Hass und Hetze im Netz - lohnt sich das Dagegenstellen noch?
Ich befasse mich schon sehr lange mit dem Thema von Hass und Hetze, besonders im Netz.
In meiner Kindheit und Jugend gab es noch keine sozialen Medien, ich bin also quasi ein Kind beider Welten und noch ohne Facebook groß geworden, jetzt ist es aber undenkbar, eine Welt ohne soziale Medien aufzubauen.
Ich sehe durchaus Positives in den sozialen Medien, aber eben nicht nur. Viele Menschen gehen davon aus, das Internet ist ein rechtsfreier, anonymer Raum und sind dort "mutiger" als ich realen Leben.
Was mir in den letzten Jahren aufgefallen ist:
Viele ehemalige Print-Medien verbreiten Schlagzeilen, die nur Öl ins Feuer gießen beim Thema Hass, Spaltung und Hetze, die Berichte selbst werden kaum gelesen, dafür sind die Kommentarsektionen voll von rassistischen, sexistischen oder anderweitig diskriminierenden Kommentaren.
Wenn man "dagegen kommentiert", also zB für Neutralität, Sachlichkeit und Fakten, wird man von zig Leuten dafür angegangen.
Ich erinnere mich an die jüngsten Terroranschläge, bei denen in den den Kommentaren um Neutralität bat und um Geduld, bis die Polizei alle Fakten beinander hätte, wilde Spekulationen über Herkunft und Tatmotiv bringen niemanden weiter.
Sofort kamen Kommentare auf meinen Kommentar, die ich teilweise polizeilich zur Anzeige bringen musste (man wünschte mir sogar, von Geflüchteten gruppenvergew*ltigt zu werden), dabei habe ich weder den Täter in Schutz genommen, noch eine Tat relativiert, lediglich um Sachlichkeit, Fakten und Geduld gebeten.
Ich sehe so viele Kommentare, die offenkundig rassistisch, faktisch falsch, voller Hass und Hetze sind. Zudem hat Zuckerberg ja jetzt auch gegen Hatespeech kapituliert (und/ oder wollte Musk und Trump gefallen) und es gibt diesbezüglich in den USA keine Kontrollen mehr. Auch andere Netzwerke (X) fallen in der EU auf und verstoßen wegen fehlender Kontrollen ihres Inhaltes gegen den Digital Services Act.
Was meint ihr, lohnt es sich noch, mit Kommentaren gegen diese Kehrtwende zu stehen?
Sollte man weiterhin Kommentare verfassen, die bei solchen oder ähnlichen Geschehnissen zur Ruhe mahnen, Sachlichkeit fordern und Geduld erbitten?
Oder ist dies ein Kampf gegen Windmühlen und längst verloren?
10 Antworten
Die sogenannten "Sozialen Netzwerke" habe ich weitestgehend verlassen. Bei X (Twitter) bin ich schon vor rund fünf Jahren rausgeflogen, weil ich gegen die Blaubraunen gezetert habe. Auf anderen Seiten war ich nicht sonderlich aktiv. Mich interessiert das Geschwaller von den Weltverbesserern nicht mehr und habe es weitest gehend gelassen, mit Argumenten eine oder einen Schreiber/in zu überzeugen. Da ist viel zu oft Hopfen und Malz verloren und vertane Liebesmühe (und Lebenszeit).
In der Vergangenheit war ich aktiver, besonders bei den Blauen. Ich habe ihre Argumente versucht zu zerböseln, mit mäßigem Erfolg. Meist wird man/frau als "Lügner" hingestellt und die Seiten, die man/frau verlinkt, werden als "Fake" abgetan.
Jedoch gibt es den einen oder anderen Fanboy, "Fangirls" sind es eher weniger, die man/frau noch erwischt und zum Nachdenken bring. Aber das ist selten. Die meisten stellen auf Stur, haben Scheuklappen auf und werden, wenn man/frau sie überzeugen will oder wenigstens dazu bringen versucht, zuzuhören, aggressiv.
Dann lasse ich das ganze einfach, gehe meinen Weg, auch wenn der sicher nicht immer richtig ist, aber ich lasse mich auch gerne überzeugen oder zum Nachdenken bringen. Das hat noch nie geschadet.
Heute trifft man mich bei Bluesky, da gibt es keine blauen Weltverbesserer. Da braucht man/frau nicht mit Argumenten, die ungehört bleiben, irgendwen zu überzeugen. Hier bei GF vermeide ich auf Fragen von Blauen zu antworten. Das können andere besser als ich.
Schönen Mittwoch noch
Es ist elemtare Basis in einer freiheitlichen Gesellschaft seine Meinung zu vertreten ... insbesondere bei sowas.
Früher gab es sowas auch schon. Die damaligen Stammtische finden heute öffentlich in den sozialen Medien statt.
Es war aber auch schon immer so, dass nur wenige sich offen für freiheitliche Systeme eingesetzt haben. Wenn alle sagen "hat ja keinen Sinn", ist es vorbei. Was meinst Du wie es jenen Leuten vor 150++ Jahren gegangen ist, die in einer diktatorischen Welt die Idee der Demokratie verbreitet haben?
BTW: Es bringt IMHO viel für die innere Haltung, wenn man nicht "gegen etwas argumentiert", sondern "seine Meinung argumentiert".
Ich bin (zumindest noch) zu stur um nicht wenigstens dem gröbsten Unfug und Geschwurbel zu widersprechen. Vermutlich bringt es nichts aber wenn auch nur einer nochmal nachdenkt oder weiter ins Thema rein liest, auch nur einen kurzen Blick aus der Blase wirft war es nicht ganz umsonst.
Leider ist die Diskusssionskultur spätestens seit Corona hinüber, es gibt nur absolut dafür und absolut dagegen, links oder rechts hart am Abgrund, einfach mal von der Mitte aus in beide Richtungen schauen und dann drüber nachzudenken scheint aus der Mode gekommen zu sein.
Ich finde das ist eine sehr interessante Frage.
Und ich weiß selbst nicht immer, wie ich damit umgehen soll. Ich schwanke hier auch sehr stark und bin gespannt auf die anderen Antworten.
Auf der einen Seite darf man ja gewisse Dinge nicht einfach so stehen lassen. Es ist sehr gut, wenn man zum Beispiel Falschbehauptungen mit gut belegbaren Fakten widerlegen kann.
Auf der anderen Seite ist es auch nicht gut, wenn man offensichtlichen Trollen noch eine größere Reichweite gibt. Es ist es oft falsch mit diesen Hetzt-Accounts noch zu interagieren.
Wenn hier auf Gutefrage ein neu angemeldeter Account eine Frage mit Hass und Hetze einstellt, und niemand würde ihm antworten, dann würde dieser Effekt auch ganz schnell wieder verpuffen.
Das Problem ist nur, dass auf diesen Troll-Account dann noch zusätzlich weitere Troll-Accounts ganz bewußt interagieren und diesem Hass noch eine größere Reichweite verschaffen. Es scheint so, dass es oft eine Gruppe ist, die sich entweder zu diesem Hasskommentar vorher abgesprochen hat oder ganz speziell darauf reagiert.
Ich nutze soziale Medien fast nicht, finde es aber erfrischend wenn ich Kommentare lese wie deine.
Natuerlich gibt es Studien zu dem Thema, und interessanterweise beeinflussen rationale, konstruktive, respektvolle Kommentare die Diskussion positiv - wenn sie unter den obersten Kommentaren sind. Also: mach weiter!