Hast du deine/n Wehrpflicht oder Zivildienst absolviert?
Wie war das so? Stimmt es, dass man beim Bund zum Mann wird?
92 Stimmen
39 Antworten
Ich denke für viele ist so ein Jahr ganz sinnvoll, aber das kann man nicht verallgemeinern. Zum Mann wird man dort m.E. auch nicht, man kann aber durchaus bei der Bundeswehr oder auch beim Zivildienst von der Tätigkeit dort profitieren, das muss aber nicht der Fall sein.
Durch die Entspannung unter Gorbatschow war schon Ende der 80er der Riemen bei der Bundeswehr runter, und generell gab es wohl dort immer viel Gammeldienst, also auch im Kalten Krieg. Davon profitiert man nicht. Ich kenne andere Geschichten, die waren bei entsprechenden Interessen bei den Gebirgsjägern, die haben persönlich und auch sportlich davon profitiert.
Gerader aber nicht nur für Schüler in dem Alter ist es sinnvoll, eine Jahr Pause zwischen Schule und Ausbildung/Studium zu haben. Nochmal vor die Wahl gestellt, würde ich ein FSJ oder BFD machen oder work and travel. Letzteres gab es zu meiner Zeit noch nicht.
Ich wurde damals, 1991, ausgemustert. Erst hatten sie streng gemustert, da bekam ich einen T3, und das ist schon nicht so toll, speziell wenn man zahlreiche Verwendungsausschlüsse hat - wie ich. Ich hätte etwa nicht mehr zu den Sanis gehen können. Da habe ich dann Widerspruch erhoben und wurde ausgemustert - zu diesem Zeitpunkt wurde dann generell wieder lax gemustert und viele meiner Mitschüler wurden ohnehin ausgemustert. Das hing wohl damit zusammen, dass wegen des Golfkriegs viele beim KWEA verweigert haben und man eine entsprechende "Reserve" aufbaute und beim zweiten Termin, nach dem Krieg, hatte man dann zu viele, also wollten sie viele nicht mehr. Vom Sport Leistungskurs war kaum jemand tauglich ;)
Ich halte nichts davon, junge Leute zu ihrem Glück zu zwingen und ich sehe die Wehrpflicht auch kritisch, auch wenn ich sie nicht komplett ablehne - sie ist das letzte Mittel um die Sollzahlen zu erreichen und eine verteidigungsfähige Armee zu erreichen.
Davon, Menschen zu ihrem Glück zu zwingen oder auch Menschen zwangsweise Gemeinschaftsinn beibringen zu wollen halte ich überhaupt nichts.
Und junge Menschen - weder wir damals noch Ihr heute - müssen der Gesellschaft keine unnötigen Opfer bringen. Für junge Leute in Deutschland wurde wenn überhaupt in einem kurzen Zeitraum - 60er, 70er Jahre - etwas mehr getan. Das Bildungssystem ist für so ein reiches Land eine Schande. Für die deutsche Politik sind junge Menschen Material für die Wirtschaft und nicht mehr. Für Jugendliche hat man erst begonnen mehr zu machen, als klar wurde dass das alte Konzept mit Kirchen und Sportvereinen völlig gescheitert war und Nazis aufsuchende Jugendarbeit begonnen haben. In der DDR gab es die FDJ Jugendclubs, die politisch Verantwortlichen machten die einfach dicht und in der Folge standen die jungen Leute dann auf der Straße - die Politik dachte wirklich man könne der Jugend damit Kirchen und Sportvereine aufzwingen - da bleiben die Jugendlichen lieber an der Bushaltestelle oder dem Supermarktparkplatz, wo sie im Westen schon immer ihren informellen Jugendtreff hatten. Der Erfolg der AfD bei jungen Leuten ist eben auch ein Erfolg dieser Politik, und da nützt es überhaupt nichts den jungen Leuten Zwangsdienste aufzudrücken. Ich habe mal selbst Jugendarbeit auf Jugendrings Ebene gemacht, und damals wie heute gilt dass nur Jugendzentren und aufsuchende Jugendarbeit die diesbezügliche Bedürfnisse befriedigen können - da kann dann gerne der eine oder andere Jugendverband vorbeikommen und seine Angebote machen. Aber die Gemeinden haben oftmals kein Geld für solche Angebote oder können nur wenig anbieten - wo ich aufgewachsen bin, da gab es mal eine Skatepark, dieser musste aber ersatzlos abgerissen werden, weil die Gemeinde für eine Neuanlage kein Geld hat, das Schwimmbad ist übrigens auch dicht, aber nur ein hässlicher düsterer Bunker den nur noch die Rentner genutzt haben. Ein Spaßbad hätte man mal bauen können als man noch Geld hatte, aber das wollte man politisch nicht. Ja, schon wahnsinnig toll was dieser Staat für seine Jugend macht, und dafür soll diese Zwangsdienste leisten? Aus Dankbarkeit? Nö, hätte ich Kinder würde ich in so einem Fall schauen wie ich sie um einen Pflichtdienste herum kriege und dabei auch zur Not die Verwaltung an der Nase herum führen. Eine Jugend deren Erleben durch ein für sie mieses System geprägt ist, wird auch durch Pflichtdienste nicht zu besseren Staatsbürgern werden - im Gegenteil.
In Westdeutschland war der Zivildienst wichtig um den damals schon bestehenden Pflegennotstand zu verschleiern, selbst in der Schwarzwaldklinik wurde eigens ein Zivi eingebaut, der dann das Krankenhaus so toll fand, dass er Krankenpfleger wurde "Pfleger Mischa". Mit der Wende wurde der Hauptzweck der Wehrpflicht die Produktion von Zivis, zeitweise gab es auch eine (un)Tauglichkeitsgrad T7, früher hätte man das kasernenverwendungstauglich oder Innendiensttauglich genannt. Für die Truppe kaum brauchbar, aber beim Zivildienst hat man ohnehin nicht so auf Einschränkungen geschaut - ein Freund mit Rückenproblemen wurde vom Pfarrer für schwere Arbeiten verpflichtet, und bekam dann natürlich Rückenschmerzen, die dem Pfarrer scheißegal waren. In der Folge hat hauptsächlich die Sozialindustrie auf dem Rücken (mitunter wortwörtlich) der jungen Leute von den Pflichtdiensten profitiert. Die Wehrpflicht auszusetzen war da irgendwie nur noch folgerichtig, da die Wehrpflichtigen bei der damaligen Bundeswehr wohl tatsächlich mehr störten. Wenn man aber eine Territorialarmee aufbauen muss, dann geht das schwer ohne Wehrpflichtige, da braucht man einfach eine Masse an Menschen für relativ einfache Arbeiten.
Zivildienst zu leisten hat mir viel Lebenserfahrung gebracht.
Ich habe als Pflegediensthelfer in einem Krankenhaus gearbeitet.
Ich hatte Abitur, aber wusste nicht viel vom Leben. Meine Vorgesetzte kam von der Hauptschule. Sie hat eine Abteilung mit mehreren Mitarbeitern geleitet, in der es um Leben und Tod geht, hat Dienstpläne geschrieben, selbst im Schichtdienst gearbeitet und war sich nicht zu schade, auch um 6 Uhr morgens Patienten zu waschen und auf der Toilette zu helfen. All das für ein bescheidenes Gehalt.
Als Zivis hatten wir wenig Verantwortung und manche hatten eine ruhige Zeit, weil sie nicht im Schichtdienst waren sondern in anderen Abteilungen stundenlang als Bereitschaft herumgesessen haben und keinen direkten Kontakt mit den Patienten. Aber auch sie haben fast anderthalb Jahre lang schlecht bezahlte Arbeit geleistet, während andere schon an der Uni ihre Karriere verfolgten.
Ich habe immer noch großen Respekt vor allen, die in der Pflege oder anderen sozialen Berufen arbeiten und würde mir wünschen, dass es wieder einen verfplichtenden Sozialdienst gäbe.
Moin,
(Warum stellst du meine Frage ?)
vor über 20 Jahren war ich zum Grundwehrdienst bei der Bundeswehr. Unabhängig der Ziele der Bundeswehr ist die Bundeswehr richtig Scheiße! (gewesen)
Mein Erfahrungswert kurz: Die Bundeswehr ist ein Affen und ein Idiotenverein!
- Sie haben es bis heute nicht geschafft mir Einkommensnachweise zukommen zu lassen
- Sie haben mich zu nächtlichen Diensten (bis 6:00 Uhr) eingeteilt, obwohl sie wussten, das ich am nächsten Tag an die Ostsee fahren muss. (also bis 6:00 Uhr Dienst, aber dann 14:00 Uhr schon an der Ostsee sein. Und das ist kein Schlafdienst!)
- Sie haben mir Dienste während meines Urlaubs zugeteilt
- Obwohl im Grundgesetz steht, das Männer und Frauen gleich zu behandeln sind, war wahrscheinlich keine Frau gezwungen sich eine Musterung oder gar dem Wehrdienst zu unterziehen
- Dann haben sie es geschafft mir in einem Monat keinen pünktlichen Sold zu bezahlen
- In der Vorletzten Woche wollten sie unbedingt nochmal eine Übung durchführen, obwohl sie ganze 6 Monate lang nichts gemacht hatten!
- Die Arbeitszeit pro Woche beträgt mehr wie 40h. Auch im Heimateinsatz und bei Wartungsteams.
- An manchen Stellen wurde auch Unsinn behauptet, der sich wissenschaftlich nicht halten lässt.
- ...
Stimmt es, dass man beim Bund zum Mann wird?
Nein. Wenn man zulange bleibt wird man zum Idioten! ... Und wenn du die Bundeswehr testen möchtest. Mache es. Ich kann dir nur raten, dich nicht gleich zu lang zu verpflichten ... Bilde dir erstmal eine Meinung. Ich kenne mehr Leute, die möglichst schnell wieder weg sind, als Menschen die da Ihren Job gemocht haben!
Grüße
Das Wort Mann samt seines Daseins sind schon mal stark überbewertet !
Ich bekam nur damals einen Brief das ich erfasst wurde, aber das wars dann auch schon gewesen ! Ich hatte aber Glück das ich von klein auf etliche Gesundheitliche Einschränkungen hab und auch Schäden durch ne OP dazu kamen. Ich hätte also nicht zum Bund müssen !
Mal davon abgesehen ich wäre so oder so nicht gegangen, die hätten mich mal Kreuzweise können, Zivi hätte ich auch nicht gemacht, bin doch nicht der Depp der malochen geht unter Zwang. Sollen andere ihren Kopf hinhalten und G.I Joe für Arme spielen... Wie einfache Bauern auf dem Schachbrett werden sie geopfert, das ist aber das Problem derer die sich für den fragwürdigen Weg entschließen weiter zu machen... ;-)
Ich hätte mich nicht zwingen lassen, ich entscheide selbst was ich tue und was nicht !
Ich hätte mich nicht zwingen lassen, ich entscheide selbst was ich tue und was nicht !
Wärst also im schlimmsten Fall, lieber in den Knast gegangen ja? :D
Ich weiß nicht, was es bedeutet, "ein Mann zu werden" durch Kriegspielen.
Klar lernst Du da einiges, ich konnte dort den LKW-Führerschein machen und habe sehr viele Menschen aus verschiedensten Städten kennengelernt. Und nach Dienstschluß viel gesoffen.
Wenn das männlich ist, dann wußte ich das damals nicht.
Nein, das ist nicht "männlich"... das machen so viele Menschen (egal welches Geschlecht)