Guten Morgen. Haben Kinder heute noch eine richtige Kindheit?

33 Antworten

In erster Linie liegt es an den Eltern, wenn sie ihren Kindern keine Freizeit ermöglichen. Es gibt so einige Eltern, an deren falschen und übertriebenen Ehrgeiz ihre Kinder scheitern und auch zerbrechen.

Meine Töchter haben glücklicherweise auch noch viel draußen und mit Freunden gespielt. Zeit für ihre Hobbys waren moderat und nicht alles andere einnehmend. Darauf habe ich als Mutter schon geachtet. Ich habe sie auch nach der Schule erst mal abschlappen lassen und nicht gleich an die Hausaufgaben gejagt.

Sie mussten auf einen gewissen anderen Teil in ihrer Kindheit und Jugend verzichten, aber ich vertraue darauf, dass es zum geeigneten Zeitpunkt zu einem gerechten Ausgleich kommt.

Was ich für heutige Kinder sehr bedaure, ist, dass sie nicht mehr so wie ich einfach auf der Straße spielen können. Und dass diese ach so tolle moderne Zeit dafür sorgt, dass Kommunikation gefühlt zu 2/3 nur übers Handy stattfindet. Dazu kommt auch noch der ganze mediale Mist und Druck, der vor allem viele Mädels in Magersucht und äußerlichen Perfektionswahn treibt.

Es gab auch noch nie so viele Kinder und Jugendliche, die auf verschiedene Weise seelisch vollkommen kaputt sind. Mobbing in den Schulen und Ausgrenzung wegen Religion, Sexualität oder einfach durch ganz normale Wesenszüge sind an der Tagesordnung. Und schlimmerweise wird es an vielen Schulen immer noch nicht ernst genug genommen.

Was der Coronascheiß und viele Fehlentscheidungen mit den Kindern und Jugendlichen gemacht hat, darüber muss wohl nicht groß diskutiert werden. Ich war und bin froh, keine Kinder mehr in Kindegarten-oder Schulalter zu haben.

Kinder sollten Kinder sein (dürfen). Sie haben nur eine Kindheit und Jugend. Der ganze erwachsene Leistungsdruck erreicht sie noch früh genug.

ps1980 
Fragesteller
 02.08.2021, 14:22

Vielen Dank.

Kinder sollten Kinder sein (dürfen). Sie haben nur eine Kindheit und Jugend. Der ganze erwachsene Leistungsdruck erreicht sie noch früh genug.

Dem kann ich nur zustimmen!

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Das Phänomen gemänetschter (von Management) Kinder kenne ich nicht erst seit kurzem. Der durchgetaktete Freizeitspaß ist schon länger im Gebrauch. Und eine Kindzeit nach dem Krieg, wo es kein Spielzeug gab, war zwar fantasievoller, aber auch nicht "das Richtige". Mit den diversen Kursen möchten Eltern dafür sorgen, dass ihr Kind optimal lernt, um später gut für die Schule und den Beruf vorbereitet zu sein. Ein Kind, dass im Kleinskindalter keine Musikschule besucht hat oder welches nicht in einer Krabbelgruppe war, hat doch nicht die richtige Freizeit gelebt.

Nunja. Der Mittelweg ist wohl ideal: Ein wenig Fordern und ganz viel Freiraum.

Es kommt doch allein auf Dich drauf an, was Du draus machst. Du musst Dich nur zu verteidigen wissen, wenn Deine Tochter heute schon wieder nichts vorhat. 😉 Ich persönlich finde, dass Freie Zeit viel wert ist und die Fantasie im eigenen Leben eine große Rolle spielen sollte! Beruf ist wichtig - keine Frage - ich selbst bin es auch!

ps1980 
Fragesteller
 02.08.2021, 10:49

Vielen Dank für diese Antwort. Ich finde, dass der von dir angesprochene Mittelweg aber möglicherweise ein schmaler Grat sein kann. Auf jeden Fall sollte man sein Kind gut genug kennen um ggf. Zeichen von Erschöpfung und Strass wahrnehmen zu können. Meine Beobachtung ist leider, dass das bei manchen Eltern nicht unbedingt der Fall ist...

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AriZona04  02.08.2021, 11:02
@ps1980

Ganz genau! Wie ich eben in einem anderen Kommentar schrieb, ist gemeinsame Zeit Luxus und ein Gut, welches viele Eltern gar nicht wahrnehmen wollen! Du - aber - bringst Deiner Tochter Vertrauen bei und Selbstbewusstsein. Mach weiter so!

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Hallo zusammen in die Runde,

meine letzten Erfahrungen diesbezüglich beziehen sich auf meine eigenen Kinder. Die Tochter ist allerdings inzwischen schon 19, der Sohn 21 Jahre alt. Ganz taufrisch sind diese Erfahrungen also auch nicht mehr.

Natürlich war die Kindheit meiner Kinder völlig anders, als meine eigene, bedingt alleine schon durch die technischen Errungenschaften der heutigen Zeit. Denn auch meine Kinder haben natürlich schon mit ihrem Nintendo DS gespielt und hatten später jeder sein Smartphone.

Beide hatten allerdings auch noch Lego, Playmobil und Brettspiele, mit denen sie sehr häufig gespielt haben und zufrieden waren. Zudem haben beide als Kinder sehr gerne "richtige Bücher" gelesen (nicht nur Smartphone Nachrichten), was zumindest bei meiner Tochter auch heute noch der Fall ist.

Was die vollgestopften Terminpläne betrifft, so liegt es natürlich zu einem großen Teil auch an den Eltern, wie sie die Freizeit ihrer Kinder planen.

Wie haben uns als Eltern bemüht, das ganze in einem vernünftigen Rahmen zu halten.

Da wir beide recht musikalisch sind, wollten wir aber zum Beispiel zumindest versuchen, ob unsere Kinder nicht auch ein Instrument lernen wollen. Ein Klavier war schon vorhanden, also war Klavierunterricht (einmal in der Woche in der Musikschule) naheliegend. Beide spielen übrigens bis heute, obwohl sie wie gesagt volljährig sind und schon längst damit aufhören könnten, wenn sie keine Lust mehr hätten.

Zudem sollten beide auch Sport treiben. Den durften sie sich aber aussuchen (sonst hätten sie, dem Vater folgend, aufs Rennrad gemusst😁) , was bei meiner Tochter auf Schwimmverein und bei meinem Sohn (anfangs) auf Fechten im Verein heraus lief - beides auch je einmal pro Woche. Mein Sohn hatte schnell genug davon und ist dann auch lieber in den Schwimmverein gegangen, das nur nebenbei.

Das war es aber auch schon, mit den festen Terminen. Uns war es nämlich tatsächlich wichtig, dass unsere Kinder auch noch genug ungeplante Freizeit haben, neben diesen festen Terminen und schulischen Verpflichtungen.

Und wo wir gerade bei Schule sind:

Meine Tochter hatte das Pech, ein G8 Abitur zu machen. Das fand ich schon ziemlich grenzwertig, was den Kindern da zugemutet wurde, denn das bedeutete ständig Unterricht auch nachmittags und trotzdem zusätzlich Hausaufgaben, wie früher beim G9. Wenn ich das mit meiner Gymnasialzeit damals in den 1980er Jahren vergleiche, muss ich gestehen, dass wir damals ein sehr leichtes Leben hatten, und dass uns das Abitur damals im Vergleich zu heute fast geschenkt wurde. Da kann ich wirklich sagen, die Kindheit und Jugend meiner Kinder war im Vergleich härter, als bei mir damals. Soweit ich weiß, hat man sich aber inzwischen von dem G8-Schwachsinn wieder verabschiedet und die Kinder dürfen heute wieder 9 Jahre aufs Gymnasium, bzw. 13 Jahre lang zur Schule gehen.

Dann ist da noch ein riesen Unterschied gewesen, und das sind die Klassenfahrten.

Wir waren früher zweimal in der Jugendherberge, irgendwo hier in der Nähe, und als "Höhepunkt" dann in der 10. Klasse mal zum Skifahren in Österreich.

Nicht so meine Kinder: Jugendherberge gab es auch, aber schon im Kindergarten und dann auch ständig in der Grundschule. Dann Skifreizeit in Südtirol, Studienfahrt nach Berlin, Studienreise nach Malta, Studienreise nach Auschwitz, ...

Und immer wurde wie selbstverständlich vorausgesetzt, dass das Kind natürlich mitfährt und die Eltern bezahlen. Bei zwei Kindern im Altersabstand von nicht mal ganz zwei Jahren ein teures Vergnügen, denn da war auch schon mal der Sohn gerade in Berlin und die Tochter zeitgleich in Südtirol...

Und "Pech gehabt" natürlich für Eltern mit unserem Einkommen, die zwar viel zuviel verdienen, um auch nur einen Euro Zuzahlung von Land oder Stadt für diese Schulfahrten zu bekommen, aber trotzdem kein so hohes Einkommen hatten, dass wir diese Schulfahrten mal eben aus der Portokasse bezahlt hätten, ohne es bei den laufenden Monatsausgaben zu bemerken.

Unter dem Strich bin ich jedenfalls tatsächlich froh, dass beide Kinder volljährig sind und so langsam auf eigenen Füßen stehen. (Obwohl beide noch studieren und mich somit immer noch ordentlich Geld pro Monat kosten. Aber das bezahlt man ja gerne, wenn nachher auch was dabei raus kommt und davon gehe ich mal optimistisch aus ...)

Ich könnte hier wahrscheinlich noch viel zu diesem Thema erzählen, aber das ist es, was mir gerade so spontan dazu einfällt. Deshalb an dieser Stelle erst mal genug davon und ich wünsche allen, des es geschafft haben bis hier zu lesen noch einen schönen Tag.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Wendelstein1863  02.08.2021, 13:57

Super Antwort - gehe absolut konform mit dir.

Liebe Grüße

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ps1980 
Fragesteller
 02.08.2021, 14:01

Vielen Dank für deine sehr ausführliche und interessante Antwort.

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Ich denke es kommt auf das individuelle Kind an.

Hat es Spass an Ballett, Geige, Fussball und Co. Ist alles gut. Wenn das Kind viele Interessen hat und Spass hat, ist gut. Schwierig ist es nur, wenn die Eltern Spass daran haben und das Kind nicht

ps1980 
Fragesteller
 02.08.2021, 10:40

Dem kann ich nur zustimmen. Vielen Dank.

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du hast Recht, leider ist es so und die Eltern sind froh das sie sich nicht mit den beschäftigen müssen, wie auf den Spielplatz gehen oder vorlesen, eben gemeinsam etwas Freizeit verbringen.

ps1980 
Fragesteller
 02.08.2021, 10:38

Danke. Ich muss sagen, dass ich sehr gern mit meiner Tochter auf den Spielplatz gehe oder in den Wald oder an den See oder was auch immer. Ich genieße die Zeit, die ich mit meiner Tochter verbringen kann sehr (meistens jedenfalls) und finde, dass es meinen Horizont ungemein erweitert die Welt auch mit ihren Augen zu sehen.

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AriZona04  02.08.2021, 11:01
@ps1980

Ich finde das superschön und superwichtig, dass Du Zeit mit Deiner Tochter verbringst. Spielplätze, See und Wald sind tolle Ziele. Und ja: Wir können viel von unseren Kindern lernen. Gemeinsame Zeit ist soo wichtig! Viele Eltern geben ihre Kinder - und somit die Verantwortung - gern ab. Schade.

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