickt" und "durch die Blume" erfragt wurde, ob und wann ich denn gedenke, schwanger werden zu wollen *eyeroll*. Oder wenn mal wieder in der Autowerkstatt die Menschen mit meinem Mann statt mit mir reden - mit meinem Mann, der seit seiner Führerscheinprüfung keine 100km weit gefahren ist und Autos total unspannend findet.

Aus all diesen Gründen und noch einigen mehr bezeichne ich mich auch ganz klar als Feministin (nein, das ist kein schmutziges Wort ;)). Es ist echt nicht leicht, in dieser Gesellschaft als Frau zu leben. Und auch für Männer, die vom Klischée abweichen (also eigentlich fast alle ;)) ist es das nicht. Aber das lässt mich eben nicht an meiner Geschlechtsidentität zweifeln, sondern kämpfen für eine bessere, gerechtere Welt :).

Nein. Ich bin zwar Bi, sehe mich auf keinen Fall als Teil der LGBTQIA+ community, und habe mir nie Gedanken darüber gemacht ob ich ein Junge sein könnte.

Woher ich das weiß:Hobby – Euer Pick-Me-Girl :)