Habt ihr Nachbarn die ständig rüberglotzen um nix zu verpassen?

Das Ergebnis basiert auf 39 Abstimmungen

Nein 64%
Ja, leider 21%
Nicht mehr 8%
Ja 5%
Unsicher 3%

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Nicht mehr

Hier bin ich davor gottlob gefeit, aber meiner Heimat war das Standard - es war die Hölle auf Erden, um es so zu formulieren - und ich war oft das bevorzugte Objekt solcher Nachbarn, weil ich "nicht wie jeder" war: Einerseits war ich der Ausländer, andererseits der Akademikertrottel und Mercedesfahrer, der zu blöd sei für die Landwirtschaft und die Fabrikarbeit und das Handwerk und "ja keinen Schrebergarten hat, net".

Ich musste mich dafür rechtfertigen, als Mann nicht im Handwerk und in der Landwirtschaft zu arbeiten, keinen Schrebergarten zu haben, samstags nicht um sieben Uhr "wie alle" in demselben zu ackern sowie dafür, eine Freundin "von außerhalb" zu haben und so weiter. Es ist sogar passiert, dass man angesprochen wurde darauf, dass man "ja doch wohl schon ungeschickt, net" sei, weil einem irgendwie der Schlüsselbund aus der Hand gefallen war und man dabei gesehen worden war. Es gab dutzendfach solche Ansprachen und infamste Gesten, wo man wusste, man wird beobachtet und das gezielt.

Auch beklagten sich die Nachbarn, dass ich ihnen "nicht herzlich genug winken würde", aber wenn man sich gutwillig zu entschuldigen versucht hat und sagte, dass man beim Autofahren nicht auf die Leute am Straßenrand oder im Garten achtet und salutiert sondern auf den Verkehr achtet, war man wieder der Akademikertrottel und hätte es nötig, sich zu entschuldigen, man denke ja, man sei was Besseres und fange deswegen von Entschuldigung an ... wie denn, wo denn, was denn ... es war alles falsch, grad so wie man's gemacht hat. Nach dem Motto: Macht man einen Fehler, ist der auch noch falsch.

Meiner damaligen Freundin und mir wurde u.a. sogar vorgehalten, dass wir nicht samstags um halb sieben die Rollos oben hatten und dass nicht schon um sechs Uhr morgens Licht brannte "wie bei normalen Leuten"; wir seien ja "keine von Schaffhausen" und "ja was Besseres", spätestens wenn wir in meinem Mercedes C180 gesichtet wurden -----> und ich war mit Ende 20 auch noch lang nicht so selbstbewusst wie heute, wo mir manches zum einen Ohr rein und zum anderen Ohr raus ginge. Das Resultat war heftig: Irgendwann litt ich unter Herzrasen, Paranoia, Bluthochdruck und Alpträumen, vor allem nach einem Lauschangriff und Bespitzelungen stasimäßigen Charakters sowie Übergriffen der unfeinsten Art. Ich fühlte mich elend und am Ende dachte ich, ich sei schuld an der Misere und ging zum Psychologen, der nur meinte ... ich sei weder krank noch müsse ich in Behandlung, es sei das Umfeld.

XXX

Derzeit denke ich abrundend intensiver drüber nach, ein Buch zu schreiben nach dem Motto "Erlebtes und Erlittenes - stolz, KEIN Dorfkind zu sein" oder so was in der Art. Wenn ich mal richtig viel Zeit habe, gehe ich das auch an. Konzepte gibt es schon, aber so ein Projekt braucht Zeit; ich weiß es von einer Freundin, die schon mehrere (Fach-)bücher geschrieben hat und mich dazu ermutigt hat, das Ganze gezielt anzugehen.

Das wäre ein Buch, das die skurrilsten und abwegigsten Anekdoten bündelt und teilweise auch eine Abrechnung darstellt - die Vorstadt ist ein einziger Abgrund bis hin zu geschmierter Polizei (!) mitten in Deutschland und einer "CDU-Mafia" und liefert massenweise Stoff für Geschichten, wenn man da erst mal knapp drei Jahrzehnte zubringt und die Leute näher und intensiver erlebt, als man es will ... und das aus jeder Perspektive. Erlebtes und Erlittenes eben.

Mal sehen ... es wäre halt für jeden ersichtlich, der da noch wohnt, um was und wen es geht; ich würde die zu gern alle sehen, wie sie mein (hypothetisches) Buch lesen, sich wieder erkennen, aufeinander losgehen und jeder alles leugnet und sich alle gegenseitig widersprechen. Ich bin dran.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

vuntenre  23.05.2024, 00:22

Wo hat sich denn dieses Leben abgespielt? Und war das auf dem Land oder in der Vorstadt?

0
rotesand  23.05.2024, 00:25
@vuntenre

Das war eine typische westdeutsche Vorstadt mit Jägerzaun, Reihenhäusern aus den 60ern, erzkatholischer Prägung bis hin zur Bigotterie und ähnlichem "Idyllkram", von dem ich heute nichts mehr wissen will. Umliegend gab es "schmucke" Dörfer, die menschlich ähnlich abartig waren - die habe ich ja beruflich im Außendienst betreut, da hat man kaum vorstellbare Sachen erlebt. Nach dem Lauschangriff und einer Morddrohung war Schluss.

0
vuntenre  23.05.2024, 00:30
@rotesand

Welche kaum vorstellbaren Sachen hast du erlebt? Wer hat einen Lauschangriff durchgeführt und von wem kam die Morddrohung?

0
Ginkgo926  23.05.2024, 13:49

Wow! Und viel Glück mit Deinem Buchprojekt!!!

0
Nein

Nein, aber der im ersten Haus an der Gasse weiß immer wer zu Hause ist oder wer von wem Besuch hatte.

Und ich bin in der Gasse diejenige, die mitbekommt, wenn einer ein Hundstrümmerl liegen lässt.

Nein

Nö die hab ich hier nicht ! Wenn dem so wäre hätte ich die mir schon längst vorgenommen, bin grundsätzlich jemand der nicht lange fackelt, das wissen viele auch :-). Handfeste Kontakte können ganz hilfreich und auch lehrreich sein !

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ja

Die Nachbarin von gegenüber hängt ständig Fenster und beobachtet alles. Aber das stört mich nicht. Ist manchmal ganz hilfreich. Als mein Kater vor ein paar Jahren angefahren wurde, hat sie es gesehen und ist gleich nach draußen um den Fahrer aufzuhalten. Sie hat dann auch bei mir geklingelt und mich geholt.

Ja, leider

Die gehen auch durch Türen, durch die sie nicht dürfen (Haustüren).

Die wissen sogar, was ich in meinem Kühlschrank habe!

Denen entgeht nichts, die durchsuchen sogar Müll.

Mich hat die Geschichte mit dem Mülldurchsuchen so gestört, dass ich mal 20 aufgeblasene Luftbalongs in den Müll geschmissen habe. Wenn man dann wieder vor Neugierde in der Mülltonne rumtrampelt, knallt es ganz schön. Leider saß ich gerade auf dem Klo! Aber man hat es durch die Fenster gehört. Seit dem wurde der Müll nicht mehr durchsucht.

Wie man die Restlichen Spionagearten stoppen kann, muss ich noch testen. Habe mal innerlich ein großes Schild "Vorsicht wachsamer Nachbar" aufgehängt, so dass man es gut sehen kann, wenn ich aus der Türe raus gehe.

Immer wenn ich nach Hause komme, stehen sie schon da.

Die hatten mal 3 Meter hohe Busche, wenn es aber zu neugierig ist, wird einfach der Busch 10 Stunden lang jemals immer un 1cm zurückgeschnitten. Jetzt ist aber keiner mehr da! 🤔

Fenster werden auch 5 Stunden lang geputzt.

Die wissen auch, dass Nachbarn Kopflos durch die Gegend fahren.

Zitat: "... die [Nachnamen] fahren auch jeden Abend Stunden lang kopflos durch die gegend."

Woher die dass wohl wissen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigene Meinung