Hätte der 2 Wk. vielleicht eine andere Wendung genommen?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Außer Hitler wollte niemand Krieg, sei es in der internationalen Politik oder in den Reihen der restlichen Bevölkerung, das kann man sicherlich niemanden vorwerfen. Man war also zunächst einmal bemüht alles zu unternehmen, um einer ungewollten Konfrontation aus dem Weg zu gehen, dafür machte man auch Eingeständnisse die so vermutlich nicht einfach gemacht worden wären und man erlag daher immer wieder Hitlers expansivem Streben. Ich hoffe, er wird irgendwann aufgeben (zufrieden sein) und die "aktuelle Situation" akzeptieren. Man ließ vieles geschehen (Appeasement Politik), in der Hoffnung, dass das Deutsche Reich keine weiteren Forderungen stellen würde, ausschließlich in der Hoffnung den großen Krieg verhindern zu können. Irgendwann war dann aber auch mal gut und man sagte., "bis hierhin und nicht weiter" (Polen), zumal man mit dem "Fall Tschechei" Hitlers wahres Ziel erkennen konnte und abschließend auch sah. Der Einmarsch in Polen brachte letztendlich das Fass zum überlaufen.

In der Nachbetrachtung ist es einfach Dinge anders zu beleuchten und Vorwürfe zu machen, seinerzeit waren allerdings die Entscheidungen nicht völlig verkehrt.

Auch hier eine kleine Vorgeschichte dazu:

Die Haltung Englands bereitet den deutschen Militärs ab dem Jahr 1937 große Sorgen, sah es 1936 doch noch so aus als könne ein freundschaftliches Verhältnis zu London erzielt werden. Man war sich im Jahr 1936 noch einig die Vergangenheit ruhen zu lassen um gemeinsam die Bedrohung Europas durch den aufkommenden Kommunismus zu bekämpfen. Es wurden seitens deutschem Reich Anstrengungen unternommen um ein Bündnis mit Großbritannien zu erzielen, von dem man sich aber im Laufe des Jahres 1937 verabschieden musste, da die Interessen beider Nationen zu unterschiedlich waren. Hitler hoffte aber weiterhin, da er wusste, das viele Aristokraten und Politiker auf der Insel Sympathien für Deutschland hegten. Am 17.11.1937 traf der englische Sonderbotschafter in Berlin ein, um Deutschlands zukünftige außenpolitische Pläne in Erfahrung zu bringen. In einem Gespräch mit Hitler wird diesem vorgeschlagen durch eine engere Zusammenarbeit der beiden Länder einen dauerhaften Frieden in Europa zu sichern. Hitler aber will davon nichts hören und wirft seinem Gegenüber vor immer noch von den Westmächten diskriminiert zu werden. Er erhält seitens England das Eingeständnis, das es auf der Insel sicherlich angenommen werden würde wenn es in Europa zu angemessenen Grenzänderungen kommen würde (Danzig, Österreich, Sudetenland), so lange dieses auf vertretbare Weise, durch Verhandlungen geschehen würde. Der Freifahrtschein für Hitlers weitere Expansionsanstrengungen, den man in englischen Regierungskreisen mitunter für einen verlässlichen Partner hielt, der ebenso auf Frieden fixiert sei wie man selbst.

die Bereitschaft der Bevölkerung in England und Frankreich für einen Krieg war vermutlich nicht groß - man versuchte, direkten Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen, was ich verstehe

die ausgeflogenen Teile der polnischen Luftwaffe wurden in UK aufgenommen und flogen von dort aus Gegenangriffe gegen das besetzte Polen - viel genutzt hat es leider nicht

von den USA war zu dieser Zeit keine Unterstützung zu erwarten - die Bevölkerung dort hatte immer noch mit den Auswirkungen des Börsen-Crash 1929 zu kämpfen und sah keinen Sinn darin, sich im weit entfernten Europa zu engagieren - einige Ausfuhrverbote von Gütern wurden verhängt und die US-Regierung versuchte schon mal vorsichtshalber zu erforschen, wie es um die finanzielle Situation in Deutschland stand sowie um die Stimmung allgemein in Sachen Angriffskrieg

ich vermute, erst die Besetzung von Frankreich hat die Stimmung verändert, sodass Unterstützung in Form von Waffenlieferungen erfolgte, aber keine direkte Einmischung - du kannst es unter "Leih- und Pachtgesetz 1941" in Wikipedia nachlesen - es gibt übrigens ein anscheinend ähnliches Gesetz in Sachen Ukraine - interessante Beiträge und allein schon wegen der aktuellen Situation lesenswert

Wären England und Frankreich ihren Bündnisverpflichtungen gegenüber Polen im Jahr 1939 nachgekommen, würden wir heute vermutlich nicht von einem zweiten Weltkrieg sprechen - sondern "nur" von einem kontinentaleuropäischen Krieg. Wobei abzuwarten gewesen wäre, wie Stalin (und auch Mussolini und Franco) auf eine von den Westmächten eröffnete Westfront gegen Nazi-Deutschland im Jahr 1939/1940 reagiert hätten. Speziell die beiden letzteren hätten sich möglicherweise verpflichtet gesehen, ihrerseits zumindest gegen Frankreich vorzugehen - Italien, weil es sowieso schon mit Deutschland verbündet war, und Spanien, weil Franco sich eventuell für Hitlers Hilfe im spanischen Bürgerkrieg erkenntlich zeigen wollte. Eventuell wäre es doch zu einem Weltkrieg gekommen, allerdings mit anderen Rollenverteilungen. Denn die Rolle, die die Sowjetunion in einem solchen Szenario gespielt hätte, wäre auch interessant gewesen. Möglicherweise wäre sie an der Seite Deutschlands in den Krieg eingetreten. Oder sie hätten sich ihrerseits die damaligen deutschen Ostgebiete geschnappt, wenn der Krieg im Westen schlecht für Deutschland gelaufen wäre ...

Auf jeden Fall ist das ein sehr interessantes Szenario für einen Alternate-History-Roman.

zetra  15.08.2023, 16:36

Franco sich eventuell für Hitlers Hilfe im spanischen Bürgerkrieg erkenntlich zeigen wollte ?

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Das tat er doch mit den 19 Tsd. Soldaten seiner Blauen Division. Ansonsten ist Spanien nicht in der Lage gewesen, hier einzugreifen, der Putsch hatte es ausgelaugt. Ein Ausgleich wegen der Hilfe von der Legion Condor..

https://museum-grafenwoehr.de/verstaerkung-aus-spanien-die-blaue-division-teil-1/

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1937 - 1938 wäre das Deutsche Reich in einem Präventivkrieg noch zu schlagen gewesen.

Auch nach dem Angriff auf Polen waren GB und Frankreich überlegen. Die Fehler lagen bei militärischer und politischer Führung.

Nein, wie man auch spaeter erkennen konnte, sie sind noch nicht aufgerüstet gewesen. Warum sollte das auch anders sein, denn DE ist zu dieser Zeit ohnehin zu stark gewesen. England deutete das ja schon mit dem Luftkampf ueber den Kanal an. Dünkirchen ist ein Versuch von Adolf gewesen, die Briten eventuell umstimmen zu können?

Woher ich das weiß:Hobby