Hannah Arendt im Ethikunterricht?
Hallo, ich plane gerade meinen Unterricht für eine 10. Klasse in Ethik und brauche ein paar Meinungen.
Das Thema der Einheit ist Arbeit und Selbstbestimmung und dabei möchte ich das Konzept von Hannah Arendt - vita activa in der Doppelstunde thematisieren.
Ziel ist es, dass die SuS die drei Tätigkeiten des Lebens nach Arendt kennen und die auf Berufe anwenden können und darüber urteilen, ob bzw. wann die Arbeit selbstbestimmt ist. In der Problematisierung will ich dann auf Marx (haben die eine Stunde vorher gemacht) eingehen, der Arbeit als Selbstverwirklichung betrachtet. Also ist nach dem Konzept Arendts Arbeit eine Selbstverwirklichung. Am Ende sollte klar sein, dass in dem Handeln/Sprechen die Selbstverwirklichung liegt, welches zur Freiheit (im Sinne von Arendt) führt. Und das ist ja nur möglich, wenn wir Menschen in Pluralität leben. Das geht ja nun in der modernen Welt immer weiter unter, da Arbeit hauptsächlich doch automatisiert (technik) abläuft. Hier findet auch keine Selbstbestimmung mehr statt.
Deswegen sind soziale Berufe ja so wichtig, weil Menschen sind frei, wenn sie handeln und miteinander sprechen können – also wenn sie aktiv am Leben in der Gesellschaft teilnehmen. Und diese Freiheit entsteht nur im Miteinander mit anderen Menschen. Soziale Arbeit ist mehr als Hilfe geben, sie schafft Räume, in denen Menschen gehört werden, mitreden können und handeln können. Sie hilft Menschen, ihr Leben selbst zu gestalten und dadurch auch die Gesellschaft mitzugestalten.
Was sagt ihr zum groben Ablauf der Stunde?
Das Material hab ich dazu erstellt. Ich hab noch Schwierigkeiten beim Einstieg. Ich wollte mit dem Menschenbild von Hannah Arendt einsteigen (also der mensch als homo faber/ animal laborans), um dann in einem Unterrichtsgespräch darauf zu führen: Macht Arbeit den Menschen aus? Ja, welche Art von Arbeit?
Das führt mich dann zu den Tätigkeiten, die Arendt beschrieben hat.
Soll ich mit der Frage einfach einsteigen oder vielleicht bilder von animal laborans/ homo faber oder eher mit einem Gedankenexperiment?
Ich bin noch am lernen und deswegen frage ich nach Hilfe also bitte nur ernstgemeinte Antworten.
Danke euch!
2 Antworten
dabei möchte ich das Konzept von Hannah Arendt - vita activa in der Doppelstunde thematisieren.
Was hier wohl kaum Einer kennt. Es gibt auch keinen Handlungsbedarf sich damit zu beschäftigen.
Der Ablauf der Doppelstunde wird aus der Schilderung nicht so erkennbar. Wie lautet denn das Lernziel der Sitzung?
okay danke!
Aber fällt dir auch spontan ein, wie ich mit dem menschenbild einsteigen könnte? Also irgendwelche ideen?
Das Menschenbild nach Arendt ist: Mensch als Arbeitstier und der Mensch als Herrsteller. Der Mensch als Arbeitstier arbeitet nur um seine Existenz zu sicher, wie z.B. kochen und dann wirds wieder sofort verbraucht. Der Mensch als Hersteller stellt dinge her, die nach seinem Tod noch da sind, wie z.B. Werkzeuge/ Stuhl etc. Also Gebrauchsgegenstände und keine Verbrauchsgegenstände.
Spontan fallen mir Bilder von Chaplin (Moderne Zeiten) am Fließband oder gar IN der Maschine Räderwerk ein. Die sind erkennbar übertrieben, also "ideologisch unverdächtig", aber ausdrucksstark. Ich nehme an, der Unterrichtsraum ist auch für Youtube-Vorführungen (zu Lehrzwecken erlaubt) ausgerüstet: https://www.youtube.com/watch?v=6n9ESFJTnHs
oh das ist eine gute idee! Danke! Ich könnte ein Ausschnitt davon zeigen und dann ein Zitat von Arendt an das Whiteboard projizieren. "Bestimmt man den Menschen als "ein· Animal laborans, so kann er in der Tat nichts wesentlich anderes sein als ein Tier, bestenfalls die höchste der Tiergattungen, die die Erde bevölkern".
Der Ausschnitt aus dem Video zeigt ja den Menschen als Arbeitstier und mit dem Zitat wird ja dann gesagt, dass wenn der Mensch nur ein Arbeitstier ist, dann wäre er nicht anderes als ein Tier. Frage: Macht Arbeit den Menschen aus? Demnach ja, aber welche Arbeit? Wir sind ja keine Tiere.
Ergibt das so Sinn?
Also die Ziele sind
1) kennen die drei Tätigkeiten des menschlichen Lebens nach Hannah Arendt (Arbeiten, Herstellen, Handeln)
2) können diese auf verschiedene Berufe anwenden, um zu beurteilen, inwiefern diese Tätigkeiten selbstbestimmtes Handeln ermöglichen.
3) Dabei reflektieren sie, welche Bedeutung soziale Berufe im Hinblick auf Freiheit und gesellschaftliche Teilhabe haben.