Wann als trans Mann bei Familie outen?
Wann ist der richtige Zeitpunkt seiner Familie zu eröffnen, dass man wahrscheinlich ein Mann ist?
Ich weiß, dass ich trans bin und dass ich nicht mein ganzes Leben in den weiblichen Körper verbringen möchte, aufgrund von Körperdysphorie. Zudem existiert in meinen Vorstellungen einfach kein Leben als Frau.
Dennoch hab ich immer Zweifel, ob ich wirklich bin, was ich glaube zu sein, und Unsicherheiten, wie ich damit umgehen soll. Momentan kommt eine Transition nicht in Frage, da ich zu große Angst habe einen Fehler zu machen und nicht weiß, wie sich es auf mein Umfeld auswirkt.
Die letzten beiden Abschnitte widersprechen sich ein wenig.
Beim outen, würde es in erster Linie darum gehen, überhaupt mal in meinem Umfeld anzusprechen, was mich beschäftigt und wie es mir geht (zuletzt nicht besonders gut) und nicht um Namen (ist eh unisex), Pronomen oder Kleidung (ist bereits überwiegend aus Herrenabteilung).
Wann outen? Jetzt, obwohl Unsicherheiten bestehen und meine Familie keine Ahnung hat und dadurch ein Chaos verbreitet wird, oder warten bis ich mir sicherer bin? Bin auch offen gegenüber weiteren Tipps.
(bin volljährig)
4 Antworten
Ich habe angefangen darüber nachzudenken ob ich ein transsexueller Junge bin, als ich 15/16 war. Geoutet habe ich mich ziemlich bald mit 16. Obwohl ich mir noch nicht sicher war, habe ich so getan als wäre ich mir sicher. Schließlich haben meine Mitmenschen mir sowieso schon kaum geglaubt.
Natürlich war ich mir meiner Zweifel bewusst. Mir war wichtig, dass ich mir 99,9% sicher gewesen bin, als ich angefangen habe Hormone zu nehmen. Das war das Wichtigste, um zu verhindern dass ich es bereuen würde. Und bisher bin ich sehr glücklich, als Mann zu leben :)
Ich weiß nicht, was gewesen wäre, hätte ich eines Tages herausgefunden, dass ich doch nicht trans bin. Natürlich wäre es blöd gewesen, dann allen sagen zu müssen: "Ups, doch nicht!". Aber ob man wirklich ein (transsexueller) Mann ist, kann man ja wohl am besten herausfinden, indem man es (noch ohne medizinische Eingriffe) ausprobiert, oder?
Und: was ist am wenigsten schlimm?
- Sein ganzes Leben lang als Frau leben, obwohl man ein Mann ist, sich aber nicht traut sich zu outen?
- Transitionieren ohne vorher ausgiebig ausprobiert zu haben als Mann zu leben, sich irren und es am Ende bereuen?
- gründlich ausprobieren wie es sich als Mann lebt, dabei herausfinden dass man es doch nicht ist, und das dann seinem Umfeld sagen müssen?
Da ist doch definitiv das letztere das geringste Risiko oder?
Und damit man es ausprobieren kann, sollten einem die Menschen möglichst glauben.
Daher mein Rat: Oute dich bald. Tu so als wärst du dir sicher. Aber höre innerlich auf alle deine Zweifel, prüfe sie nach und setze dich damit auseinander, bis du dir sicher bist.
Und such dir direkt einen Therapeuten, besprich wie du dich fühlst, sei ehrlich, nutze die Therapie als Gelegenheit dich selbst wirklich zu erforschen!
Sei absolut ehrlich zu dir, erforsche auch deine Ängste und verdränge sie nicht. Dann wirst du dir irgendwann schon sicher genug sein.
Ich glaube, 100% sicher sein kann sich niemand. Aber 99,9% genügt.
Grundsätzlich ist der richtige Zeitpunkt der mit dem du dich wohl fühlst.
Grade wenn du dir unsicher bist kann ein gespräch mit der Familie aber auch helfen.
Hast du mal überlegt wie sich das für dich anfühlt wenn deine Familie dich z.b. entsprechend deiner Wünsche anspricht? Denkst du das würde dir mehr sicherheit geben oder es dir leichter machen? Wenn ja dann spricht das definitiv dafür.
Und das sind ja auch keine Schritte die dich entgültig in irgendeine Richtung zwingen.
Fühl ich.
Hier ist mein ’Plan’. Vielleicht hilft er dir ja.
Ich hab mich auch noch nicht geoutet. Ich will mich aber bald bei meiner Mutter mit einem Brief outen (wo halt drin steht das ich ftm bin und was trans sein überhaupt ist, meine Pläne wegen OP und so) und dann so n biss später, wenn ich mit Hormonen angefangen hab, mich bei meinem Vater outen (der ist glaub ich sehr streng mit sowas). Mein Bruder wird das warscheinlich einfach so nehmen, weil der macht sich einen Spaß draus, wenn mich jemand auf der Straße mit ‘Junger Mann’ anspricht.
Du solltest dich auf jeden Fall im voraus schon bei Freunden oder so outen, damit du zur not einen Ort hast, wo du hin kannst, wenn alles schief läuft.
Schau auch mal ob es bei dir in der nähe LGBT Gruppen oder so gibt und rede mal mit denen.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen.
Vg. Han :)
Oute dich so schnell es geht aber es muss für dich stimmen.
Du hast zwar nicht nach meiner Meinung gefragt, aber ich würde dir DRINGEND davon abraten, deiner Mutter direkt beim Outing zu sagen, dass du dich operieren lassen willst. So ein Outing ist sowieso schon ein Schock und muss verdaut werden. Mit so einer Ankündigung würde noch die Angst, dass du einen Fehler machst und es bereuen wirst, dazu.
Ich habe diesen Fehler gemacht. Als ich nur sagte, dass ich ein Junge bin, hat meine Mutter es sofort akzeptiert. Als ich direkt danach über OPs sprach, drehte sie völlig durch und wir konnten 2 Jahre lang gar nicht miteinander sprechen ohne zu streiten. Nach zwei Jahren hat sie es dann auch verstanden und steht inzwischen wieder völlig hinter mir.
Es war einfach zu früh. Sowas kannst du dir ersparen... Es gibt keinen Grund Operationen anzusprechen, wenn du noch weit davon weg bist, sie überhaupt machen zu können.