Gibt es die Zeit, wie wir sie kennen wirklich, oder täuscht uns unser gehirn?
Und vergeht die Zeit für jden Menschen gleich schnell?
6 Antworten
Deine Vorstellung von Zeit ist wahrscheinlich davon geprägt, dass wir im Zeitalter der Uhren leben und Uhren die Zeit vorgeben. In dieser Vorstellung ist es tatsächlich so, dass die Uhr weitertickt, egal was passiert, ob etwas passiert und egal, ob überhaupt jemand auf eine Uhr guckt. Eine solche an eine unaufhörlich und konstant tickende Uhr gebundene Zeit müsste immer und seit Ewigkeit existieren und eventuell auch schon vor dem Urkann existiert haben. Hier kommt aber schon das erste Problem auf: kann es eine solche "objektive Uhr", die eine konstante Zeit anzeigt, überhaupt außerhalb des Universums geben oder kann sie erst mit dem Univerum zusammen entstehen?
"Zeit" ist ein Begriff aus einer bestimmten Kategorie von Begriffen, die alle eine besondere Eigenart haben. Solange man sie im Alltag verwendet, ist jedem völlig klar, was gemeint ist. Ich vermute, in dieser Klarheit denkst du gerade. Sobald man aber anfängt, diese Begriffe genauer zu untersuchen, zu definieren oder zu erklären, werden sie immer unklarer, immer verschwommener und irgendwann entgleiten sie einem völlig und je mehr man sich mit ihnen beschäftigt, umso weniger weiß man darüber. Irgendwann weiß man dann nur noch, was es nicht ist, hat aber keine Worte mehr dafür, was es ist. Weitere Begriffe neben "Zeit" aus dieser Kategorie wären z.B. auch "Liebe" oder "Seele".
Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Naturwissenschaftler und Philosophen mit dem Begriff der Zeit. Den aktuellen Stand dazu habe ich z.B. hier zusammengefasst:
https://www.gutefrage.net/frage/ist-zeit-menschen-geschaffen
Kurz zusammengefasst: solange nichts passiert, solange keine Energie umgesetzt wird, gibt es auch keine Zeit. Da aber in unserem Universum erst mit dem Urknall Energie begann (nach heutigem Kenntnisstand), sich umzuwandeln, konnte auch erst mit dem Urknall das entstehen, was wir Zeit nennen.
Würde man in einem Gedankenexperiment das Universum anhalten, sodass nirgendwo irgendetwas passiert, würden auch alle Uhren stehen bleiben, es würde keine Zeit vergehen.
Beispiel zu besseren Vorstellung: Du nimmst ein Foto in die Hand, auf dem du als kleines Kind abgebildet bist, am besten noch mit einer Uhr im Hintergrund und ich würde dich Frage: "Wieviel Zeit vergeht auf diesem Foto?" würdest du womöglich feststellen, das sei eine ziemlich komische Frage. Es ist aber tatsächlich so, dass auf dem Foto keine Zeit vergeht, egal wie lange du es betrachtest, weil schlichtweg nichts passiert. Auch die Uhr im Hintergrund würde dir bestätigen, dass auf dem Foto keine Zeit vergeht. Die zeigt selbst Jahre später immer noch dieselbe Zeit an. Anders wäre das bei einem Film, denn da passiert etwas. Da könntest du im Hintergrund auch die fortschreitende Zeit ablesen können.
Es gibt in der Natur und im uns seit Milliarden umgebenden All eine Abfolge von Geschehnissen, die man als Zeit und Zeitabfolge bezeichnen kann. Eine ewige Gleichzeitigkeit, ein ewiges "jetzt" ist nur Gott vorbehalten.
Für Licht zum Beispiel existiert Zeit überhaupt nicht. Theoretisch ist es daher auch unendlich schnell. Aufgrund irgendwelcher Gesetzmäßigkeiten wirkt es allerdings 299.000 km/s schnell.
Auch für massebehaftete Objekte kann die Zeit schneller relativ zu allem anderen vergehen, wenn es sich an einem Ort mit starker Gravitation befindet oder sich mit extrem schnellen Geschwindigkeiten fortbewegt, während die Zeit gegen C (Lichtgeschwindigkeit) dann gegen 0 läuft.
Die Satelliten zum Beispiel sind zwar in Relation zur Lichtgeschwindigkeit noch extrem langsam, trotzdem treten dort bereits zeitdilatative Effekte auf, wodurch die Uhren in den Satelliten aktiv umgestellt werden müssen, weil sie dort langsamer vergeht als auf der Erde.
Insgesamt glaube ich, das Zeit an sich eine komplette Illusion ist, und genauso real existiert wie die räumlichen Dimensionen "oben" und "unten". Oben und unten existieren relativ betrachtet, im absoluten Maßstab des Universum gibt es diese Richtungen allerdings nicht.
Wenn Zeit eine Illusion wäre, dann könnte man tatsächlich sagen, dass alles bereits geschehen ist, oder das alles gleichzeitig passiert. Das Gehirn selbst wäre dann eine sehr spezielle Apperatur, die einen zeitlichen Ablauf konstruiert, um sich irgendwie zurechtzufinden.
In gewisser Weise würde man dann auch sagen können, dass das gesamte Universum bereits feststeht, während auch das falsch wäre, weil diese Erklärung impliziert, dass ein vergangener Zustand A zu einem zukünftigen Zustand B führen würde, während es diese Kausalitäten ohne Zeit garnicht mehr geben könnte.
Man könnte dann also wirklich sagen, dass garnichts wirklich passiert, weil nichts zu irgendetwas anderem führt. Es ist dann fast wie ein Wandel der Energienpositonen, ohne das sich das gesamte wirklich verändert. So sagt auch einer der Sätze der Thermodynamik, dass Energie nicht verloren gehen oder erschafft werden kann und nur ihren Zustand ändert.
Das Gehirn täuscht uns! Es gibt nur das ewige Jetzt. Alles andere ist Illusion.
Sehe ich anders. Rein theoretisch kann natürlich alles mit Ausnahme des jeweils eigenen Bewusstseind Illusion sein, aber das glaube ich nicht.
Zeit nimmt man nur wahr, wenn man wartet, dass sie vorbeigeht. Aber die Uhren bleiben davon nicht stehen.
299792458 m/s, nicht km/s.